Volltext Seite (XML)
MMufferTageblatt Dos „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der Bürgermeisters zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt Oa- „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm 4 Uhr DezugSpr monatl 2RM frei Haus, bet Postbestellung 1,80 RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rv< Alle Postanstalten, Prstboten. unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zelt Be- es stellungen entgegen Im Kalle höherer Gewalt oder Wochenblatt fUT Wilsdruff U. UMgegkNd sonstiger BeiriebSüörun. gen besteht kein Anspruch ———————— ^us Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung deS Bezugspreises Rücksendung etugesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto besiegt amtlichen Bekanntmachungen des Landratsamtes Meisten und des und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, . des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Anz-Igrnpret,- lam aufNegm°er Pretrnfte «r. s. - Zlf,er-Gebühr: M Rpfg. - Vorg-schN» bene Erscheinungriage und P -tzwüniche werden nach Möglich!-!, berückftchttgr — Anzeigen-Ann ahm, durch gernrul übcrmit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 l'elicn Anzew^n^ men wir lein« G-wLhr — Bei Konkurs ur» Zwangsvergleich erltschl jeder Anspruch «Ä Nachlaß Nr. 3 — 98. Jahrgang Drabkanschrift: ..Taaeblakt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 3. Januar 1939 Mittelmeerfragen Drei Dinge fallen in einem ziemlich engen Zeitraum zusammen: Die Reife des französischen Ministerpräsi denten Daladier nach Korsika und Tunis, der bevor stehende Besuch des englischen Ministerpräsidenten Cham berlain in Rom und die erfolgreiche Franco-Offensive in Katalonien. Alle drei Ereignisse haben das eine gemein sam: sie berühren den Mittelmeerraum. So wird denn die Mittelmeerfrage das erste wichtige außenpolitische Ereignis des neuen Jahres sein, das eine Entscheidung erfordert. Der Streit um Tunis ist so alt wie der europäische Kolonialimperialismus. Als im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts der Kolonialraum in Afrika unter die Mächte verteilt wurde, sah Italien seine Chance in Tunis und begann sich dort festzusetzen, indem es Siedler und Kaufleute hinüberschickte. Ehe aber der wirtschaft lichen Durchdringung die politische Besitzergreifung folgen konnte, kam Frankreich im Jahre 1881 den Italienern zu vor. Obwohl damals schon die italienische Bevölkerung in Tunis 11 200 Menschen zählte, und die französische nur 700, erhob Frankreich das Protektorat über Tunis, das, ursprünglich eine türkische Provinz, sich unter der Herr schaft eines Bey selbständig gemacht und am 8. September 1868 einen Freundschaftsvertrag mit Italien abgeschlossen hatte, in dem die Rechte der Italiener garantiert wurden. Seit dem Jahre 1881 hat sich die französisch-italienische Spannung wegen Tunis ständig verschärft. 1895 kündigte der Geueralresident Frankreichs den Vertrag des Bey von Tunis mit Italien und ries damit in Rom scharfen Protest hervor 1896 kam es zu einem neuen Uebereinkommen auf der Grundlage der Gleichberechtigung. Danach sollten die Italiener w Tunis die gleiche Behandlung finden wie die Tunesier und die Franzosen. Die Praxis entsprach jedoch nicht dem Uebereinkommen. Immer mehr war Frankreich bestrebt, die Italiener zurückzudrängen und sie durch Ver- waltungsvorfchristen, wirtschaftliche und kulturelle Maß nahmen zu benachteiligen. Dieser teilweise indirekten Zurückdrängung der Ita liener in Tunis folgte dann 1923 der Versuch, die Italiener ganz offen durch zwangsweise Naturalisierung zu französischen Staatsbürgern zu machen. Alle auf tune sischem Gebiet geborenen Personen wurden bei Mttndig- Werdung kurzerhand zu Franzosen erklärt. Ein Protest Ler italienischen Regierung hatte zwar zur Folge, daß die französische Protektoratsregierung einen Rückzug anirat und zusagte, daß diese Maßnahme sich nicht auf Italiener beziehe, solange das Uebereinkommen von 1896 in Kraft sei. Da diese Konvention aber nur von Vierteljahr zu Vierteljahr verlängert wurde, so bildeten die französischen Naturalisationsmaßnahmen eine ständige Gefahr für die italienische Kolonie, die damals schon auf 100 000 Men schen angewachsen war. Der wirtschaftliche, politische und kulturelle Druck der Franzosen ließ seitdem nicht nach, wenngleich sich auch die Italiener äußerst widerstandsfähig gegen alle Fran zösierungsmaßnahmen zeigten. Die Tunisfrage blieb so mit das Haupthindernis für eine französisch-italienische Annäherung. Und als der damalige Ministerpräsident Laval 1934 einen Ausgleich mit Rom suchte, mutzte er in erster Linie eine Bereinigung der Tunisfrage er streben. Es kam zu einer Vereinbarung vom 7. Januar 1935, in der bestimmt wurde, daß auf der Grundlage der Konvention von 1896 der bestehende Zustand bis 1945 verlängert werden sollte, und daß dann schrittweise die Anwendung sranzösischen Rechtes auf die Italiener erfolgen sollte. Diese Abrede zwischen Musso lini und Laval ist aber niemals ratifiziert worden, d. h. sie hat keine Gültigkeit erlangt. Der italienische Außen minister Graf Ciano hat das den Franzosen kürzlich be stätigt, wogegen sich Frankreich auf den Standpunkt stellt, daß der Vertrag Gültigkeit hat. Wenn Italien heute feine unabdingbarenFor- derungen anmeldet, fo handelt es sich dabei um eine italienische Lebensfrage, während Frankreich mit dem Festhalten an seiner Politik mehr eine Prestigefrage be treibt. Die Italiener betrachten Tunis nur im Rahmen der gesamten Mittclmcerfragen und erwarten von Frank reich, daß es der italienifchen Politik, die durch das eng lisch-italienische Abkommen ihre Anerkennung in London gefunden hat, Rechnung trägt. In Rom weist man darauf hin, daß der europäische Kontinent nach der Zusammen kunft von München in eine Phase der Neuordnung einge treten ist, die sich anch auf das afrikanische Festland er strecke, das ja von jeher in einer natürlichen Abhängigkeit von Europa gesehen werde. Wenn es auch immer heißt, daß der englische Minister präsident Chamberlain bei seinem Besuche in Rom nur die Spaniensrage anschneiden werde, so wird von Rom schon heute darauf hingewiesen, daß, wer von Spanien fpricht, auch über Tunis sprechen müsse, da die Mittelmeerfragcn unlösbar miteinander verbunden seien. So werden wir also in den nächsten Tagen vielleicht fchon bedeutsame Entscheidungen erwarten können. Es können jedoch nur Entscheidungen sein, bei denen Rom, Wie aus seiner ganzen Einstellung hervorgeht, sich nicht mit Teilabkindunaen zufriedengeben wird. Eigene Vorsicht — besteHnfallschutz! WWHr für i>ieWzenieiWe3lWl> Schätzungsweise 300000 bis 400000 Mädchen vor dem Berufseinsatz Der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermitt lung und Arbeitslosenversicherung, Staatssekretär Dr. Syrup, hat auf Grund der Anordnung zur Durchführung des Vierjahresplans über den verstärkten Einsatz von weib lichen Arbeitskräften in der Land- und Hauswirtschaft eine am 1. Januar 1939 in Kraft gesetzte Anordnung erlassen, die das Pflichtjahr nunmehr generell für alle weiblichen Arbeitskräfte einführt. Bisher bestand eine Teilregelung dahin, daß nur die Anwärter einiger bestimmter Berufs kategorien vor der Arbeitsaufnahme in diesen Berufen das Pflichtjahr abgeleistet haben mußten. Schätzungsweise werden 300 000 bis 400 000 weibliche Arbeitskräfte alljährlich vom Pflichtjahr erfaßt werden. Die neue Anordnung schreibt vor, daß allgemein ledige weibliche Arbeitskräfte unter 25 Jahren, die bis zum 1. März 1938 noch nicht als Arbeiterinnen oder An gestellte beschäftigt waren, von privaten und ösfentlichen Be trieben und Verwaltungen als Arbeiterinnen oder Angestellte nur eingestellt werden können, wenn sie mindestens ein Jahr lang mit Zustimmung des Arbeitsamts in der Land- und Hauswirtschaft tätig waren und dies vom Arbeitsamt im Arbeitsbuch förmlich bescheinigt ist. Zuständig ist das Arbeits amt, in dessen Bezirk die land- oder hauswirtschaftliche Tätig keit ausgcübt w'.rd. Bei Abschluß eines Lehrvertrages kann das Pflichtjahr auch unmittelbar nach der Lehrzeit abgeleistel werden. Der Arbeitsdienst, der Landdienst, die Landhilfe, die ländliche Häusarbeitslehre, das Hauswirtschaftliche Jahr sowie die Teilnahme an einem vom Arbeitsamt durchgeführten oder geförderten land- oder hauswirtschaftlichen Lehrgang werden auf das Pflichtjahr angerechnet. Auch eine nicht arbeitsbuch- Pflichtige Tätigkeit im Elternhaus oder bei Verwandten wird angerechnet, wenn es sich um Familien mit vier oder mehr Kindern unter 14 Jahren handelt. Dem Pslichtjahr steht glerch eine zweijährige geordnete Tätigkeit im Gesundheitsdienst als Hilfskraft zur Unterstützung der Schwestern und in ver Wohl fahrtspflege zur Unterstützung der Volkspflegerinnen und der Kindergärtnerinnen. In besonders gelagerten Fällen kann das Arbeitsamt Ausnahmen zulassen. Das Arbeitsamt mutz dies im Arbeitsbuch förmlich bescheinigen Für eine Tätigkeit in ser Land- und Hauswirtschaft, die vor dem 1. Januar 1939 aus genommen wurde, gilt die erforderliche Zustimmung des Arbeitsamtes für den Arbeitsplatz im Pslichtjahr als erteilt Härteausgleich für die zurückliegende Zeit Die generelle Einführung des Pflichtjahrs für weibliche Arbeitskräfte erfolgt an sich rückwirkend ab 1 März 1938. Dieser Termin muhte ans technischen Gründen gewählt werden, weil damals die Teillösung in Kraft trat und ein einheitlicher Zeit- punkt notwendig schien. Das wird aber grundsätzlich nicht be- deuten, daß diejenigen ledigen weiblichen Arbeitskräfte, die zwischen dem 1. März und dem 31. Dezember 1938 bereits in Berufe eingetreten sind, für die das Pflichtjahr noch nicht galt, es nunmehr nachleisten müßten. Ein besonderer Durchfuhr rungserlaß dürfte vielmehr einen entsprechenden Härteausgleick bringen. Bisher galt das Pslichtjahr für die Arbeiterinnen dei Textilindustrie und des Bekleidungsgewerbes sowie für du weiblichen Angestellten der kaufmännischen und der Büroberufe Wichtig und neu gegenüber der Teillösung ist die Bestimmung daß zwar der Arbeitsplatz für das Pflichtjahr selbst gesuch werden kann, jedoch der zustimmenden Anerkennung dei Arbeitsamtes bedarf. Hierdurch soll eine Scheinarbeit ver mieden und dem Erfordernis des Arbeitseinsatzes genüg, werden. AedÄ Die Indenfeaae in der aanzen Weil VNV MNkKWM»WMd wruKreis Das Ergebnis einer Umfrage Ein Berliner Mittagsblatt hatte seine erste Ausgabe des neuen Jahres der Judenfrage gewidmet, zu der die Zeitung eine Umfrage veranstaltet hatte. Das Ergebnis beweist, daß man in der ganzen Welt die gleichen Erfah rungen mit dem Judentum gemacht hat und daß überall Abwehrbewegungen im Gange sind mit dem gleichen Ziel, das Deutschland bereits erreicht hat: das Judentum aus- zuschalten und unschädlich zu machen. Reichsminister Dr. Goebbels hat der Umfrage des Blattes ein Geleitwort vorangestellt, indem er für eine internationale Lösung des Judenproblems eintritt und darauf hinweist, daß der Nationalsozialismus in der Judenfrage keine Kompromisse kennt. Deutschland ist, wie der Minister hervorhebt, der Ueber- zeugung, daß es für die Stärke und die Kraft der Nation unumgänglich notwendig ist. daß wir uns gegen die para sitäre Rasse zur Wehr setzen. Wenn andere Völker diesen Gesundungsprozeß nicht wollen, so sei das ihre Sache, wir hätten keineswegs die Absicht, sie zu unserer Auffassung zu bekehren. Andererseits sollte das internationale Juden tum Wissen, daß wir uns durch nichts von unserem Ent schluß abbringen lassen. Wir glauben allerdings, daß die Judenfrageinternationalgelöst werden muß. Das Berliner Mittagsblatt veröffentlicht dann Aeutzerungen aus England, Frankreich, Italien, Polen, Ungarn, der Schweiz, der Tschecho-Slowakei und aus Schweden zur Judenfrage, die bestätigen, daß man über all das Problem ernsthaft erörtert. So wird nachgewiesen, daß das englischeVolk durch und durch von jüdischen Ideen und Praktiken durchdrungen ist und daß die berüchtigten Hetzer wie Churchill, Eden, Duff Cooper und Greenwood entweder jüdischen Familien entstammen oder sich in Judenkreisen zu bewegen pflegen. — Die Verjudung der franzö- fischen Aristokratie sindet durch einen Aufsatz aus namhafter französischer Feder ihre Bestätigung. — In Polen, das nicht weniger als sechs Millionen Juden beherbergt, ist die Judenfrage bereits in ein entscheiden des Stadium eingetreten. Daß Italien daran gegan gen ist, das Judenproblem radikal zu lösen, wird bei dieser Umfrage noch einmal bestätigt. — Ueber das Judenproblem in Ungarn äußerte sich der Minister präsident Jmredy und gibt seiner Meinung dahin Aus druck, daß die jüdische Frage nur durch international zu treffende Maßnahmen einer endgültigen Lösung zuge- führt werden können. — Die Antwort aus derSchweiz weist darauf hin, daß die Schweizer Bürger immer ärmer, die Juden aber immer reicher würden, und daß die Wirtschaft fast völlig verjudet ist. — Prag betont, daß der neue Weg der Tschecho-Slowakei nur ohne die Juden begangen werden könne, die das Staatswesen wirtschaftlich und politisch bedrohen. — In Schweden, so heißt es, besteht ebenfalls eine Judenfrage, dort hätten die Juden eine furchterregende Machtstellung errungen, und es sei nötig, daß Schweden, wie überhaupt die ganze nordische Nasses den Kampf gegen das Judentum auf- nehme. Die Besitzverhältnisse im Mittelmeer. Unsere Karte zeigt die Besitz verhältnisse im Mittelmeer, in das sich Italien, England und Frankreich teilen. (Eisner-WagenborgL