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I Wilsdruffer Tageblatt I I 2. Blatt zu Nr. 3 — Mittwoch, den 4. Januar 1939 8 Lagesfpruch Nichts, was groß ist auf dieser Welt, ist den Menschen geschenkt worden. Auch die Erhebung eines Volkes wird nicht leichthin Wirklichkeit, auch sie i - st innerlich errungen werden. Adolf Hitler. Gesieigerier Verkehr Jahresberichte der deutschen Verkehrsunternehmen Die Leistungen auf dem Gebiete des Verkehrs waren, wie die Berichte der am Verkehr beteiligten großen Unter nehmen aufweisen, im vergangenen Jahre gewaltig Md zeugen von dem großen Aufstieg, den das Verkehrswesen und das deutsche Wirtschaftswesen im Jahre 1938 zu ver zeichnen hatten. Größerer Reichsbahnverkehr gegenüber 1937 Die beiden weltgeschichtlichen Ereignisse 1938, die Ein gliederung der Ostmark und des Sudetenlandes in den Verband des Deutschen Reiches, haben der Entwicklung der deutschen Reichsbahn im Jahre 1938 weitgehend das Gepräge gegeben. Auch der beschleunigte Ausbau der deutschen Westbefestigungen stellte die Reichsbahn vor einzigartige Aufgaben, die nur unter Anspannung aller Kräfte gemeistert werden können Im Altreich lagen die Verkehrs- und Betriebsleistungen der Reichsbahn auch im Jahre 1938 über denen des Vorjahres. Beispielsweise haben sich im Reiseverkehr die Personen kilometer gegenüber 1937 um rund 8 v. H. und im Güter verkehr die Tarifwnncnkilometer um rund 11 v. H. erhöht. Im Personen- und Gepäckverkehr konnte 1938 im Altreich mit einer Einnahme von rund 1300 Mill. RM. gerechnet werden, das sind rund 9,3 v. H. mehr als 1937. Der Güterverkehr brachte eine Steigeruna »m rund 6 v. H. Nicht entsprechend gestiegen Pnd die Erträge, das hat seinen Grund einmal in den all gemeinen Tarifsenkungen in den Krisenjahrcn und den viel gestaltigen Ausnahmetarifen, die die Reichsbahn in Erfüllung ihrer gemeinwirtschaftlichen Aufgaben durchgeführt hat, zum anderen in der Verkehrsumschichlung, die den Kraftwagen immer mehr zum Beförderungsmittel für die Massengüter werden lägt, Wie bereits im Vorjahr, werden auch diesmal die Mehrerträge durch die gegenüber dem vorigen Jahr wesentlich erhöhte Mehr aufwendungen verzehrt. Der deutschen Wirtschaft sind 1938 insgesamt rund 1.7 Mil liarden RM für Beschaffungen, Lieferungen und sonstige Arbcitsaufträge zngeslossen. Dieser Betrag wird sich in den kommenden Jahren durch die Eingliederung der Ostmark- und per Sudetenlandbahnen noch erheblich erhöhen. Für die großen Aufgaben, die die Reichsbahn in den kommenden Jahren zu erfüllen hat, wird es nötig sein, wie es in den, Bericht heißt, den Kapitalmarkt in Anspruch zu nehmen, da die großen Vorhaben nicht allein aus eigenen Mitteln finanziert werden können. Wichtiger Gewinn an Seeverkehrsstraßen Das Reichsverkehrsministerium gibt einen Jahresüberblick über die verkehrspolitischen Maßnahmen auf dem Gebiete des Wasserstraßen- und Seeverkehrs sowie des Kraftverkehrs. Als das hervorragendste Ereignis des Jahres 1938 wird die Inbe triebnahme des Mittellandkanals bezeichnet. Das Jahr 1938 Hai ferner der deutschen Binnenschiffahrt einen wich- tigenGewinnanVerkehrs st raßen dadurch gebracht, daß durch die Gebietsverändcrungen ein namhafter Teil des Donauschiffahrtsweges <350 Kilometer), ein erheblicher Teil der Elbe mit wichtigen Elbehäfen und schließlich das ganze Oder- stromaebiet zum deutschen Verkehrsnetz getreten sind. Bei der deutschen Seeschiffahrt stieg allgemein der Anteil dn.deutschen Flagge an den Transporten von und nach Deutschland. Zum erstenmal seit 1932 hat die deutsche Handels- flotte tonnagemätzig die Viermillionengrenze überschritten. Beim Kraft- und Straßenverkehr wird darauf hingewiesen, daß die Gesamtzahl aller Kraftfahrzeuge ohne Oesterreich und Sudetenland von 2,95 Millionen auf 3,37 Millionen gestiegen ist. Die Motorisierung des Verkehrs in Oesterreich und im Sudetenland, die gegenüber dem Altreich noch weit zurückliegt, bedarf stärkster Förderung. Anwachsender Verkehr auf der Autobahn Auch über die Lei st ungen der Reichsautobahnen liegt ein Geschäftsbericht für das Jahr 1938 vor. 3062 Kilo meter Reichsautobahnen stehen dem öffentlichen Verkehr bereits zur Verfügung. Weitere 1450 Kilometer waren 1938 im Bau. Zu erwähnen ist, daß im Jahre 1938 der erste Reichsautobahn- tunnel, der Engelbergtunnel, zwischen Stuttgart und Heil bronn dem Verkehr übergeben wurde. Es war ein starkes Anwachsen des Verkehrs zu verzeichnen, z. B. wurden bei Verkehrszählungen in der Nähe von Köln auf der Reichsaulobahn im Juli 1938 täglich durchschnittlich SONO Fahrzeuge und au verschiedenen Stellen im Reich am Wochenende sogar 15 000 bis 18 000 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden gezählt. Auf der Strecke Leipzig—Nürnberg ist der Verkehr im ersten Halbjahr 1938 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 60 v. H. gestiegen WW KU mA i« „ScosM Deutsche Flottenforderungen berechtigt - Freundschaftliche Verhandlungen in London In der ausländischen Presse sind die deutsch englischen Flottcnvcrhandlungen zum Anlaß für unzählige politische nnd marinetechnische Mutmaßungen gemacht worden, die von keiner Sachkenntnis getrübt sind. Die Verhandlungen werden znr Zeit in London zwischen deut schen und englischen Marinesachverständigen geführt und beziehen sich auf die Höhe der U-Boot-Tonnage Deutsch lands innerhalb der 35 Prozent der Gesamttonnage der deutschen Kriegsmarine gegenüber der britischen Marine und zweitens ans den Bau von 10 OOO-Tonnen-Kreuzern mit 20,3-Zentimeter-Geschützen. Eine amtliche Mitteilung steht noch bevor. Einige englische Blätter haben nun davon gefaselt, daß durch die Forderungen, die Deutschland in den schwebenden Verhandlungen stelle, eine Bedrohung der englischen Seeinteressen im Mittelmeer erfolge, und daß die Hoffnungen, die man seinerzeit an das deutsch englische Flottenabkommen geknüpft habe, durch die deut schen Forderungen zerstört würden. Im „Daily Telegraph" findet man sogar die irrsinnige Behauptung, daß Deutschland durch den Bau neuer Typen von U-Booten die englischen Schiffahrts linien in der Nordsee, im Atlantischen Ozean und im Mittelmeer zu behelligen beabsichtige. Auch gewisse fran zösische Zeitungen behaupten, daß der Bau neuer deutscher U-Bole das Ziel verfolge, zusammen mit der italienischen U-Boot-Waffe die englischen Interessen im Mittelmeer zu bedrohen. Ein französisches Blatt steht einen neuen Rüstungswettlauf voraus, und ein englisches Blatt meint, daß England nunmehr einen beschleunigten Bau von Zer störern durchführen müsse. Die englischen und französischen Pressemeldungen sind ein neues Störungsmanöver, besonders im Hinblick auf die bevorstehende Reise Chamberlains nach Nom. Die Londoner Verhandlungen sind keineswegs eine Sensation, denn Deutschland hat in den deutsch-englischen Verhand lungen nur Forderungen gestellt, zu denen ihm ein voller Rechtsanspruch aus dem Flottenabkommen von 1935 so wie dem Zusatzabkommen von 1937 zur Seite steht. Die deutschen Forderungen richten sich gegen kei ne n Staat, sie dienen nur den Interessen der deutschen Landesverteidigung und Seegeltung. Der deutsche Rechts anspruch fußt darauf, daß Deutschland nach dem Abkom men von 1935 das Recht hat, U-Boote bis zu 100 v. H. der britischen Tonnage zu bauen, ohne jedoch dabei 35 v. H. der Gesamttonnage der Kriegsmarine des britischen Welt reiches zu überschreiten. Deutschland hat sich in dem Ab kommen von 1935 verpflichtet, über 45 v. H. der U-Boot tonnage innerhalb der 35 v. H. der Gesamttonnage nicht hinauszugehen. Es war aber zwischen Deutschland und England ver einbart worden, daß, wenn Deutschland gezwungen sei, seine U-Boottonnage zu erhöhen, freundschaftliche Ver handlungen mit England darüber geführt werden sollten. Deutschland hatte auch zunächst darauf verzichtet, von den geplanten 10 OOO-Tonnen-Kreuzern den vierten und fünften zu bauen. Nachdem nunmehr aber zwingende Gründe vorliegen, ist England zu freundschaftlichen Ver handlungen über eine Erhöhung der deutschen U-Boot- tonnage und den Bau eines vierten oder fünften 10 000- Tonnen-Kreuzers eingeladen worden. Die englische Regierung ist dieser Einladung gefolgt. Die Entschei dung, die Deutschland trifft, wird der englischen Negierung mitaeteilt werden. Londoner „Vebetten" gaben nach Chamberlain deckt Hore-Bclisha. — Ueberraschendes Ende der Londoner Kabinetts-„Revolte". Der englische Ministerpräsident Chamberlain hat dem Kriegsminister Hore-Belisha sein Ver trauen ausgesprochen und erklärt, daß er über die Kritik an einem Mann, der seine Aufgabe mit solcher Energie durchführe, sehr erstaunt sei. Damit hat die sogenannte Londoner Kabinetts„revolte" ein schnelles Ende gefunden. Denn vier von den fünf jüngeren Ministern des Lon doner Kabinetts haben nunmehr dem Ministerpräsidenten ihr Bedauern über die Vorfälle ausgedrückt und- erklärt, daß sie ihre Kritik nicht ausrecht erhielten. Der einzige Unversöhnliche ist der Unterstaatssekretär Hudson. Sein Verbleiben im Kabinett erscheint zweifelhaft Der Sarg in der DoNningsireet Seltsame Arbeitslosendemonstration in London In der Downingstreet in London, vor dem Hause des britischen Premierministers, kam es zu einer aufsehen erregenden Demonstration. Eine größere Menge von Arbeitslosen versuchte, einen schwarzen Sarg, der in weißer Farbe eine weithin sichtbare Inschrift trug, in das Haus des Premierministers zu tragen. Im Sarg lag ein zusammengerollter Regenschirm. Trotz mehrfachen Läutens wurde den Arbeitslosen im Hause des Premierministers nicht geöffnet. Inzwischen wurde die Polizei herbeigerufen. Zwischen den Polizisten und den Arbeitslosen entbrannte nun ein harter Kampf um den Sarg. Erst nach einem längeren Kampf gelang es der Polizei, der immer zahlreicher werdenden Menge von Arbeitslosen den Sarg zu entreißen. Die Polizei luö daraufhin den Sarg wieder ans den bereitstehenddn Kraft wagen auf. Kaum war dies geschehen, als die Arbeitslose« den Kraftwagen stürmten und den Sarg wieder abludcn, worauf die Polizei den Sarg wieder ihrerseits von neuem den Arbeitslosen entriß. Schließlich wurde von einer Abordnung der Demon stranten im Hause des Premierministers ein Brief abge geben, in dem es hieß, daß dieser Sarg symbolisch sür den Zustand der britischen Wirtschaft und für das Schicksal der Männer, Frauen und Kinder sei, die vom Hunger in das Grab getrieben worden seien. Vor allen Dingen wird dar auf hingewiesen, daß trotz aller drückender Notstände und wiederholter Forderungen in Großbritannien noch immer keine Winterhilfe für die Arbeitslosen gezahlt werde. Aster Kreuzer in Gibraltar interniert Rücktransport der Piratenbesatzung nach Valencia? Das englische Reuterbüro meldet aus Gibraltar, es stehe „jetzt endgültig" fest, daß der rotspanische Zerstörer „^oso Luis Diaz" und seine Mannschaft als Vorsichts maßnahme interniert werden würden. Mik einer amtlichen Mitteilung sei allerdings nicht zu rechnen, doch beginne man bereits, die Munition von Bord zu schaffen. Wie verlaute, so schreibt Reuter weiter, werde aber die Mannschaft in Kürze fr ei gelassen und an Bord eines britischen Zerstörers nach Almeria oder Va- lcncia gebracht werden. Daladiers Besuch auf Korsika. Links: Der französische Mi nisterpräsident, der mit gro ßen Ovationen auf der In sel empfangen wurde, küßt die Schönheitskönigin von Korsika. — Rechts: Der herz liche Empfang Daladiers in Bastia (Bildetelegramm Weltbild-Wagenborg.s ' Auch in Wien sind jetzt die grauen Mücksmänner. Zum erstenmal sah man in diesen Tagen auch im Stadtgebiet von Wien die grauen Glücksmänner, wo ihre Lose gleich in ' den ersten Tagen begehrt waren. (Weltbild-Wagenborg — M.) Die nationalspanische Stadt Mi,za schickte zu Ehren der Gefalle nen des Panzerschiffes „Deutschland", die seinerzeit bei dem heimtückischen bolschewistischen Bombenüberfall getötet worden die Gefallenen oer „^euipyianv" j waren, einen Kranz. Der Kommandant des Schiffes, Kapitän zur See Wenccker, legte diesen Kranz jetzt am Denkmal der ! Deutschland" in Wilhelmshaven nieder. (Weltbild-Wagenborg-M.) MM. E.W