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DereLöiauna der neuen Rsichsredner Am Dienstag wurden im Noten Saal des Ncichs- propagandaministeriums die neuen Stoßtrupp- und Neichsrevner von dem Neichspropagandaleiter der NSDAP., Dr. Goebbels, durch Handschlag vereidigt. Der Reichspropagandaleiter hielt bei dieser Gelegenheit eins kurze Ansprache über die Aufgaben der Redner der Partei. Die Partei verfügt nunmehr mit den neu hinzukom menden Rednern über 125 Neichsrevner, 83 Stoßtrupp redner und 98 Gauredner zur Verfügung der Neichs- propagandaleitung. * Wenn heute wichtige Maßnahmen der nationalsozia- Nstischen Staatssührung dem Volke bekannt zu machen sind, wenn es darauf ankommt, daß der Gleichschritt der Nation in bestimmten Fragen hergestellt wird, wenn Auf klärung über diese oder jene Gegebenheit des politischen Alltags notwendig erscheint, dann treten die Redner der Partei in Aktion, um die nationalsozialistische Weltanschauung tief in den Herzen der Volksgenossen zu verankern und dem Volk stets offen Rede und Antwort zu stehen. Wenn Alter und Krankheit Lücken in die Reiben der alten Kämpen aus der Kampfzeit reißen, dann tritt der Nachwuchs an die Stelle. Der junge und neue Redner der Partei, ob Reichs- oder Stoßtruppredner, wird die verantwortungsvolle Aufgabe, Herold der natio nalsozialistischen Weltanschauung und Dolmetsch der Führung zu sein, genau so erfüllen, wie jene Redner aus der Kampfzeit ihre Aufgabe erfüllten, und darstellen, was die Redner der Partei schon immer Waren: Ausdruck einer wahren Volksführung und einer im Volke verankerten Weltanschauung und Künder der Idee Adolf Hitlers. Jeder HW mit! Beschaffung von Lagerraum für Getreide Zur Bergung der deutsche» Getreideernte wird feder va- siir nur irgendwie geeignete, über 150 Quadratmeter gros-e Lagerraum benötigt. Jeder Volksgenosse wird gebeten, soweit er noch über derartigen Lagerraum verfügt, diesen unter Angabe der Grundfläche in Quadratmetern und der Höhe in Metern der ReichsstcNc für Getreide, Futtermittel und sonstige landwirl. schaftliche Erzeugnisse, GeschästSabteilung Berlin WilinerS- dort. Fehrbelliner Platz 3, zu melden. Zwei Todesurieile Haklesrhe Eisenbahnräubcr sühnen ihr Verbrechen Im Prozeß gegen die fünf Ha lleschenEisen- bahnräuber Krybus, Edelhoff, Seidel, Spott und Zimmermann wurde nach achtzehnstündiger Verhandlung das Uttcil verkündet. Sämtliche Angeklagten wurden des gemeinschaftlichen Verbrechens nach Z 315 Absatz 1 und 3 StGB, in Tat einheit mit schwerem Raub und versuchtem Mord schuldig erkannt. Es wurde erkannt gegen die Angeklagten Krybns und Edelhoff auf Todesstrafe, gegen Seidel auf lebenslängliches Zuchthaus, gegen Spott und Zimmer mann auf 12 Jahre Zuchthaus. Die Ehrenrechte wurden den ersten drei Angeklagten auf Lebenszeit, den beiden letzten auf 10 Jahre aberkannt. Der Staatsanwalt hatte für alle fünf Angeklagten die Todesstrafe beantragt. Frauenmörder Hingerichtei Am 7. Februar 1939 ist der Lorenz Bracher aus Mgelsbach hingerichtet worden, der vom Schwurgericht in Memmingen am 21. September 1938 wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehren rechte verurteilt worden ist. Bracher hat am 12. Dezember 1937 die 61 Jahre alte Franziska Salier in Bad Wöris- hofen auf grausame Weise ermordet, um seine Geliebte mit Hilfe eines von ihm gefälschten Testaments zur Erbin des Nachlasses der Ermordeten zu machen. 's i/O/V S. l2S. Fortsetzung.) Gewiß, es war schön in der fremden ÜSelt. Wunder schön! Was hatte sie alles genossen! Das Konzert, in dem eine Geige sang wie sie nie geglaubt hätte, daß so rein und süß und betörend der Bogen singen könne, den sie selbst in ihrer kurzen Jugend mit heißem Bemühen, ach, noch so stümperhaft geführt hatte. Der wundervolle Kulturfilm vom Rhein, ein Rausch von Licht und Schön heit. Ach noch vieles andere, nicht zuletzt die vergnügten Mahlzeiten zwischen fröhlicher Jugend, immer zu viert, denn Tante Käthe hatte ihren Neffenkandidaten für die Dauer des Aufenthaltes mit eingeladen. Maria hatte den Faden des lebhaften Gespräches der anderen verloren. Sie seufzte ein wenig, als sich vor ihrem inneren Auge plötzlich die Landstraße abspulte, avau verstaubt oder schmutzlachig oder schneeverweht. Man hätte zu Hause bleiben sollen! Der angstvolle Ausdruck des geliebten Antlitzes ver schlug dem Professor jäh die Heiterkeit. Auch die anderen wandten sich Maria erschrocken zu. Die riß sich aus ihren Gedanken. „Sag Urseli, ihr kamt so spät. War es etwas Besond^es?" „O Mutz, etwas Wundervolles, ^.n Gehölz schlägt eine Nachtigall. Um diese Zeit! Du glaubst cs nicht. Ich meine, ihr Stimmlein sei noch strahlender als das der unseren." Zum Professor gewandt: „Wir haben eine Nachtigall in unserem Garten, wir ganz allein." »In Ihrem wunderschönen Garten," sagte der Pro fessor leise, und mit einem fast erschütternd seligen Ueberschwang überfiel ihn die Erkenntnis, daß nicht nur in dem Märchen, das seine heimliche Poetenseele ge- dichtet hatte, sondern in der Wirklichkeit die schöne blonde Frau und der Garten seiner Träume zusammen- gehörten. Dies alles war so unfaßlich in der harten Welt der deutschen Nachkriegswirklichkeit, die sich ihm. Franz Xaver Eabelsberger, der Erfinder der „Deutschen Redezeichenschrift oder Steno graphie" und Begründer des ersten graphischen Kurzschrisl- systems, wurde vor 150 wahren, am 9. Februar 1789, in Mün chen geboren. Nach einem ungemein arbeitsreichen Leben, das nicht frei war von Sorgen und Enttäuschungen, starb Babels berger am 1. Januar 1819 in München, wo ihm seine zahl reichen Freunde und Anhänger ein Denkmal setzten. (Scherl-Wagenbvrg M.) Anfang mit Schwierigkeiten Palästinakonfercnz durch Chamberlain eröffnet Die Palästinakonferenz wurde durch Pre mierminister Chamberlain im St.-James-Palast in London eröffnet. Schon die Eröffnungssitzung brachte augenfällig die Schwierigkeiten zum Ausdruck, vor die sich die Konferenz gestellt sieht. Chamberlain mußte, da die arabischen Delegierten die Vertreter der Jüdischen Agen tur nicht anerkennen und sich geweigert haben, mit ihnen zu verhandeln, vor zwei Eröffnungssitzungen sprechen — der der Arabervertreter und der der Juden. Außerdem gingen der Eröffnungssitzung noch Schwierig keiten innerhalb der Araberabordnung voraus. Die Ab ordnung der Araber aus Palästina, die Anhänger des Mufti sind, drohte nämlich, der Eröffnungssitzung fernzu bleiben, falls Vertreter der arabischen „Nationalen Per- teidigungsparlei* der Sitzung beiwohnen sollten. Diese Partei ist eine kleine arabische Gruppe, die den Aktivismus der Araber in Palästina ablchnt und glaubt, mit reinen Verhandlungsmethoden die arabischen Ziele erreichen zu können. Das englische Kolonialministerinm hat vergeblich versucht, die Gegensätze zwischen den beiden arabischen Gruppen auszugleichen. Das scheint aber nicht gelungen zu sein, denn in letzter Minute hat sich herausgestellt, daß die „Nationale Vcneidigungspanci" auf ihre Teilnahme an der Eröffnungssitzung verzichtet hat. Chamber lain formulierte in seiner Rede das Ziel dahin, auf der Grundlage der Gerechtigkeit ein Kompromiß zu schaffen. Die ersten Verhandlungen, die am Dienstagvormittag begannen, fanden zwischen Vertretern der britischen Re gierung und den Delegierten der Mufti-Partei sowie den Abgeordneten der arabischen Staaten statt. Premier minister Chamberlain und Kolonialminister Mac- Donald empfingen vor Beginn der eigentlichen Ver handlungen die Delegierten in der Bildergalerie des alten St.-James-Palastes. MißglllSte RiMrakllo» Angesichts der beginnenden Verhandlungen in London hat die britische Regierung, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, eine militärische Großaktion gegen die arabischen Freiheitskämpfer in Palästina eingclcitct. Der beabsichtigte große Schlag, der die Londoner Konferenz bcelndrutke» sollte, ist aber allem Anschein nach mißlungen. Seit Tagen werden große britische Truppenmafle«, anscheinend 10 000 bis 15 000 Mann, konzentrisch auf das Bergmassiv Abud bei Jenin angesetzt, wo arabische Freiheitskämpfer, die hier zu einer Beratung zusammen kamen, umzingelt werden sollten. Die arabische Presse i« Ihrien berichtet von Kämpfen, die für beide Seiten ver lustreich waren. Die Araber haben, wie die arabischen Zeitungen melden, mehrere britische Kampfflugzeuge ab geschossen und vier Tanks erbeutet: ferner seien 187 Ge wehre, 76 Munitionskisten, ein Maschinengewehr und viele Zugtiere in die Hände der Araber gefallen. Das Ziel der britischen Großaktion wird als mißlungen angesehen. ArbeiNosenlmidgedungen in London „Der Minister futtert, während wir verhungern* Die Londoner Arbeitslosen setzten die Reihe ihrer drastischen Kundgebungen fort. Diesmal hatten sie sich die Halle des Grosvenör Hotels ausgesucht, in dem gerade ein Essen sinttfand, an dem der Luftschutzministcr Sir John Anderson tcilnahm. Die Arbeitslose« legten sich in der Halle des Hotels aus dem Baden nieder und verlangten im Sprcchchor, mit dem Minister zu ver handeln. Dann wiederholten sie immer wieder den Chor „Anderson futtert, während wir verhungern". Als Polizei erschien, schrien sie: „Frauen und Kinder werden im nächsten Krieg hingemetzelt werden.* Die Polizei konnte nur schwer mit den Arbeitslosen fertig werden, da sich die Liegenden nicht nur aneinander fes^ klammerten, sondern sich zum Teil auch an den in der Halle befindlichen Gegenständen festhielten. Eine zweite Kundgebung fand zur selbe« Stunde vor dem Savoy-Hotel statt, in dem ein Staats empfang zu Ehren des Internationalen Weltkongresses „Freude und Arbeit* stattfand. Während der Gesund heitsminister im Savoy-Hotel die Tischrede hielt, demon strierten die Arbeitslosen mit Plakaten, auf denen z« lesen stand: „Für Arbeitslose ist die Freizeit kein Ver gnügen.* Soweit bekannt wurde, sind Verhaftungen nicht vorgenommcn worden. Die englische Arbeitslosenziffer hat jeD die Zwei-Millionen-Grenze überschritten. Aus der amt lichen Mitteilung des Nrbeitsministeriums geht hervor, daß am Stichtag des 16. Januar 1939 die Gesamtzahl der britischen Arbeitslosen sich auf 2 039 026 beließ Immer stärkerer Lehensmitielmangel Mitglieder der ungarischen Gesandtschaft berichten über die Zustände in Moskau. Die Mitglieder der bisherigen ungarischen Gesandtschaft in Moskau, die auf der Durchreise Warschau passierten, schildern die Zustände in Moskau. Der Lebensmittelmangel mache sich immer empfindlicher bemerkbar; vor den Geschäften stünden die Menschen in langen Schlangen, und auf Schritt und Tritt sei der Ter ror des Systems zu spüren. Was im Auslande über den sowjetrnssischen Terror geschrieben werde, sei in keiner Weise übertrieben. Die Bevölkern ng leide schrecklich, und es gebe kei nen frohen Menschen in ganz Moskau. Alle sähen finster und hoffnungslos aus und wagten es nicht, einem Frem den auf der Straße auf irgendeine Frage eine Antwort zu erteilen, weil sie dann fürchteten, der Spionage ver dächtigt zu werden. Nachrichten . Berlin. Der Leiter der Nuslandsorgangattim der NsDAP., Gauleiter Bossle, hat den Gauamtsleiter Richard Zeißig mit sofortiger Wirkung zum Landesgruppenleiter der Auslandsorganisation der NSDAP, in der Tschecho- Slowakei ernannt. Rom. Das Amtsblatt veröffentlicht das DurchsührungS- aesetz über den endgültigen und mit sofortiger Wirkung m Kraft tretenden Ausschluß der jüdischen Offi ziere, Unteroffiziere und Mannschaften aus der italienischen Wehrmacht und der Faschistischen Miliz. f dem Arzt, nackter und brutal-armseliger darstellte als anderen, daß man nur mit gefalteten Händen vor einem Wunder stehen konnte. Mühsam tastete er sich ans seiner Erschütterung zu rück zu der Hellen Mädchenstimme, die noch von dem Erlebnis Nachtigall erzählte, von der Ergriffenheit ihrer Hörer. Dann berichtete sie empört von zwei Flegeln, die mit läppischen Reden, Pseifversuchen und sogar mit einer Taschenlampe die Andacht gestört hatten. Da war einer dazwischen gefahren, hatte de» Beleuchter am Kragen gepackt und ihn nebst Genossen vor sich her gestoßen. „Es war ein mächtig großer, starker Mann, die dreisten Kerle wagten keinen Widerstand, ein wahrer Hüne." „Mit einem Friseurkopf," warf der Frieder, der Männerlob von diesen Lippen nicht vertragen konnte, prompt ein. Die Studentin fuhr mit sprühenden Augen herum. Daun zuckte sie die Achseln. Halblaut, aber sehr hörbar, zu ihrer Taute gewandt: „Weißt du, anscheinend ver wandelt mein Blick alle Männerköpfe, die ich mir näher anzusehen erlaube, in Friseurköpfe." Der Frieder erhob sich dunkelrot und storchte davon. „6ooci b^6, 8ONN^ do^," lachte das ruppige Ding hinter ihm her. Der Professor hatte sich die Szene belustigt betrachtet, Käthe wollte sich ausschütten vor Lachen. „Urseli!" mahnte Maria erschrocken. Die Tochter sprang von ihrem Stuhl auf und hinter die Mutter. Sie legte ihr stürmisch die Arme um den Hals. „Ach, Rehlein, du ahnst nicht, wie unausstehlich der Beugel auf einmal wieder ist. Ich habe mir solche Mühe gegeben, wahrhaftig, kaum noch mit Kommilitonen ge redet, obgleich es ein Jammer ist. Ja, Kleines, du be greifst das eben nicht. Dir sind Männer schnurz." Maria fuhr entsetzt auf. Das sagte das Mädel alles so unbekümmert vor dem Fremden. Es war schon stark. Aengstlich hob sie den Blick in dessen Richtung und er- schanerte. Da drang etwas auf sie ein aus den weit- geöffneten Hellen Augen ... Die Ursch hat das Erbeben gemerkt. Sie sah auf und wie ein Blitzstrahl brach eine Erkenntnis in ihr Hirn, eine Unfaßlichkeit. Langsam löste sie Lie Arme von der Mutter. ,,Entschuldigst mich eineu Augenblick, ich sehe dort-.." Wie eine Schlafwandelnde schritt sie davon. Genau in die entgegengesetzte Nichtnug wie ihr Freund, stellte ihre Tante belustigt bei sich fest. Sie hielt es für nötig, dem Professor von dieser tempera mentvollen Kinderliebe zu erzählen, über die ihn ja auch Liesch Brinkmann schon unterrichtet hatte. Er hörte stark gefesselt zu. Als die grauhaarige Dame geendet hatte^ neigte er sich ritterlich. „Ich danke, gnä diges Fränlein. Darf ich etwas dazu sagen? Ich kann dies Verhältnis sehr gut verstehen. Die akademische Jugend hat es — bei ihrer gewissen Nngebundenheit — nicht leicht, wenn sie es mit ihren Pflichten ernst nimmt. Ich könnte Ihnen von vielen Fällen berichten —" Der Professor war als Mediziner Psychologe genug, um den beiden Damen ans seiner eingehenden Kennt nis der Verhältnisse einen aufschlußreichen Einblick zu verschaffen. Käthe Stolz nahm mit großem Eifer teil an dem Ge spräch, Maria lauschte schweigsam mit großen Augen. Ursula war ziellos davongestürmt. Wie von einem Scheinwerfer aus dem Dunkel des Nre-für-möglich- gehaltenen gerissen, stand eine unfaßliche Tatsache irr ihrem Blickfeld: ihre Mutter, das Rehlein, wurde von einem Manne begehrt, mit leidenschaftlicher Inbrunst in ihrem Frauentum begehrt. Der Professor Peters war ein sehr beachtlicher Freier. Schon seine äußere Stel lung: Ordinarius einer Klinik. Davon abgesehen, war er bestimmt sehr klug, sehr sympathisch, und seine vor- nehme Erscheinung war von der Ev unter die Rubrik GesandtschastsattaM eingeordnet worden. Die Ev — o Gott, was würde die Ev sagen, wenn einer kam, ihnen das Rehlein zu nehmen! Sie würde sich verzweifelt wehren, sie würde ... Nein, das durfte sie nicht. Da hieß es vorsorgen. Da galt es klaren Kopf behalten! Was hatte ihre Mutter vom Leben? Gewiß, sie waren glücklich zu dritt — sie waren es gewesen. Während der Schulzeit — da hätte auch sie sich leidenschaftlich gegen einen — nun ja, gegen einen Stiefvater gewehrt. Stiefvater! Nie war dieser Ausdruck in ihren Ge dankenkreis gekommen. Nun hielt ihre medizinische Ausbildung sie zehn Jahre von zu Hause fern und am Ziel angelangt — nein, im „Haus am Fluß" konnte man keine ärztliche Praxis eröffnen. Auch die Ev strebte fort, ihr Köunsn zu verwerten. Und außerdem würde sie heiraten, die mit ihrem Kinderfimmell * ^Fortsetzung folgte