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WmfferTageblatt z ik n Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt Donnerstag, den 23. Februar 1939 Postscheck: Dresden 2640 t oder Anspru ng de ist das zur Veröffentlichung der amtlichen tt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts nehmen Falle hi «en des tung oder K iMrcis monatl. 2 RM. frei bei Postbesielluna nstaftc-. Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle .. stellungen entgegen Im sdruff u. Umgegend sonstiger Betricbkstdrun- auf Lieserung der Zet- ein gesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückhorto bciliegt. Das „Wilsdruffer Wilsdruff bestimmte Nr. 46 — 98. Jahrgang Da« „Wilsdruff- l,M RM wcVden'na^Möglichkcft^ beriicksi^igb An^e?g - n - A n °n a'h^7 du^'^rnrut übermft. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 Lien Anzkig?""übern!" Zwangsbergleich erlisch, seder Anspruch ans Nach,ah, - det K-u.ur. .n» Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Bemerkungen zum Tage 'Europa mW die Wilden in USA. In Abwandlung einer Redensart kann man sagen, Europa ist doch besser als die Wilden in USA. Roose velt, Pittman, Johnson, Ickes und der ganze dazugehörige >;udenklüngel spielen verrückt, Hetzen gegen Europa. In Europa aber wundert man sich darüber, daß man in den Vereinigten Staaten von Nordamerika so seltsam auf geregt ist. Sogar der englische Ministerpräsident Cham berlain hat sich bemüßigt gefühlt, während der Müftungsaussprache im englischen Unterhaus das Wort zu «ergreifen. Wenn er von der Narrheit des gegenwärtigen Kurses gesprochen hat, so ist seine Bemerkung ein Kom mentar zu den täglichen Bemühungen kriegslüsterner Amerikaner, die das europäische Schiff einen möglichst ge fährlichen Kurs steuern lassen möchten. Wörtlich sagte Chamberlain: „Ich kann zwar auf der einen Seite nicht preine Zustimmung dazu geben, daß England in irgend einer Form in seiner Aufrüstung nachläßt, jedoch ist es Wicht Englands, auf jede Möglichkeit zu achten, die anderen Länder von dem törichten Kurs, den wir alle ein- yeschlagen haben, zu überzeugen und einer Lage ein Ende Zu bereiten, die, wenn sie noch weiter andauert, schließlich Ium Bankerott eines jeden europäischen Landes führen muß/ Camberlain forderte auch mehr Vertrauen im englischen Volke, das nicht jedes Märchen glauben dürfe, das über aggressive Absichten anderer verbreitet werde. Chamberlain hat sich damit deutlich von jenen Personen distanziert, die in England und mehr noch in den USA. „mit Märchen über aggressive Absichten anderer" eine Katastrophenstimmung hcrbeizuführcn suchen. Man er kennt darin jene verantwortnngsbewußte Grundein- stellunq wieder, aus der heraus der britische Premier minister seinerzeit die erfolgreiche Reise nach München an- getreten hat. Andererseits brachte die Rede Chamber- lains gewisse Halbheiten. Es wetterleuchtete in seiner Rede von Verlockungen und Drohungen, die nicht einmal "eu sind. > Dir Anerkennungskomödie Das Hin und Her zwischen London «nd Paris in der mage der Anerkennung Nationalspaniens dauert nun schon Tage. Es ist eine richtige politische Komödie. Denn England und Frankreich müssen über kurz oder lang doch den Tatsachen Rechnung tragen und General Franco anerkennen. Schämt man sich nun, die bisherigen politischen Fehler einzugestehen, oder führt "Mn aus irgendwelchen anderen Gründen die merkwürdi- 6cn Eiertänze in London und Paris auf, in der Spanien frage Farbe zu bekennen? Unendliche Ströme besten spa nischen Blutes sind geflossen. Aber kaum, daß der Sieg er rungen war, da kamen die Händler von jenseits des Kanals und die Hegcmonialpolitiker von der Seine und versuchten, die Früchte dieses heroischen Freiheitskampfes in ihre Scheunen zu sammeln. Daß so etwas heute im neuen Europa nicht mehr möglich ist, das werden die maßgeblichen Politiker in Paris und London gemerkt staben, als ihr Abgesandter Bsrard in Burgos sich seine Abfuhr holte. Heute sicht die Welt vor der einfachen und unumstößlich gewordenen Tatsache, daß sich auch in Spanien eine völkische Neuordnung anbahnt, die welt anschaulich bedingt ist und deren Zweck und Ziel ein neues, nationalbcwnßies, stolzes und darum auch starkes Spanien ist, ein unabhängiges Spanien, das sich nicht zum Spielball fremder Mächte machen läßt. Es war und isi den beiden Achsenmächten wie General Franco selbst wirklich nur darum zu tun, an der Mittelmeerpforte einen kraftvollen nationalspanischcn Staat zu wissen. Das war der wahre Sinn ihrer Richteinmischungspolitik, und es kann keine Rede davon sein, daß er durch eine westliche Einmischung in letzter Stunde in sein Gegenteil verkehrt wird. Die Außenministerien in Paris und London täten klüger, ihr Spiel verlorenzugeben und endlich die not wendigen Folgerungen zu ziehen, vor allem schleunigst die Negierung Franco rechtens anzuerkennen, als sich weiter hin dem Gesetz der Trägheit zu unterwerfen. Die Balkankonfcrcnz Die Außenminister der vier Balkanstaaten Rumänien, Jugoslawien, Griechenland und der Türkei haben in Bukarest über neue Zielsetzungen beraten. Große Ueberraschungen waren von dieser Tagung nicht zu er warten. Von der einheitlichen Regelung der Beziehungen zu Nationalspanien,- das man wohl demnächst äo suro anerkennen wird, abgesehen, wird man sich mit der Festi gung des Friedens auf dem Balkan und für die Festigung einer selbständigen, aufbaucnden Außenpolitik dieser Län der beschäftigt haben. Ausschlaggebend für die Selbstän digkeit der Balkancntentc war die Parole: „Der Balkan den Balkanvölkern!". Im Geist dieser Parole wurde be- icils im vor'"en 5cabre in Saloniki der klnge Schritt ge- tan Bulgarien die Rttstungsfreiheit znzuerk-nnen. Jede ^tab'lisierung des Balkansriedens wird davon ab- 2 man geneigt ist, den Nevisionswünschcn die zu tragen, die sich in der letzten Zeit auf tr^eLn fumamen geschlagene Süddobrndscha zu konzen- Buloaro^^ Mehrheit der Bevölkerung ans Fn erefte - Außerdem hat Bulgarien ein großes Hal en s Ausgang zum Mittelmeer zu er- sichtigen? diese Wünsche Bulgariens berück- KriegshetzeinASA. ohne Ende Wahnwitzige Rede des Vorsitzenden des Marineausschusses Zu den Hetzern gegen Europa hat sich im USA.-Re- präsentantenhaus nunmehr auch der Vorsitzende des Ma rineausschusses, der Abgeordnete Vinson, gesetzt. Vin son erklärte, die Interessen der Bereinigten Staaten ver knüpften Amerika mit England und Frankreich. Es könne „leine Basis für die Auseinandersetzung zwischen einer Demokratie und einer Diktatur geben außer der Ueber- gabe der ersteren". Vinson erklärte weiter, Amerika müsse darauf vor bereitet sein, allein zu stehen Die nationale Verteidigung sei „in diesem chaotischen Stadium der Menschheits geschichte" von größter Wichtigkeit für Amerika und die westliche Halbkugel. Niemand dürfe glauben, wo die Welt von Diktaturmächten — Deutschland, Italien in Europa und Japan im Fernen Osten — überlaufen sei, daß es nicht das wichtigste sei, daß Amerika sorgsam auf die Ver teidigung acht gebe. Es sei nicht nur notwendig, daß Amerika auf seine eigene Verteidigung achte, sondern es sei zum Vorteil Amerikas selbst, „jenen anderen großen Demokratien England und Frankreich Flugzeuge zu lie fern, damit sie nicht von den Diktatnrmächten zerstört werden" (!). Mit sichtlicher Anspielung auf die Politik Chamber lains wies Vinson darauf hin, daß es Leute gebe, die glauben, daß die ,Leiden dieser wahnsinnigen Welt" durch Konferenzen und Verträge zwischen Demokratien und Dik taturen geheilt werden könnten. Jeder würde solche Schritte begrüßen, falls sie für die „Rückkehr zur Welt gesundheit" und des Wiederauflebens der „guten alt modischen Grundsätze der nationalen Ehre, Moral und Achtung" Verpflichtungen bedeuten würden. Jede bis herige Zusammenkunft mit Diktatoren habe jedoch die un zweideutige Kapitulation bedeutet, und ein Friede auf Grund von Bedingungen der Diktaturen sei ein „kartha gischer Friede" (!). Auf eine Einwendung des Abgeordneten Hamil ton Fish, daß Guam der Dolch an der Kehle Japans sei und seine Befestigung der kürzeste Weg zum Krieg be deuten würde, entgegnete Vinson, die strategische Lage der Insel im westlichen Stillen Ozean bedinge ihren un schätzbaren Wert als Verteidigungsbasis der USA.-Flotte. Als im Verlauf der Senatsdebatte das Wort „Angreifer nationen" fiel, führte Senator Reynolds aus, daß von allen sogenannten „Angreifernationen" England die größte und blutigste sei. Es sei eine Unverschämtheit und Ironie, wenn gerade die Engländer mit dem Finger auf die Eroberung Abessiniens durch Mussolini Hinweisen würden. * Die aus einem ausschließlich geschäftlichen Interesse dienstbaren Geist geschöpften hysterischen Ausführungen Vinsons reihen sich würdig an die der anderen Kriegs hetzer in der Welt. Sie bezwecken nichts anderes, als den unbefangenen Amerikanern mit unverantwortlichen Mit teln Sand in die Augen zu streuen, die verantwor tungslose Aufrüstung, die anrüchigen Flug zeuggeschäfte mit den westlichen Demokratien und die Not im eigenen demokratischen Paradies schamhaft zu ver decken. Wenn Vinson zugibt, die Vereinigten Staaten hätten als letzter Hort der Demokratien die Last zu tragen, mutz man daran erinnern, datz Amerika bereits vor rund 25 Jahren diese „Last" an der Seiie westlicher Demokra tien getragen hat, mit dem Gewinn allerdings, das Geld der Welt in seinen Tresors zu sammeln! Daher empfiehlt Vinson im Reigen der unverantwortlichen Kriegshetzer auch das „Wiederaufleben der guten altmodischen Grund sätze", die seinerzeit znm Weltkrieg und seinen schweren Folgen führten, als zweckmäßig und verdammt jene Männer, die in offener und ehrlicher Weise bemüht sind, dieses unselige altmodische System und sein schreckliches Leid für die Welt auszulöschen. Ausbürgerung von Fremdenlegionören Die Zugehörigkeit deutscher Staatsangehöriger zur französischen Fremdenlegion dient Interessen, die dem deutschen Volk völlig fremd sind und läuft damit dem deutschen Volksempfinden zuwider. Der Eintritt in die Fremdenlegion oder der Verbleib darin schädigt die Wehr- und Arbeitskraft des eigenen Volkes und kann durch nichts mehr entschuldigt oder wiedergutgemacht werden. Aus diesem Grunde hat der Reichsminister des Innern nunmehr angeordnet, daß jedem Deut schen, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sich für den Dienst in der Fremdenlegion verpflichtet oder seine Ver pflichtungszeit verlängert, die deutsche Staats angehörigkeit abzu erkennen ist. Das gleiche gilt für die nach Deutschland zurückgekehrten ehemaligen Fremdenlegionäre, die sich verbotswidrig in das Ausland begeben. Dort aber, wo das größte Leid dieser „wahnsinnig«« Welt" steht, wo Not an Leib und Seele und hoffnungslose Arbeitslosigkeit ist, dürfte auch der größte Wahn und das Unrecht stehen. Das ist jedoch nicht bei den verhaßten sogenannten Diktaturen! Die „richtigdenkenden" Ameri kaner werden unschwer feststcllen können, daß niemand anders als die Kreise und Gestalten um und neben Vin- son verantwortlich für das Leid, das angeblich „chaotisch« Stadium der Menschheitsgeschichte", sind. Guie Manieren notwendiger denn je Unterstaatssekretär Castle gegen den kriegshetzerischen Rooscvcltkurs Auf einer Kundgebung, die der NSA.-Frontkämpfer- Verband in Pitts field (Massachusetts) anläßlich des Geburtstages Washingtons veranstaltete, unterzog der republikanische Unterstaatssekretär C a st l e die augenblick liche amerikanische Außenpolitik erneut einer scharfe« Kritik. Castle sprach offen aus, daß die Roosevelt-Negierung durch ihre ständigen Angriffe auf die autoritären Länder und durch ihre fortwährenden Erklärungen, Amerika müsse vorbereitet sein, mit den Demokratien gegen die „Dikta turen" zusammenzustehen, die Kriegsstimmung in gefähr licher Weise erhöhe. Washington als den wirklichen Urheber der Politik des „guten Nachbarn" bezeichnend, weil dieser große Staatsmann erkannt habe, daß es weil klüger sei, mit allen Nationen befreundet zu sein und sich, wenn möglich, keine Feinde zu machen, erklärte Castle, falls die amerikanische Außenpolitik das Ziel erreichen wolle, Amerika aus einem Krieg herauszuhalten, müßten alle Negierungsbeamten, vom Präsidenten angefangen, ihre Angriffe gegen ausländische Mächte einstellen. Internationale gute Manieren seien heutzutage notwendiger denn je; die amerikanische Regierung solle entschlossen und deutlich sprechen und handeln, aber dabei stets höflich bleiben. Eine Regierung dürfe keine anderen Regierungen öffentlich kritisieren, außer im Falle eines Krieges, wenn alle Fäuste der Nation geballt seien. Di« öffentliche Meinung allein müsse über Krieg oder Friede» entscheiden. Oie Marsbewohner spuken Wetter Der drohende Angriff der „Marsbewohner" auf die friedliche amerikanische Demokratie scheint jetzt selbst in den Köpfen maßgebender amerikanischer Militärs zu spuken. Der Oberbefehlshaber der amerikanischen Luft waffe, Generalmajor Arnold, erklärte Associated Pretz zufolge vor dem Militärausschuß des Senats, eine fremde Macht könne einen Luftangriff auf die Ver einigten Staaten ausführen, falls sie in Süd amerika Flughäfen anlege und Vorräte anhäuse. Arnold besaß dann den seltenen Takt, Deutschland als „Beispiel" für einen solchen „Angreifer" anzuführen (!!!), worauf er — offenbar in plötzlicher Erkenntnis der Verantwortungs losigkeit derartiger Redereien — erklärte, er behaupte nicht, daß so etwas geschehen werde, und er glaube auch nicht daran. Er nannte dann aber doch eine geschätzte An- zahl deutscher Flugzeuge, die seines Erachtens von der Westküste Afrikas bis zur Ostküste Südamerikas fliegen könnten. /Eine lange Periode des Friedens" Englands Handclsministcr über seinen Deutschlandbesuch Aus Anlaß des erfolgreichen Abschlusses der kürzliche« Besprechungen zwischen Vertretern der britischen und deut schen Kohlenindustrie veranstaltete der Verband der britischen Kohlenindu st riellen in London ein Bankett, auf dem der deutsche Botschafter Dr. v. Dirksen in einer Ansprache betonte, daß die zwischen den deut schen und britischen Kohlenindustrievertretern erzielte Eint- gung über alle Meinungsverschiedenheiten überall große Befriedigung ausgelöst habe. Zum Deutschlandbesuch des Handelsministers Stanley erklärte der Botschafter, er habe keinen Zweifel darüber, daß Stanley während dieses Be suches Gelegenheit haben werde, sich mit den Wirtschafts- fragcn Großdeutschlands vertraut zu machen. Der englische Handelsminister Oliver Stanley sprach dann die Hoffnung aus, die deutschen Probleme kennenzulernen. Die zum Abschluß gekommenen Kohlen besprechungen seien ein wertvolles Vorspiel für die umfangreicheren Wirtschaftsvcrhandlungen im kom menden Monat. Vor einigen Wochen habe der Führer gesagt, er erwarte und wünsche eine lange Periode des Friedens. Mit diesen Worten habe er eine klingende Saite im Herzen eines jeden Engländers angeschlagen. „Auch wir", so erklärte Stanley, „erwarten und wünschen eine lange Periode des Friedens über alles in der Welt. Gibt es eine sichere Grundlage hierfür, als die, daß zwei große Handelsländer es fertigbringen, die vielfältigen Fäden ihrer wirtschaftlichen Beziehungen auf dem Wege gegen seitiger Verständigung, guten Willens und beiderseitige« Nutzens zu ordnen?"