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WUS-euKec Tageblatt L. Matt M Nr. 8 — Dienstag, den 10. Januar 1939 MesensgemSßer Arbeitseinsatz der Aran Das Streben der DAF. nach dem erfolgbringendsten Einsatz der Arbeitskräfte Der Leiter des Amtes Soziale Selbstverantwortung in der DAF., Reichsamtsleiter Dr. Hupfauer, der im Auftrage des Reichsorganisationsleiters eine Steuerung der Arbeitskräfte im Hinblick auf den erfolgbringendsten Einsatz vornimmt, hat den Vertrauensräten für den Monat Januar die Arbeitsparole „Steigerung der Arbeits- und Volkskraft durch wesensgemäßen Einsatz der Frau und Schutz der Jugend" gegeben. Im Laufe des Monats Januar werden die-Ver trauensräte diese Parole, die für die Gesunderhaltung und damit für den Leistungsstand der Schaffenden von entscheidender Bedeutung ist, beraten. Ein verstärkter Einsatz der Frauenarbeit gibt den Betriebsführern eine besondere Verantwortung. Besondere Schutzmaßnahmen und vor allem eine wesensgemäße Arbeitseinteilung unter den Geschlechtern ist notwendig. Bei der Ausarbei tung aller Schutzmaßnahmen, besonders bei einem be trieblichen Arbeitsplatzaustausch, werden dem Betriebs führer die Mitglieder des Verlrauensrates wichtige Unterstützung geben können. Die Beratung der Fragen des Jugendschutzes steht unter dem Geleitwort: „Jugend- schutz ist Volksschutz". Ziel der Arbeit der Vertrauesräte soll sein: „Leistungssteigerung und Leistungserhaltung" Starke Zunahme -er Nun-funkhörer Im Dezember 442 000 Rundfunkempfangsaulagcn mehr. Am 1. Januar 1939 betrug die Zahl der Rund funkempfangsanlagen im Altreich 10 821 858 gegenüber 10 379 348 am i. Dezember 1938. Im Laufe des Monats Dezember ist mithin eine außerordentlich hohe Zunahme von 442 510 Rundfunkteilnehmern (4,3 vom Hundert) eingetreten. Die Zahl der gebührenfreien Anlagen betrug im Altreich am 1. Januar 671 431. engere wirSlehaMebr Verbindung Funks Besuch in Rom Wenn auch Rom im Zeichen des bevorstehenden Be suches des englischen Ministerpräsidenten und des eng lischen Außenministers Halifax steht, so wird doch auch der Besuch des Reichswirtschaftsministers Funk, der auf Ein ladung des italienischen Wirtschaftsministers Guarneri zur Autarkie-Ausstellung gekommen ist, stark beachtet. Die italienische Presse hebt die Ansprachen hervor, die zwischen den beiden Wirtschaftsministern Italiens und Deutsch lands bei einem Essen am Sonntagabend gehalten worden sind und in denen zum Ausdruck kam, daß die politische Achse Berlin—Rom auch wirtschaftlich eine engere Ver bindung der beiden großen Staaten herbeigeführt hat. Reichswirtschaftsminister Funk hat in seiner Rede dle Gleichheit des faschistischen und nationalsozialistischen Standpunktes unterstrichen, der dahingeyt, daß dieWir 1 - schäft von den politischen Kraft strömen geformt wird. Der Minister hat dann darauf hinge- wiesen, daß zur Zeit wiGtiae Wirtschaftsverhand- lungen zwischen der deutschen und italienischen Regie rung im Gange sind, die von um so größerer Bedeutung sind, als wir einen Wandel des wirtschaftlichen Weltbildes wahrnehmen, der auch in der Gestaltung der beiderseitigen nationalen Wirtschaften zu neuen gemeinsamen Kraftanstrengungen zwingt. Man hat es in Rom sehr wohl vermerkt, daß Reichswirtschaftsminister Funk die volle Uebereinstimmung zwischen beiden Ländern in wirtschaftlichen Grundsätzen festgestellt hat, und teilt seine Ansicht, daß diese Jahreswende auch eine Zeitenwende sei und daß sich die Dinge zu unseren Gunsten wenden. Auch in der Tischrede des italienischen Ministers für nationale Wirtschaft, Guarneri, kam die Einstimmigkeit der beiderseitigen Gesichtspunkte stark zum Ausdruck, die auf wirtschaftlichem Gebiete ebenso wie in der Politik und Kultur die Ausrichtung beider Staaten erkennen läßt. * Reichswirtschaftsminister Funk hatte auch eine ein gehende Besprechung mit Korporationsminister L a n t i n i. Er begab sich dann in die Deutsche Akademie, wo er von Direktor Dr. Willis begrüßt wurde. Anschließend gab Minister Lantmi z« Ehren des ReiGswIrtschäfkÄ« Ministers ein Frühstück. * Zu Ehren von Neichswirtschaftsminister Funk gab Korporationsminister Lantini ein Frühstück. Minister Lantini begrüßte Reichsminister Funk mit herzlichen - Worten als den Mann, dem der Führer die Aufgabe anvertraut habe, das Reichswirtschastsministerium zu leiten und die großen Arbeiten des deutschen Volkes zu lenken. „Auf meiner letzten Reise habe ich", erklärte San tini, „viele interessante Dinge gesehen. Die konstruktive Arbeit der deutschen Wirtschaft wird mit jedem Tag be deutender und mächtiger; sie dehnt sich auf immer neue Produktionsgebiete aus durch die enge Zusammenarbeit aller Kräfte. Auch in Italien beschreiten wir im Nahmen unserer Möglichkeiten den gleichen Weg. Das ist eine Selbstverständlichkeit, weil beide Völker auch wirtschaft lich eng zusammenarbeiten müssen." Reichsminister Funk versicherte Minister Lantini in persönlichen herzlichen Worten seines besonderen Dankes für die überaus freundliche Aufnahme. Die besprochene gemeinsame Zusammenarbeit bestätige die Tatsache, daß Italien und Deutschland wie in den politischen und kul turellen Fragen sich auch auf wirtschaftlichem Gebiet schnell und leicht verständigen. „Unsere nationalen Wirtschaf ten", schloß Reichsminister Funk, „sind von den gleichen Ideen getragen und werden von der gleichen Grund lage aufgebaut. Unsere Freundschaft ist in diesen Tagen weiter gefestigt und die wirtschaftliche Zusammenarbeit ausgebaut worden. Als Freunde scheiden wir voneinan der und sind uns bewußt, was diese Freundschaft für unsere Völker und für uns persönlich bedeutet." Empfang durch den Ouce Reichswirtschaftsminister Funk hatte am Montag» nacymittag in Gegenwart des Korporationsministers Lan tini mit dem Duce eine längere, sehr herzlich gehaltene Unterredung. Anschließend begab sich der Reichsminister unmittelbar zum Bahnhof und trat in Begleitung seiner reich mit Blumengebinden bedachten Gemahlin die Rück reise nach Berlin an. — Feierlicher Empfang der Am Sonnabend mittag traf die Besatzung des „Evndor" — Flugzeugführer Henke, Flugzeugführer v. Moreau, Oberfun kermaschinist Dierberg, Qbersunker Kober und Bvrdwart Kühne — mit einem Landflugzeug der Deutschen Lufthansa auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof ein, wo sie mit großer Freude empfangen wurde. Der Staatssekretär der Luftfahrt, General oberst Milch, richtete im Auftrage des Reichsministers der ,Condor"-Flicger in Berlin. Luftfahrt, Generalfeldmarschall Göring, herzliche Worte der Begrüßung an die deutschen Rekordflieger, die Ende November ihren aussehenerregenden Flug Brlin—Tokio in der Rekord zeit von 46^ Stunden zurücklegten. — Von links: Obecfun- kermaschinist Dierberg, Oberfunker Kober, Flugkapitän Henke, Hauptmann von Moreau und Bordwart Kühne. Ganz rechts: Oberbürgermeister und Stadtpräsident Dr. Lippert. Am 7. Januar wurde in dem Prozeß gegen den jüdischen Mör der Grünspan von dem französischen Untersuchungsrichter Tes- niere im Justizpalast in Paris der Vater des ermordeten Pg. Ernst vom Rath, der Regierungsrat a. D. vom Rath, in seiner Eigenschaft als Zivilkläger und Zeuge vernommen. — Regie rungsrat a. D. vom Rath (rechts) verläßt nach seiner Ver nehmung durch den Untersuchungsrichter zusammen mit seinem Sohne Günther und Rechtsanwalt Gareon (Mitte) den Ju stizpalast. (Weltbild-Wagenborg-M.) «sonnet,schein um MU k? c» m s n von IV! s r s IV! L o s n 6 s r 34j „Wünschen der Herr Graf Tee oder Kaffee?" „Was schneller geht, Mädchen! Ich habe einen Mords hunger. Und draußen lockt der schöne Morgen. Also, beeil' dich ein bißchen!" Die Lisei verschwand sehr rasch und ein wenig ratlos, rxs war für heute ein großes, erstes Frühstück angesetzt, und sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. „Gebn wer ihm halt an Kaffee!" entschied die Köchin, die schon wieder alle Hände voll zu tun hatte. Es war wahrlich kein leichter Dienst bei der anspruchsvollen Herrschaft. Günther saß in dem reizvollen Frühstückszimmer. Alles fein und gemütlich und von Künstlerhänden geordnet. Das mochte wohl die alte Dame tun, die sich seine Tante nannte und die Schwester seiner Mutter war. Es bestand keinerlei Ähnlichkeit, und er erinnerte sich auch jetzt, gehört zu haben, daß diese jüngste Schwester so ganz aus der Art geschlagen war. „Sie hat nie ganz zu uns gehört. Es schien immer, als wäre sie in Gedanken weit fort, auch als sie noch in unserer Mitte weilte. Wir haben sie darum auch nicht sehr vermißt, als sie mit einem fremden Mann in ein fremdes Land zog, Religion und Staatsangehörigkeit wechselte und kaum etwas von sich hören ließ." So hatte Günther oft seine Mutter von ihrer Schwester sprechen hören. Günther aber fühlte sich zu der feinen, alten Dame hin gezogen. So wesensfremd ihm ihr Sohn und der geradezu ^stig-ähnliche Vetter war. Aufschlußreich aber war es, wie bei der Gräfin deutsche 2kt im Alter sieghaft durchgebrochen war. "Sehen Sie, ich hab' es plötzlich in dem fremden Land nicht wehr ausgehalten. Solange ich jung, froh und glücklich war und kaum zum Nachdenken Zeit hatte, sagte mir das iremde Land zu. Als ich aber älter und besinnlicher wurde. packte mich das große Heimweh nach Deutschland. Am lieb sten wäre ich ja hinauf in meine richtige Heimat gefahren. Aber mein Sohn sollte wählen, wo er sich am wohlsten suhlen konnte. Er entschied sich für dieses Fleckchen Erde." Hier an der gleichen Stelle hatte die alte Dame das er zählt. Es war erst wenige Stunden her. Ja, das Leben war oft seltsam. Das Seltsamste aber war, daß Christl hier als Herrin einziehen sollte, als Frau des Mannes, dessen Liebenswürdig keit Günther nicht so weit bestechen konnte, daß er nicht den Zug von Brutalität hätte durchleuchten sehen. Und das für Christl, für das zarte, ein wenig wehrlose Wesen mit dem gütigen Herzen. Hatte er selbst dieses Herz nicht bis aufs tiefste gekränkt in jener unseligen Faschingsnacht? Hatte er ein Recht, sich als Richter über Zdenkos Brutalität aufzuspielen? Ach, daß man das ungeschehen machen könnte! Günther gäbe etwas darum, wenn er diesen Faschingsabend aus seinem und Christls Leben streichen könnte. Die Lisei brachte den köstlich duftenden Kaffee und frische Kipferl; Butter und Honig standen auf dem Tisch. „Das andere gibt es erst später", meinte sie entschuldigend. „Mir reicht das hier vollkommen! Danke schön!" Zögernd blieb das Mädchen noch eine Weile stehen. Sie erwartete weitere Wünsche. „Kannst du mir sagen, Mädchen, ob Frau Schramm eine gute Nacht gehabt hat?" „O meil Des weiß mar nie. Die weckt eh niemanden, wenns Schmerzen hat. Des is ja gar kei Mensch! A Engel is. Und mir mög'ns alle so viel gern!" Lisei liebte Christl aufrichtig und freute sich immer, wenn sie von ihr sprechen durfte. „Ja, was würdest du denn sagen, wenn ich eure Frau Christl wieder mit nach München nehmen würde?" „O mei, des dürfen S' ja gar net, die gehört ja uns!" Eine befehlende Stimme rief das Mädchen an die Arbeit zurück. Günther aber mußte darüber nachdenken, wie Christl immer wieder Menschenherzen an sich zog. Günther schob die Tasse beiseite. Christl und immer wieder Christl. Nicht mehr zu ertragen war das! Er wollte einmal ein bißchen hinausgehen in den Wald und sich richtig durchwehen lassen, damit der Staub von gestern aus den Lungen kam. Der Staub und manches andere, was sich im Herzen festgesetzt hatte und das man nicht herausreißen konnte, ohne selbst daran zu verbluten. * Noch jemand war an diesem Morgen nach dem Fest sehr früh wach. Wenn man genau hinhörte, konnte man ein gleich mäßiges Stapfen vernehmen, jo, als wenn jemand lausen lernen wollte. Und wenn auch die weichen Teppiche das Ge räusch dämpften, so war es doch da. Christl wollte wieder nach München. Sie wollte sich über vieles klar werden, ehe sie ihr Leben wieder endgültig ohne die große Liebe an ein anderes band. Sie war aus gewacht aus der weichen Traumschwere ihres Wesens und wollte sich nicht mehr schieben lassen. Das Leben war hart. Gut denn! Sie wollte um ihr kleines Plätzchen an der Sonne kämpfen, aber nicht wieder an einem fremden Feuer frieren. Darum schritt sie tapfer hin und her. Die Zähne zu sammengebissen! Die paar Schritte bis in das Auto mußte es gehen! Die Rosa sollte nicht umsonst auf ihre Herrin warten Dieser Brief, den ihr Prellwitz gestern noch gegeben hatte von der alten Magd, war ein rührender Beweis der Anhänglichkeit, war ein so fester Glaube an Christls Rückkehr, daß sie ihn weder enttäuschen konnte noch wollte. Als Christl bei ihrer Wanderung an das Fenster trat, sah sie eine hohe Gestalt über den Hof nach dem Wald zu gehen. Es war Günther. Zdenko schritt nicht so straff und aufrecht. In seiner Haltung lag immer eine lässige Grazie, so, als verlohne es sich nicht der Mühe, Haltung anzunehmen. Rasch trat Christl wieder vom Fenster zurück. Sie hatte jetzt keine Zeit für andere Dinge und mußte nur einzig daran denken, wieder gesund zu werden. (Fortsetzung folgt.)