Volltext Seite (XML)
Propeller laulen bei Sarralani Trapezaviatik unter der Zirkuskuppel. »Tin L^en für die Gefahr", so muß man das Artisten- fHicksal nennen, das uns in den beiden kühnen Aeroplanakro- b^en, den Kimris, — der neuosten großen Luftattraktivn tm Dresdner Circuspalast der 5600 —, leibhaftig vor Augen steht! — Der Mann stürzte ab, seine Frau sprang für ihn ein, und das alles erst vor einigen Jahren und kurz nachdem sie den „Bund für's Leben" ge- schlossen hatten, sind nun arbeitet die kleine mutige Frau Dera, dieser blonde Traum, mit ihrem Schwager allabendlich in den größten Unternehmen der neuen und alten Welt ihre HalsbreH- lichkeiten in schwindelnder Höh und hat der „Schles. Tages zeitung" hierüber Interessantes berichtet, der wir folgende Abschnitte entnehmen: „Ursprünglich bestand die Nummer aus zwei Brüdern, Franzosen, die jahrelang als Parterreakrobaten arbeiteten, bis der Aeltere dann diesen Flugzeug-Apparat er fand und damit eine Sensation auf dem Gebiete der internati onalen Artistik schuf. „Sie" kam mit ihrer Mutter als russi scher Flüchtling 16jährig nach Berlin, und begann ihre Artisten- (Werkphoto — M) laufbahn bei einer Trapcznummer. Tann lernte sie ihren Mann kennen, baute sich eine eigene Solonummer zusammen, heira tete und trat mit ihrem Mann und ihrem Schwager die Hoch zeitsreise nach Amerika an, wohin die beiden „Kimris" ver pflichtet worden waren. Wie sie dann eine „Kimri" wurde? — Weit außerhalb von Neuyork liegt der Vergnügungspark Steel Pier. Aus dem Steinmecr der Großstadt flüchten sich hier hinaus die Menschen, um sich zu amüsieren. Zum Amüsieren aber gehört beim Amerikaner Nervenkitzel. Den bietet ihnen die Luftnummer, der Kimris, Auf 30 Meter hohen Masten ist im Freien ihr Apparat an gebracht, auf dem sie ihre tollkühnen Kunststücke vollführen. Ihr letztes Austreten steht bevor. Am nächsten Tage schon sol len sie in einem Zirkus in Neuyork selbst arbeiten. Sechs Mo nate lang Für einen Artisten also ein schönes Engagement. Drei Sachen am Tage sind ihnen schon schief gegangen. Sie wertet das als schlechtes Omen. Ach was! Die Männer lachen. Nerven darf es nicht geben, vor allem nicht bei dieser schweren Arbeit. Die Scheinwerfer flammen aus, die beiden Männer treten in ihrem wcißseidencn Dreß cm die Strickleiter, ein letzter Händedruck wird mit der Frau, die ihnen assistiert, getauscht, dann klettern sie hinauf zu ihrem Apparat. Regen liegt in der Lust. Ein naßkalter Wind kommt auf. der vom Meer herüberweht, sinter dem Jubel der Menge haben sie ihre ersten Tricks absolviert, dann kommt die Waage in der Rückenlage, wie man sie auch täglich im Zirkus Sarrasani zu sehen bekommt. — Da, ein kleines Versehen, ein plötzlich stär kerer Windstoß. ein Aufschrei der Menge, Und der jungverheiratete Kimri stürzt ab! Der Aufschlag aus dieser Höhe ist so heftig, daß die Bretter des Podiums glatt durchgeschlagen werden. — Mit zahlreichen Knvchenbrüchen und einer Gehirnerschütterung, von den Acrzten fast aufgc- geben, liegt der Verletzte im Krankenhaus. Nach drei Tagen hat er noch immer die Besinnung nicht wiedererlangt. Aber das Leben geht weiter, hart und unerbittlich. Der Varietee- direktvr aus Neuyork verlangt, daß die Nummer in zwei Wo chen wieder komplett ist, sonst geht der Halbjahresvertrag flöten. Da rafft die kleine Frau sich auf, die täglich stundenlang am Krankenlager ihres Mannes weilt, und erklärt, sie wolle für ihn einspringen. Der Schwager wehrt sich. Wie könnte sie in 14 Tagen erzwingen, woran sie, als routinierte Artisten, monatelang gearbeitet haben. Schließlich gibt er nach. Der Wille treibt die kleine Vera Kimri vorwärts. Noch steht ihr Apparat im Steel Pier. Stundcnlgng probt sie jetzt täglich, und am Abend besucht sie ihren Mann, der aber erst nach zwei Monaten soweit hergestellt ist, daß er sie über haupt erkennt. — Zum festgesetzten Termin steht dann die Nummer wirklich. War bisher die Arbeit der zwei Kimris schon eine Sensation, so gewinnt sie jetzt noch mehr dadurch, daß eine Frau die Partnerin ist. — „Frau ohne Nerven" wird inzwi schen ihr Ehrenname. Daß sie wirklich keine Nerven — im üb lichen Sinne — besitzt, beweist ihre Antwort auf unsere Frage, worauf sie bei den schwierigsten Tricks, besonders bei der Rük- kenwaage, achte: „Ich schaue in die Spiegel der Apparatur!" — Also Frau auch in der gefährlichsten Situation. Sie ist bei der Nummer geblieben, weil ihr Mann infolge des Sturzes so geschwächte Beine hat, daß er nie wieder arbeiten kann. — Nach Deutschland, wo sie mit dieser Nummer zum ersten Male weilen, sind sie eigent lich nur gekommen, weil Frau Kimri die alten Stätten ihrer ersten Artistenjahre, die ihr zugleich zur Heimat geworden sind, Wiedersehen wollte. — Man staunt über die halsbrecherische Leistung, man bewundert die Frau, die sich aus Liebe zu ihrem Mann einem Leben der Gefahr verschrieben hat, und man freut sich, sympathische und bescheidene Menschen, die große Künstler sind, kennengelernt zu haben! Hals- und Beinbruch für die Zukunft!" — Ein Wunsch, dem sich jeder Zirkusfreund gern anschließen wird, der Artistenarbeit in ihr.em erzieherischen Wert der äußer sten Konzentration aller körperlichen und charakterlichen Kräfte zu würdigen weiß. — — Die Luftattraktion der „2 Kimris" ist aber nicht die ein zige Sehenswürdigkeit im Dresdner Circuspalast am Carola platz, die der am 16. Februar mit gewohnter Pünktlichkeit vor sich gegangene Spielfvlgewechsel gebracht hat. — Es gibt da noch den vortrefflichen Flugtrapezakt der „3 Turvl s" zu be wundern, dem der jetzt wohl beste Flieger und eine hervor ragende Fängerin angehören, die allein schon diese glänzende Nummer zu einer Sensation machen. — Die 6 Sylwest- Kunstradfahrer fanden verdienten Beifall, da sie eine Menge verwegener Künste auf ihren hohen Solorädern zeigen, und außerdem einen vorzüglichen Musikalakt bieten. Die „7 Me ir o r c a - Gladiatoren" vereinigen in ihrem Kraftast mit be rechtigtem Selbstbewußtsein männliche Energie und präziseste Ausführung. — Die 6 TO-Aa -Islandleute warten mit neuen sinerklärbarkciten ihrer seltsamen Heimatspiele auf, und werden stürmisch bejubelt. Alles in allem ein Programm, das mit Recht den Namen der Sarrasani-Circusfestspiele führt. Turnen. Sport und Spiet. Oie Winterkamplspiele ver HZ. wurden bei herrlichem Winterwetter in Garmisch-Par tenkirchen fortgesetzt. Im E i s ku n st l au s e n siegte beim Jungvolk Aschenbrenner «Berlin), während bei den Jung mädeln die Wienerin Pawlik die höchste Note erhielt. Im Eisschnelläufen erwies sich bei der HI. Altersklasse A der Düsseldorfer Uhlig als Bester, und in der Altersklasse 8 siegte der Wiener Wirth. Auch die E i s h o ck e v s p t e l e nah- men ihren Fortgang. Die Skispringer haben bereits einen Teil ihres Pensums hinter sich Im Absahnslauf siegte in den einzelnen Wertungsgruppen «Hochgebirge. Mittelgebirge, Bergland und Flachlandi in der Klasse F Fritz Kreiser (Tirol). Wilzried Oensch «Sudetenland), Günther Schöber «Berlin) und Schwerdtfeger «Berlin). In der Klasse 8 stellten der Kärnmer Wildstein, Adolf Petrino «Baden) und der Mecklenburger Lövmer die Sieger. Im Svrunalauk des Deuts ch.en Jungvolks endeten drei Oesierrckcher auf den erste« Plätzen, während im Langkaus in der Wertungsgruppe Flachland drei Berliner die ersten Plätze belegten. Deutsche Zweierbob-Meisterschaft entschieden. Auf der Olvmpia-Bobbahn bei Garmisch-Partenkirchen wurde die Deutsche Zweierbob-Meisterschaft entschieden. Meister wurde NSKK.-Truppsührer Kilian mit dem NSKK.-Manu Dr. Windhaus an der Bremse. Deutsche Skimeisterschaslcn. In Kitzbühel werden di« noch ausstehenden Deutschen und Wehrmachts- Skimeisterschasten ausgetragen. Die Mannschaft der Reichenhaller Jäger konnte nach ihrem Sieg bei den WHÜ» Meisterschaften in Zakopane einen neuen Triumph feiern. Ueberlegen gewann sie unter Führung von Oberleutnant Gaum den 25-Kilomctcr-Slispähtrupplauf. Slugzeugzusammenftob !n Indien Nach einer Meldung aus Karachi stießen 50 Kilometer nördlich von Karachi über dem Urwald ein Flugzeug der In dischen Luftsahrtgcfcllschaft mit einem anderen Flugzeug zu sammen. Die Insassen beider Maschinen, zwei Inder und ein Amerikaner, sanden dabei de» Tod. Der eine Inder ist einer der bekanntesten indischen Flieger, der im vorigen Jahr die goldene Fliegermcdaille des Vizekönigs von Indien er hielt. Beide Flugzeuge wurden voltkommcn zertrümmert. Vermachtes. Gefährliche Tabakernte. Wer viel raucht, hat guten Grund, sich vor dem Nikotin zu hüten. Sicherlich bietet reicher Nikotin gehalt im Tabak ein Anregungsmittel, das von manchem ge sucht wirb. Jedoch gerade in unserer Zeit geht das Stroben da hin, den Rauchgenuß zu verharmlosen und nikotinarmen ober gar nikotinfreien Tabak zu bieten. In einem Aufsatz, den Dr. Gustav Plum über deutschen Tabak im Märzhcft von Velhagcn L Klasings Monatsheften veröffentlicht, finden wir unter an deren interessanten Darlegungen auch die, daß der Tabak mit dem höchsten Nikotingehalt in Ostpreußen gezogen wird, aber er findet nur in der chemischen Industrie zur Herstellung von Pflanzenschutzmitteln Verwendung. Bei einem Nikotingehalt von 6—16?L müssen diese Tabaksorten teilweise sogar mit Hand schuhen geerntet werden, um eine Nikotinvergiftung durch ein fache Berührung zu verhüten. Nikotingehalt ist eine Frage der Sortenauswahl Und kann außerdem weitgehend durch die Be handlung der Pflanzen beeinflußt werden. Die Tabakpflanze baut im allgemeinen bis zum Höhepunkt des Wachstums, der etwa bei der Blüte liegt, Nikotin auf und zum Teil später wieder ab. Auf diese Grundtatsache stützt sich auch die Industrie, wenn sie auf die Nikotinarmut besonderer Tabake hinweist. Die Nikotinbildung kann weitgehend beeinflußt werden, insbe sondere durch den Zeitpunkt der Ernte. Neichösen-er Leipzig Sonnabend, 25. Februar. 6.30: Ans Berlin: Frübkonzert. — 8.30: Nus Danzig: „Wohl bekomm's!" — 10.00-. Der Auszug nach Leipzig. — 11.35: Heute vor ...Jahren. — 11.40: Erzeugung und Per- brauch — 12.00: Ans Wien: Miltagskonzert. — 14.00: Musik nach Lisch (Jndustrieschallplatten und Aufnahmen). — 15.20: Hexikomplexi. dreimal schwarzer Kaier. — 16.00: Nus Stutt gart: Wie es euch gefällt. — 18.00: GegenwartSlerikon. — 18.15: Tanzt alle mit «Jndustrieschallplatten). — 19.00: Aus Dresden: Fasching in der Operette. Margarete Düren «So pran), Melita Wittenbecher (Sopran), Karl Ziegler «Tenor), Erwin Hartung «Tenor). Der Dresdner Solistcnchor. Das Dresdner Orchester. — 21.00: Aus Berlin: Fest des Rund- sunls. Festliches Konzert. Lotte Burck, Mailänder Scala (Sopran,, Nitschiko Tanaka «Mezzo-Sopran), Kammersänger August Setder «Tenor), Kammersänger Ludwig Hofmann (Bast), Hans Prieanitz (Klavier). Das Große Orchester des Reichssenders Berlin. Leitung: Heinrich Steiner. — 22.15: Aus Breslau: Ausschnitt aus der 1. Großkundgebung des' Reichsluftschutzbundes lin Sudctengau. — 22.30—24.00: Nus München: Wir tanzen in den Sonntag. DeutschSandsesrder Sonnabend, 25. Februar. 6.30: Aus Breslau: Frühkonzert. — 10.00: Aus Hamburg: Heraustreten — wer plündern will! — 10.30: Fröhlicher Kin dergarten. — 12.00: Ans Königsberg: Musik znm Mittag. — 15.15: Buntes Wochenende (Aufnahmen). — 16.00: Aus Stutt gart: „Wie es euch gefällt". — 18.00: Sport der Woche. — 18.15: Musikalische Kurzweil «Aufnahmen). — 18.30: Maria Müller singt. Das Karlsbader Kurorchester spielt. — 19.00: Deutsch landecho. — 19.15: Bunte Auslese. — 20.10: Buntes Allerlei. Lillie Claus, Herbert Ernst Groh, Klavier-Duo Hans Bund, Orchester Otto Dobrindt. — 23.00—0.40: „Liebe, du Himmel auf Erden". Herzenssachen aller Sorten, teils in Tönen, teils in Worten. Ein Glück ging in Merken Roman von Fr. Lehne. 4- Fortsetzung Nachdruck verboten „Bloß heute brav gewesen oder immer?" fragte Isa, ihn Neckisch ansehend. „Immer, immer —!" beeilte er sich zu versichern. Dieses kleine, scherzhafte Wortgeplänkel hatte alle Be fangenheit der jungen Leute zum Verschwinden gebracht. Mit heimlicher Freude nahm Trautmann an Isabellas klei- nein Tische Platz, den Damen gegenübersitzend und den übrigen Gästen den Rücken kehrend, während die Hausher lin das große, saalartige Speisezimmer überblicken konnte. Erich Trautmann meinte, man müsse ihm die Freude aus den Augen leuchten sehen, den ganzen Abend mit die sem schönen Mädchen Zusammensein zu dürfen. Vergessen war das Theaterbillett in seiner Brieftasche, weswegen er es vorhin so eilig gehabt, da er sich noch hatte umziehen wollen. Isabella Dörner hatte es so eingerichtet, daß sie mit ihren Gästen aß. Die alte Köchin, die schon im Hause ihres Da.wrs gekocht hatte, war sehr tüchtig und zuverlässig, so daß sie ihr ruhig alles hätte überlassen können, wenn sie nicht gar zu pflichteifrig gewesen wäre. Sie hielt sehr auf den guten Ruf ihres Fremdenheimes, das, nicht groß, nur eurer beschränkten Zahl von Gästen Unterkunft gewähren konnte. Dafür wählte sie sehr aus; nur ganz einwandfreie, tadellose Menschen durften bei ihr wohnen, denen sie dann au Behaglichkeit ^t, was sie nur konnte. Ihre Gäste foilten sich bei ihr wie „zu Hause" fühlen. Sie war auch °.l0ozuglg und rechnete nicht wie so mancher andere in klein- Ucher Weise, was ost so verstimmend wirken könnt«. Sie war auch eine glänzende Gesellschafterin, auf allen «entbieten sehr beschlagen und mehrere Sprachen ve- - nd, und ihr liebenswürdiges, ausgeglichenes Me ten wcrkte ungemein anziehend. Darum hatte Erich Trautmann sich auch so wohl in ihrem Hause gefühlt. Er wußte selbst gar nicht, was ihm diese Frau geworden war; er nahm ihren fraulichen Reiz, ihre Herzensgüte w gedankenlos hin, wie man den Son nenschein, den Duft einer Blume hinnimmt. Mit ihr hatte er über alles sprechen können, und wundervoll verstand sie es, sich in sein Seelenleben einzufühlen. Es bereitete dem jungen Mädchen ein beinahe kindliches Vergnügen, auf so vornehme, gepflegte Art zu Abend zu essen, im Vergleich mit daheim, wo sie sich gleich in der Küche ihr Brot geschnitten, ein Scheibchen Wurst oder Käse darauf, eine Tasse Tee dazu oder schnell übrigen Kaffee aufgewärmt — fertig! Und hier bei der Tante, wie fein es da zuging! Ihr Hang zum Luxus, verstärkt durch fleißigen Kinobesuch, fand hier Befriedigung. Sie nahm sich vor, sich der Tante unent behrlich zu machen, damit sie recht lange bleiben könnte. Ihre Laune war glänzend infolge der freundlichen Zu kunftsaussichten, die ihr endlich winkten. Unermüdlich plap perte der Mund allerlei Nichtigkeiten, die sie so drollig her ausbrachte, daß sie geradezu unwiderstehlich wirkte. Die Tante lächelte freundlich; Erich war hingerissen. Er blickte unverwandt auf das junge Mädchen, das ein Gegenstand der Anteilnahme auch sür die anderen Tische geworden war, was Isa mit Genugtuung feststellte. Das wollte sie gerade — im Vordergründe stehen, auffallen, gesehen wer den! Sie war ein Mensch ohne Tiese, nur auf Oberfläch lichkeit eingestellt. Mit Genuß löffelte sie den Nachtisch: Erdbeeren mit Schlagsahne. „Ah, fein! Um diese Zeit, Ende Mai, schon Erdbeeren! Die. esse ich überhaupt furchtbar gern." „Wenn ich meinen Anteil noch zur Verfügung stellen darf, gnädiges Fräulein?" Lächelnd bot ihr Erich sein Kristallschälchen voll der köstlichen Früchte an, die er noch nicht angerührt hatte. Dunkelrot geworden, blickte Isa scheu nach der Tante. Sah diese nicht unwillig aus? Das hatte sie gewiß nicht mit ihrer Bemerkung gewollt. Doch die Tante lächelte und sagte zu Erich: „Für das Leckermäulchen ist noch da. Bitte, lassen Sie sich Ihre Erdbeeren gut schmecken." „Oh, Fräulein Dörner, mir liegt nicht so viel daran. Ich ziehe Erdbeeren in Moselwein vor. — Halt, ich hab« einen Gedanken —" „Von Schiller?" neckte Isa. „Nein, gnädiges Fräulein, von Erich Trautmann!" gab» er lustig zurück. / „Nun, da bin ich begierig," lächelte die altere Isa. > „Wir trinken noch ein Glas Bowle zusammen. Sie stil-» ten die Erdbeeren, ich den Sekt, bitte, das gehört auch noch zu den verschiedenen Henkersmahlzeiten, die Sie mir ver sprochen haben. Und ein Lied, dessen Klang ich mir mitneh-« men möchte. Oft werde ich an die mustkalizchen Genüsse denken, die Sie mir bereiteten. Die werden mir fehlen!" Ja, die Musikabende — ihr würden sie noch viel mehr fehlen! Sie beherrschte das Klavier mit großer Meister schaft. Wie oft hatte sie ihm vorspielen müssen, wenn er nicht ausging. Es hatten sich dann noch zuweilen ein paar Zuhörer eingefunden von den anderen Gästen; aber manch mal waren sie doch allein geblieben, und das waren für sie die allerschönsten Stunden gewesen, wenn sie in der Musik den ganzen Reichtum ihrer Seele vor ihm ausbreiten konnte. Und er hatte unbeschreiblich gern dem berückenden Wohllaut dieser dunklen Altstimme gelauscht. Er war selbst sehr musikalisch und bewunderte ihre Begabung. Und manchmal auch hatte er zu seiner Geige gegriffen und sie begleitet, doch bald wieder mutlos aufgehört. „Ich bin ein Stümper! Ja, wenn ich Zeit gehabt hätte, mich weiterzubilden! Nun, für meinen Hausgebrauch drüben mutz es genügen!" Wie schön das immer gewesen war! Aber nun war es vorbei und zu kurz wie alles Schöne im Leben! Drittes Kapitel. „Noch ein Glas, Isa? Du darfst doch nicht so schnell trinken! Ich meine, zwei Elas Bowle seien genug!" mahnte Isabella die Nichte, die ihr das leere Glas entgegenhielt, Fortsetzung folgt,