Volltext Seite (XML)
Das unruhigste Bett der Wett Der kanadische Jndusiricmagnat Sir Robert Horn, »er auch Präsident der Canadian-Pacific-Bahn ist, hat ein seltsames Mittel gefunden, um die Schlaflosigkeit zu über winden. Seit langer Zeit schon litt er unter einer starken Schlaflosigkeit. Er versuchte alle möglichen Schlafpillen *nd anderen pharmazeutischen Präparate, aber alles war umsonst. Selbst ein Hypnotiseur, an den er sich wandte, konnte das Uebel nicht beseitigen. Nun machte er bei seinen vielen Reisen die Erfahrung, daß er im fahrenden Schlafwagen viel rascher einschlief und vor allem auch viel ruhiger durchschlief als zu Hause in seinem Bette. Dies führte dazu, daß er es vorzog, seine Nächte im Schlaf wagenabteil zu verbringen. An den Abenden bestieg er einen der Züge seines Unternehmens, fuhr während der Nacht irgendwohin und wurde dann am andern Morgen in irgendeiner anderen Stadt geweckt. Telephonisch und mit Hilfe zweier Sekretäre, die ihn ständig begleiteten, führte er dann seine Geschäfte. Aber auf die Dauer war dieses System, zu einem guten Schlaf zu kommen, doch zu umständlich, und so kam der kanadische Multimillionär auf den Gedanken, sich ein Bett bauen zu lassen, das ständig durch eine eingebaute Maschinerie in die gleichen vibrie renden und stoßweisen Bewegungen versetzt wird, die man in den Schlafwagen der Eisenbahn verspürt. Die kanadi schen Zeitungen rühmen dieses Bett, das sowohl das un ruhigste auf der Welt sein dürfte, und erklären, daß Sir Robert Horn nun endlich auch zu Hause „ruhig* schlafen kann. Vermischtes Schwarze Liste im Schaufenster. Eine „schwarze Liste* im Schaufenster ist der verzweifelte Ausweg eines Ge schäftsmannes in der englischen Stadt Oldham. Fast alle seine Kunden kaufen auf Kredit, „vergessen* dann aber häufig die Abdeckung ihrer Schulden. Da seine Mahnun gen erfolglos blieben und er obendrein noch schnippische Redensarten zu hören bekam, hat der Geschäftsmann jetzt kurzerhand ein Schild in sein Schaufenster gehängt, auf dem Name und Adresse der Kunden verzeichnet sind, die ihre Schulden überhaupt nicht oder unpünktlich zahlen. Bei dem großen Interesse, das dieses Schaufenster natür lich bei den Passanten findet, ist anzunehmen, daß der Kaufmann wirklich recht mit seiner Ansicht hat, daß eine solche „schwarze Liste* wirksamer die Schulden eintreiben Würde als der tüchtigste Gerichtsvollzieher. New Norks „Straßenbahn-Cowboy" verschwindet. New Norks merkwürdigster Anachronismus, der „Cowboy der Sirth Avenue*, ist für inzmer verschwunden. Der Cowboy, eine der Hauptsehenswurdigkeiten der Millionen stadt, hat sehr zum Leidwesen der Jugend mit der Ein stellung der Straßen- und Hochbahn in der 6. Avenue ebenfalls sein Tätigkeitsfeld verloren. Es war im Jahre 1895, als die weisen Stadtväter New Norks schwere Be sorgnisse ob der schnellsahrendcn Züge auf dem Fahr damm der Sirth Avenue hegten. Um die drohende Ge fahr für Leib und Leben der Bürgerschaft abzuwenden, verfielen sie auf den Beschluß, keinen Zug auf der Fahr bahn fahren zu lasten, dem nicht ein Reiter mit einem Signalhorn voranritt, um Fußgänger von der heran nahenden Gefahr zu warnen. An dieser alten Tradition wurde dünn zäh festgehalten. Scharen begeisterter Kin der haben seit dieser Zeit in der Sirth Avenue gestan den und den Cowboy bewundert, der gestiefelt und ge spornt jeden Zug über die „Gefahrenzone* hinübergeleitete. Jetzt hat die überirdische Strecke einer Untergrundbahn Platz machen müssen, so daß auch der Cowboy mit dem Signalhorn mit dem letzten Zuge aus dem Straßenbild der 6. Avenue verschwunden ist. Hamlct"-Dcllamation um Mitternacht. Die Pariser Polizei verhaftete einen Armenier, der sich um Mitter nacht vor einem Mädchenpcnsionat aufgestellt hatte, laut die Rolle des Hamlet deklamierte und sich dabei mehr ein- als zweideutig benahm. Der Deklamator sträubte sich heftig und erzählte aufgeregt, daß er „dramatischer Schau spieler* sei und daß er den Platz vor dem Pensionat für sein „Gastspiel* gewählt habe, weil Lie akustischen Ver hältnisse in der kleinen Straße so gut seien. Die An ¬ wohner der Straße waren allerdings nicht der gleichen Auffassung gewesen, sondern halten ihm aus den Fenstern mehrere Kübel Wasser aus den Kopf geschüttet, ehe die Polizei eingriff. Bei der Feststellung seiner Personalien gab er an, daß er der Prinz Hugues von Bagratide und Arekine sei und daß er ein Nachkomme des vor lausend Jahren regierenden „armenischen Königsgcschlechtes* sei. Lagergold vom Meeresgrund. Im Laufe des Som mers will man in Alaska, und zwar an den Flußmündun gen jener Ströme, die nachweisbar einen hohen Gold gehalt haben, ein interessantes und vielleicht auch erfolg reiches Experiment durchführen. John C. Williams, ein Ingenieur aus Kalifornien, hat eine Baggermaschinc konstruiert, die in einer Tiefe von 300 bis 400 Meter zu arbeiten vermag. Mit Hilfe des Wasserdrucks wird das Gerät in der Tiefe in Bewegung gesetzt, so daß sich die sehr schweren Eimer der Baggermaschine in einem Gewicht von mehreren Tonnen in den Boden eingrabcn und die Erde, in der man Gold vermutet, zur Oberfläche empor bringen. Bisher war man höchstens in der Lage, mit Baggermaschincn in einer Tiefe von 30 bis 40 Metern zu arbeiten. Außer den Goldsuchern interessieren sich vor allem die Geologen für die neue Konstruktion des Ingenieurs Williams, da die Eimer die Erdschichten des Meeresbodens so hinausbringen, wie diese unten aus- gestochen wurden. Turnen, Sport und Spiet. Deutscher Slittlumph Derauer wurde Weltmeister in der Nordischen Kombination Bei den Skiweltmeisterschaften in Zakopane hat die deutsche Mannschaft von Beginn an Sieg auf Sieg feiern können. Jetzt gelang es dem Deutschen Meister Gustl Be rauer aus dem Sudetenland, sogar die bisher noch stets von einem Norweger gewonnene Weltmeisterschaft in der Nor dischen Kombination Lang Sprunglauf zu erringen, so daß sich die Zahl der deutschen Siege auf sechs gesteigert hat. Eine lolche Siegesserie eines Landes hat es bei den bisherigen Skiweltmeisterschaften noch nicht gegeben Die Entscheidung in der Nordischen Kombination fiel mit dem Skispringen der Kombinierten, das unter recht ungün stigen Umständen vor sich ging. Die Schanze war stark vereist, so daß viele Springer stürzten. So erging es vor allen« den norwegischen Favoriten, von denen einer nach dem anderen durch Sturz aussiel. Be rauer, der als bester Deutscher und Mitteleuropäer recht gut in der Kombination nach dem Langlauf lag. sprang sehr sicher, beschränkte sich aber nicht etwa allein auf die Sicherheit, sondern wagte auch weile Sprünge, die beide bombensicher gestanden wurden. Da auch der einzige aussichtsreiche Schwede stürzte, war Berauer der Sieg und die Weltmeisterschaft nicht zu nehmen Als bester Springer der Kombinierten erwies sich der Pole Marusarcz. der die Schanze genau kannte und daher seine Sprünge sicherer als die anderen Teilnehmer durchführle Sehr gut war auch der Deutsche Hans Lahr im Springen der aber beim Langlau! zu viel Punkte verschenkt hatte, als daß er noch Aussichten in der Gesamtwertung hätte geltend machen können. Die Ergebnisse der Kombinationswermng: 1. Gustl Berauer «Deutsch and« 429,6 P.; 2. Gustas Adolf Sellin «Schweden« 426,6 P.; 3. Magnar Fosseide «Norwegen« 422,4 P.; 4. Andreas Marusarcz «Polen« 410 P.; 5. Günther Meer gans «Deutschland« 408,5 P.: 6 Christian Merz «Deutsch land« 403 P.; 7. Stanislaw Marusarcz (Polen) 391,9 P.; 8. M. Wnuk (Polen) 391,6 Punkte. Vor den NS.-WmterlampWelen Vertreter der Faschistischen Miliz in Villach eingetrosfen Als Gast der Obersten SA.-Führung kam ein Abordnung faschistischer Milizoffiziere in Villach an, um den NS.-Winter- tampsspielen beizuwohnen. Die Abordnung, die unter Führung des Generals der Faschistischen Miliz, Tabarini, steht, wurde in Arnoldstein vom Führer der SA.-Eruppe Südmark, Grup penführer Ribbe, und von SA.-Standartenführer Rennecken von der Obersten SA.-Führung empfangen. Vor dem Bahnhof tn Villach hatte ein Musikzug der SÄ.-Gruppe Südmarl Ausstel lung genommen. Der Stäbssührcr der Obersten SA.-Führung, Obergruppenführer Herzog, begrüßte die Kameraden aus dem faschistischen Italien und hieß sie in Eroßdeutschland herzlich willkommen. Auch eine Abordnung des Fascio aus Villach halte ,sich eingekundon. Leider mußte der für Freitag nngcseßie Mannschaftsab» fahrtslauf abgesagt werden, da die derzeitige Schneebeschaffen« heit die schwere Abfahrt von der Villacher Alpe unmöglich macht. VÜMerWrm. 18 Millionen Flaschen Sekt. Faschingszeit ist es, und das neue Host des Daheim (Nr. 20) ist dazu ein lustiger, bunter Beitrag. „Ueber die Narrheit und besonderen und zur Fast nacht im allgemeinen" plaudert der erste mii originellen Zeich nungen ausgestattcte Beitrag „Konfetti". Ebenfalls von leich ten und närrischen Zeichnungen umrahmt ist die Faschingscr- zählung auf hoher See „Mynheer Nuysscl verliert seine Wette". Aus dem Fastnachtstreiden der Schwarzwälder Dörfer und Städte berichtet ein fröhlicher Aufsatz und lebendige Bilder. Interessant in ihren Texten und Bildern sind ^die Berichte „80 000 Briefe im Flugboot", „18 Millionen Flaschen Selt, Wie der Teufel den Schaumwein erfand" und „Schöne Mädel — edle Steine. Ein Bestich in der Doppclstadt Adar-Oberstein". Nicht allein für die Hausfrau, für alle die, die Fastnachtskrapfen lieben, gibt der launige Beitrag „Fastnachtszaubcr und Krap fenbacken" allerlei Gedankengänge und ein feststehendes Rezept. Ahm schließt sich der „Historische Fasching" an, der von den schönen Frauen auf dem Wiener Kongreß erzählt und die lebens frohe Zeit mit ihrem jähen Abschluß wieder lebendig werden läßt. Kleine Beiträge, Denksport, Zeichnungen und ein großes Kapitel des heiteren Wintcrsportromans „Ein streitbares Mäd chen" von Felix Ricmkasten leiten über zum umfassenden Da heim-Anzeiger, der das bunt-fröhliche Faschmgshcst abschließt. Aeichssenber Leipzig. Sonnabend, 18. Februar 6.30: Aus Berlin: Frühlonzert. — 8.30: Aus Danzigs Wohl bekomm's! Das Danziger Landesorchestcr. — 10.00: Aus Königsberg: Florian Geyer. Ein Ruser des Reiches. Ein Hörspiel. — 11.35: Heute vor . . . Jahren. — 11.40: Erzeugung und Verbrauch. — 12.00: Aus Wien: Mittagskonzcrt. Es spielt das Stadtorchester der Wiener Sinfoniker. — 14.00: Zeit, Nach richten und Börse. Anschließend: Musil nach Tifch. (Industrie- schallplatten und Aufnahmen des Deutschen Rundfunks.« — 15.20: Wir basteln mit Papierschlange». Ilse Lbrig und ihre Spielkameraden. — 16.00: Ans Köln: Der frohe Samstagnach mittag. Leo Eysoldt mit seinem Orchester und allerlei So listen. — 18.00: Gegenwartslerikon: Enischroilung, Bodcnkarlc. Langstreckenslug. — 18.15: Wir tanzen! (Jnsustrieschallpl-> — 18.40: Aus Saalfeld: Musik für Volksinstrumentc. EK spielen: das Saalfelder Mandolinenorchestcr und die Saal» selber Schrammeln. — 19.30: Aus Wien: Skiweltmeistersrhafterr in Zakopane und NS.-Wintcrlampsspicle in Villach. Hör- berichie. — 20.10: Aus Eibenstock: Ski Heil! Lustige Bilder von Jdiotenwiesen und Babyhängcn. Froher Bandenzauber mit heiteren Liedern und Zitherklängen. Das Instrumental- guartett Georg Freundorfer und allerlei Solisten. — 21.10: Aus Aschersleben: Rundsunkball des Reichsscnders Leipzig. Das verstärkte Kammerorchester, die Kapelle Otto Fricke an» Solisten. — 22.30: Aus Aschersleben: Rundsunkball. (Fort- letzung.) — 24.00 bis 3.00: Aus Franksurt: Nachtmusik. veutichlandlenSer. Sonnabend, 18. Februar 6.30: Frühkonzert. «Ausnahme.« — 9.40: Sendepause. — 10.00: Aus Breslau: Kaspar Storm. Ein Hörspiel von fröh lichem Siegglauben. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.00: Normalsrequenzen. — 12.00: Aus Königsberg: Musik zuin Mittag. Das Orchester des Reichsscnders Königsberg. — 15.15: Eine kleine Tanzmusik. (Jndustrieschallplatteu.« Anschließend: Programmhinweise. — 16.00: Aus Oberhausen: Der frohe Samstagnachmittag des Reichsscnders Köln in Verbindung mit der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude". Die drei frohen Gesellen, Antonie Pütz-Fricke als „Tante Judela*, Leo Eysoldt Mil seinem Orchester lind allerlei Solisten. — 18.00: Zeitgenössische Chormusik. — 18.30: Rus Wien: Skiweltmcister- schaft in Zakopane (50-Kilomeier-Langlauf« und die NS.» Winterkampfspielc in Villach <5X8 Kilometer Mcldestafsel«. — 19.00: Deutschlandecho. — 19.15: Bunte Auslese. — 20.10: Kon zertwalzer. «Ausnahmen.« — 20.30: Henri« Hall spielt! — 23.00 bis 24.00: Aus Wien: Tanzendes, lachendes Wien. Fasching in der Wiener Staatsoper und bei den Waschcrmadln und Fiakern beiin Weigl in Schönbrunn. cx/es/ «VLLaxot. (47. Fortsetzung.« HanS-Carl mußte sich nur immer wieder wundern, wie arglos sein Freund an den Peter glaubte. Freilich, der wußte — schwesternlos — noch weniger von Mädels als er selbst. Nachdem sie die ersten Jugendeseleien gemein sam hinter sich gebracht hatten, kümmerten sie sich nicht wehr um das andere Geschlecht. Sie waren beide gleich strebsam und Kielerpicht, und der Kurt hatte daneben koch seine Sportpassion. Während der Ingenieur das Handwerkszeug zusam- wenpackte, sah er stark innerlich berührt der Frau nach, die sich raschen Schrittes entkernte. Was die Ev nur an- tzedentet hatte, war ihm von Herrn Wamsler mit jttng- uugshafter Begeisterung ergänzt worden. Es waren be sondere Frauen, diese Mittler und Tochter, die eine der Abgott eines ganzen Bezirks, die innge wilde Eva ein prachtvoller Kamerad durch dick und dünn. Daß man jetzt fort mußte! In den fernen Osten zu- k>al! So etwas sollte man mitnehmen dürfen. Daß er verliebt war, richtig im Sinne des „die oder keine", hatte »r.sich schon am zweiten Tag ihrer gemeinsamen Tätig- -eit eingestanden, aber Folgerungen — nein, die hatte er noch nicht zu ziehen gewagt. ^mmal, bei dem kurzen Mittagsimbiß zu dritt, hatte er den Peter, der vor Ucbermut ganz aus dem Häuschen Plötzlich gefragt — so spielerisch — er hatte einfach "!Bien: „Di« fürchtest anscheinend nicht Tod noch Tenfel, ,ük>cr See, etwa zn den Gelben, nach Siam — da trautest dn dich doch nicht." .er Bengel hatte nach seiner Art mit den Angen ge- zwmkcrt, die Zunge spielen lassen und mit dein Himmel- blauen Kannitvcrstanblick gelacht: „Warum nicht, der Störtebeker spukt in unserem Blut. Es käme auf die Beomguilgeu au .. War das nun Unverstchcn oder Spott oder. . . Der Verliebte Mug sich wie Lie meisten seiner Zunftgenossen mit einem Ameisengekribbel von Hypothesen, Fragen und Befürchtungen herum, deutelte an Gebärden und Worten und schaukelte zum ersten Male zwischen Him melhoch und Zu-Tode-betrübt. Da er aber im Grunde eine nüchterne Natur war, be schloß er zu handeln. * * * Eva war, als das Auto auf ihren Rnf hin seine Fahrt verlangsamte, aufs Trittbrett gesprungen und, als sie den Fahrgast erkannte, eins zwei drei in den Wagen. „DaS nenne ich Dusel," stöhnte sie, nach Luft schnap pend. „Wie hervorragend, daß gerade Sie es sind." Knuo Peters musterte erstaunt den staubüberpuderten Jungen mit den schmutzigen Händen. „Hör' mal," sagte er befremdet, „ich kenne dich doch gar nicht. Ist dies etwa ein Trick. Bengel?" Die Ev schüttelte sich vor Vergnügen. Sie riß die Kappe vom Kopf. Der gelbe Lockcnwald quoll heraus. Mißbilligend betrachtete sie ihren Daumen, spuckte dar auf, rieb ihn energisch am Hosenbein und schob ihn vor sichtig zwischen die Zähne. Mit dem verschämten Angen spiel eines frühen Backfisches spähte sie zu dem Professor auf. Der war überwältigt in die Polster gesunken. Nun brach er in ein schallendes Gelächter aus. „Der andere Zwilling! Mädels, was seid ihr für verbotene Gören!" Und als der Fahrgast sich anschickte, die kindliche Rolle weiterzuspielen: „Bemühe dich nicht, Eva Stolz, die Ursch hat mir schon gebeichtet." Nun war das Mädel baff. „Sie kennen meine Ursch — außer von damals am Brunnen?" „Freilich, sogar sehr gut." „Da sind Sie wohl gar der fabelhafte Professor?" Knud lachte so ausgelassen wie kaum je in seiner grünsten Jngend. „Professor bin ich, ob fabelhaft und der...?" Die Ev wurde rot. „Verzeihen Sie. Aber die Ursch ist so gräßlich schreibfaul, und seit sie daheim ist — ich habe sie kaum noch richtig gesprochen — ich, ich bin näm lich berufstätig." „Das sehe ich," neckte der Mann. „Darf man fragen, welch überraschend damenmäßiger Beruf? Ihr Schwe sterlein wntzte nichts davon." Sie wand sich vor Verlegenheit. Waö sollte sie ant worten? Sie schaute aus dein Fenster und schoß hoch. „Hier muh ich heraus. Bitte, lassen Sie halten. Wenn Sie Urschs Professor sind, besuchen Sie uns doch sicher. Bitte klatschen Sie Mutter ia nichts von dieser Begegnung aus." Rans war sie genau so halsbrecherisch schnell, wie sie hereingekommen war. „Dank schön!" schrie sie noch von weitem nnd verx schwand im Nfcrgebüsch. * * * Da sah sie, die blonde Frau, deren Bild bei ihm war im Wachen nnd Tränmen. Deutlich konnte er die reine Stirn, die sanfte Nnndnng der Wangen unterscheiden. Irgendein verirrter Schein erhellte den oberen Teil ihres Gesichtes. Nur der Mund lag im Schatten, und die Augen hielt sie gesenkt. Sie summte ein kleines Lied. Wie lieb es klang! Halb verweht nnr erreichte den Späher hinter der dichten Buschhecke die zärtliche Tonfvlgc. War es nicht ein Kinderlied? O Gott, dieses Lied hatte ihm die Mntter gesungen: „Schlaf in süßer Ruh, tu die Aeuglein zu Er fühlte sich zurückgetragcn durch Naum und Zeit. Er sah die stille Frau neben seinem Kinderbettchen. Wenn er bat: „Sing, Mutter, damit die Englein kom» men," dann klang es von den blassen Lippen: „Schlaf, mein süßes Kind . .." Herrgott, konnte sich so etwas wiederholen im Leben? Sie, die reife Frau, sang in grüngoldener Dämmerung das Abendlied seiner Kindheit. Wem sang sie es? Sie war allein. Ihren wilden Töchtern — fast mutzte der er» schlitterte Mann lächeln — nein, denen konnte man kein Wiegenlied summen. Plötzlich öffnete er die Augen weit. Schräge Abend» strahlen hatten sich durch das Laub gekämpft. Sie sielen hell in die enzianblauen Frauenaugen, die sich mit güte» voller Zärtlichkeit ans — das Kind im Schoße senkten« Ein Kind! Sie hielt ein Kind. Maria mit dem Kinde, dachte Knud Peters ergriffen. War dies nicht die Erfüllung des Bildes, das er in sich trug: Madonna Maria. Es war kein Staunen in ihm, geschweige denn Erschrecken. (Fortsetzung jolgtH