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^Bei mir kommt nichts um", erklärt stolz die Haus frau, und wir wollen ihr glauben, daß bei ihr keine Brot-, tzleisch- oder Gemüsereste umkommen, denn sie wird ja auch sparsam Wirtschaften wollen. Aber wie ist es mit der Kartoffel? Sie ist ja unser billigstes Nahrungsmittel. Ein Pfund Kartoffeln hat nur Pfennigwert. Nimmt sie da die Parole: Kampf dem Verderb! Wohl ebenso wichtig? Wir müssen aber, besonders in der Stadt, wo Kartoffel schalen und Abfälle meist nicht sofort der Viehhaltung nutzbar gemacht werden können, für eine gute Ausnutzung der Kartoffel Sorge tragen, denn es widerstrebt uns doch, selbst von dem billigsten Nahrungsmittel etwas zu ver geuden. Lagerung im Keüer Haben wir einen Vorrat an Kartoffeln im Keller gut gelagert, dann ist es jetzt an der Zeit, ihn durch zu» sehen, ob nicht doch einige Kartoffeln stockig oder faul geworden sind, die wir dann heraussammeln. Nehmen wir uns nicht von Zeit zu Zeit die Mühe, unseren Kar toffelvorrat zu überprüfen, dann werden wir erfahren, daß diese faulen oder fleckigen Kartoffeln die übrigen an stecken und wir dann später einen Mw^en Teil forttun müssen. Pellkartoffeln oder Schälkartoffeln? „Ach, mein Mann rümpft die Nase, wenn ich Pell kartoffeln auf den Tisch bringe", werden uns viele Haus frauen erwidern, wenn wir die Pellkartoffel gegenüber der Schälkartoffel rühmen. Es ist aber bekannt, daß — wie bei fast allen Früchten — wichtige Nährstoffe dicht unter der Schale sitzen, die durch das Schälen verloren gehen. Außerdem nimmt den geschälten Kartoffeln auch das Wasser, in dem sie gekocht werden, noch Nährstoffe fort. Die Pellkartoffeln schmecken deshalb ja auch herz hafter als die geschälten. Warum bringt die Hausfrau dann fast täglich Schälkartoffeln auf den Tisch und nur Wenn es Hering gibt, auch einmal Pellkartoffeln? Wohl nur deshalb, weil das Pellen bei Tisch dem Mann viel leicht etwas ungemütlich ist. Bei einer kleinen Familie läßt sich dies "ja vermeiden, wenn die Kartoffeln vor dem Anrichten noch draußen in der Küche gepellt werden. Bei einer großen Familie ersparen Pellkartoffeln der sehr be schäftigten Hausfrau viel Zeit, vor allem wird sich aber bemerkbar machen, daß viel weniger Kartoffeln verbraucht werden. Pellkartoffeln haben aber noch einen weiteren Vor zug gegenüber Schälkartoffeln. Oftmals geht es den Hausfrauen in der Stadt doch so, daß das Essen lange warm gehalten werden muß, weil eines der Familien mitglieder nicht rechtzeitig zu Hause sein kann. Die Schäl kartoffeln warm zu halten, ist meist am schwierigsten, denn der Topf darf bei den Schälkartoffeln nicht fest geschlossen werden, weil die Kartoffeln sonst wieder feucht und un ansehnlich werden. Einfacher ist das bei Pellkartoffeln, sie können auf eine heiße Platte gestellt werden, ohne daß ste anbraten, ja, sie können sogar, wenn sie nicht mehr recht warm sind, noch einmal mit kochendem Wasser über gossen und so erwärmt werden. Das Kochen von Schälkartoffeln wird die Hausfrau gewiß richtig machen, denn sonst hätte sie ja, wie es doch heißt, nicht heiraten dürfen. Sie kocht die Kartoffeln in möglichst wenig Wasser, damit ihnen nicht zuviel Nähr stoffe entzogen werden, vor allem aber gießt sie das Kar toffelwasser nicht fort, sondern verwendet es zu Tunken, Suppen usw. Nach dem Abgiehen werden die Kartoffeln im offenen Topf über der Flamme geschwenkt, damit sie abdampfen. Dann schließt man den Topf nicht ganz, weil sie sonst durch den Dampf wieder feucht werden. Es kann auch statt des Deckels ein Tuch über den Topf gelegt werden Nesteverwendung Was tun wir mit den K a r t o ff e l r e ft e n vom Mi 1 tagstisch? Das wird sich schon finden, denkt die Hausfrau Wohl, und stellt die Neste jedenfalls erst ein mal beiseite. Sie wird sie kühl stellen, die Schüssel nicht zudecken, sonst verderben sic schnell. Pellkartoffeln, die ungepellt fortgestellt werden, halten sich besser als Schäl- kartoffeln. Aber die Hausfrau sollte mit der Weiterver wertung gar nicht erst lange warten, sondern sich nach dem Mittagessen, je nachdem wieviel Kartoffeln übrig geblie ben sind, gleich überlegen, was sie damit tun will. Sonst kommt es doch so, daß Oe abends, um die Kartoffeln zu verwerten, die immer gleichen Bratkartoffeln macht. Da bei läßt sich die Kartoffel so vielseitig zu wohlschmeckenden Abendgerichten verwenden. Solange sie noch warm sind, können wir einen Salat davon machen. Vielleicht haben wir Gemüse oder Fleisch vom Mittagessen übrig behalten. Wir können den Salat beliebig zusammenstellen, denn fast jedes Gemüse eignet sich dafür, die Zubereitung ist ja denk bar einfach. Sehr wohlschmeckend ist dieser gemischw Salat: Gemischter Salat Kartoffelreste (noch wcn'^ Fleischreste, saure Gurke, gekochte rote Beete, nach Belieben Sellerie. Alles fein schneiden und anrichten iu einer Marinade aus Essig (oder Zitronensaft), Oel, Salz. Ein Auflauf ist immer ein willkommenes und recht sättigendes Abendessen. Dazu lasten sich die Kartoffelreste gut verwenden, ebenso wie die Gemüse-, Fleisch- oder Tunkenreste. Eine Fülle von Rezepten bietet sich; so kön nen die Kartoffeln mit Gemüse, Hering, Fisch, Fleisch, Quark oder Käse zusammengestellt werden. Die Haus frau, die für eine größere Familie zu kochen hat, wird oft einen Auflauf auf den abendlichen Küchenzettel setzen, weil er einfach und schnell zubereitet ist, alle Reste vom Mittagessen verbraucht werden können und sie deshalb ein billiges Abendessen Herstellen kann. Sauerkrautauff^ 500 Gramm geriebene Kartoffeln, 500 Gramm Sauerkraut (gekocht), Fisch- oder Fleischreste loder etwas au.-gelassener Speck), Zwiebel, Semmelmehl, geriebener Käse. Auflanssorm fetten und mit Semmelmehl ausstreuen. Eine Schicht Kartoffelbrei, darauf das Sauerkraut, auf dieses die Fleisch- oder Fischreste (bzw. den ausgelassenen Speck mit den gedünsteten Zwiebeln), wieder eine Schicht Kartoffelbrei. Bestreuen mit geriebenem Käse, Semmelmehl, Butterflöckchen. Bei einzelnen Aufläufen wird man die Kartoffeln in Scheiben geschnitten verwenden, bei den meisten aber als geriebene Kartoffeln. Sie lasten sich dazu am besten warm durch ein Sieb pressen oder kalt auf der Kartoffel reibe reiben. Es empfiehlt sich, wenn die Kartoffeln ge rieben verbraucht werden sollen, sie einen Tag stehen zu lassen, weil das Gericht dann besser gerät. Aus den geriebenen Kartoffeln lassen sich außer den Aufläufen noch viele andere Gerichte bereiten. Statt der langweiligen Bratkartoffeln könnten wir doch auch einmal Kartoffelbällchen machen. Sie schmecken nicht nur gut, sondern sehen so lecker und appetitlich aus, daß wir sie auch gern anbieten werden, wenn wir Gäste zu Tisch haben. Als Beilage geben wir dazu einen Ge müsesalat, etwa aus Sellerie oder rohem Sauerkraut. Kartoffelballchen 0 Gramm geriebene Kartoffeln, ! Eßlöffel geriebene Semmeln, l Eßlöffel Mehl, Salz, 1 Eßlöffel Milch. Alle Zutaten vermengen, kleine Bällchen formen, die flach gedrückt, in Semmelmehl gewendet und in der Pfanne ge- backen werden. Dann vergessen wir auch nicht, daß wir aus unseren Kartoffelresten auch einmal Klötze machen können, die wir nicht nur zum Mittag, sondern auch zum Abend gebe» können. Wir werden ja nicht allzu viel Kartoffeln übrig behalten haben, also müssen wir noch etwas anderes dazu nehmen. So können wir Klöße aus Kartoffeln und Sauerkraut machen, zu denen wir eine Specktunke geben würden, oder Klöße aus gekochten und rohen Kartoffeln, Zeichnung (4): Eißner (M). die mit einer salzigen Tunke (Tomaten-, Kapern-, Bratsn- tunke) oder auch mit Obstsaft oder Schmorobst gereicht werden. Für unsere großen und kleinen Leckermäuler werden wir aus unseren Kartoffelresten gern einmal ein süßes Gericht Herstellen. Auch kleine Kinder, die mit einem Kartoffelgericht zum Abend sonst nicht recht einverstanden sein wollen, werden ein süßes Gericht wie Kartoffel- Plinse» gern essen. KartoffelpUnsen 00—400 Gramm geriebene Kartoffeln, t00 Gramm Mehl, 20 Gramm Zucker, Liter Milch, 1 Ei, Salz. Aus Mehl, Zucker, Salz, Milch, Ei bereitet man Teig, unter den man die geriebenen Kartoffeln gibt. Bo« dem Teig bäckt man in der Pfanne Plinse«, die mit Zucker und Zimt bestreut werden. Sie werden Heitz gegessen, mit Saft oder Obst, oder werden mit Marmelade bestriche». Wollen wir noch das Fett sparen, dss wir ja bras chen, um die Plinsen in der Pfanne zu backen, dann mache» wir Kartoffelröllchen, die wir im Ofen überbacke« können Kartoffelröllchen 500 Gramm geriebene Kart^c'-'- 50 Gramm Grieß, 50 Gramm Mehl, 1 Ei, Salz, 1 bis 2 Eßlöffel Büchsenmilch, 1 Prise Backpulver. Den Teig ausrollen, in Vierecke schneiden, mit heltzem Feit bestreichen und mit Zucker bestreuen, dann aufrollen. Obenauf ebenfalls mit Zucker bestreuen Nebeneinander in eine Form legen und bei nicht zu starker Hitze backen. Es kann Säst oder Obst dazu gereicht werden. Nicht wahr, liebe Hausfrau, unsere Kartoffelreste, dir wir gar nicht als so wertvoll ansehen und aus denen wir oft doch nur ein Verlegenheitsessen machen, bieten uns so reiche Verwendungsmöglichkeiten, daß wir einen lan gen Küchenzettel davon aufstellen könnten. Oft aber, wen« es Zeit ist, das Essen zu richten, denken wir nicht dara^ die Kartoffeln bleiben stehen und verderben gar. Dars» überlegen wir uns rechtzeitig, was wir mit unseren Kar- toffelresten machen können, denn sparsam kochen, hettzt durchaus nicht einseitig und langweilig kochen. Tlse Beck«.