Volltext Seite (XML)
MMifferTagMtt Nationale Tageszeitung für tandwirtschast und Da» „WUSdruffcr Tageblatt' erscheint Werktag! nachm. -l Uhr. Be;ugrpr. monatl 2 NM. sret Hau!, bei PostbestcLuna l,Si> NM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer IV Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. GeschästSstclle Fall7hL^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht kein Anspruch — aus Lieferung der ^ici. jung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingcsandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise lau« ausliegcndcr Preisliste Nr. K. — Zisser-Gebühr: 2V Rp,g. — Vorgeschri» bene ErscheinungStage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittags Ist Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermtt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 telten Anzeigen ubcrnef^ men wir keine Gewähr. — - Bei Konkurs und Zwangsverglcich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Taaeblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 28 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2040 Montag, den 3. Februar 1936 Spiel mit dem Feuer. Die Vertretungen der Mächte an den Londoner Trauer feierlichkeiten geben sich in Paris ein Stelldichein. Diese Tage stehen im Zeichen politischer Gespräche. Es geht wieder um die alten Fragen, die auf der Tagesordnung stehen. Man hofft, den Lieblingsplan französischer Außen politik, das Donaupaktprojekt, vorwärtstreiben oder gar zum Abschluß bringen zu können. Nach wie vor steht in diesem Zusammenhang dieFrageO st erreich im Vordergrund. So entbehrt es nicht eines ge wissen Reizes, daß der österreichische Vizekanzler, Fürst Siarhemberg, zum Wochenbeginn in der französi- sM". Hauptstadt erwartet wird. Nach einer Meldung des offiziösen „Petit Parisien" rechnet man auch mit dem Kommen der Exkaiserin Zita, die sich gegenwärtig an der Riviera aufhält, rind des Wiener Monarchisten- fuhrers Wiesner. Man kann nicht gerade behaupten, daß durch diese Tatsache die kommenden Gespräche ent wirrt werden. Im französischen Auswärtigen Amt scheint man sich auch keinen Illusionen hinzugcben, wenn das er wähnte Pariser Blatt schreibt: „Die Kleine Entente bleibt entschlossen, einer Restanration der Habsburger energischen Widerstand entgegenzusetzen." England hat ebenfalls dem österreichischen Vizekanzler bedeutet, daß die Wieder herstellung der Habsburger-Monarchie im Augenblick nicht zweckmäßig sei. Bliebe also die österreichische Unabhängigkeit. Die Pariser- Zeitung „Oeuvre" behauptet, daß der rumänische Außenminister, Titu lesen, in London die englische Regierung überzeugt habe, daß auch die Sowjetunion an einem Donauabtommcn als Garant beteiligt werden müsse, nach den engen Verpflichtungen, die zwischen Ruß land und der Tschechoslowakei infolge des tschechisch russischen Abkommens bestünden. Daß diese rumänische Forderung den Anschaungen des Quai d'Orsay entspricht, darf man annehmcn, wenn man von den engen Verbin dungen zwischen Frankreich und Rumänien weiß. König Carol hat dem „Paris Soir" eine Unterredung ge währt mit dem entscheidenden Satz: „Man kann von Frankreich und Rumänien nur sagen: zwei Länder, ein Herz." Hinter dieser sehr bestimmten Äußerung stehen sehr reale Dinge: die Fertigstellung des rumänisch-fr anzösischen Zahl ungsabkom- mens und ein neuer N ü stßi n g s k r e d it für Ru mänien. — Man sieht eine Fülle von Problemen, die den neuen französischen Außenminister Flandin gleich zu Beginn seiner Amtstätigkeit vor Entscheidungen stellen. Während an der Seine wichtige politische Gespräche gepflogen werden, ist es in der englischen Hauptstadt nicht ruhig geblieben. Der außenpolitische Kommissar der Sowjets, Litwinow, hat eine Reihe von Verhand lungen geführt, die in der Londoner Presse ihr bezeich nendes Echo gefunden haben. Es ist nicht zu übersehen, daß der Ton gegenüber Deutschland in den letzten Tagen recht kühl und mißtrauisch geworden ist. Eine rühmliche Ausnahme machen allein wieder die ,,T i m e s" und die „DailhMai l", die sich ziemlich ein sam für eine Verständigung mit Deutschland weiter ein- setzen. Selbstverständlich muß man angesichts dieser Situation die Bedürfnisse der englischen Politik in der gegenwärtigen Stunde berücksichtigen. Einmal spielen bei der augenblicklichen Haltung des Foreign Office propa- gandistische Bedürfnisse für die geplante Wehrvorlage sicherlich eine gewisse Rolle. Zum anderen wird das Ver hältnis zwischen England und der Sowjetunion durch die neue Lage im Fernen Osten mitbestimmt. England ist verstimmt über JapansVerlassen der rrlottenkonferenz und beobachtet die weitgehenden Bestrebungen der ostasiatischen Großmacht in der Mon golei mit wachsendem Mißtrauen, nachdem man lange Zeit einer japanischen Oberherrschaft über Nordchina, die das Jangtsetal als britische Interessensphäre achtet, nicht ablehnend gegenübergestanden hat. Jetzt ist der Draht zwischen London und Tokio abgerissen, nnd England hat sich zwangsläufig Japans Gegner, den Sowjets, genähert. Sollte sich aber England so weit von Moskau ins Schlepprau nehmen lassen, daß es zum Mithelfer für das Vordringen des Bolschewismus in Mittel europa und eine weitere Verwirrung der schon reich lich genug verfahrenen europäischen Lage wird? Gibt die Meldung des Pariser „M atin" nicht zu denken, wonach der Slowake Dr. Dvorchat dem Generalsekretär des Völkerbundes eine Denkschrift überreicht habe, daß die geheimen Abmachungen über die Zu sammenarbeit der Luftflotten der Tschechei und Rußlands große Fortschritte gemacht haben? Ein Mitglied des slowakischen Gcncralrats hat dem ..Matin"- Vertreter gegenüber erklärt: „Wenn die Ketw oon Flug basen vollendet sein wird, wird die Luftflotte der Sowjets die Linie Berlin-Warschau—Warschau—Budapest - Wien in der Gewalt haben." Das bedeutet die Achse Mittel europas! Nach der durchaus richtigen Schlußfolgerung des Pariser „Matin" würde die Schaffung dieses „Korri dors" zwischen Rußland und der Tschechoslowakei eine u n m i t i e l b a r e Be d r o h u n g d e s e u r I p ü l s ch e n Friedens bedeuten. MWMfMltkWf-MkmWrdenMden Die Eröffnung des großen Leistungswettbewerbes der deutschen Jugend Der 3. R e i ch s b e ru f s w e ttk a m p s der deutschen Jugend hat begonnen. In diesem großen Leistungswett bewerb zeigen über eineMillion Jugendliche, die sich freiwillig zu der Prüfung gemeldet haben, daß sic gewillt sind, ihre Leistung unter Beweis zu stellen. Nicht um Höchstleistungen des einzelnen geht es in diesem Wettkampf. Es geht hier darum, einen überblick über das im vergangenen Jahr Gelernte zu bekommen und ans den Fehlern und Schwächen, die der Rcichsberufswettkampf unnachsichtlich aufdeckt, zu lernen. Neben dieser rein b e - ruflichen Aufgabe kommt cs aber auch auf welt anschauliche Fragen an, und schließlich wird auch die körperliche Leistungsfähigkeit in einem sportlichen Wettkampf erprobt. Kein einzelner soll zurückstehen, weil er durch Geburt oder Schulbildung im Sinne des früheren Systems „benachteiligt" ist. Im nationalsozialistischen Staat kommt es allein auf dieLeistung an, und darum werden sich die Besten durchsetzen, ganz gleich, wo sie Her kommen. Die Rcichssieger werden am 1. Mai vom Führer selbst ausgezeichnet werden, ein An sporn für alle, die an dem Leistungswettkampf teilnehmen. Seine Eröffnung fand der 3. Reichsberufswett- kamps in feierlichem Rahmen im Berliner Sport pal a st mit einer Großkundgebung, an der über 10 000 Jungen und Mädel teilnahmen. Der riesige Raum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein festliches Bild bot die Ausschmückung mit den Hakenkreuzfahnen der Hitler- Jugend und der DAF. Breite Spruchbänder kündeten die Grundsätze des jugendlichen Sozialismus: Unser Ideal — die Arbeit! Unser Adel — die Leistung! Mit großem Jubel wurden die Redner des Abends, Reichs jugendführer Baldur v. Schirach und Reichsorganisa tionsleiter Dr. Ley, empfangen. Der Leiter des Reichs berufswettkampfes, Obergebietsführer Artur Axmann, eröffnete die Kundgebung und begrüßte die Gäste, unter denen sich der Führer der italienischen Jugend, Exzellenz Renato Ricci, befand. Axmann erklärte in seiner Eröff nungsansprache, der Reichsberufswettkampf sei gegenüber der Welt der beste Tatbeweis für den Frie denswillen der deutschen Jugend. Nach einem ein drucksvollen chorischen Spiel erfolgte der Einmarsch der Fahnern und dann betrat Reichsjugendführer Baldur Schirach das Rednerpult. Oie Ansprache des Neichsiugendführers. Er verglich den Reichsberusswettkampf als das „Olympia der Arbeit" mit den in diesen Tagen begin nenden Olympischen Spielen. Durch diesen beruflichen Wettstreit sollen, wie Schirach erklärte, die leistungsfähig sten und tüchtigsten Jungarbeiter und -arbeiterinnen unseres Volkes ermittelt werden, die als die Auslese der schaffenden deutschen Jugend den Adel der neuen Zeit bilden, einen Adel, der nichts mehr mit früheren Vor rechten der Geburt und des Geldsackes zu tun hat, sondern der allein gegründet ist auf Leistung und Tüchtigkeit. Der Reichsberufswettkampf ist das Symbol und Ideal der HI. überhaupt. Unter stürmischem Beifall sagte der Reichsjugend- fUhrer, die vorjährigen Ausscheidungskämpfe in Saar brücken hätten gezeigt, daß gerade die ärmsten Söhne unseres Volkes auch die tüchtigsten seien. In anerkennen den Worten dankte der Reichsjugendführer den 40 000 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich als Berufsschullehrer und Handwerksmeister in 2500 Orten für die Bewertung der Aufgaben ans 250 Berufen und Tausenden von Be- rnfssparten zur Verfügung gestellt haben. Mit besonderer Freude stellte er fest, daß die Landjugend ein Viertel aller Teilnehmer stelle. Beachtlich sei ferner die Tatsache, daß in diesem Jahr auch die Studenten erstmalig am Berufswettkampf teilnehmen und sich damit einreihen in die große Front der schaffenden Jugend. Langanhaltende stürmische Zu stimmung fand der Reichsjugendführer, als er erklärte: In dieser Jugend gibt es weder arm noch reich; in dieser Jugend gibt es aber auch keine konfessionellen Sonder bindungen. Mögen die anderen sagen, daß wir gottlos und religionsfeindlich sind. Ich weiß und bekenne mit der ganzen deutschen Jugend nur das eine, so schloß der Reichsjugendführer: „Wer Adolf Hitler liebt, der liebt Deutschland, und wer Deutschland liebt, liebt Gott! Dr. Ley spricht. Nach ekncm weiteren Chorspruch nahm, stürmisch be grüßt, der Reichsorganisationsleiter der NSDAP. m2) Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Robert Ley, das Wort. Er zeigte den deutschen Jungens und Mädels, daß alles auf der Welt hart erkämpft werden muß, daß Bereitschaft, Opfer und Glaube notwendig sind. Die Ge meinschaft verpflichte den einzelnen, in diesem Kampf sich stark zu machen. Die Gemeinschaft habe die Aufgabe, den einzelnen gesund zu erhalten, ihm Urlaub, Freizeit und Erholung zu geben, damit er immer wieder das Schicksal anpacken könne. Der Nationalsozialismus gebe keine Ruhe, bis der letzte anständige Deutsche Nationalsozialift geworden sei. Dr. Ley verkündete dann den bevorstehenden Aufbau eines großen Bcrufserziehungswerkes; er sehe eine seiner Hauptaufgaben darin, daß es daS Wort „ungelernter Arbeiter" in Deutschland zukünftig nicht mehr gebe. Wer dem Rcichsberufswettkampf feind lich gegenüberstehc, zeige damit, daß er ein Knecht bleiben wolle. Jedem sei der Weg frei gemacht, hinaufzugelangen zu der stolzen Höhe eines Reichssiegers. Zum Schluß erklärte Dr. Ley: Ich habe bereits seit Jahren den Gedanken erwogen, Musterbetriebe zu ernennen, und wir werden das vielleicht in diesem Jahre zum 1. Mai tun können. Ich werde eine Reichsberufsschule bauen; auch das wird etwas Einmaliges in der Welt sein. In diese Rcichsberufsschule werde ich Jahr fstr Jahr die Reichssieger aufnehmen und sie dort zu den beste» Arbeitern Deutschlands ausbilden lassen. Sprechchöre und Gesang bildeten den Abschluß der gewaltigen Kundgebung. Die Jugend feierte am Schluß der Veranstaltung den Reichsjugendführer und den Leiter der DAF. noch minutenlang mit stürmischen Kund gebungen. . . WM M 20« neue MMU Das gewaltigste Rüstungsprogramm, das jemals in Friedens zetten dem Unlerhause vorgelegt worden ist. Die Betrachtungen der Londoner Presse stehen völlig im Zeichen der bevorstehenden Unterhausaussprache über die Aufrüstung Englands zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Der politische Mitarbeiter der Zeitung „People" nennt die Pläne der Regierung das ge waltigste Rüstungsprogramm, das jemals in Friedens zeiten dem Unterhause vorgelegt worden sei. Das Blatt glaubt, daß die für die Ausgabcudeckung erforderlichen Gelder rund 300 Millionen Pfund Sterling betragen werden, von denen ein Teil durch eine öffentliche Anleihe und der Rest durch Schatzanweisungen aufgebracht werden soll. Zwei Drittel dieses Betrages, also rund 200 Mil lionen Pfund Sterling, sollen nach einem sich über sechs Jahre erstreckenden Bauprogramm für die Erstellung neuer Kriegsschiffe verwandt werden. Dieses Schiffsbanprogramm werde folgende Fahr zeuge umfassen: 11 Großkampfschiffc, 36 Kreuzer, 120 Zerstörer, 30 U-Boote und 3 Flugzeugmutterschiffe. Dic Kalten sür die Schlachtschiffe werden aui i« 7.L Mil lionen Pfund Sterling veranschlagt, für einen Teil der Kreuzer auf je 3 Millionen Pfund Sterling, während die Flugzeugmutterschiffe zwischen 2,5 und 3 Millionen Pfund Sterling kosten werden. Auch das Bauprogramm sür die britischen Luft« streitkräfte soll sich über einen Zeitraum von sechs Jahren erstrecken und 12 000 neue Flugzeuge umfassen. Ferner ist der genannten Zeitung zufolge die Anlage von 30weiterenFlughäfen geplant. Für die Armee wird alljährlich ein zusätzlicher Betrag von vier Millionen Pfund ausgeworfen, der vorwiegend für die Beschaffung von Tanks und Panzerwagen verwandt werden soll. Darüber hinaus sollen Gelder bereitgestellt werden für Befestigungsarbeiten in Gibraltar, in Singapore, am Suczkanal und in der Südscc. InMalta soll ein großer Flugzeugstiitzpunkt eingerichtet werden. Außerdem ist die Anlage von Militärflugplätzen inIndic n u nd Rustralic n geplant. Eine Mel- düng des „Sundav Chronicl c" deckt sich im allge meinen mit den oben wicdcrgegebenen Einzelheiten.