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MsdrufferTageblatt Nr. 63 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 15. März 1939 Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt »ar „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags 16 Uhr. Bezugspreis monat!. 2 RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,86 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rps Alle Postanstal«», Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- . ..... . stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder WochkUbla11 sÜk WilsdrUsf U. IlMgkgtNd sonstiger Betriebsstörun gen besteh« kein Anspruch auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung ein gesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. 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Der tschechische Staatspräsi dent Dr. Hacha traf in Begleitung des tschechischen Außen ministers Chvalkovsky um 1.10 Uhr zu einer Besprechung mit dem Führer in der neuen Reichskanzlei ein. 3m Ehrenhof schritt der Staatspräsiendt die Front der an- getretenen Kompanie der si - Leibstandarte ab, während der Musikzug den Präsentiermarsch intonierte. Der Führer empfing Staatspräsident Dr. Hacha in seinem Arbeitszimmer. Bei der Besprechung waren von deutscher Sei te zugegen Ministerpräsident Eeneralfeldmarschall Göring, der °us Wünsch des Führers seinen Urlaub in Italien unterbrochen hatte, und gegen 18 Uhr in Berlin eingetrosfen war, sowie der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop. Nach einer ersten dreiviertelstündigen Besprechung zogen sich der Staatspräsident und Außenminister Chvallovskv zur Beratung sowie zu Einzelbesprechungen mit Ministerpräsident Eeneralfeldmarschall Göring und Reichsminister von Ribben trop zurück. Nach Wiederaufnahme der Besprechung beim Führer wurde um 3.55 Uhr das solgende Abkommen unterzeichnet: „Der Führer hat heute in Gegenwart des Reichs- Minister des Answärtigen von Ribbentrop den tsche- cho-flowakischen Staatspäsidenten Dr. Hacha und den tschecho slowakischen Außenminister Dr. Chvalkovsky auf deren Wunsch in Berlin empfangen. Bei der Zu sammenkunft ist die durch die Vorgänge der letzten Wochen aus dem bisherigen tschecho slowakischen Staatsgebiet entstandene ernste Lage in voller Offen heit einer Prüfung unterzogen worden. Auf beiden Seiten ist übereinstimmend die Ueberzeugung zum Ausdruck gebracht worden, daß das Ziel aller Be mühungen die Sicherung von Ruhe, Ordnung und Frieden in diesem Teile Mitteleuropas sein müsse. Der tschecho slowakische Staatspräsident hat erklärt, daß er, um diesem Ziele zu dienen und um eine end gütige Befriedung zu erreichen, das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches legt. Der Bührer hat diese Erklärung angenommen und seinem Entschluß Ausdruck gegeben, daß er das tschechische Volk unter den Schutz des Deutschen Reiches nehmen und ihm eine seiner Eigenart gemäße autonome Ent wicklung seines völkischen Lebens gewährleisten wird. Berlin, den 15. März 1939. gez. Adolf Hitler gez. Dr. Hacha siez. von Ribbentrop gez. von Dr. Chvalkovsky." VrokamaUon -es Führers DNB. Berlin, 15. 3. Der Führer erläßt folgende Proklamation: An das Deutsche Volk! Nachdem erst vor wenigen Monaten Deutschland gezwungen war, seine in geschlossenen Siedlungsge bieten lebenden Volksgenoffen gegenüber dem un erträglichen terroristischen Regime der Tschecho-Slo- wakei in Schutz zu nehmen, zeigten sich in den letzten Wochen steigend erneut gleiche Erscheinungen. Dies muß in einem Raume, in dem so viele Nationalitäten nebeneinander leben, zu unerträglichen Zuständen führen. Als Reaktion auf diese erneuten Angriffe gegen die Freiheit und das Leben der Volksgruppen haben sich diese nunmehr von Prag losgelöst. Die Tschecho- Slowakei hat damit ausgehört, zu existieren. Seit Sonntag finden in vielen Orten wüste Exzesse statt, denen nunmehr aber wieder zahlreiche Deutsche zum Opfer fielen. Stündlich mehren sich die Hilferufe der Betroffenen und Verfolgten. Aus den volkreichen deutschen Sprachinseln, die der Großmut Deutsch lands im vergangenen Herbst bei der Tschecho-Slowa- kei beließ, beginnt wieder ein Strom von Flüchtlingen, von um Hab und Gut gebrachten Menschen in das Reich zu fließen. Eine Fortdauer dieser Zustände muß zur Zer störung der letzten Ordnung in einem Gebiet führen, an dem Deutschland lebenswichtig interessiert ist, ja, das selbst über 1000 Jahre lang zum Deutschen Reich gehörte. Um diese Friedensbcdrohung nunmehr endgültig zu beseitigen und die Voraussetzungen für die erfor derliche Neuordnung in diesem Lebensraum zu schaf fen, habe ich mich entschlossen, mit dem heutigen Tage deutsche Truppen nach Böhmen und Mähren einmar schieren zu lassen. Sie werden die terroristischen Ban den und die sie deckenden tschechischen Streitkräfte ent waffnen, das Leben aller Bedrohten in Schutz nehmen und somit die Grundlagen für die Einführung einer grundsätzlichen Regelung sichern, die den Sinn einer tausendjährigen Geschichte und den praktischen Be dürfnissen des deutschen und des tschechischen Volkes gerecht wird. Berlin, den 15. März 1939. gez. Adolf Hitler. Befehl -es Führers an -ie SenIWe Wehrmacht DNB. Berlin 15. 3. Am Tage des Einmarsches der deutschen Truppen in Böhmen und Mähren hat der Führer folgenden Befehl an die Deutsche Wehr macht erlassen: Die Tschecho-Slowakei befindet sich in Auslösung. In Böhmen und Mähren herrscht unerträglicher Ter ror gegen deutsche Volksgenossen. Mit dem 15. März 1939 beginnend werden daher Verbände des deutschen Heeres und der deutschen Luftwaffe in das tschechische Staatsgebiet einrüüen, um hier Leben und Eigentum aller Bewohner des Landes gleichmäßig sicherzustellen. Ich erwarte von jedem deutschen Soldaten, daß er sich den Bewohnern des zu besetzenden Gebietes gegen über nicht als Feind betrachte, sondern nur als Träger des Willens der deutschen Reichsregierung, in diesem Gebiet eine erträgliche Ordnung herzustellen. Wo dem Einmarsch Widerstand entgegengesetzt wird, wird er aber sofort mit allen Mitteln gebrochen werden. Im übrigen seid Euch bewußt, daß Ihr als Repräsentanten Deutschlands den tschechischen Boden betretet. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht, gez. Adolf Hitler. Die Prager Regierung hat Befehl gegeben, dem Einmarsch der deutschen Truppen keinen Widerstand entgegenzusetzen und ihren Anordnungen in jedem Falle Folge zu leisten. * Göring wieder in Berlin Erholungsurlaub abgebrochen Ministerpräsident Gencralfcldmarschall Hermann Göring hat seinen Erholungsurlaub in Italien ab gebrochen und iü am Dienstag um 18 Uhr in Berlin ein- actrokkc«. FIsggen heraus! DNB. Berlin, 15. 3. Der Reichsminister für Volks aufklärung und Propaganda Dr. Goebbels fordert die gesamte Bevölkerung aus, aus Anlaß des Einmar sches der deutschen Truppen in Böhmen und Mähren zu flaggen. AkiWDtML bEMend Vöhmen und Mühren DNB. Berlin, 15. März. Der Reiseverkehr (Ein- und Ausreise) in das unter deutschen Schutz gestellte böhmische und mährische Gebiet ist bis aus weiteres gesperrt. Neue Quälereien an Volksdeutschen Unglaubliches Wüten des tschechischen Militärs Fast stündlich treffen Nachrichten über neue Quälereien an Volksdeutschen in der Tschecho- Slowakei ein. Scheußliche Brutalitäten gegen Wehrlose, Mißhandlungen, blindwütiges Ermorden, Brandstiftun- gcngcn und dazu Gemeinheiten in Wort und Bild, das ist das neue tschechische Schuldkonto. Deutsche sind in höchster Not. Aber dem tschechischen Blutterror wird ein Ende gesetzt werden, so oder so! Die Lage in der Tschecho-Slowakei ist unhaltbar geworden. Die tschechischen Militärs scheinen jede Spur von Ver nunft vermissen zu lassen, und es zeigt sich erneut, wie unberechenbar und unbelehrbar das fast 20 Jahre lang gegen alles Deutsche aufgcwiegelte Tschechentum ist. Und damit steht Mitteleuropa vor einer großen Gefahr. Die Tschecho-Slowakei entlarvt sich als der ewige Brand herd im Herzen Mitteleuropas und ihre Machthaber treiben die Entwicklung selbst in eine unhaltbare Lage. Die Deutschen in Brünn vogelfrei Zwei Deutsche vermißt, elf schwer verletzt Die Deutschen in Brünn sind seit Sonntag vogelsrei. Kom munisten, die Ecndarmerieuniform tragen, terrorisieren die Stadt. Bcwassnete Abteilungen haben die wichtigsten Gebäude und Plätze besetzt und die ganze innere Stadt umstellt. Seit Montag abend hat sich die Zahl der Brünner Opfer wieder beträchtlich erhöht. Die Deutschen Ophert, Turetschek, Scrabal, Steiner, Schluerch, Braun sowie süns weitere Deutsche, deren Namen noch nicht sestacstellt werden konnten, sind schwer verletzt in die Krankenhäuser eingeliesert worden. Sie haben hauptsächlich schwere Schädelverletzungen, vielfach auch schwere Magen- oder sonstige innere Verletzungen, die von Fußtritten herrühren. Die Deutschen Starckenberger und Potzickler werden vermißt. Von ihrem Verbleib fehlt jede Spur. Es muß angenommen werden, daß sie ermordet und ihre Leichen beiseitegeschasft wurden. Die Bauern eilen zu Hilse Auf Grund der alarmierenden Nachrichten über die Lage der in der Innenstadt eingeschlossenen Deutschen strömten aus zahlreichen Dörfern um Brünn mehrere tausend deutscher Män ner zusammen, um den bedrohten Volksgenossen in der Stadt zu Hilfe zu eilen. Es bildete sich ein großer Demonstrabionszug, der sich in südlicher Richtung nach Brünn bewegte. Die tschechische Polizei unternahm verschiedene heftige Versuche, den Demonstrationszug zum Stehen zu bringen. Nachdem der erste tschechische Wider stand nördlich von Mordes gebrochen war. gelangte der Zug nach Kumrowitz, einer Vorstadt von Brünn, wo er abermals einen Eendarmeriekordon, der mi? gefälltem Bmonett dem Zug ent gegenzutreten versuchte, durchbrach Die Sperrmaßnahmen der Polizei wurden bei dem späteren Vordringen des Zuges nach Cernowitz bei Brünn und am Rande der Stadt wesentlich ver schalst.