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Wilsdruffer Tageblatt : 15.03.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193903154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390315
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-03
- Tag 1939-03-15
-
Monat
1939-03
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.03.1939
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Auf Landesverrai steh- Tod Hier ehrvergessene Lumpen hingerichtet Die Justizpressestelle beim Volksge richtshof teilt mit: Es sind hingerichtet worden: 1. Der am 25. Oktober 1938 vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats zum Tode und zu dauerndem Ehr verlust verurteilte 37jährigc Georg Gottwald aus Breslau, 2. der am 6. Dezember 1938 vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats zum Tode und zu dauerndem Ehr verlust verurteilte 23jährige Martin Hommes, 3. der am 16. Dezember 1938 vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats zum Tode und zu dauerndem Ehr verlust verurteilte 32jährige Hans Höser aus Plansch witz bei Oelsnitz i. V. und 4. der vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Landesverrats zum Tode und zu dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilte PeterKasper aus Aalen (Württemberg). Gottwald hat sich durch ein Angebot, das ihm angeb lich hohen Verdienst durch die Mitwirkung am Devisen schmuggel in Aussicht stellte, verlocken lassen, die Grenze zu überschreiten. Im Ausland hat er erfahren muffen, daß er Zutreibern des fremden Spionagedienstes in die Hände gefallen war. Er hat sich gleichwohl zur Ausspähungstätigkeit gegen das Deutsche Reich hergegeben und ihnen auf zahlreichen Zu sammenkünften über seine Bemühungen Bericht erstattet. Er ist auch nicht davon zurückgeschreckt, andere in sein landes- verräterisches Treiben mit hineinzuziehcn, die deswegen zu empfindlichen Freiheitsstrafen verurteilt werden mußten. Hommes, der schon seit jeher keine Neigung zu ehrlicher Arbeit und einem geregelten Leben hatte, hat sich durch einen schlechten Freund verleiten lassen, aus Abenteuerlust ins Aus land zu gehen. Dort sind beide alsbald an den fremden Spionagedienst geraten; in seinem Auftrage haben sie vier Ausspähungsreisen unternommen mit dem Ziele, deutsche Be festigungsanlagen auszukundschaften. Der Begleiter des Hommes ist auf dem Rückweg von der letzten Reise kurz vor der Grenze, als er gegenüber einem Förster von seiner Pistole Gebrauch machen wollte, von diesem durch einen Schuß nieder gestreckt worden und hat sich, während der Förster Hommes abführte, durch einen Schuß in die Schläfe selbst das Leben genommen. Den Verurteilten Höfer haben Verwarnungen, die er sich durch Pflichtwidrigkeiten zugezogen hatte, und Schulden ver anlaßt, seine Arbeitsstelle eigenmächtig zu verlassen und Deutsch land den Rücken zu kehren. Im Auslände wurde er bald fest- genommen und dem fremden Spionagedienst zugesührt. In der Erwartung, sich dadurch ein gutes Fortkommen im Auslande zu sichern, verriet er hemmungslos Dinge, die ihm während seines früheren Dienstes im deutschen Heer bekannt geworden waren. Er sah sich jedoch bitter enttäuscht. Nachdem der aus ländische Spionagedienst den Höfer ausgehorcht hatte, kümmerte er sich nicht länger um ihn. Höfer irrte dann — von einem Lande m das andere abgeschoben — ruhelos, von Almosen lebend, in der Fremde umher und kehrte schließlich « seine Heimat zurück, wo er festgenommen wurde. Kasper hat sich von 1931 bis 1936 in Sowjetrußland sufgehalten und ist dort in einem mehrjährigen Lehrgang auf ver „kommunistischen Universität" als Funktionär ausgebjldet worden. Nach Deutschland zurückgekehrt, hat er alsbald versucht, Eine illegale Organisation ins Leben zu rufen, mit Anac- hörigen der Wehrmacht und der Belegschaft kriegswichtiger Äe- wiebe in Verbindung zu treten, Sabotageakte gegen die deutsche Ausrüstung vorzubcreiten und wehrwichtige Dinge auszu- ipahen. Wenn es ihm nicht gelungen ist, dem deutschen Volke Kroßeren Schaden zuzufügen, so ist das nur der Wachsamkeit ?er deutschen Polizei und der Pflichttreue des Soldaten zu «Mtken. den er für seine Zwecke hatte gewinnen wollen Es gibt leigen Pardon Der Finsterwalder AutorSuber znm Tode verurteilt In den späten Abendstunden verkündete der Vorsitzende des Eondergerichts II Berlin folgendes Urteil gegen den 24jährigen Wilhelm Gerling aus Finsterwalde, der am 12. März dieses Jahres den 70jährigen Autooermieter Hermann Palapies über- "H^Der^Angellagte wird wegen Stellens einer Autofalle (Gesetz gegev Straßenraub mittels Autofalle vom 22. Juni 1838) in Tateinheit mit versuchtem Mord und versuchtem schweren Raub zum Tode verurteilt. Ihm werden die bürgerlichen Ehrenrechte aus Lebenszeit aberkannt. Der Angeklagte hat di« Kosten de» Verfahrens zu tragen. Schädlinge an der Bolkskrast werden hart bestraft Das Schwurgericht Zwickau verurteilte die Witwe Martha Profe aus Werdau wegen gewerbsmäßiger Abtreibung zu vier Jahren sechs Monaten Zuchthaus und Verlust der Ehrenrechte auf fünf Jahre. Die Angeklagte hatte sich in der schlimmsten Weise als Schädling an der deutschen Volkskraft betätigt. Ohne viel Hemmungen war sie bereit, Abtreibungen gegen entspre chende Bezahlung vorzunehmen. Es wurden ihr zwölf Fälle nachgewiesen. Besonders erschwerend fiel ins Gewicht, daß die Witwe Profe bereits zweimal wegen Abtreibung vorbestraft ist. Neues Ms aller Wett. Rom zur neuen jüdisch-bolschewistischen Hetzkampagne Die Vorgänge in der Tschechei und der Slowakei sind auch für die römischen Blätter das Ereignis, hinter dem alle übrigen zurücktreten. Das „Giornale d'Jta- li a" betont in einer mehrspaltigen Meldung, daß die Tschechei von einer neuen deutschfeindlichen Agitations- Welle überflutet werde, die von Paris, London und vor allem von New Dort ihren Ausgang nehme. Gegen die neue jüdisch-bolschewistische Hetz- und Haßkampagne seien die wenigen maßgebenden und verantwortungsbewußten tschechischen Persönlichkeiten machtlos, die zu einem aufrichtigen Uebereinkommen mit Deutschland zu gelangen trachten. Prag sei heute wieder auf die vor München und Wien angewandte» Methoden verfallen, während Deutsch land unter großen Opfern alles getan habe, um mit den Tschechen zu einem wahren Frieden zu gelangen. Die Ergebnisse sprächen für sich, denn die zu Deutschland ge kommenen Tschechen verfügten über eigene Schulen, hätten unter Befreiung vom Militärdienst ihre kulturelle Autonomie sowie eigene Zeitungen und eigenen Rund funk. Dagegen befänden sich die auf der anderen Seite der Grenzen lebenden Deutschen kulturell und wirtschaft lich in einer noch schlechteren Lage als vor dem Oktober 1938. Zu diesen Mißständen kämen jetzt noch wie im ver gangenen Herbst oder in noch schlimmerer Form die Ver folgungen und Gewalttaten der Polizei, des Militärs und des kommunistischen Mobs. Ochse verursacht schweres Eisenbahnunglück Ein überaus folgenschweres Eisenbahnunglück ereignete sich kurz vor Mitternacht auf dem Güterbahnhof von Chateauroux. Ein Ochse war ans einem auf einem Nebengleis stehenden Viehwagen auf die Schienen gesprungen, als gerade ein Güterzug vorüberfuhr. Der Lokomotivführer des Güterzuges konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Wäh rend die Lokomotive über das Tier Hinwegsuhr, entgleisten zwei Wagen kurz hinter der Maschine und legten sich auf das Reben-, gleis. In diesem Augenblick brauste in voller Geschwindigkeit der Schnellzug der Linie Paris—Toulouse heran. Der Zusammenstoß war furchtbar. Die Maschine des Schnellzuges, der mit fast 100 Kilometer Stundengefchwindigkeit fuhr, ent gleiste ebenso wie die beiden nachfolgenden Postwagen. Em Personenwagen III. Klasse wurde auf die beiden zuvor ent gleisten Güterwagen geschleudert und vollkommen zertrümmert. Ein weiterer Schnellzugwagen l Klasse flog im wahrsten Sinne des Wortes auf den ersten Schnellzugwagen hinauf und wurde ebenfalls zertrümmert. Aus den Trümmern wurden achtzehn Leichen und etwa dreißig Schwerverletzte geborgen. 200jährige Eisenhütte unter Denkmalsschutz. Die Wock- lumer Eisenhütte bei Balve im Sauerland ist als historische Anlage zum technischen Kulturdenkmal erklärt worden. Sie wurde bereits 1732 an Stelle.eines älteren Eisenwerks errichtet. Autokönigs Heimat in Deutschland? Nach einer Meldung aus Idstein soll die Beweiskette, daß der reichste Mann der Welt aus deutscher Erde stammt, fast geschlossen sein. Henry Fords Vorfahren sollen vor etwa 200 Jahren aus dem kleinen Ort Wörsdorf bei Idstein nach Amerika ausgewandert sein. Der jetzige Bürgermeister in Wörsdorf ist ebenfalls ein Ange höriger der Sippe Forth. Den Namen Forth oder Ford gab es, wie festgestsllt wurde, vor der Einwanderung der Mörs dorfer in Amerika noch nicht. In Henry Fords Lebensbuch klingen die Berichte mit denen der Mörsdorfer Forths seltsam zusammen. Vor zwanzig Jahren schon stellte Henry Ford, ohne daß er es bekannt werden ließ, Nachforschungen in Wörsdorf durch einen amerikanischen Konsul an. Schreck bei der Metzelsuppe. In Jugenheim an derBerg - stratze beging eine Familie das Schlachtfest. Mit zahlreichen Gästen war man gerade bei der Metzelsuppe vereinigt, als sich eine Wand des Hauses löste und mit allen Bildern und son stigen Anhängseln in den Nachbargarten stürzte. Die ganze Tischgesellschaft saß Plötzlich öffentlich aus dem Präsentierteller. Pferde scheuen vor verschneitem Toten. In der Nähe eines Forsthauses bei Wurzbach im Kreise Schleiz scheuten plötz lich die Pferde eines Fuhrwerks. Kein Zureden half, und der Kutscher konnte sich dieses sonderbare Benehmen seiner Tiere nicht erklären, bis er über einen vor den Pferden liegenden kleinen Schneehügel stolperte. Unter der Schneedecke lag ein Toter, ein 72jähriger Mann, der sich wohl verirrt hatte, und dessen Leben nach dem ärztlichen Befund ein Schlaganfall be endet hat. NebcrfMte Gefängnisse — in NSA. Das Staatsgefängnis Sing-Sing und andere Staatsgefängnisse in USA. sind zur Zeit derart überfüllt, daß die Behörden die Bildung von Straßenbaukolonnen erwägen, die in besonderen Stratzenbau- lagern untergebracht werden sollen. Warenhaus nicdcrgcbrannk. Das MarenyanS „GulerA» Modernes" in Utrecht wurde ein Raub der Klammen. Das Gebäude brannte vollkommen aus. Der Schaden beträgt mek"'ere hunderttausend Gulden. Tarnen, Sport und Spiel« Ehrenocles »cupia. Der Reichssport ¬ führer hat am Jahrestage der Heimkehr der Ostmark ii^ Reich dem Vorkämpfer des völkischen Turnwesens in der Ost mark, Hofrat i. R. Kupka, den Großen Ehrenbrief des NSRL. verliehen. Schmeling gegen Neusel? Max Schmeling soll die Ab sicht haben, noch in diesem Jahr voraussichtlich in Frankfurt am Main einen Revanchekampf gegen Walter Neusel aus zutragen. Wer wird Eishockeymeister? Die Kämpfe um die dies jährige Deutsche Eishockey meist erschuft sind immer noch im Vorstadium. Für die Entscheidungstreffen haben sich bisher der Titelverteidiger SL. Rictzersee, der Altmeister Ber liner Schlittschuh-Club und die starke Düsseldorfer EG. quatt- siziert. Wer als vierter Verein hinzukommt, ist noch nicht her aus. Rastenburg und VK.-Engelmann-Wien haben die beste« Aussichten. Aus dem Terminkalender des Fachamtes Radsport ist M ersehen, daß in diesen, Jahr mehr als 2000 Wettbewerbe aus der Bahn und der Straße ausgeschrieben sind. Davon sind nahezu hundert Veranstaltungen rcichsofsen. 271 Veranstal tungen sind auf 64 Radrennbahnen vorgesehen, wobei zu er warten ist, daß sich gerade diese Zahl der Bahnwettbewerbe möglicherweise noch erhöhen wird. Der „Pour le merite" Der „Pour le morste". Seit durch die große Tat des Führers Deutschland seine Wehrhoheit zurückerhielt, die allge meine Wehrpflicht wieder eingeführt und die Wehrmacht in ihren drei Teilen Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe gewaltig verstärkt wurde, finden wir wieder eine verhältnismäßig große Zahl von Trägern des Ordens „Pour le märite", der höchsten preußisch-deutschen Kriegsauszeichnung, unter den Führern die ser Wehrmacht. Aus den 62 Namen, Männern, die sämtlich verdiente Soldaten und Führer waren, die an den verschieden sten Fronten des großen Krieges glücklich und erfolgreich foch ten, sich bei allen Waffen in vorbildlichster Weise bewährten, werden in einem Aufsatz von Hanns Möller in der Märzfolge „Westermanns Monatshefte" unter dem Titel „Der Orden Pour le meiste in der Wehrmacht" einige hcrausgegriffen, die für alle zeugen mögen. Da ist zunächst Generaloberst Fedor von Bock, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe I in Berlin, der al« Generalstabsoffizier nach den glänzenden Erfolgen seiner dama ligen Heeresgruppe in der „Großen Schlacht in Frankreich" de» Orden Pour le Meiste erhielt. Oberst Erwin Rommel erhielt als Frontoffizier und Oberleutnant im italienischen Feldzug für seine hervorragenden Leistungen den Orden. — Ein Artillerist, Oberst Otto Lancelle aus Xanten am Niederrhein, der Ar tillerist mit dem Infantcrieherzen", trug den achtzackigen blauen Stern am Halse, nachdem er wesentlich mit zum Gelingen des berühmten Durchbruchs von Brzeziny unter General Litzmann beigetragen hatte. — Der Führer des NSFK., General Fried rich Christiansen, dessen Laufhahn an die eines napoleonischen Marschalls erinnert, trägt den Pour le mörite. „Krischan", wie er im Kameradenkreise heißt, schoß als Jagdflieger 19 Flug zeuge und das englische Luftschiff „L 27" ab. — Bei der Rie senaufgade der Schöpfung der deutschen Luftwaffe wurde auch der setzt 71jährige Generalleutnant Hermann von der Lieth- Thomsen herangezvgen, der als Generalstabschef beim Komman dierenden General der Luftstreitkräfte im April 1917 durch Verleihung des Ordens Pour le morste ausgezeichnet wurde. — Nach diesem alten Pionier der Luftwaffe ein junger Kämp fer: Oberst Wolff von Stutterheim, der sich den Orden Pour le mörite als Oberleutnant und Regimentsadjutant — als einziger während des ganzen Krieges! im Kaiser-Alexander-Tarde-Gre- nadierregiment Nr. 1 erwarb. — Für hervorragende Leistungen erhielt der Hamburger Oberstleutnant Gustav Ließ als ll-Bovt- Kommandant und der Kapitänleutnant Horst Frhr. Treusch v. Buttlar-Brandenfels den Orden Pour le mürite. Als Letzter wird Vizeadmiral Wilhelm Marschall, der Befehlshaber, der Panzerschiffe, genannt. Ihm wurde, nachdem er einen aus einem englischen Hilfskreuzer und zwei Dampfern bestehenden Gcleit- zug innerhalb anderthalb Stunden vernichtet und aus einem weiteren Geleitzug von fünf Dampfern drei herausgeschossen hatte, vom Kaiser im Juli 1918 telegrafisch der höchste deutsche Kriegsorden verliehen. — lieber den Lebenslauf, vor allem den militärischen Werdegang dieser Ritter des Pour le märite und über ihre besonderen Kricgstaten belichten „Westermanns Mo natshefte" eingehend. An ASS ging in SKerdev Roman von Fr. Lehne. Fortsetzung Nachdruck verboten »Isa!" . Er riß sie in seine Arme und küßte sie wie ein Ver durstender, der an der lebenspendenden Quelle hängt. Und mit triumphierender Grausamkeit blickte sie nach dem Vorhänge, der den Nebenraum abschloß. War es ^icht, als ob er sich leise bewegte? Ihr inneres Auge sah dort ganz deutlich eine Frau mit todblassem Gesicht stehen. Jetzt hatte sie ihre Genugtuung für den Schimpf von damals, mit dem sie aus dem Hause gejagt worden war. „Mich hast du lieb, Erich, und hast dennoch die andere zu dir gerufen!" klagte sie, „ich habe es nie verstehen können." Er stöhnte auf, und sie mit beinahe verstörtem Blick ansehend, gebot er ihr Schweigen. Sie sah ihn wieder an, ein Begreifen dämmerte in ihr auf. Aufgeregt umklammerte sie seinen Arm. „Erich, wen hattest du eigentlich mit deinem Telegramm rufen wollen? Sie oder mich? Wir heißen beide Isabella." „Das wußte ich eben nicht, daß ihr dis gleichen Vor- »amen tragt..." „Oh, ich verstehe! Sie hat dein Telegramm, das eigent lich für mich bestimmt, auf sich bezogen!" Höhnisch lachte sie auf. „Oh, diese Einbildung von ihr! And so hat sie mir mein Glück gestohlen." Alles an ihr flog vor Erregung. „Isa, Sie wollten ein Jahr bleiben; ich wußte doch Nicht, daß Sie schon abgereist waren." Aus seinen Worten hörte sie die Bestätigung ihrer An- »ahme, der er nicht widersprach. Erbittert rief sie: „Ja, weil sie mich hinausgeworsen hatte — zu Unrecht! Ich liebte dich so sehr, Erich, und ich dachte immer, du würdest mir schreiben! Aber keine Zeile kam! Und da nahm ich in Trotz und Verzweiflung den andern! Sie war ja so verliebt in dich; ich hatte es wohl gemerkt. Darum hat sie gar nicht überlegt, als dein Tele gramm kam, so verblendet war sie! Dich mir zu nehmen, wo wir beide zusammengehörten!" Ihre Erregung war echt, denn sie dachte daran, ein wie schönes, großartiges Leben ihr durch jenen verhäng nisvollen Irrtum zerstört worden war. Zornig rief sie: „Sie hat dich mir gestohlen! Ich werde es ihr sagen. Sie muß mir dich wiedergeben. Gestohlenes Gut gibt man zurück." Er fuhr zusammen. „Isa, um Gottes willen!" Beschwö rend erfaßte er ihre Hand. „Isa, wenn nur ein Wort davon über deine Lippen und zu Ohren meiner Frau kommt, bin ich ein toter Mann. Sie ist die beste, edelste, gütigste der Frauen, die ich liebe, wie man das Schöne und Guts im Leben liebt. Eher sterbe ich, bevor ich ihr wehtue!" Sie sah ihm an, daß es ihm Ernst war mit seinen Wor ten. Sie mutzte ihn umstimmen; es galt eine Zukunft, die jetzt verlockend vor ihr aufstieg. Sie schmiegte sich an ihn wie eine Katze; sie umgirrte und umschmeichelte ihn, datz sie ihn ganz betörte. Und höhnend dachte sie, nach dem Vorhang blickend: Jetzt weißt du, alles, weißt, datz dein Glück nur ein Scheinglück war, daß du es mir gestohlen! „Erich, was denkst du nun, was sein soll?" Lauernd blickte sie in sein ernstes, blasses Gesicht. Sie sah, wie er mit sich kämpfte. Er legte die Hand über die Augen, um das berückende Frauenbild nicht zu sehen, um stark zu bleiben. Tief und seufzend atmete er auf. „Was soll jein, Isa? Das Glück meiner Frau ist mir heilig. Es ändert sich nichts." „Auch wenn dieses Glück auf einem Irrtum aufgebaut ist? Du glaubst es ja selbst nicht, du mutzt ja doch immer an mich denken! Und wenn du deine Frau kützt, hast du ja doch immer gedacht, ich sei es! Ich werde dich auch nicht loslassen, ich will immer bei dir sein in deinen Gedanken, will dich rufen, bis du mir eines Tages doch folgen mußt! Mein Wille und meine Liebe werden mächtiger sein als deine dummen Bedenken." Sie stand hinter ihm. Ihre Hand ruhte auf seiner Schulter. Ihre Wange war gegen seinen Oberarm gedrückt. Und sie fühlte seine Erregung, fühlte, wie er sich bezwang, sie nicht in seiner Arme zu reißen, und sie lächelte ei« heimliches, triumphierendes Lächeln. Erich machte einen Schritt vorwärts, so daß ihre Hand von seiner Schulter glitt, und sagte, ohne Isa anzusehen: „Ich bitte Sie, reisen Sie ab. Sofort! Und kommen Sie nicht wieder in unser Haus." Da trat sie dicht vor ihn hin. „Das sagst du mir, Eriche mir, deinem Bintang, deö^ nem Stern? Ach, was wolltest du ohne mich jetzt sein?,* lächelte sie überlegen. „Ehrlich will ich sein!" stieß er hervor. „Wenn es so bleiben soll wie jetzt, ist das ehrlich^ Nein, dein Leben war und ist ein Leben in Lüge! Ehr lich ist, wenn du den Irrtum richtigstellst und die End« scheidung in die Hände deiner Frau legst." Bei diesen Worten zuckte Erich zusammen und schük telte abwehrend den Kopf. Isas Gedanken arbeiteten fieberhaft. Ob die Tante mit ihr um den Mann kämpfen würde — oder ob sie ihn ohne weiteres freigab, da sie nun den Sachverhalt kannte?. Bestimmt kannte sie ihn jetzt; Isa wußte es mit untrüg licher Sicherheit, und sie rechnete mit dem Stolze der Tante. Auf keinen Fall würde sie jetzt das Feld räumen, auch wenn Erich arm gewesen wäre. Sie wollte die Tante, die sie Hatzte, wie die Sünde das Gute haßt, bis auf de» Tod verwunden. Isa beobachtete Erich, wie er dastand, schweren Ernst, tiefe Kümmernis auf dem sonst so freien, frohen Gesicht. Sie drängte sich an ihn heran, ihre Hände gegen seine Brust legend, seine Augen suchend, die von ihr weg a« Boden hafteten. Fortsetzung folg«./
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