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ZwangLvcrgleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Drahtanschrift: „Tageblatt Nr. 31 — 95. Jahrgang Donnerstag, den 6. Februar 1936 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und W7°h»e'rG^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend wng^odkr Kürzung^dcs Bezugspreises Rücksendung ctngcsandtcr Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto bcilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks LU- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 L — — — Bei Konkurs und Begin« der Olympischen Winterspiele. 28 Nationen im friedlichen Wettkampf. Die Feiern des olympischen Jahres 1936 haben in Garmisch-Partenkirchen, dem Schauplatz der IV. Olym pischen Winterspiele, begonnen. Die schneebedeckten Berg gipfel geben den festlichen Rahmen zu dem Wettkampf der Nationen ab. Rings um das Stadion flattern von den hohen Masten die Fahnen aller 28 beteiligten Länder, und zum erstenmal lodert von dem hohen Feuerturm die olympische Flamme, die während der ganzen Dauer der Spiele, bis zum 16. Februar, ihren Schein über das Tal ergießen wird. Die Olympiastadt Garmisch-Partenkirchen hat sich in ein Festkleid geworfen. Alle Häuser sind mit Tannen grün und Willkommensschildern geschmückt, von allen Giebeln und Fahnenmasten flattern die Hakenkreuz flaggen und die Fahnen mit den fünf bunten olympischen Ringen, überall dazwischen, immer dort, wo eine aus ländische Mannschaft im Quartier liegt, wehen die Flag gen der an den Winterspielen beteiligten Länder. Und oen schönsten Schmuck hat die Natur selbst beigesteuert, die seit zwei Tagen Schnee in verschwenderischer Fülle über das Werdenfelser Tal ausgeschüttet hat. In den Straßen Garmisch-Partenkirchens herrscht ein reges Le ben und Treiben. Die Sprachen säst aller Völker der Erde schwirren durcheinander. Die ursprüngliche Einwohnerzahl des Olympia- Ortes hat sich in wenigen Tagen vervielfacht. Auf dem Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen herrscht ein Betrieb, wie sonst nur in einer Weltstadt. Zu Tausenden strömen die Schaulustigen herbei, jeder Zug speit Men schen und immer wieder Menschen aus. Hohe Gäste wer den zu den Winterspielen kommen, so Prinz Gustav Adolf, der älteste Sohn des Kronprinzen von Schweden,- mit seiner Gemahlin, Prinzessin Sibylle. Auch die Köni gin und die Kronprinzessin von Holland haben ihren Be such angemeldet. Aber auch diejenigen, die sonst nicht die Möglichkeit haben, kostspielige Reisen zu unterneh men, können diesmal als Zuschauer an den Winterspielen teilnehmen. Innerhalb von nur zehn Tagen ist die F e st- halle der Deutschen Arbeitsfront in Gar misch-Partenkirchen entstanden, die als Aufenthaltsraum für die KdF.-Besucher dienen wird. Zum erstenmal wird es so den arbeitenden Volksgenossen ermöglicht, an einem solchen großen Sportereignis teilzunshmen. Im ganzen kommen 50 000 Volksgenossen mii 44 KdF.-Sonder- zügen zu den Winterspielen. Staatssekretär Funk hat in seiner Begrüßungsansprache an die Weltpresse erklärt, das ganze deutsche Volk sei von der olvmpischen Idee erfüllt. Hier ist der beste Beweis für diese Worte gegeben. Auch für die Verpflegung der riesigen Menschen massen während der Winterspiele ist bestens gesorgt. Schon vor längerer Zeit ist ein einheitliches Mittagessen für alle Gaststätten feftgclegt worden, das zu billigen Preisen an alle Hungrigen abgegeben wird. Damit er leichtert man die Vorbereitung für die Massenabspeisung erheblich. Außerdem kommt der bekannte Hilfszug „Bayern", der sich schon beim Parteitag, im Deutsch- landlager der HI. und bei vielen anderen Gelegenheiten bewährt hat, zum Einsatz. Der Hilfszug „Bayern" wird die großen Besuchermengen der KdF.-Züge beköstigen. Die Vorbereitungsarbeiten an den Kampfstätten sind jetzt beendet. Nachdem sich nun auch F r o st eingestellt hat, konnte endlich auch die Bobbahn, in den letzten Tagen das Schmerzenskind der Organisatoren, fertig- gestellt werden. Noch einmal wurden alle besonders ge fährdeten Stellen in den Kurven mit großen Eisblöcken ausgemauert, und man rechnet damit, daß die Bahn nach einigen kalten Tagen nun auch den stärksten Beanspru chungen gewachsen sein wird. Ein Wunderwerk der Technik ist der Olympia- Sender, der innerhalb von vier Monaten erbaut worden ist. Ihm kommt ganz besondere Bedeutung zu, sollen doch nicht nur die in Garmisch-Partenkirchen anwesenden Zuschauer an den Spielen teilnehmen, sondern auch alle die, die zu Haus bleiben müßten. Die Rundfunksprecher von 19 Nationen sind in Garmisch-Partenkirchen versammelt, um ihren Landsleuten über den Olympia- Sender Berichte von den Wettkämpfen durchzugeben. Täglich werden etwa 35 Sendungen in allen Sprachen in die Welt hinausgeschickt werden. Man hat es ermög licht, daß zur gleichen Zeit nicht weniger als sechs verschiedene Sendungen stattfinden können. Allein im Skistadion bestehen 14 Sprechstellen nebeneinander, von denen aus die verschiedenen Rund funksprecher ihren Hörern die Eindrücke von den großen Kämpfen übermitteln werden. Ähnlich ist es bei den anderen Kampfstätten, und schließlich können sogar von den einzelnen Skistrecken auf den Bergen durch Kurz wellensender die Berichte an den Rundfunk weitergeleitet werden, so daß niemand, der in der Heimat um den'Sieg seiner Landsleute bangt, zu kurz kommen wird. Sas Programm des ersten Tages. Das Programm der Olympischen Winterspiele setzt sich aus folgenden Sportarten zusammen: Eislauf (Kunst- und Schnellaufen, Eishockey), Skilauf (Sprung-, Ab- fahrts-, Slalom-, Dauerlauf) und Bobfahren. Bei der hohen Zahl der beteiligten Olympia-Kämpfer hat die Organisation eine sehr schwere Aufgabe zu bewältigen. Die Abwicklung der Wettbewerbe muß pünktlich vor sich gehen, wenn nicht der ganze Zeitplan durcheinander kommen soll. Am ersten Tage werden folgende Veranstal tungen durchgeführt: Donnerstag, 6. Februar: 11 Uhr Eröffnung der lV Olympischen Winterspiele tm Skistadion. 14.30 Uhr: Lishockeyspiele im Kunsteisstadion und aus dem Rießer- see. 16.30 Uhr Eishockcnspicl im Kunsteisstadion, 21.00 Uhr Eishockevspiel im Kunsteisstadion. Am ersten Tag sind also nur Eishockeyspiele vorge sehen. Im Kunsteisstadion hat mittags Deutschland gleich seinen schwersten Gegner in Amerika, während gleichzeitig auf dem Rießersee Weltmeister Kanada gegen Polen antrüt. Nachmittags spielt dann Ungarn gegen Belgien, und abends haben die Schweden die Mannschaft von Japan zum Gegner. Stiftung eines oltzinyia-Ghrenzrichens. Verordnung des Führers. — Verleihung in zwei Klassen. In, Rcichsgcsctzblatt Nr. 9. Teil l vom 6. Februar l936 wird eine „Verordnung des Führers und Reichskanzlers über die Stiftung eines Ehrenzeichens für Verdienste um die Olympischen Spiele 1 936" veröffentlicht, die die Unterschriften des Führers und Reichskanzler sowie des Reichsministers des Innern, F rick, und das Datum vom 4. Februar 1936 trägt. Die Verordnung hat folgenden Wortlaut: 1. Zum sichtbaren Ausdruck meiner Anerkennung und des Dankes des deutschen Volkes für Verdienste um die Deutschland übertragenen Olympischen Spiele 1936 stifte ich das „Deutsche Olympia-Ehrenzeichen". 2. Das Ehrenzeichen wird in zwei Klassen ver liehen. 3. Die e r st e Klasse ist ein aus fünf Balken be stehender weiß emaillierter goldumrandeter S t e r n, der von fünf goldenen gerieften Strahlen unter« brochen ist. Die Mitte des Sternes trägt die süns olympischen Ringe in weißer goldumrandeter Emaille, über dem oberen Strahl schwebt mit ihm ver bunden das Hoheitszeichen des Reiches, gleich falls in weißer goldumrandeter Emaille. Das Ehren zeichen wird an einem fünf Zentimeter breiten ziegel roten, schwarzumrandeten, in der Mitte Hon fünf weißen Streifen durchzogenen Band am Holze getragen. 4. Die zweite Klasse ist von gleicher Form und Ausführung wie die erste Klasse, jedoch etwas kleiner und wird an einem drei Zentimeter breiten Band von gleicher Ausführung wie das der ersten Klasse im Knopfloch oder auf der linken Bru st feite getragen. 5. Das Ehrenzeichen wird von mir auf Antrag des Reichsministers des Innern verliehen. 6. Der Beliehene erhält ein von mir unter zeichnetes Besitzzeugnis. 7. Nach dem Todes des Inhabers verbleibtdas Ehrenzeichen den Hinterbliebenen als Er- innerunqszeichen. 8. Die Verleihungen sind im „Deutschen Reichs- anzeiger" und „Preußischen Staatsanzeiger" bekanntzu geben. 9. Mit derDurchführungderVerordnung beauftrage ich den Reichsminister des Innern. Das Deutsche Olympia-Ehrenzeichen erper , Probe-Eröffnung. Damit bei der Eröffnung der Olympischen Winter spiele auch alles klappt, fand eine Vorprobe statt, bei der die Militärmusiker eifrig übten und Arbeits dienstmänner mit Schil dern aufmarschierten, die den einzelnen Nationen vorausgetragen werden. (Scherls