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MsdmsserTagebN I Zwangsvcrglcich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und NS-S'S» «pkm-n ru jeder ^eit Re. .. Wellungen entgegen. Im F-ll7 höherer Gewalt^ Wochenblatt sur Wilsdruff u. Umgegend sonsttaer Betriebsstörun. aen besteht kein Anspruch - ' — ' Lieferung der Zei- tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks LU- Iernsprecher: Amt Wilsdruff 206 L Anzeigend ' '— Bei Konkurt uni» Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt' Nr. 29 — 95. Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 4. Februar 1936 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meiken des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits besttmmte Blatt' Englands Ausrüstungsziel. England überrascht die Welt mit einem Aufrüstungs- Programm, das seinesgleichen sucht. Wir sind zwar längst gewöhnt, Zahlen von Hunderten und Tausenden an einanderzureihen, wenn es sich um die Verstärkung der Luftmacht, der See- und der Landstreitkräfte in anderen Staaten handelt, aber das englische Aufrüstungspro gramm überspringt als erstes die Zehntausendgrenze, nnd das ist bezeichnend und aufschlußreich. Denn nun kann man das Ende überhaupt nicht mehr absehen. Bei der englischen Aufrüstung handelt es sich in erster Linie um Verstärkung der Seestrektkräfte und der Luftmacht. Aus den Ziffern des britischen Auf rüstungsprogrammes geht eindeutig hervor, daß der Krieg in der Lnft immer mehr an Bedeutung ge winnt. Bei Englands politischer Weltmachtstellung und der weiten Ausdehnung seines Imperiums ist natürlich der Flotte eine große Aufgabe zugewiesen. Aber die Flotte hat diese Aufgabe nicht mehr wie früher allein zu erfüllen, sondern in Verbindung mit der Luftmacht. Bei der Betrachtung der englischen Aufrüstung kön nen wir vom Landheer zunächst absehen. Hier wäre nur zu erwähnen, daß die britische Landarmee immer mehr und mehr mechanisiert und motorisiert wird, was aller dings schon seit geraumer Zeit erkennbar geworden ist. Deshalb ist aber die britische Landarmee durchaus nicht etwa als Stiefkind in England zu betrachten, denn der Krieg hat erwiesen, welche ungeheuren Reserven das englische Mutterland an Menschenmaterial hat. Die britische S e e a u f r ü st u n g ist abhängig von dem Rüstungsstand der beiden großen Seemächte Amerika und Japan. In London herrscht auch beute immer noch die Tendenz vor, zur See wenigstens stärker zu sein als einer dieser beiden Staaten. Diese Tendenz wird durch die Ziffern der britischen Seeaufrüstung wieder erkenn bar. Die englische Kriegsflotte verfügte bisher über 12 Linienschiffe, 3 Schlachtkreuzer, 54 Kreuzer, 8 Flug zeugmutterschiffe, 169 Zerstörer und 51 Unterseeboote. Sie wurde in der Zahl der Linienschiffe, der Zerstörer und der U-Boote von den Vereinigten Staaten über troffen. Wenn jetzt nach dem neuen Flottenaufrüstungs programm 11 Großkampfschiffe, 36 Kreuzer, 120 Zer störer, 30 U-Boote und 3 Flugzeugmutterschiffe hinzu- kommen, so ist die amerikanische Flotte nur noch in der Zahl der Zerstörer der britischen überlegen. Wenn die britische Luftaufrüstung 12 000 neue Flugzeuge innerhalb der nächsten sechs Jahre Vorsicht, dann gibt es keine Luftmacht in der Welt, die der eng lischen nahe käme. Hier wird das britische Bestreben, stärker als irgendeine andere Macht der Welt in der Luft zu sein, deutlich erkennbar. Das britische Aufrüstungsprogramm ist in der Haupt sache bestimmt durch den Schutz des Weges nach Indien. Der Ausbau der verschiedenen Stützpunkte fügt sich in die Vermehrung der Luft- und Seestreitkräfte genau ein. Bedeutsam ist der vorgesehene starke Ausbau von Malta, der die britische Politik im Mittelmeer vor zeichnet. Ein Merkmal trägt das neue englische Aufrüstungs- Programm, die Verlagerung der Interessen außerhalb Europas. Es scheint ganz so, als wolle England sich aus der europäischen Politik möglichst heraushalten, um seine Kräfte freizubekommen für die stärkere Kontrolle seiner Dominien und Kolonien. So wird z. B. auch die Annäherung Londons an Moskau in jüngster Zeit verständlich. England interessiert der Weltbolschewismus nicht so sehr. Dagegen setzt es Ruß land in seine Rechnung gegen Japan ein. Die japanisch englischen Interessen im Fernen Osten sind oftmals schon hart aneinander geraten. Und da schließlich England allein nicht überall stark genug ist, um seine Interessen Zu wahren, so setzt es an den geeigneten Punkten Bun desgenossen ein. Und so ein Bundesgenosse im Fernen Osten gegen Japan ist den Engländern Sowjetrußland. Für diesen Dienst nehmen die konservativen Engländer sogar die Unterstützung des roten Sowjetstaates in Kaus. Ein weiteres Interesse hat England an einem Luft- Pakt der europäischen Mächte. Wir erinnern uns, daß diese Frage immer wieder auftaucht. Ein solcher Luft pakt, als Maßregel zum Schutze des britischen Mutter landes gedacht, würde nach englischer Auffassung inso fern von besonderem Vorteil sein, weil er durch Ein- beziehung von Belgien, Holland und Dänemark die Ab wehrgrenze sur England auf das europäische Festland vorschiebt. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die britische Empfindsamkeit für ein Bündnis mitFrankreick' anzusehen. Die englischen Sicherheitsinteressen lassen sich schlecht mit einem solchen Bündnis, das England un- nötig an sie Entwicklung der europäischen binden Würde, vereinen. Vielmehr hat England ein Jnteresie an einem französisch-deutschen Ausgleich, weil in einem solchen Falle eine britische Unterstützung auf vem euro- pärschen Kontinent nur von untergeordneter Bedeutuna wäre. Jie Pariser diOmWen GeWHe. Das Balkanspiel Frankreichs — Die Nolle, die der Sowjetautzenkommiffar Litwi- now in Paris zu spielen versucht, wird nicht überall in Europa Zufriedenheit Hervorrufen. Allerdings ist es noch nicht sicher, inwieweit die Wünsche des französischen Außenministers Flandin und die des Herrn Litwinow übereinstimmen. Es heißt, daß Flandin offensichtlich die Absicht habe, die unter seinem Vorgänger Laval etwas locker ge wordenen Fäden zur Kleinen Entente wieder fester zu knüpfen. Man sieht die Möglichkeit, den viel- berufenen Donaupakt in absehbarer Zeit unter Dach und Fach zu bringen, wobei man den Wunsch zu haben scheint, an Stelle Italiens, das durch seine ostafrikanischcn Sorgen vorläufig ausscheidet, die Sowjetunion in den Donaupakt hineinzuziehen. Es bleibt die Frage, ob Prinzregent Paul von Jugoslawiens) bei der bisherigen Abneigung seines Landes gegen eine engere Verbindung mit den Sowjets ebenso willig zeigen wird, dem französischen Drängen zu folgen. Außerdem scheint es auch, daß Lit winow selbst bei seiner Besprechung mit Flandin durchaus nicht ohne weiteres geneigt war, die Rolle zu übernehmen, die man ihm am Quai d'Orsay, dem französischen Auswärtigen Amt, in dem Balkanspiel Frankreichs zugcdacht hat. Eine weitere Sorge der fran-Lsischen Diplomatie hin sichtlich des Donauraums bildet die Habsburgerfrage. Es ist kein Zweifel, daß Außenminister Flandin bei seiner Unterhaltung mit dem Fürsten Starhemberg diesen sehr ernstlich darauf aufmerksam gemacht hat, daß Frankreich Restaurationsversuche unter keinen Umständen zulassen kann. Die Besprechungen. Die Besprechungen der in Paris weilenden Staats oberhäupter und Minister mit den führenden französischen Staatsmännern nahmen im Lauf des Montagnachmittag ihren Fortgang. König Boris von Bulgarien emp fing nach seiner Zusammenkunft mit dem Präsidenten der Französischen Republik in der Gesandtschaft seines Landes den französischen Ministerpräsidenten Sarraut und Außen minister Flandin. Vor diesem Besuch hatte Flandin den englischen Botschafter in Paris sowie den albani schen Außenminister und den albanischen Gesandten emp fangen. König Carol von Rumänien, der, wie jetzt bekannt wird, dem französischen Ministerpräsidenten am Montagvormittag die Insignien des Großkreuzes des Kronenordens von Rumänien überreichte, empfing am Montagnachmittag den Oberbefeblshaber des französischen Heeres, General Gamelin. Der türkische Außenmini ster Rüdschi Aras war mit dem türkischen Bot schafter am Montag beim griechischen Gesandten zu Gast; um 16 Uhr begab er sich zum französischen Minister präsidenten. Prinzregent Paul von Jugoslawien traf am Montagabend, von London kommend, in Paris ein. Italiens Haltung zu den Pattbesprechungen. Die wieder auflebende Erörterung der Donaufragc in der internationalen Presse veranlaßte italienische maß gebende Kreise zu dem Hinweis, daß auch diese Frage unter dem Eindruck der Sanktionspolitik von einem anderen Gesichtswinkel angesehen werden müsse. Aus ver schiedenen Gründen sei die Donaufrage heute nicht zeitgemäß. Der geplante Donaupakt sei in ein politisches System einbezogen gewesen, das heute nicht mehr bestehe. Die Sanktionen hätten einen neuen Ge sichtspunkt in die Frage des Donauraumes gebracht, hervorgerufen durch die heutige Spaltung unter den Donaupakt und Habsburger Frage. Staaten, die an ihrer Lösung mitgearbeitet hätten. Zu den Gerüchten, daß Sowjetrußland die Sicherstellung für Österreich emnehmen sollte, verweist man an zuständiger ^ielle Rom darauf, daß bei den Erörterungen zum Abschluß eines Donaupaktes immer nur an die Nachfolge staaten und die an Österreich angrenzenden Staaten ge dacht worden sei. Im übrigen sei nichts an der Tatsache geändert, daß Italien immer bereit sei, seine Aufgabe in Europa zu erfüllen. DonaupaMagung des Völkerbundes? Die Londoner Presse betrachtet die Pariser Verhandlungen mit den Londoner Trauergästen mit be sonderem Interesse. „D a i l y T e l e g r a p h" und andere Blatter glauben zu wissen, daß den Hauptgegenstand der Verhandlungen der Donanpakt zur Aufrechterhaltung der österreichischen „Unabhängigkeit" bilde. Zwischen Flan- d i n und Litwinow sei das beschleunigte Inkrafttreten des russisch-französischen Paktes besprochen worden. Gleich- zeitig sei mit französischer Vermittlung ein russisch-rumänischer Vertrag besprochen worden, wonach Rußland unmittelbar auch an der Donaufrage und der Unabhängigkeit Österreichs inter essiert sei. Titulescu habe in London wie in Paris den Vorschlag gemacht, die nächste Tagung des Völkerbundes in Bukarest abzuhallen, wo alle Staatsmänner, die an der Frage des Donaupaktes inter- essiert seien, schneller zur Verfügung sein könnten als in Genf. Der Gedanke der kollektiven Sicher heit im Mittelpunkt der Besprechungen Paris, 4. Februar. Das große diplomatische Treffs« in Paris scheint von dem sranzösischen Außenminister ganz auf den Gedanken der kollektiven Sicherheit abgestellt zu wer den. Bemerkenswert ist, daß Außenminister Flandin am Mon tagabend den englischen Botschafter empfangen und ihm von seinen Unterredungen mit den ausländischen Staatsmännern unterrichtet hat. Hinsichtlich der Verwirklichung der kollektiven Sicherheit sollen, wie aus sranzösischen Kreisen verlautet, die osteuropäischen Mächte die Möglichkeit prüfen, den Artikel 16 der Völkerbundssatzung eine endgültige Auslegung zu geben und dem Ausdruck „kollektive Sicherheit" eine feste Form zu verleihen. Allerdings sei diese Anregung zur Zeit noch unbe stimmt, und angesichts der politischen und praktischen Schwie rigkeiten könne man noch nicht sagen, ob sie schließlich weiter verfolgt werde. Mit dem türkischen Außenminister soll, wie es heißt, Flandin am Montag vor allem die Frage der Anwen dung der Sühnemaßnahmen im italienisch-abessinischen Streit und — aus englische Bitte — auch die Frage des gegenseiti gen Beistandes der Mittelmeermächte erörtert hoben. Dabei sei auch der Wunsch der Nachbarn Bulgariens laut geworden, dieses möge sich dem Balkanpakt anichließen. Die Frage der Befestigung der Dardonellenküstrn sei dagegen nicht ernstlich angeschnitten worden, da die türkische Regierung auf dem Standpunkt stehe, daß man unter den gegenwärtigen Kmstän- den einen Widerrufungsfoll vermeiden müsse. Aus der Fühlungnahme des französischen Außenministers mit dem König von Bulgarien soll sich ergeben haben, daß sich die auswärtige Politik Bulgariens weiterhin auf Genf gründe. Die Unterredung mit dem litauischen Außenminister Lo- zoraitis Hobe, wie aus französischen Kreisen verlautet, gleich falls der Prüfung der Frage der kollektiven Sicherheit gegol ten, allerdings insbesondere zugeschnitten auf die Lage in Ncrdosteuropa. LMU des NmiWstsmimchs s-LTL Am Montagnachmittag trat die Arbeitskammer des Ganes Sachsen zu ihrer ersten Arbeitstagung in Dresden zusammen. Gauwalter Peitsch wies auf die Aufgaben und Ziele der Arbeitskammer als einer Institution der Selbstverantwortung auf dem Frontabschnitt „Arbeit" hin. Die Arbeitskamemr übe nur eine beratende Tätigkeit aus; ihre Gutachten leite sie an die verantwortlichen Stellen des Staates zur Entscheidung weiter. Heute habe sich die Kammer mit dem Problem der Lenkung des Gemein schaftsverbrauches zu befassen. Gauwalter Peitsch nahm die Vereidigung der neu in die Kammer berufenen Mitglieder vo.r und sprach seine I Freude darüber aus, daß der sächsische Minister für Wirt schaft und Arbeit sich entschlossen habe, das Amt des stell vertretenden Leiters der Arbeitskammcr zu Landcsoaucruführcr Körner wies zunächst aus den Sinn der Erzcugungsschlacht und der Marktordnung bm, die eine nntrennbarc Einheit bildeten. Eme müssen; das Gleiche gelte für die -rcttvcrsorauna -euncv-