Volltext Seite (XML)
MMufferTageblatt Nr. 56 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt Dienstag, den 7. März 1939 Postscheck: Dresden 2640 Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters z« Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts kA „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint Werktag? 16 Uhr. Bezugspreis monatl. 2 RM. frei Haus, bei Postbcstellung töüRM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer Iv Rpf. Alle Postanstattc«. Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle NhöhererGewattodcr Wochenblatt für Wilsdruss u. Umgegend /Äigtt^Btt?^ IM besteht kein Anspruch : aus Lieferung der ZcU mag oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung ein gesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto bellicgt. Anzeigenpreise laut aufliegendcr Preisliste Nr. S. — Ziffer-Gebühr: 2g Rpf. — Dorgeschrt«» bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A n z e t g s n°A n n a h m « bis vormittags 10 Uhr. Für die Richtigkeit d« durch Kernrus übermlt. Fernsprecher: Amt Wilsdruss 206 telten Anzeigen Lberneh. men wlr keine Gewähr. — _ Bet Konkurs nutz Zwangsvsrgleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Betriebsgestaltung u. Leistung Messe-Abend der DAF. — Gauobmann Peitsch und Pros. Dr. Arnhold sprachen Aufgaben der moderns? Nachrichtentruppe Von Generalmajor Rußwurm, tommandeur der Heeresnachrichtenschule, Halle (Saale). Der Heeresbericht tm Frühjahr 1918 nach der ersten Phase der großen Schlacht in Frankreich verkündete: „Die Nach- lichtentruppe ermöglichte das Zusammenwirken der nebenein ander fechtenden Verbände und gab der Führung die Sicherheit, die Schlacht in die gewollten Bahnen zu lenken." Bittere Erfahrungen auf dem Gebiete der Vorbereitungen von 1914 und der verhängnisvolle Ausgang der Marneschlacht waren jedoch erst notwendig, um die Nachrichtentruppe -u diesem Führungsinstrument zu machen. Die Wichtigkeit operativer Weitverbindungen war im Frieden in ihrer vollen Bedeutung nicht erkannt worden. Es fehlte zu Kriegsbeginn an beweglichen Rachrichtenverbänden der oberen Führung, die dorhandenen Nachrichtenverbände waren zum Teil unzweck mäßig ausgerüstet und oft falsch angesetzt, und so mangelte es in den kritischen Tagen der Marneschlacht an jeder tech nischen Verbindung von der Obersten Heeresleitung zu de» rechten Flügelarmecn und zwischen diesen <1., 2., 3. Armee). Die Oberste Heeresleitung hatte die notwendige Leitung der Operationen nicht mehr in der Hand, und trotz des vollstän digen Sieges der 1. Armee konnte der vernichtende Schlag Segen die 5. französische Armee nicht geführt werden, da sich die drei deutschen Flügelarmeen über ihr gegenseitiges Schick sal im Ungewissen waren. So vollzog sich die tragische Wen dung auf dem westlichen Kriegsschauplatz, und einen großen Anteil an dem unglücklichen Ausgang dieser Operationen hat das Fehlen ausreichender Nachrichtenverbin dungen gehabt. Diese Erkenntnis nach der Marneschlacht bewirkte eine sprunghafte Aufwärtsentwicklung der Nach- richte n t r u p p e. Von 26 000 Mann Ausrückstärke 1914 ist die Nachrichtentruppe bis Ende des Weltkrieges auf 190 000 Mann ohne Truppennachrichtenverbände, die unmittelbar Su den Einheiten gehören, angewachsen. War vor dem Kriege ost eine gewisse Abneigung gegen die Beschäftigung mit der Technik vorhanden, so ist diese jetzt völlig geschwunden. Enges berständnisvolles Zusammenarbeiten zwischen Führung, Gene- ralstab und Nachrichtentruppe hat eingesetzt, und bei dem Neuaufbau der Wehrmacht ist der Bedeutung dieser Waffe für Führung und Truppe in vollstem Maße Rechnung getragen worden. Die Nachrichtentruppe ist Führungstruppe gewor den, und das Führen neuzeitlicher Massenheere mit seinen Zahlreichen und schnellen motorisierten Verbänden und das Zusammenwirken der einzelnen Waffen ist heute ohne tech nische Nachrichtenmittel undenkbar. Das neuzeitliche Verbindungswesen als Führungsmittel umfaßt folgende Hauptgebicte: Drahtnachrichtenwesen, Funk nachrichtenwesen, Aufklärung durch Nachrichtenmittel. Sie er streckt sich auf Neberwachung, Erfassung und Auswertung des kindlichen Funk- und Fernsprechverkehrs und ergibt die wert dollsten Nachrichten für die Führung. Die Ueberwachung des Funkverkehrs wird durch Funkempfangstrupps und Peil- lrupps durchgeführt, zum Abhören der Ferngespräche dienen Lauschtrupps. Sicherung gegen feindliche Nach richtenaufklärung. Darunter versteht man die eigenen Abwehrmaßnahmen, wie Verschlüsselung, Verschleierung des Funkverkehrs, Benutzung von Decknamen beim Sprechverkehr und dergleichen. Propaganda durch Rundfunk. Die Verwendung des Rundfunks als geistiges Kampfmittel hat S- B. im abessinischen und spanischen Krieg, wo alle daran wteressierten Mächte sich im Aether erbittert bekämpften, eine ^deutende Rolle gespielt. Ihrem Verwendungszweck entsprechend verfügen deshalb die Heeresgruppen, Armeen, Armeekorps und Divisionen über Nachrichtcnverbände (die Nachrichtentruppe), die auf das Neu zeitlichste ausgerüstet sind. Außerdem sind bei jedem Truppen- berband (Regiment, Bataillon, Abteilung, Kompanie, Bat- wrie) planmäßig Truppennachrichtenzüge und -staffeln (die Truppennachrichtenverbände), wie sie für die Bedürfnisse der einzelnen Waffen notwendig find. Auch die Luftwaffe verfügt über Luftnachrichtenabtei lungen, die die Führung der Luftstreitkräfte und die Verbin dung zwischen Luft und Erde stcherstellen. Der Nachrichten 1 ruppe fällt im besonderen die Aufgabe zu, die operativen und taktischen Verbindungen zu schaffen. Diese Verbindungen sind ein unteilbares Ganzes. Die Basts für die operative Weitverbindung ist das Draht netz der Deutschen Rcichspost. Ausnutzung, Schaltung, Kennt nis der Vermittlnngscinrichtungen, Orts-, Fern-, Verstärker ämter, Instandsetzung zerstörter postalischer Leitungen und Einrichtungen mutz den Nachrichtenverbänden der oberen Führung geläufig sein, dazu tritt die schnelle Inbetriebnahme und Wiederherstellung der in Feindesland vorgefundenen festen Nachrichtenanlagen. Daneben müssen die zahlreichen Sonderverbindungen für Zwecke der Heeresversorgung, des Eisenbahntransportwescns, des Luftschutzes, des Luftwarn dienstes sowie für die Bedürfnisse der Wirtschaft und des zivilen Nachrichtenbctriebcs geschaltet werden. Hierzu ist eingehende Vorbereitung schon im Frieden er forderlich und vorausschauender Ausbau der Verbindungen zusammen mit der Deutschen Reichspost. Fliegerangriffe und Fernfeuer müssen berücksichtigt werden. Anlage von Auswcich- ämtern, das Führen der Leitungen auf verschiedenen Wegen tragen dem Rechnung. Bei Beginn der Operationen verlangt die Lüüruna eine dauernde Verbindung der Kommando- Die Reichsmesse in Leipzig ist eine gewaltige Heer schau der Leistungen und Erfolge, die die Schaffenskraft des deutschen Menschen hervorgebracht hat. Wenn aber die Leistungen und Erfolge der deutschen Arbeit gezeigt werden, dann kann man nicht vorübergehen an dem Wirken der Deutschen Arbeitsfront, die den schaffenden deutschen Menschen betreut. So war der Messeabend, den die Deutsche Arbeitsfront, Gauwaltung Sachsen, durch führte, einmal von svmbolischer Bedeutung. Andererseits stellte er heraus, welchen großen Anteil die Deutsche Ar beitsfront an den bisher vollbrachten Leistungen unserer Wirtschaft hat. Sie ist ja Vermittler der Gedanken, die schließlich den deutschen Menschen davon überzeugen, wie notwendig sein Einsatz ist. Sie gibt aber auch dem Be triebsführer die wichtigen Hinweise, welchen Weg er in der Betreuung der Gefolgschaft zu gehen hat, wenn die für die deutsche Wirtschaftsentwicklung so wichtige Lei stungssteigerung gewährleistet bleiben soll. So war es wertvoll, gerade anläßlich der Reichs messe mit Gauobmann Peitsch einmal Prof. Dr. Arnhold, den Leiter des Amtes für Berufserzieüung und Betriebsführung, hören zu können und aus seinen Ausführungen fruchtbringende Anregungen zu emp fangen. Die Ausführungen sind um so mehr zu beachten, als die Methoden, die in Amerika unter ganz anderen Verhältnissen zu Erfolgen geführt haben, in Deutschland zum Fehlschlag wurden und eine Abneigung gegen fede Rationalisierung erzeugten. Wir sprechen daher bewußt von der „Organischen Betriebsgestaltung", bei der der schaffende Mensch im Mittelpunkt steht. Der Eigenart seines Wesens wird alle technische Apparatur zugeordnet. Bei uns ist Führung, dort nur Organisa tion Prof. Dr. Arnhold kennzeichnete mit seinen Ausführun gen das Wesen des Vierjahresplanes und den Mangel an Arbeitskräften. So wenig uns Arbeitskraftreserven zur Ver fügung stehen, so sehr sei der Einsatz von Ausländern mit Vor sicht aufzunehmen; denn die Abhängigkeit vom Ausland auf menschlichem Gebiet sei noch gefährlicher wie aus dem Gebiet der Rohstoffe. Dagegen verspricht sich Generalfeldmarschall Göring als der Beauftragte für die Durchführung des Vierjahrcsplancs behörden und Stäbe durch Fernsprecher, Fernschreiber und drahtlose Nachrichtenmittel — auch während der Bewegung. Die Führer der Nachrichtenverbände muffen deshalb ständig über die Absichten der Führung und über alle Lage änderungen unterrichtet sein. Nur so können sie ihrer schwie rigen Aufgabe gerecht werden, rechtzeitig das Nachrichtennetz fertigzuhaben, das gebraucht wird, um die aus dem Führer- entschlutz sich ergebenden Befehle den einzelnen Truppenver bänden zuzuleiten. Grundsätzlich wird die Verbindung von hinten nach vorn ausgenommen. Die Armeenachrichtenformationen halten An schluß an das Heimatnetz und bauen mit blankem Draht auf Stangen (postalischer Bau) oder mit Feldfernkabel bis zu den Korpshauptguartieren. Dort schließen die Korpsnachrichten- abteilungcn an und bauen mit mehradrigem Kabel oder Feldkabel (einadrig) bis zu den Divisionsstabsquartieren. Die Diviswnsnachrichtenabteilungen ihrerseits schließen an das Korpsnetz an und sehen Stammleitungen für die Gefechts- und rückwärtigen Verbindungen der Divisionen bis mindestens in Höhe der Regimentsgefechtsstände vor. Dorthin halten — meist nur im Gefecht — die Truppennachrichtenverbände An schluß und sorgen für Verbindung über das Bataillon (Ab teilung), — Kompanie (Batterie) his zu den vorgeschobenen von der Durchkämmung der Betrteve und großer Verwaltungsapparate sowie volkswirtschaftlich unwichtiger Berufe einen Erfolg. ES würden dadurch etwa drei Mil lionen Kräfte frei. Bereits 104 000 Handwerker aus Einmann betrieben konnten einer wichtigeren Tätigkeit zugeführt wer den. Rach einem Hinweis auf die notwendige Mobilisierung der Werksalten und der Arbeitsbeschädigtcn im Nahmen des Möglichen betonte Prof. Dr. Arnhold, daß eine Fehllen kung von Arbeitskräften zu vermeiden und deshalb eine Rangordnung der Berufe auszustellen ist, die vordringlich mit jungen Arbeitskräften zu versorgen sind. Die freie Berufswahl wird der notwendigen Einsicht wei chen müssen, daß bestimmte Berufe für Deutschland le benswichtig sind. Fe härter aber diese äußeren Notwen digkeiten sind, um so größer muß die innere Freiheit sein, unter der die deutschen Menschen in unseren Betrieben schaffen. Hier erwächst dem deutschen Betriebssichrer eine ganz neue große Aufgabe. Leistungsreserven erschließt vor allem die Arbeits- schulung in den L e h r l i n g s w e r k st ä t t en, die von der DAF. besonders betreut werden. 1280 betriebseigene Lehr werkstätten, 34 Gemeinschaftslehrwerkstütten und 581 Lehr ecken sind erfaßt. Für die Weiterbildung der Erwachsenen kommt den Berufserziehungswerken Bedeutung zu; hierzu sind auch die für die technische Führung wichtige Ingenieurausbildung, auf dem Gebiet der Menschenführung die Arbeitswochen für Betriebsführer zu zählen, des weiteren die Reichsschule für Werkmeister in Gelsenkirchen und die Reichsschule für Ausbildungsleiter im Volkswagenwerk, die sich besonders der Unterweisung der Leiter von Lehrwerkstätten annimmt. Außerdem finden für Zeitstudien und Kalkulätions- ingenieure Lehrgänge in Augustusburg statt. Die organische Betriebsgestaltung erst läßt Arbeitskönncn und Leistungswillen zur Entfaltung kommen. Es kommt dar auf an, alle Hemmnisse zu beseitigen, die die Arbeit schwer machen und alle diejenigen Hilfen einzubanen, welche die Ar beit erleichtern. Als sachliche Arbeitshemmnisse gelten falsche Werkzeug- und Maschinenanordnung, schlechtes Licht, dumpfe Luft, Staub und Lärm. Zweckmäßige Arbeitsplatzgestaltung dagegen macht jedes Werkzeug griffbereit. Zum anderen spielt der seelische Zu st and des Schaffenden eine große Rolle. Der seelische Zustand aber hängt wieder von der sozialen Wor tung ab. So ist die Behandlung nichts Nebensächliches für die Leistung. Scklietzlich aber mutz der deutsche Arbeiter Wisser?, Beobachtern. So entsteht ein zusammenhängender Netz von der Heimat bis in die vorderste Linie. Die Drahtverbindungen werden durch Funk überlagert. Besondere Bedeutung gewinnt jedoch die Funkerei dort, wo man Drahtverbindungen nicht Herstellen kann, z. B. zur Ver bindung mit und innerhalb motorisierter Verbände und bei der Luftwaffe. Zu diesem Zwecke hat man die verschieden sten Arten von Funktrupps: Schwere, leichte, kleine Funk trupps, Tornister-Funktrupps, bespannte, motorisierte, trag bare mit Lang-, Kurz- und Ultra-Kurzwellen, für Telegraphie und Telephonie. Bei den Truppennachrichtenverbänden, die in der Hauptsache mit Tornisterfunkgeräten ausge staltet sind, gibt es außerdem Blink-, Lichttelephonietrupps, Meldehunde und Brieftauben, Leucht- und Schallsignale. So nimmt die Nachrichtentruppe in all ihren Teilen stärk sten Anteil an der Führung der Wehrmacht und ist eine un entbehrliche Hilfswaffe für alle anderen Waffen geworden. Wenn sie sich auch nicht unmittelbar mit der Waffe am Kampfe beteiligt, so versieht der Fernsprecher, Störungs sucher, Funker, Blinker und Meldehundführer — oft ans sich allein angewiesen — in stiller und entsagungsvoller Weise ebenso seinen schweren Dienst auf dem Schlachtkelde wie der Infanterist und Artillerist. Dr. Goebbels auf der Leipziger Messe. Nach der Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse besichtigte Reichsminister Dr. Goebbels in Beglei tung des Gouverneurs von Athen, Minister Kot zias, die Große Tech nische Messe, wo er sich an zahlreichen Ständen über wichtige Neuerun gen unterrichten ließ, Reichsminister Dr. Goeb bels mit Minister Kotzias auf der Fahrt durch das Freigelände der Leip ziger Messe. (Scherl-Wagenborg - M.)