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Wilsdruffer Tageblatt : 15.02.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193902153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390215
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-02
- Tag 1939-02-15
-
Monat
1939-02
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.02.1939
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stnü Mk eine verantwortungsvolle Fützrungs- und Verwaltungs- ouiyabe unv durch ihren Emiay und ihr Vorbild iur das Bauerntum arbeiten, werben von Ende Juni bis Mitte Juli und Milte September bis Mille Oktober in den Kreisbauern, schäften eintägige Treffen der Altschuler durchgefiikrt. Auf dieie Weise kann die in der Bauernschule erlebte Gemeinschaft bei spielgebend weiter in die Dörfer getragen werden. Landjugend zum Einsatz bereit Das gleiche Bild der Einsatzbereitschaft gab die Kundge- bung der sächsischen Landjugend bei der nach einlei tenden Worten von Landeshauptabteilungsleiter l. Bauer Schu- mann, Wurzen, der Stellvertreter des Landesjugendwartes, Herbert Vogel, den Jahresbericht iür das Jahr 1938 erstattete. Man hatte hier den Eindruck, Daß in der sächsischen Land jugend eine sehr gründliche Arbeit zur beruflichen Weiterbil dung, in der weltanschaulichen und körperlichen Schulung der sächsischen Landjugend geleistet worden ist. Das Zahlenmaterial von Lagern und Schulen, von der Teilnahme am Reichsberufswettkampf, den Austauichringen und den Dorkabenden zur Förderung der ländlichen Fröbsichkcns» Gestaltung zeigte das überall ansteigende Interesse der Land jugend an dielen Ausgaben, die in Sachsen von 28 Kreisfugend- warten. 150 Bezirksjugendwarten. 1950 Ortsjugenbwarten und ebenso viel Jugendwartinnen als ehrenamtlichen Mitarbeitern ihren Kameraden nähergebracht wurden. Diese ehrenamtlichen Mitarbeiter haben sich in selbstloser Weise der sächsischen Land jugend zur Verfügung gestellt mit dem Ziel einer gesunden und booenverwurzelten Bauerngeneration. Der Siabsleiter der H2.. Banniührer May, knüpfte an diese Ausführungen an und stellte erneut 1939 als bas Jayr der Gesundheit heraus, eine Parole, der sich gerade auch die Landjugend verpflichtet fühlt. Sie will Enthaltsamkeit üben, betrachtet es jedoch nicht als ihre Aufgabe, die ältere Generation zu beeinflussen. Zur Parole „Heim aufs Land" - betonte Bannsührer May, das; das abwechslungsreiche Leben der Stadt und sein äußerer Flitter kern reizvolles Ziel für die Landjugend ist. Das Leben auf dem Dors soll durch die Schaf fung einer neuen Kultur jedes Abftrömen in die Stadt ver meiden. Wenn auch die Vertreterin der Reichsjugenbwartin, Elisa beth Wiemer, auf die Landflucht eing'ng so deshalb, weil ge rade die Bauersfrau und bas Landmädel durch die außerorDent- lich schwere Arbeit aus dem Lande zur Abwanderung in Vie Stadt verleitet werden. Sie stellte es als Pflicht heraus, Daß die Vauerstochter daheim bleibt um die Vauerssrau zu unter stützen. Die Erziehungsausgaben sollen neben den Müttern auch von der Schule und von der HI. übernommen werden. Bei der Erziehung der weiblichen Landjugend mutz als Ausgleich der schweren körperlichen Arbeit der Sport, und hier besonders das Schwimmen gepslegt werden. Die For derung bleibt, datz jedes Dorf ein Schwimmbad erhält, da für die weibliche Jugend das Schwimmen der gesündeste Sport sei. Das Werk .„Glaube und Schönheit" mutz ebenfalls auf das Land hinausgetragen werden. Heute gibt es schon 5600 Arbeits gemeinschaften aus dem Lande Daneben gehört die Volks rumspflege zu einer der schönsten Aufgaben der weiblichen Landjugend, ebenso Eeschmackserziehung und die Liebe zur bäuerlichen Tracht. Der Landesobmann der Bauernschaft Sudetengau, Müller, zeigte den Weg, den die Bauernjugend im Sudetenland gegan gen ist. Trotz allen Terrors hätten die Tschechen keinen Erfolg gehabt, da der sudetendeutsche Bauer an Deutschland glaubte. Durch eine gesunde bäuerliche Haltung werde auch die Landflucht überwunden werden. Abend de; Bauerntums Abends kamen dann die Bauern und Bäuerinnen, die Land jugend und die Gefolgschaften zu einem Abend des Bauerntums zusammen. Der Musikzug der Gebietssührung der H2. und eine erzgebirgische Jungbauernkapelle spielten auf. Lehrgangs teilnehmer der Bauernschule und Altschülerinnen sangen Bauern lieder. Schüler und Schülerinnen von Burg Neuhaus zeigten Leibesübungen, wie sie als wesensaemäß für die Landjugend angestrebt werden. Es war ein fröhlicher Abend, der in seinem Verlaus richtunggebend war für die Dorfabende, die dem Land volk Entspannung bringen sollen. Inmitten der frohen Schar sah man den Landesbäuernführer, den Landesbauernrat und das Fükrerkorps des Reichsnährstandes aus dem Gau Sachsen, die vorher auch der Kundgebung der Landjugend beigewohnt hatten. Aodenmilersuchung auch im Obstbau Sachsens Obstbau war schon vor kurzem Mittelpunkt einer Tagung. Erneut wurde jetzt das Augenmerk auf die Wichtigkeit der Sortenwahl und der Errichtung geschlossener Obstan - Lauaebiete aelenkt. Ferner wurde geschildert, wie der Gartenbauer kn einer gründlichen Bodenünterfüchung ein Mikkel in der Hand hat, auf die Tragbarkeit der Obftbäume einzuwir ken. Die Forderung „Pflanzt Obstbäume, aber nur Marken bäume!" kann nicht ernst genug genommen werden. Die Ent rümpelung der Obstanlagen ist gleichfalls wichtig. Im Zuge der sachgemäßen Pflege und Schädlingsbekämpfung sind bisher 117 000 Bäume entfernt worden. Eine weitere große Zahl gilt es zur Raumschaffung für Neuanpflanzungen noch zu beseitigen. Der sachgemäßen Auslichtung muß noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hohe Milchleistung durch Earsutter In der Gärfutterbereitung werden, wie die Untersuchungen der Landssbauernschaft ergeben haben, noch nicht alle Erfor dernisse befolgt. Eine wirklich leistungsfähige wirtfchaftseigene Fütterung ist aber ohne Gärfutter nicht möglich. Denn Nauy- sutter und Gärfutter in bester Qualität und in harmonischem Verhältnis zueinander ermöglichen Milchleistungen von 15 bis 20 Kilogramm im Tage, ohne datz ausländische Krastsuttermittel dazu benötigt werden. Die Beachtung aller Regeln lohnt auch für den Erfolg, Von der Landesbnuernschaft sind zudem Preise für gute Eärfut-^ terbereitung ausgesetzt. Den Siegerpreis des diesjährigen Wett bewerbes und damit den Ehrenpreis des Landesbauernführers erhielt Bauer Max Zschcuschler in Hausdorf, Kreisbauernschaft Kamenz, für ein hochwertiges Süßlupinen-Serradella-Eärsutter? Den Ehrenpreis des Wirtschaftsministeriums erhielt Bauer Paul Schmidt in Unterheinsdorf. Kreisbauernschaft Plauen, für ein Gemenqegärfutter. Ferner erhielten weitere Dreizehn Betriebe mit sehr guten Proben Preise in Form von Hilfsmitteln und Eebrauchsgegenständen. Wie Pros. Dr. Kirsch, Königsberg, vor der Landesfachschaft „Futlerbau und Gärfutterbereitung" ausführte, liegen vieler- orts die Verhältnisse so. daß vor allem aus arbeitstech nischen Gründen große Futtermassen deshalb nicht voll ausgenutzt werden können, weil die Gärfutterbereitung nicht durchführbar erscheint oder die übliche Trocknung an der Luit versagt. Der Gedanke der künstlichen Trocknung hat daher in letzter Zeit erhebliche Fortschritte gemacht Es !ei jedoch falsch, nur „einsäuern" oder nur „trocknen" zu wollen, sondern die ein zelnen Werbungsmethoden müßten sinnvoll von Fall zu Fall dort eingesetzt werden, wo sie jede für sich dem anzustrebenden Ziel am besten gerecht werden können: Mit möglichst geringen Verlusten und möglichst geringem Arbeitsaufwand dem Betrieb ein Höchstmaß von verwertbaren Nährstoffen zu gewinnen und zu erhalten. Nichtige Düngung der Weiden Eine weitere Leistungssteigerung aus den Eenossenschafts- weiden hängt neben den alten Forderungen nach guter Weids vorbereitung der aufzutreibenden Tiere und frühzeitigen Auf trieb aus die Weide in erheblichem Matze von der richtigen Düngung ab. wobei nach Erfüllung aller Grundbedingungen der Stickstoff ausschlaggebend ist 1938 waren die iächsiichen Ge- nossenschastsweiden, die rund 800 Hektar Umsätzen, mit 2765 Rindern und 820 Pserden besetzt, wobei die Maul- und Klauen seuche den Rinderauftrieb zugunsten des Pferdebesatzes ein schränkte. Die Gesamtleistung in Stärkewerten betrug im Jahr 1938 je Hektar 2580 Kilo, vereinzelt auch über 3000 Kilo. Fragen des Saatenandanes Wichtig ist der Saatenanbau. Im Herbst 1938 ist erstmalig erreicht worden, datz die Saalgutcrzeugung mit Winterung in Deutschland aus Hochzucht gedeckt werden konnte. Infolge der sehr guten Getreideernte waren in einzelnen Teilen des Reiches ganz erhebliche Mengen Hochzucht nicht abB- setzen. In Sachsen ist der Saatroguen restlos seiner Bestimmung zugeführt worden, während bei Weizen und Wintergerste etwa 30 v H. nicht abzuletzen waren wobei vor allem die Vielzahl del Sorten ungünstig wirkte. Das Ziel müsse sein, sich noch mehl aus nur wenige Sorten festzulegen. Bei Pflanzkartoffeln stehen aus der sächsischen Er zeugung gute Herkünste ausreichend zur Verfügung. Stark ge fördert wurde die Gras- und Kleesamen-Anerkennung. Allein am Anbau von erzgebirgische» Timothee-Erassamen beteiligten sich etwa 800 Betriebe. Da Sachsens Bauern den Rus haben, tüchtige Ackerwirte zu sein sind sie im besonderen Matze dazu geeignet. Saatenanbau zu treiben So nimmt es nicht wunder, daß bei wachsendem Verständnis für geordneten Saalgutwechsel dieses Gebiet innerhalb des sächsischen Ackerbaues immer mehr in den Vordergrund rückt. Einen Bericht über die Kleberweizenlehrfchau er stattete dann Dr. Jahnel, Pillnitz Er erläuterte die verschie denen Untersuchungsmethoden, besprach die eingesandten Pro ben und konnte die den hohen Stand der sächsischen Landwirtschaft kennzeichnende Mitteilung machen, daß nur wenige der Muster den sehr strengen Anforderungen nicht entsprachen. Gute MchsyrmMaLen Für die diesjährigen Flachsstroh-Prämiierungen stand erst malig neben den Spenden der einzelnen Rösten ein Betrag von 4500 RM aus Mitteln des Reichsnährstandes zur Verfügung, weshalb diesmal weit mehr Preise verteilt werden konnten. Insgesamt sind 334 Muster vorgelsat worden, wovon 130 Muster Geld- und Sachpreise erzielten. Als Landessieger konnten ver kündet werden: Hermann Hänel, Hartmannsdorf bei Dip poldiswalde, und Max Matthes, Zethau bei Freiberg. Die beiden Prämiierungen haben gezeigt, daß auch in den Landes teilen. wo der Flachsanbau nicht zu Hause ist. sehr gute Quali täten erzielt werden Die durch den Preiskommissar vorgenom mene Erhöhung der Flachsstrohpreise für die Ernte 1939 macht den Flachsanbau in Zukunft rentabel. Aus volkswirtschaft lichen Gründen ist es daher Pflicht eines jeden Bauern und Landwirtes. Flachs anzubauen oder sich am Eemeinschaftsanbai» zu beteiligen. Mars statt Hafer Als Körnerfrucht wie auch als Futterpflanze verdient de« Mais besondere Beachtung. Knapp drei Millionen Hektar wer den in Deutschland alljährlich mit Hafer bestellt, obwohl min destens bei einem Drittel der Fläche die Haferernte sehr unsicher und schwankend ist. Mais als Körnerfrucht bringt hier sehr viel höhere und sichere Erträge. Der Körnermains sichert dazu die Futterversorgung ganz hervorragend und schafft dem Bauern Möglichkeit, seinen Roggen auch ohne Austausch gegen aus ländisches Kraftfutter zur Brotversorgung abzuliefern. 2n der Saatenpflege mutz Mais genau so sorgfältig behandelt werden wie die Rübe. Mais ist unsere schnellwüchsigste Kulturpflanze und deshalb nicht nur als Zweisrucht in blanker Einsaat sehr wertvoll, son dern liefert auch bei Auswintcrungsschäden als Ersatz für feh lende Klcejchläge rasch das notwendige Grünsutter. Der Vorteil von ZuSermais Diplomlandwirt Bauer Tamm, Priesen, hat seit 1919 Ver suche mit dem Anbau von Speissmais betrieben. Durch fortge setzte Auslese ist ein einheitlicher Typ. der Priesener Zucker mais, erzielt worden. Der Anbau von Zuckermais ermögliche es, ohne zusätzliche Anbaufläche von derselben Ackerfläche gleichzeitig menschliche Nahrungsmittel und große Grünfuttermassen zu aewinnen. s Millionen mehr als ^933 Ende Januar 1939 19,5 Millionen beschäftigte Arbeiter und Angestellte Die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Angestellten betrug im Altreich, wie der Reichs arbeitsminister berichtet, Ende Januar 19,5 Mil lionen, das sind rund 8 Millionen mehr als zur ZeitderMachtübernahmeimJanuar 1933. Im Vergleich zum Januar des vergangenen Jahres har die Zahl der Beschäftigten um 1,4 Millionen zugenommen. Von den Arbeitskräften, die im vergangenen Jahr neu in die Beschäftigung eingetreten sind, war rund die Hälfte vorher als Ärbeitslosc bei den Arbeitsämtern gemeldet. Die übrigen 700 000 sind zum größten Teil aus den Kreisen gekommen, die bis dahin keine Beschäftigung als Arbeiter oder Angestellte ausgeübt hatten. Es ist also ge lungen, eine große Zahl neuer Arbeitskräfte zn gewinnen. Unter dem Zuwachs von 1,4 Millionen Beschäftigten be finden sich 505 000 Frauen. Auf 100 beschäftigte Männer kamen un Durchschnitt der letzten Jahre 46 Frauen. Bei dem Zuwachs des Jahres 1938 an Arbeitskräften sind es dagegen 56 Frauen, also 10 mehr. Bei dem herrschenden Facharbeitermangel kam also Die Frauenarbeit verstärkt zum Einsatz Im Januar 1 9 39 hat Die Zahl Der Beschäftigten im Gegensatz zu den zum Teil beträchtlichen jahreszeitlichen Abnahmen früherer Jahre um 247 000 zugenommen Hinler dem November deS vergangenen Jahres bleibt Die Zahl Der Beschäftigten Ende Januar 1939 noch um 722 000 zurück, von denen aber nur rund, ein Fünftel als erwerbslos angesehen werden können, nämlich die 150 000. die als Arbeitslose bei den Arbeitsämtern des Altreichs zu Dem Novcmberstand htnzugekommen sinr>. Unter denen, die sich nicht gemeldet haben, besinnen sich teils Bau arbeiter, die mit Dem Wiederbeginn ihrer Arbeit in kurzer Zeit rechnen, teils weibliche Arbeitskräfte aus Den Wirtschafts zweigen, deren Beschäftigung Weihnachten und Neujahr zu Ende ging und die infolgedessen Arbeitskräfte tn großer Zahl entlassen haben. Die Zahl Der Arbeitslosen bat im Januar im A1 t - reich um 154000 abgenommen (42. Fortsetzung.) Als sich Frau Makvine schließlich zweien entrang, die Über verschiedene Materie auf sie einsprachen — sie wollte in der Küche das Anrichten überwachen — ließ Lie Tür schon eine der Küchenmaiden ein. Weißbeschürzt und behauptet, trug sie hochroten Kopfes auf mächtiger Platte einen glasierten Scyweinsrücken, fabelhaft gar niert. Ebenso lecker präsentierten sich die folgenden Schüsseln. „Alle Wetter, unsere „Läng' Sülz"! Das hat sie nun Mächtig los, Mutter? Effektvoller als bei uns im Institut." Die Hausfrau seufzte. „Sie ist so geschickt und er findungsreich, nur eben leider gänzlich ohne Betäti- gungstrieb." „Na, -a verlaßt euch drauf, ich werde ihn schon aus ihr herauskitzeln," versicherte die Liesch. „Der Briefträger," schrie Lorenz und sprang durchs Fenster. Auf demselben Wege kehrte er zurück und brachte Zeitungen nebst einem Brief. Großes, elfen beinfarbiges Format. „Feudal, Mops, darf ich schlitzen?" Er durfte. Während er den Bogen herüberreichte, las er halblaut: „Dein Knud Peters." ,,Ho—jo—to—ho, der Professor!" jauchzte die Liesch. „Neugieriger Bengel du!" Aber sie war genau so ge spannt wie die ganze Tafelrunde. „Was sagst du, Malve," meinte der Hausherr, nach dem er gelesen hatte, „ist er nicht eine Perle von Mensch? Bringt er doch den Frieder — natürlich mit feiner besseren Hälfte, der Ursch — im Auto. Er holt sie in Halle ab, wo er zu tun hat. Sie treffen am Freitag Lin." „Hurra!" schrie die Liesch. Maria schloß die Hände fest ineinander. „Ich verstehe sehr gut, Herr Wamsler, wenn Sie mich auch schonen wollen. Ihr Teilhaber und Geldgeber ver langt, -aß Sie an meiner Statt einen erfahrenen Leitungsmonteur einstellen." „Aber nein, Frau Doktor," -er dicke Mann wischte sich den Schweiß von der kahlen Stirn, „so weit sind wir . durchaus noch nicht. Der Stadtfrack hat mir gar keine Vorschriften zu machen," polterte er, sich selber an spornend, los. „Der innere Betrieb geht ihn gar nichts an. Da hat er mir gar nichts hineinzureden. Er kriegt seine Zinsen, damit basta." Die Frau sah aufmerksam in das rote aufgeschwemmte Gesicht. Ein Dunst von Alkohol schlug ihr — nun er sich vorbeugte — entgegen. Traurig wich sie zurück. Sie kannte das Laster dieses so stark wirkenden, dabei inner lich so schwachen Mannes. Seit manchem Jahr hatte er ihr erspart, ihn in diesem Zustand zu sehen. „Wenn er die Zinsen erhält, Herr Wamsler. Ich fürchte..." Der Dicke ächzte. „Zugegeben, ich bin etwas im Rück stand, aber die Saison steht vor der Tür — nein, liebe Frau Doktor, da sorgen Sie sich mal nicht. Ich halte Sie. Das wäre gelacht. Ick schmeiße den ganzen Dreck hin und sauf' mich zu Tode, wenn . . . Die Abrechnungs tage — sehen Sie, liebe kleine Frau, die sind -och -er einzige Lichtblick in diesem Dreckleben — ich könnte ja gar nicht — nein . . . Sie müssen es doch fühlen. Die ganze Woche rühr' ich keinen Tropfen an, wenn's auch höllisch zieht und brennt. Man beherrscht sich eben — schließlich ist man Loch ein Mann. So eine weiße Engelsseele wie Sie, liebe, süße Frau Stolz, die kann ja gar nicht..." Maria erhob sich. „Sie vergessen sich, Herr Wamsler. Außerdem, heute haben Sie sich jedenfalls nicht be herrscht. Enden wir dies unerquickliche Gespräch. Ich erwarte also Ihre Kündigung." „Kündigung? Ihnen kündigen? Ihnen, Maria?" Ganz verstört war der Mann aufgetaumelt. Er hielt sich am Pult. Glühend schoß ihm das Blut in Stirn und Wangen. „Frau Maria," sagte er heiser, „es gäbe ein Mittel, ein sehr einfaches. Sie würden einen neuen Menschen aus mir machen. Ich schwöre es, nicht einen Tropfen Alkohol brächte ich noch über die Lippen. Und nicht wahr, wenn Sie meine Fran würden —", er lachte schadenfroh — „da könnte -er Stadtfrack aar nichts wol-1 len, der Erpresser — seiner Frau kann man nicht küw, digen." Er sank auf den Bock zurück. „Nicht kündigen —" lallte er und stierte aus glasigen Augen auf die entsetzte Maria. Eine bange Stille. Das Flehen der Lem Lebenskampf nicht gewachsenen Kreatur rührte an ihr gütiges Herz. So überwand sie ihre Empörung. Durfte man mir Trunkenen rechten? Sie griff nach der Mappe. „Gute Nacht, Herr Wamsler. Schlafen Sie sich richtig aus. Am Dienstag treffe ich hoffentlich meinen alten, vernünftigen Freund wieder. Dann wollen wir diesen Alkoholspuk vergessen und besprechen, was werden soll." „Gute Nacht, Maria," klang es weinerlich hinter ihr, aber sie ging, ohne sich umzusehen. Sie trug ein schweres Herz heimwärts. Aber sie hatte es kommen sehen. Seit Jähren hatte sie dieses Ends kommen sehen. Und wie sie durch den sinkenden Abend scbritt mit seinem menschenfernen Frieden, durch die Wiesen am Fluß, die der scheidenden Sonne würzigen Duft als Dankopfer nachyauchten, wurde ihr leichter und leichter. Ihr Gang straffte sich. Der Leuchtglanz der Augen vertiefte sich. Unterkriegen ließen sie sich alle drei nicht. Die Zwillinge waren so lebenstüchtig. ES würde sich ein Weg finden. Die Frau, die so oft die Last anderer auf müden Schultern kaum erschleppen konnte im ohnmächtigen Schmerz des nicht Helfenkönnens, sie sah dem drohenden Unheil auf ihrem eigenen Wege gefaßt entgegen. Eine Riesenfreude erwartete die Heimkehrender strahlend, tiefbraungebrannt, sprang die Ursch ihr an den Hals. Sie lehnte sich in die Mutterarme, und es ward ganz still. Endlich richtete sie sich aus, strich sich die ungewohnte Rührung aus den reinen Zügen. „Es war wunderschön, Mutz, ach, du ahnst es nicht, wie schön diese Fahrt war." „Doch, Störtebeker, ich sehe es an deinen Angen." „Siehst du es, Mutz? Wie schön, daß du es siehst." Wieder war dies letzte Schweigen zwischen ihnen, in dem Menschen sich ihr Tiefstes sagen. Vis die Ursch energisch in den Alltag zurücksprang. „Komm, Rehlein, die Ev hat den ganzen Haushalt geschmissen. Erstaunlich, sag ich dir. Du brauchst dich nur in die Lanbe zu begeben. Da singt sie ihrem Kink das Eiapopeia." lFortsetzuna folat.l
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