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(IMri' kommen kcd näder / „Das fremöe Land und die Weltstadt hatten mich herz- Nch willkommen geheißen. Ach war überrascht, aber äußerlt angenehm. Wie ein atemraubender Film brauste das Erleben, Berlin, an mir vorüber. Bahnen, Autos, Menschen und wie der Autos, Bahnen, Menschen, alles zuerst recht beklemmend, doch wundervoll organisiert. Ein Ameiscnhügel, mir unerklär lich, wie er reibungslos in seinem Verkehr sich abwickelte. Da zwischen die Stunden mit deutschen Kameraden. Gastfreund liche Anseln im Tempo der Ereignisse . . . .", schreibt ein junger Norweger, der an dem zwischenstaatlichen Eesellcnaus- tausch des Handwerks teilgenommen hat. Bekanntlich führt das Deutsche Handwerk in der Deutschen Arbeitsfront jähr lich einen Gesellenaustausch nach dem Auslande durch, an dem ungefähr 150 deutsche und ausländische Gesellen und Iungmeister teilnehmen. Drese Organisation hat den Zweck, die fachliche Weiterbildung des jungen Handwerkers zu för dern, indem sie ihn mit den Arbeitsmethoden anderer Länder vertraut macht. Daß darüber hinaus der Gesellenaustausch die Völker durch gegenseitiges Kennenlernen einander näher bringt, läßt sich bei jedem Deutschen und Ausländer, der ein mal „draußen" war, immer wieder beobachten. Soll eine Ver ständigung zwischen Nationen zustande kommen, so ist das überhaupt nur möglich, wenn gerade die Angehörigen der breiten Volksschicht fremdes Land und Volkstum erleben. Diese Erkenntnis, die der nationalsozialistischen Idee einer wirklichen und echten Völkergemeinschaft entspringt, ist auch den Teilnehmern am Gesellenaustausch ein innerer Be sitz geworden. Sv meint ein deutscher Herrenschneidergcselle, der in Fünfkirchen in Ungarn einen Arbeitsplatz gefunden hatte, daß der Austausch mit dem Ausland mehr zur Ver ständigung der Völker beiträgt — wodurch auch der euro päische Frieden gesichert wird — als wenn 50 Diplomaten nach Genf reisen. Auch die jungen ausländischen Handwerker, die sich in Deutschland aufgehalten haben, sprechen sich ganz ähnlich aus: „An besinnlichen Stunden mußte ich der deutschen Organisation, der deutschen Gastfreundschaft, den deutschen Kameraden meine Hochachtung aussprechen. Das war ein an deres Deutschland, als es mir in Norwegen erklärt wurde, lleberall fand ich Hilfe und Kameradschaft.... eines be dauere ich, wenn ich an Berlin denke: daß meine Zeit hier schon vorbei ist. Eine Freude wird es mir dann sein, in meiner Heimat als unvoreingenommener Beobachter von einem schö nen und guten, großen und starken Deutschland erzählen zu können". Reisen ins Ausland während der Ferien ist schon ein großer Gewinn in dem Bestreben, die verschiedenen Nationen mit einander bekanntzumachen. Um wieviel tiefer kann das Erlebnis für den einzelnen werden, wenn er mitten unter dem ihm erst fremden Volkstum im Getriebe des Alltags steht, in der Werkstatt mit seinen Berufskameraden zusammen arbeitet, in den Feierstunden ihr Freud und Leid teilt. Der ständige Verkehr mit den Angehörigen der fremden Nationen bringt es von selbst mit sich, daß man aufklärende Worte gibt und nimmt „Mehrmals konnte ich die nachhaltigste Wirkung erzielen wenn ich einem der unvermeidlichen Gespräche um Politik' um „Freiheit", um „Lebensmittelnot in Deutschland" und andere Dinge, die den Schweden besonders an uns zu interessieren scheinen, nur eine für unsere Begriffe reale Wen dung gab. Man braucht einem der vielen Neugierigen, die einen fragen: „Was hälft Du von Hitler?" nur zu antworten: ,Lch bin Deutscher", um unfehlbar an der Wirkung seiner Worte zu erkennen, daß man verstanden wurde". Ebenso wie im Ideellen zeitigte der Gesellenaustausch mit dem Auslande auch im Materiellen gute Erfolge. An der fachlichen Ausbildung wurde Gesellen und Iungmeistern im Ausland wie in Deutschland Wertvolles an die Hand gegeben. Mit Dankbarkeit und Anerkennung schreibt ein ungarischer Friseur von seinem Aufenthalt in der Reichshauptstadt: „In Berlin konnte ich mich für meinen Beruf sehr viel weiter ausbild-n Die Deutsche Arbeitsfront ermöglichte mir den Besuch der Fachschule, wo ich sehr viel Neues lernte. Beson ders großen Gewinn habe ich aus der Belehrung gezogen, wie man methodisch richtig arbeitet und wie man die Arbeit orga nisatorisch richtig einteilt. Ach kam fast wie ein Schüler nach Deutschland, ich kehre heim und fühle mich als Meister meines Berufes". Auch die deutschen Austauschgesellen konnten rei ¬ che Erfahrungen in die Heimat zurückbringcn, denn im Aus land sind manche Arbeitsmethoden üblich, die man bei uns nicht mehr kennt, aber dennoch für das Wesen handwerklichen Schaffens von großer Bedeutung sind: „An zwei für die skan dinavischen Verhältnisse recht bedeutenden Bauwerken habe ich längere Zeit gearbeitet", schreibt ein deutscher Maler: „Nach meinen Eindrücken sind die an den Maler gestellten handwerk lichen Anforderungen in Schweden keineswegs geringer als bei uns im Reiche. Die Ardeitstechniken sind oft sogar schwie riger und umständlicher, weil die Art des schwedischen Akkord systems der Einführung technischer Fortschritte von Natur aus einen gewißen Widerstand entgegensetzt, und weil die ver wendeten Werkstoffe zum Teil von noch einfacherer Art zu sein scheinen als bei uns und ihre entsprechend vielseitige Verwendung größere Anpassungsfähigkeit erfordert. Zur Ge- Wo Vie Ziegen Maulkörbe tragen Malia — Land ohne Bäume Araberdschunken und Unterseeboote — Von der Jnsel- scstung zum Flottenstützpunkt — Photographieren ver boten . . . und erwünscht! „ . . . ferner bitten wir zu beachten, daß jegliches Photographieren auf Malta streng verboten ist, auch der Gebrauch von Feldstechern ist nicht gestattet.* Dieser knappe Vermerk im Reiseführer klingt nicht gerade er mutigend. Jedenfalls will ich vorsichtig sein, Malta ist Festungsgebiet! Es kommt aber ganz anders. Als unser Schiffchen nach heftiger Schaukelei über das Mittelmeer in den Hafen von La Ballette hineinsteuert, sind die guten Vor sätze vergessen. Schnell mache ich ein paar Schnappschüsse mit der Kleinkamera. Es hat sich gelohnt, die Gegend steht wirklich großartig aus. Wie aus Stein gehauen steigt die Stadt an den Felshängen empor. Ein Wohn haus klebt über dem anderen. Senkrecht fallen die Wände der Forts in den Hafen hinab. Nirgends ist ein bißchen Grün zu sehen, schwer und starr ruhen die gelblich weißen Festungsblöcke in der grellen Sonnenglut. Die Anker poltern in die Tiefe, eine Barkasse kommt längsseits, und die ersten Beamten steigen an Deck. In der Ausregung vergesse ich ganz die Kamera abzulegen. Schon ist es geschehen! „Verzeihung", tönt die Stimme des Polizisten, „darf ich 'mal Ihre Kamera sehen?" Aus! denke ich. Das gute Stück wird konfisziert. Photographieren streng verboten . . . Der Beamte besteht sich die Bente von allen Seiten. „Entschuldigen Sic, . . . bin auch Amateur . . . darf ich wohl eine Aufnahme machen?" Mit dem selbstverständlichsten Gesicht knipst er nach einander alle Festungsbantcu ab. Dann reicht er mir den Apparat zurück. „Danke schön, sehr hübsche Kamera!" Keine wohlgemeinte Rede, keine Verwarnung. Ich darf weiterhin Schnappschüsse machen. Das hat natürlich seinen guten Grund. Auch die Engländer lassen sich nicht gern in ihre militärischen Ge heimnisse gucken, und am allerwenigsten auf Malta. Aber die malerischen Kasematten, Schießscharten und Wacht türme überlassen sie gern den Kodaks der Touristen. Die alten Bauten nimmt niemand mehr ernst, sie haben nur noch dekorativen Wert. Zum größten Teil stammen die Anlagen schon aus dem lk. Jahrhundert. Damals war Malta als uneinnehmbare Festung bei allen Seestreit- kräften gefürchtet, heute dient die Inselgruppe vor allem als Flottenstützpunkt. Da liegen die mächtigen „Dreadnoughts" dicht neben einander im schmalen Becken des Grand Harbour. Die Silhouetten ihrer Gefechtstürme ragen gespenstisch in den Himmel. Kleine Gondeln und Barkassen huschen zwischen den dunklen Kolossen hin und her. Seltsam nehmen sich die modernen Schlachtricsen und Flugzeugmutterschiffe neben den mittelalterlichen Festungsbauten aus. Roman tische Bilder prägen sich ein. Dicht neben einer vorzeit lichen Araberdschunke sehe ich plötzlich die Kommando brücke eines Unterseebootes aus den Wellen tauchen. Das Nebeneinander von einst und jetzt macht die Inselgruppe so reizvoll. In den schmalen Gasten von winnung eines technischen Verständnisses in meinem Berufe ist mir die Arbcilsmöglichkcit in Schweden sehr von Vort«l gewesen". An dem Bericht desselben Funghandwerkers heißt es: Eines erfährt man aber bei alledem, was man als bescheide ner Deutscher in seines eigenen Reiches Grenzen leicht zu ge ring einschätzt: daß Adolf Hitler mit seinem Volke die Ge müter der ganzen Welt viel mehr bewegt, als das irgend «in anderer Mann oder ein anderes Volk auch nur annähernd tun könnte, ja, daß es überhaupt nichts Großes in der Welt gibt, außer unserem Deutschland. Deshalb bin ich draußen in Schweden oft unbändig stolz gewesen, ein Deutscher zu sein.? Ueber die fachliche Weiterbildung, über die Verständigung zwilchen den Nationen hinaus muß diese Tatsache, Deutsch land von außen her als das mächtige Reich zu erleben, als größter Erfolg der von dem Deutschen Handwerk in der Deutschen Arbeitsfront durchgeführten Aktion des Gesellew- austaufch-s für uns Deutsche gebucht werden. La Bauena findet man noch Ueberbleibsel ans der Maurenzeit. Kunstvoll verzierte Erker kleben wie Schwalbennester an den schmalen Häuserfronten. Di« winzigen Fenster sind vielfach noch mit hölzernen Gitter« versehen. In allen Geschäftsstraßen wimmelt es von Mensche«. Malta ist außerordentlich dicht bevölkert, auf den Geviert kilometer kommen fünfmal soviel Einwohner wie i« Deutschland. Nach südländischer Art sprudelt das Lebe« dahin. Die Freude am Lärm ist bemerkenswert. Selbst die kleinen Kutschen vollführen ein mehrstimmiges Klingelkonzert, fast ununterbrochen bimmeln die Arme- Sünder-Glöckchen der vielen katholischen Kirchen, Stratzen- händler singen ihre Ware aus, und nicht selten HE dumpfer Kanonendonner dazwischen. Wer in der Hauptstadt La Valletta spazierengeht, muß ein guter Bergsteiger sein. Selbst die Autos versagen i« den steilen Gassen, die zum großen Teil nur aus Treppe« bestehen. In diesem unzugänglichen Revier klettern den ganzen Tag die maltesischen Ziegen herum. Mehrmals sah ich braungebrannte Hütejungen, die ihren „Milch laden" sicherheitshalber begleiten. Den Käufern wird die Milch gleich auf der Straße in den Topf gemolken. Doch was am merkwürdigsten ist: aus Malta müssen die Ziegen Maulkörbe tragen. Das hat die Gesundheitspolizei so angeordnet. Auf diese Weise wird verhindert, daß die Ziegen schlechte Abfälle zu sich nehmen und das ge fürchtete Maltafieber übertragen. Von der Umgebung La Vallettas ist nicht viel zn er zählen. Die ganze Landschaft ist recht öde. Nirgend- wächst ein Baum, der stürmische Seewind zwingt alle« Pflanzenwuchs zu Boden. Die Felder sind von hohe« Schutzmauern umgeben, und der Ackerboden mußte erst in mühseliger Arbeit vom Festland herangeschafft werden. Und doch gibt es bei Malta einen herrlichen Park, von dem die Reisenden nichts abnen, weil er tief unter dem Meeresspiegel liegt. Die Marinetaucher, die dort unten nach verlorenen Ankern und Granaten suchen, wissen romantische Geschichten zu erzählen. Ganze Ge birge aus Korallenfelsen bauen sich am Meeresgründe aus. Nadelfeine Spitzen und Zinnen steigen wie kleine Türme empor und werden besonders von den U-Boots-Fahrern im Mittelmeer gefürchtet. Auch die märchenhaften Wäl der aus Schlinggewächsen sind in Wirklichkeit nur Todes sallen für die Taucher. In den unterseeischen Grotten von Malta Hansen neben anderen Meeresungeheuern auch die unheimlichen Tintenfische. Kaum von der düsteren Umgebung zu unterscheiden, liegen die einäugigen, schlei migen Geschöpfe zwischen den Felsen und lauern auf Beute. Alles Getier, was ihren langen Fangarmen zu nahe kommt, ist verloren. Dafür werden die Tintenfische wiederum auch ver speist. In den Speisehäusern von La Valletta bekommt man diese „netten" Tierchen als ganz besondere Lecker bissen vorgesetzt. Die meisten Reisenden haben davor eine heilige Scheu. Vielleicht niit Recht, denn das Mittel meer ist seiner plötzlichen Stürme wegen berüchtigt. Nach der Abfahrt aus La Valletta sind die Schiffe oft mit See kranken besetzt. Es ist, als wollten sich die verspeiste« Polypen noch einmal bemerkbar machen, und viele kehre« wirklich in ihr Element zurück. Woher ich das weiß? Aus bitterer Erfahrung! R. I. ÄonnenMn um Christ! 5« o m s n von » r » Kl tl o s n o s f ! 0tu>1»« -»'M. e. 8»« r«dl« 45s Dann ging sie an ihm vorbei, so rasch es ihr schlimmer Fuß erlaubte. Vor dem Tor stand der Bauernwagen, den sie hastig bestieg. „Fahr zu, Sepp, daß wir den Zug net verpaßen!" rief sie dem Burschen zu, und das Gefährt entfernte sich rasch. Günther stand immer noch auf dem gleichen Fleck in der Diele, als der Wagen längst davongefahren war. Er faßte das alles nicht so rasch. Christl in Bauerntracht! Christl ver ließ das Haus in dieser frühen Stunde in diesem merk würdigen Aufzug! Was hatte das zu bedeuten? Wohin floh sie? Und vor wem floh sie? Denn wie eine Flucht sah das Ganze doch aus. Wie eine Flucht oder ... Warum war es so schwer, an das Gute im Menschen zu glauben, wenn man erst einmal eine Enttäuschung erlebt hatte? Günther konnte es nicht vergessen, daß sich die feine, kleine Christl von einem Bauernburschen vor aller Welt hatte küssen lassen. Freilich war es im Fasching. Und der Fasching war ja jetzt wohl vorbei. Man mußte dieser Sache auf den Grund gehen. Er wollte hier warten, bis die Lisei wiederkam. Oder kam das Mädchen etwa auch nicht wieder? Hatte es teil an den heim lichen Abenteuern der Herrin? Günther setzte sich auf eine der kostbaren Ruhebänke der Diele. Er hatte die Nacht kaum geschlafen. Immer hatte ihm Christls Bild vor Augen geschwebt. Der reine Glockenton ihrer Stimme hatte in seinem Herzen weitergeklungen. Der Gedanke an Mabel war ihm unerträglich geworden/ Nur Christl erfüllte ihn noch ganz. Und nun, da er das holde DUS seines Traumes wiedersah, verschob es sich. Wurde ver- »errt durch etwas, was er nicht fassen konnte. Wohin ging Christl zu dieser Stunde in der Bauern kracht? Die Fußoerletzung schien doch nickt io schlimm. War das alles Theater? Wo war hier die Wahrheit zu suchen? Man faßte in lauter Nebel, der einem unter der Hand wie ein Nichts zerrann. Da kam die Lisei zurück. Er konnte sie durch das breite Fenster beobachten. Sie schien es eilig zu haben und schaute sich ängstlich um. Günther wollte sie um jeden Preis sprechen. Mit zwei Schritten war er an der Tür, stürmte über den Hof auf das Mädchen zu. Erschrocken wich Lisei zurück. „Wo ist die gnädige Frau?" herrschte er sie an. „Das weiß ich net!" log die Lisei tapfer drauflos. „Du mußt es doch wissen, Mädchen! Du bist doch mit ihr gegangen!" „Freili! Bis an das Tor! Aber dann is davongefahren." „Davongefahren? Mit wem denn?" „Weiß i net! Hab i net kennt!" „Du hast ihn nicht gekannt?" „Na! Und jetzt lassen S' mi gehn! I muß an mei Arbeit." Wie der Blitz verschwand die Lisei im Gesindehaus. Als sie den Zug pfeifen hörte, lachte sie verschmitzt. Die konnten Frau Christl lange suchen. Sie sagte nichts. Und den Brief, den ihr Frau Christl für die Gräfin gegeben hatte, den wollte sie lieber auch nicht gleich abgeben. Dazu war in einigen Tagen wohl auch noch Zeit. * Christl saß in ihrem Abteil, das Gesicht dem Fenster zu gewandt, und schluchzte haltlos wie ein Kind. Das Spitzen- tüchlein war schon ganz naß von Tränen, und die schmalen Schultern bebten von innerer Erregung. Warum war ihr diese letzte Begegnung mit Günther nicht erspart geblieben? Warum hatte sie nicht heimfahren dürfen, die schöne Erinnerung an die letzte Begegnung im Herzen? Der gestrige versöhnliche Abend hatte vieles wieder gut gemacht. Nun fingen die Wunden aufs neue an zu bluten. Sie hörte den Spott in Günthers Stimme: „Ich dachte, der Fasching wäre zu Ende." Dann fühlte sie wieder seinen Blick: erstaunt, fremd, spöttisch. Genau so wie damals auf dem unglückseligen Faschings ball, an dem sie sich der Liebkosung des Hansei nicht hatte er wehren können. Warum mußte ihr dieses noch geschehen? Sie fühlte sich grenzenlos elend und grenzenlos verlassen. Die Zukunft schien ihr eine trostlose Dunkelheit, in der auch nicht dos kleinste Lichtlein der Freude mehr glänzte. Was nützte es ihr denn, daß draußen die Frühlings sonne schien? Daß ein sanfter Wind das schlafende Land wachrief zu neuem Blühen? Für sie schien alles tot. Der Zug aber raste weiter. Ein immer gleiches Lied sangen die Schienen, und die Räder rollten schwer und hart über das Herzeleid Christls. Bauern kamen und gingen. Sie trugen die Sorgen ihres Alltags in das enge Abteil. Christl sah und hörte nichts. Sie hatte den Mantel über den Kopf gezogen und ergab sich hemmungslos ihrem uferlosen Schmerz. Da berührte etwas Kühles, Feuchtes ihre herabhängende Hand. Ein warmer Hundekörper drängte sich gegen ihre Knie. „Geh, Hektor! Wirst lästig! Geh, leg dich, sei brav!" sagte eine ruhige Stimme. Aber der Hund gehorchte diesmal ausnahmsweise nicht. Er drängte sich schmeichelnd an Christl, als fühle er, daß hier einem Menschenherzen Weh geschehen war. Als Christl erstaunt den tränennassen Blick hob, sah sie in zwei gute, treue Hundeaugen. Da hob sie die Hand und streichelte zärtlich über den rassigen Kopf des schönen Schäfer hundes. Einmal und noch einmal. Die Nähe des Tieres be ruhigte sie. Es ging eine Wärme von ihm aus, die ihr im Augenblick wohltat. Ihr ganzes Leben war Immer in irgend einer Weise mit Tieren verbunden. Und so schien ihr auch jetzt der brave Vierfüßler der beste Tröster. Sein Herr trug die Tracht der Gebirgler, aber das Ge sicht paßte nicht dazu. Die schöne schmale Hand trug eine» kostbaren Ring (Fortsetzung folM