Volltext Seite (XML)
Chamberlain in Rom Kurzer Meinungsaustausch in Paris Durch den Besuch des englischen Ministerpräsidenten Chamberlain und des Außenministers Lord Halifax in Rom sind die Blicke der Weltöffentlichkeit auf Italiens Hauptstadt gerichtet. Die Besprechungen, die die englischen Staatsmänner mit dem Duce und seinem Außenminister Graf Ciano haben, sehen ein großes Programm vor, tn Hessen Mittelpunkt die Fragen des Mittelmeeres stehen. Aber auch «och andere europäische Probleme werden zur Sprache kommen, wobei der italienisch-französische Kon flikt Gegenstand ausführlichen Meinungsaustausches sein Wird. Wenn auch die beiden englischen Staatsmänner ans per Reise nach Nom in Paris einen kurzen Aufenthalt Eingelegt haben, so bedeutet das nach Versicherung der Englischen Presse nicht, daß Chamberlain die Vermittler- jrolle zwischen Rom und Paris zu spielen gedenkt. Aller dings steht wohl außer Frage, daß der englische Minister präsident das Seinige dazu tun wird, um die Gegensätze Rom—Paris auszugleichen, da sie den Bestrebnngen Lon dons, mit Italien in ein gutes Verhältnis zu kommen, hindernd im Wege stehen. Zwischenfälle bei der Abfahrt in London j Die Abfahrt Chamberlains von London verlief nicht tzanz ohne Zwischenfall. Zunächst hatte sich unter die Zu- schauer, die der Abreise der englischen Minister bei wohnten, eine Gruppe Arbeitsloser gemischt, die wieder den in London seit einiger Zeit wohlbekannten schwarzen Sarg mit sich trugen. Mit diesem Sarg zogen sie in der Bahnhofshalle auf und ab, bis schließlich Lie Polizei den Bahnsteig frei machte. Als der Minister präsident die Bahnhofshalle betrat, wurde er von vielen Menschen herzlich begrüßt und dankte lächelnd. In seiner — Mittelmeerfragen im Mittelpunkt Begleitung vefanden sich außer dem Außenminister der Schatzkanzler Simon, der Transportminister Burgin, der französische Botschafter Corbin und der italienische Geschäftsträger. Ehe sich der Zug in Bewegung setzte, kam es nicht weil vom Bahnsteig zu Zwischenfällen, die einen neuen Mißton in die zuversichtliche Abschiedsstimmung brachten. Eine Gruppe von Frauen rief im Sprechchor: „W affen für Spanien! — Waffen für Spanien!" Die Frauen versuchten auf den Bahnsteig vorzudringen, wurden jedoch von starken Polizeikräften daran gehindert. Als die Arbeitslosen mit dem schwarzen Sarg von neuem einen Vorstoß auf den Bahnsteig unternahmen, entstand eine Schlägerei, bei der der Sarg zu Boden gerissen und schwer beschädigt wurde. Erst nach der Abfahrt des Zuges verschwanden die Arbeitslosen mit ihrem Sarg, ohne daß Verhaftungen vorgenommen wurden. Vermutungen und Erwartungen Die Chamberlain-Reise nach Rom wird von der eng lischen und französischen Presse mit allerlei Ver mutungen, Orakelsprüchen und Erwartungen begleitet. Der Londoner „Dailv Telegraph" will wissen, daß man Chamber lain in Rom eine „Liste weitreichender Forderungen" vorlege Die übrigen Blätter betonen, daß der Hauptzweck des Rom- besuchs in einer Fühlungnahme mit Mussolini bestehe, und daß die Unterhaltung lediglich eine beratende und überprüfende Form habe. Immer wieder aber kommt zum Ausdruck, daß der italienisch-französische Konflikt eine über ragende Rolle bei den römischen Gesprächen spiele. Die „Times" knüpft bezeichnenderweise an den Rom-Besuch die Hoffnung, daß in der Emigrantenfrage wenigstens ein prak tisches Ergebnis erzielt werde, würde es aber außerdem be grüßen. wenn noch weitere sofortige Resultate zustande kämen. Verlegenheit in Paris Aus den französischen Zeitungen spricht offensichtliche Ver legenheit. Man bemüht sich, zu betonen, daß die Auffassung der französischen Negierung von der britischen Regierung voll kommen geteilt werde, und daß die kurze Besprechung, die die eng lischen Minister auf ihrer Durchfahrt in Paris batten, erneut die Gelegenheit gegeben habe, „die enge französisch-britische Entente" zu bekunden. Einige Pariser Blätter können es nicht unlerlasten, bei dieser Gelegenheit wieder einmal die Festigkeit der Achse Berlin-Nom in Zweifel zu ziehen und allerlei Speku lationen mit dem Besuch Cbamberlains in Nom zu verbinden. Es bedarf keines besonderen Hinweises darauf, daß hier der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Aus welchem Gesichts winkel aber auch immer die französischen Zeitungen den Rom- Besuch Chamberlains betrachten, so kommt doch überall die Auffassung zum Ausdruck, daß die Besprechungen einen ent scheidenden Einfluß auf die Aufrechterhal tung des Friedens im Mittelmeer haben werden. Chamberlain; Aussprache i» Varis Abreise der englischen Staatsmänner Der englische Ministerpräsident Chamberlain undAußeml Minister Lord Halifax haben Paris programmgemäß mu 20.Ä Uhr MEZ. verlassen. Im Anschluß an die Unterredung im Quai d'Orsay wurde folgende amtliche Verlautbarung ausgegeben: „Auf ihrer Reise nach Rom haben der englische Ministerpräsident und Lord Halifax die Gelegenheit ihrer Pariser Durchreise benutzt, um sich am Quai d'Orsay mit Ministerpräsident Daladier und Außenminister Bonnet zu unterhalten. Die Besprechung hat die Bestätigung der vollen Uebcreinstimmung der allgemeinen Ansichten erlaubt, die schon früher zwischen den beiden Re gierungen hergestellt wurde." In gut unterrichteten politischen Kreisen fügt man hin zu, daß zwischen Paris und London volle Uebereinstimmung hinsichtlich der französisch-italienischen Meinungsverschiedenhei ten bestehe. Diese Uebereinstimmung sei außerdem schon vor her vom englischen Botschafter in Paris bestätigt worden. Dib jetzige Aussprache habe sich daher auch weniger ans iüeseDj Thema als auf die Spanien frage bezogen. Für deutsch-französische Verständigung Alterspräsident Salles eröffnet die neue Kammertagung Die ordentliche Sitzungsperiode 1939 der Französischen Kammer wurde bei vollbesetzten Bänken von dem Alters präsidenten, Abgeordneten Salles, eröffnet. Die Regierung war unter Führung des Ministerpräsidenten Daladier zahlreich vertreten. Der Alterspräsident führte in seiner mit Beifall auf- genommenen Eröffnungsansprache u. a. aus, der ein mütige Wunsch der Kammer sei auf Erhaltung des Frie dens gerichtet. Allerdings sei dieser Friede nur um den Preis schmerzlichster Besorgnisse erhalten worden. Das Wunder, das sich im vergangenen September zugetragen habe, sei ein Beweis dafür, daß ein Unglück nicht unver meidlich sei. Der Alterspräsident der Kammer wandte sich in diesem Zusammenhang dem Problem der deutsch-fran zösischen Beziehungen zu. Was verhindere Deutschland und Frankreich, so führte er aus, sich zu verständigen? Seit dem Vertrag von Verdun aus dem Jahre 843, seit der Teilung des Reiches Karls des Großen, seien Deutschland und Frankreich fast nnaufhörlich im Kampf gewesen. Wenn diese beiden Nationen, die durch ihren geistigen und mo ralischen Wert, durch ihre Kultur, durch ihre Geschichte «nd die wundervollen Werke, die sie vollbracht haben, von gleicher Größe seien, sich eines Tages annähern und ver ständigen sollten, so würde es sicherlich weniger Kriegs gefahren und gleichzeitig erhöhtes Wohlergehen in Europa geben. Bei der Neuwahl des Kammerpräsidenten wurde der bisherige Kammerpräsident Herriot mit 421 Stimmen wiedergewählt. Blums Anmaßungen im Senat verurteilt Bei der Eröffnung der ordentlichen Sitzungsperiode des Senats versicherte der Alterspräsident, Senator Dame- cour, die Regierung der Unterstützung und des Ver trauens, Scharfe Kritik übte er an den früheren Volks frontregierungen. Zu Unrecht habe Leon Blum behauptet, das Volk hätte ihn bei den Wahlen von 1936 mit der Durchführung derartiger Maßnahmen beauftragt. Tat sächlich habe jedoch damals das Volk nur seine Unzu friedenheit mit der schlechten Wirtschaftslage und mit der Krise zum Ausdruck bringen wollen. Vertiefung derkulturellen Zusammenarbeit Deutsch-ungarische Besprechungen. Im Reichserziehungsministerium fanden unter dem ab wechselnden Vorsitz des Staatssekretärs im ungarischen Unter richtsministerium, Exzellenz von Szily, und des Staatssekre tärs Zschintzsch Besprechungen des deutsch-ungarischen Kultur ausschusses statt, an denen auch Vertreter des Auswärtigen Amtes und des Propagandaministeriums teilnahmen. Die Besprechungen sanden in freundschaftlichem Geiste statt und konnten bereits am gleichen Tage zum Abschluß ge führt werden. Die Beratungen erstreckten sich vor allem dar aus, einzelne wichtige Bestimmungen des inzwischen erlosche nen österreichisch-ungarischen Kulturabkommens im Rahmen des deutsch-ungarischen Kulturabkommens zu berücksichtigen. Im übrigen wurde die Durchführung dessen besprochen, was im deutsch-ungarischen Kulturvertrag von 1936 grundsätzlich vereinbart worden ist. Die Beratung erbrachte weitere An regungen zur Vertiefung der deutsch-ungarischen Kulturbe- ziehungcn. Aus dem Ergebnis der Beratungen ist hervorzuheben, daß die vom ungarischen Staate in Wien unterhaltenen Kultur einrichtungen wie das Collegium Hungaricum und das Graf- Kuno-Klebelsberg-Jnstitut für ungarische Geschichtsforschung weiter aufrechlerhalten bleiben. Umgekehrt bleibt auch die Gastproscssur für ungarische Literatur und Geschichte bestehen, die an der Universität Wien für einen ungarischen Gelehrten eingerichtet worden ist. Ebenso wird das in Budapest errich tete frühere österreichische Lektorat als ein reichsdeutsches wei tergeführt und umgekehrt das ungarische Lektorat an der Uni versität Wien ausrcchterhalten. Weitere organisatorische Ver einbarungen konnten u. a. in der Bereitstellung Wissenschaft- kicher Freiplätze an deutschen und ungarischen Forschungsinsti tuten für Gelehrte des anderen Landes erreicht werden, der deutsch-ungarische Professorenaustausch wird neu gestaltet, der Schülerbriefwechsel und Schüleraustausch mit Ungarn wieder- belebt werden. Reichsminister Funk nur Rom Mück Reichsminister Funk traf in Bgleitung seiner Gattin von feiner Rom-Reise wieder in Berlin ein. Zum Empfang war auf dem Anhalter Bahnhof u. a. der italienische Botschafter in Berlin, Attolico, erschienen, der den Minister und Frau Lunt herzlich begrüßte. Aris «rulerer Ssirnat. Wilsdruff, am 11. Januar 1939. Jubiläen und Gedenktage 12. Januar: 1519: Kaiser Maximilian I., Römischer Kaiser Deutscher Nation, in Wels gestorben. — 1746: Der Pädagog Heinrich Pestalozzi in Zürich geboren. — 1871: Schlacht vor Le Mans. Ende der siebentägigen Kämpfe. — 1893: Der Generalfeldmarschall Her mann Göring in Rosenheim, Oberbayern, geboren. — 1893: Der Reichsleiter Alfred Rosenberg in Reval geboren. — 1922: Adolf Hitler, Hermann Esser und andere Nationalsozialisten wegen Störung einer separatistischen Versammlung zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt. Sonne und Mond: 12. Jannar: S.-A. 8.06, S.-U. 16.10; M.-A. 0.06, M.-N. 10.52 Es lolmt sich nicht Es war ein grauer Tag — einer jener dunklen Tage, an denen alles schiefging und nichts gelingen wollte. Es gab Aerger über Aerger, und ich War recht verzweifelt. Denn der Kleinkram des Alltags, alle jene lausend Nadel stiche, können uns so empfindlich treffen, daß wir glauben, ein Recht auf unsere Traurigkeit zu haben. An einem solchen Tage und zu solcher Stunde erreichte mich eine erschütternde Nachricht, die befreundeten Menschen großes Leid bringen mußte. In diesem traurigen Augenblick wurde mir bewußt, welche grenzenlose Torheit mich selbst verleitet hatte, die eigenen kleinen Kümmernisse des Tages so wichtig zu nehmen, daß mir für eine Weile jede Freude verleidet und die Schönheit des Lebens vergällt erschien. „Lohnt stch's denn?", fragte ich mich plötzlich und nahm Abstand von jenen Kleinigkeiten, die der eine Tag krumm gemacht, die aber ein anderer wieder geraderücken kann. Sollten wir uns alle nicht viel öfter fragen: „Lohnt stch's denn?", wenn ein Aerger unser Herz zu überwinden droht? Lohnt es sich wirklich, sich eines dummen Wortes wegen zu zanken? Lohnt es sich, so sehr einer schief gegangenen Frende nachzutrauern, die vielleicht schon die kommende Woche doppelt znrückgeben kann, und ist es wirklich so wichtig, wenn uns der Kamerad oder Kollege eine grobe Antwort gibt oder uns ein Mißerfolg die Laune zu verderben droht? Auch Mißerfolge sind not wendig, denn sie sind der Ansporn zu besseren Leistungen und größeren Taten, und wer sich nie zankt, kann sich "nie vertragen; eine Grippe ist noch kein Beinbruch, und eine verpaßte Gelegenheit und eine verpaßte Verabredung be deuten kein dauerndes Unglück. Es lohnt sich tatsächlich nicht, einen ganzen Tag seines Lebens — oder gar zwei oder drei noch seinen Aerger hinterherzuwerfen, wenn nicht ein großer Kummer unser Herz trifft. In ernsten und wirklichen Traurigkeiten sagen fast alle Menschen: Wie konnten wir nur so dumm sein und uns unsere guten Tage um so vielen Kleinkram ver bittern? Dann aber sind die „schönen Tage von Aranjuez" meist längst vorüber, und der gute Vorsatz und die Ein sicht kommen einen ganzen Posttag zu spät. Darum: Soll ten Sie sich gerade aufregen oder ärgern, fragen Sie sich, bitte, ernsthaft — heute, morgen und alle Tage: Lohnt sich's denn? . OeffentlicheBeratung des Bürgermeisters mit den Ratsherren Im Beratungszimmer des Verwaltungsgebäudes fand gestern abend die erste diesjährige Beratung des Bürger meisters mit den Ratsherren statt. Unter Mitteilungen wurde u. a. ein Antwortschreiben der Reichsbahndirektion Dresden bekanntgegeben, in dem dargeran wird, daß die verschiedentlich in den letzten Monaten aufge tretenen Mängel im Eisenbahnverkehr auf die überaus große sachliche und persönliche Inanspruchnahme aus Anlaß der Heimkehr des Sudetenlandes zurückzuführen ist. Nach einer Mitteilung des Landrates zu Meißen stellt sich die auf die Stadt entfallende Bezirksumlage für das lau fende Geschäftsjahr um etwa 1500.— Mark niedriger als wie veranschlagt. Die Rechnungsprüfungsabteilung bei der vorgesetzten Auf sichtsbehörde hat am 22./2Z. 11. 1938 eine unvermutete Re vision der Städtischen Kassen vorgenommen, die zu keinerlei Beanstandungen Anlaß gab. Der Bürgermeister gab hierzu verschiedene Einzelheiten bekannt. Aus formellen Gründen machte sich ein 1. Nachtrag zur Kassenvrdmmg der Eirolasse notwendig, gegen die Eimvendm»- gen seitens der Ratsherren nicht erhoben werden. Hierauf wurde in den Punkt 6 der Tagesordnung em» getreten: Ehrenpatenschaft für Kinderreiche. Darnach wird die Stadt in Zukunft die Ehrenpatenschaft bei Wilsdruffer Ein wohnern vom 4. Kinde ab übernehmen. Das Kind erhält ein Sparkassenbuch mit Inhalt von 10 RM., denen jedes Jahr weitere 3 RM. seitens der Stadt hinzugefügt werden. Das Sparkassenbuch soll dem Kinde nach 14 Jahren ausgehändigt werden. Bedingung ist Zugehörigkeit zum Reichsbund für Kinderreiche und Erbgesundheit der Familie. Unter Verschiedenem wies der Bürgermeister auf die in diesem Jahre laufenden gemeindepolitischen Lehrgänge bei der Gauschule Pulsnitz hin. Damit war bie öffentliche Beratung beendet. Heimaisammlung - Iahresrückblick 1938 Obwohl infolge räumlicher Beengung und Verstopfung keine großen öffentlichen Besuchstage abgehalten werden konnten, führt das Gästebuch immerhin 266 Personen auf, da zu 23 Schulklassen (19 aus Wilsdruff, die übrigen aus Sachsdorf, Bürkyardswalde, Meißen und Dresden-Plaueull Zu Gaste waren ferner DI.-Führer Meißen, Verein für Volkskunde Dresden und Riesengebirgsverein Dresden. Die größte Anerkennung fand die Heimatsammlung beim Besuch durch die Iubelkonsirmanden und -konsirmandinnen im Sep tember. Besonders ausgebaut konnte werden r'm November die Ausstellung „Schöne Heimat", die die herrlichen Aufnahmen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz aufzeigte mit den Studienblättern Werner Diettrichs (Wilsdruff im Verkehrs netz, Verkehrsstärke bei heimatlicher Eisenbahn und Kraftpost, Wilsdruff und seine Flurnachbarn, Wilsdruff und seine Na mensvettern im Reiche, Wilsdruffs auswärtige Arbeiterschaft, Wilsdruffs Einfuhr und Ausfuhr). Die heimatliche Arbeitsbücherei wurde 79mal beansprucht. Sie ist keine Leihbücherei wie die Städtische Bücherei. Sie hält Bücher und Karten für den bereit, der auf heimatlichem Ge biete arbeiten will. Die Heimatsammlung sah in 94 Buchungen den Zugang von annähernd 300 Gegenständen! Das ist ein schönes Matz von Liebe und Vertrauen, für das wir unsern Freunden in Stadt und Land herzlich danken. Alle diese Gegenstände sind doppelt gebucht worden mit Schenkgebern und Aufbewahrungs ort. Jeder Gegenstand erhielt sein Karteiblatt. Keine kleine und keine leichte Arbeit! Zumal bei den unhaltbaren räum lichen Verhältnissen! Die Einzelzugänge nacheinander aufzuführen, erlauben weder Raum noch Zeit. Nur ein kurzer Blick sei gegeben: Felix Funk brachte uns das Bild unsers lieben alten Oskar Rühle. Das Museum für Vorgeschichte in Dresden setzte uns die Tvpfscherben zusammen, die uns aus Kleinschönberg ge schenkt worden waren. Das Bild des ersten Zuges vom Jahre 1886 ging ein wie 2 schöne Bilder der Burkhardswalder Kirche. Beim Dachdecken fand man einen Ziegel vom Jahre 1786 mit einer längeren Inschrift, die aber noch nicht entzif fert werden konnte, sind besonders lieb war es, daß eines Tages ein alter verzierter Gurken-Einlegtopf vom Jahre 1734 aus Lotzen gebracht wurde. Eine Elle mit geschnitzter Hand, Hobel und Säge aus dem Jahre 1776 in Formung eines Löwen zeigen, wie volkskundlich betont solche Gebrauchs gegenstände früher gewesen sind. Aus Grumbach kam Herm. Kretzschmars Mäuseflinte, aus Dresden eine eingebaute Fla sche. Wohnungswechsel ließ uns einen Messing-Gewichtssatz und eine Kaffee-Röst-Trommel zugehen. Heinrich Birkner und Bernhard Pollack erstanden in zahlreichen gerahmten Ehrenscheinen, Diplomen, Modellen des Sanitätswesens usw. Das Röhrsdorfer Kindtaufsbesteck sand ebenso liebevolle Aus nahme wie die alte Familienbibel einer Wilsdruffer Familie, die allerdings erst der Altwarenhändler uns zum Geschenk machte! Neben den Zuzügen gabs auch Abgänge: Behördlicher An ordnung zufolge muhten wir schweren Herzens unsere beiden Goldmünzen, ein Zwanzig- und ein Zehnmarkstück, an di« Reichsbank einschicken! Hoffentlich ist der Tag nicht mehr fern, daß der Heimat sammlung neue, schöne Räume erstehen, damit sie ihrer vvlks- erzicherischen Aufgabe im Sinne des Heimatwerkes Sachse« gerecht werden kann!