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Dieser kronrat wurde mit großer Feierlichkeit und in aller über lieferten Fracht abgehalten. Nicht nur über dreihundert Kronräte, sondern auch der Lordmayor, der Oberbürger meister von London, beteiligten sich an der Feier. Das eigentliche Staatsgelriebe wurde durch den Tod des Königs Georg in keiner Weise unterbrochen. Das Kabinett Baldwin setzt seine Amtstätigkeit fort Md wurde auf den neuen König vereidigt. Ebenfalls legten die Witgliederdes englischen Parla ment s am Dienstagabend den Eid auf Eduard vm. ab. Ministerpräsident Baldwin sprach am Dienstagabend Über den englischen Rundfunk zum englischen Volk. Rach einem alten englischen Gesetz muß die Prokla mation des neuen Königs sobald wie möglich nach dem Tode eines Herrschers vorgenommen werden. In dem Kronrat im St.-James-Palast, am Dienstagnachmittag, verlas der Kabinettssekretär Sir Maurice Hankey die Königsproklamation, worauf sie vom Kronrat unter zeichnet wurde. Der Kronrat leistete dann dem neuen König Eduard VIII. den U n t e r t a n e n e i d. Nach altem Brauch hält der neue König darauf eine Rede, die in der „London Gazette" veröffentlicht und im Kronrat auf bewahrt werden muß. Eduard VIII. ist seit 176 Jahren der erste UnvermählteKönig,derden englischen Thron be-. steigt. Sollte er unverheiratet und ohne unmittelbare Thronerben bleiben — nur ein Sohn des Königs darf den Titel eines Prinzen von Wales tragen —, so wäre der nächste Thronanwärter der Herzog von York, uyd nach ihm seine Tochter Elisabeth. Die Ausrufung Eduards W. Der neue König Eduard VIII. wurde am Dienstag nach alter Überlieferung von den Stufen der KöniglichcnBörsein London öffentlich zum König ausgerufen. Die königlichen Herolde sprachen dabei den historischen Satz aus: „DerKönigisttot. Eslebe derKönig !" Die Börse blieb am Dienstag geschlossen. Der neue König ordnete eine halbjährige große und danach eine halbjährige kleine Hoftrauer au. Der Erzbischof von Canterbury hielt in der Kirche von Sandringham einen ersten Trauergottesdienst ab, dem mehrere Mitglieder der könig lichen Familie beiwohnten. Der neue englische König, Eduard VIII., flog zu sammen mit seinem Bruder, dem Herzog von York, von Sandringham nach London. Am nachmittag fand im Sankt-James-Palast eine Sitzung des Kronrats statt, in der die Formalität der Königsproklamation be schlossen wurde. Eduard VIII. gab in der althergebrachten Form eine Thronerklärung ab und sprach die übliche Eidesformel: „Im Angesicht Gottes bekenne ich ernstlich und feierlich, daß ich ein treugläubiger Protestant bin und daß ich die Gesetzesbestimmungen über die prote stantische Nachfolge auf den Thron meiner Vorfahren streng innehalten und nach besten Kräften schützen und wahren werde." Die Eidesleistung des Parlaments. Die beiden Häuser des englischen Parlaments traten am Dienstagabend zusammen, um dem neuen König Treue und Ergebenheit zu schwören. Als Erster leistete der Sprecher des U nterhauses den Treueid. Ihm folgten der Ministerpräsident, der Schatzkanzler und der Innenminister. Die Eidesformel des Sprechers lautete: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, daß ich Seiner Majestät, König Eduard, seinen Erben und Nachfolgern dem Gesetz entsprechend die Treue halten werde, so wahr mir Gott helfe." In ähnlicher Form vollzog sich der feierliche Akt der Eidesleistung im Oberhaus, wo die Urkunde zunächst vom Lordkanzler und hierauf vom Lordsiegelbewahrer und dem Führer des Oberhauses unterzeichnet wurde. Das Testament des Königs Georg wird, wie mich in früheren Fällen, nicht veröffentlicht werden, da es außerhalb jeder Gerichtsbarkeit liegt und nur den Mitgliedern des Königshauses bekannt ist. König Ednard VIII. von Großbritannien. (Scherl Bilderdienst.) Oer neue König. Tagelang haben die Menschenmassen schweigend vor den Toren des Schlosses Sandringham geharrt. Über den Wartenden stand die Hymne des Britischen Empires „üoä Savo tks King!". Der Tod jedoch ist über das Ban gen eines großen Volkes hinweggegangen. In der Mitternachtsstunde hat er King George in fein Reich ge leitet. Der Union Jack ist in der ganzen Welt, wo das englische Banner weht, auf Halbmast gesunken. Der König ist tot! Das britische Imperium trauert an der Bahre seines Königs, der sich einen Ehrenplatz in den dankbaren Herzen seines Volkes erworben hat als das Vorbild eines konstitutionellen Monarchen. Der Heimgegangene Herrscher hatte als ein wahrhast demo kratisches Staatsoberhaupt englischer Prägung durch seine korrekte und liebenswürdige Haltung mehr für die Ein heit des Reiches getan, als man gemeinhin annimmt, wenn man die verfassungsrechtliche Stellung des eng lischen Königs und das komplizierte Gesüge des Empires betrachtet. Nun ist die Nachfolge „an den hohen und mächtigen Prinzen Eduard, Albert, Christian, George,Andrew, Patrick, David" gefallen, der proklamiert ist „als unser eigener ge setzmäßiger und rechtmäßiger Oberlord Eduard VIII., durch Gottes Gnade König von Großbritannien, Irland und den britischen Dominions über See, Verteidiger des Glaubens, Kaiser von Indien". Die Welt kennt den bisherigen Prinzen von Wales gewöhnlich nur als den Mittelpunkt gelegentlicher Sen sationsnachrichten. Als einen Menschen, der das Gesicht der Mode bestimmt, als einen schneidigen Reiter, der in zahlreichen Rennen im Kampf um Silberpokale mitwirkte, als einen europäischen Thronfolger, der immer noch nicht heiratet. Wer ist aber dieser Mensch, der sich immer wieder im Mittelpunkt von Salongesprächen sah? Der neue König steht heute im 41. Lebensjahr (geb. 23. Juni 1894). Er hat die typische Ausbildung des Engländers der großen Gesellschaft erhalten. Nach der Kadetten- schulung studierte er in Oxford, jener Universität, die den englischen Menschentypns prägt, der später in seiner Führungsstellung das Gesicht des Weltreiches formt. Der neue König war der Boy nach englischem Geschmack: hübsch, blond, blauäugig, frisch und natürlich, sportlich und ohne Pose. Diese sehr englische Haltung, verbunden mit einer bestrickenden Liebenswürdigkeit, hat ihm die Sympathien Englands eingebracht. In seinem Wesen spiegelt sich eher der Großvater Eduard VII. wieder als der Vater. Das Spielerische, Unbekümmerte seiner Jugend, das oft Bedenken und Kopfschütteln der Nation erregte — erinnert sei nur an die Anfrage des Unter hauses. als der Prim von Wales 1924 bei einem Rennen ernstlich stürzte —, ist einem Arbeitseifer und einer ern sten Reifs gewichen. Wenn bei Eduard VII. das demo kratische Element fehlte, was ihm seine Untertanen schwer verdachten, so hat der Enkel wie schon Georg V. sich die Zuneigung und Anhänglichkeit des englischen Volkes er rungen durch die menschliche Wärme, mit der er dem Schicksal der unteren Schichten gegenübertritt. So scheut er sich nicht in die Elendsquartiere der englischen Industrie städte zu gehen, und er läßt sich nicht durch die Slum- Häuser „sichren», sondern will sich mit ganzem Ernst der Lösung der sozialen Frage widmen. Gerade dieser Zug seines'Wesens hat wesentlich zu der Volkstümlich keit des neuen Königs beigetragen. Im Weltkrieg hat der bisherige Thronfolger in ver schiedenen Truppenteilen Dienst getan. Nur ernste Vor haltungen haben ihn gehindert, in den vordersten Gräben bei der kämpfenden Truppe zu bleiben. Auf Flanderns Schlachtfeldern ist er 1915 nur mit knapper Not dem Tode entgangen, als sein Kraftwagen von einer Granate ge troffen wurde. Weil der junge König den Kampf um di« Not der Völker im großen Kriege kennengelernt hat, scheint er berufen, das Verständigungswcrk der Frontkämpfer zu fördern. Dürfen wir es als ein gutes Vorzeichen nehmen, daß eine der letzten Handlungen des Schutzherrn der British Legion als Thronfolger der Dank an die deutsche Frontkämpferdclegation auf ihr an teilnehmendes Telegramm war? Der neue König hat ein schweres Amt übernommen; sein diplomatisches Geschick, das ihm nachgerühmt wird, wird ihm helfen, das Erbe des Vaters zum Besten seines Reiches recht zu verwalten. Auf langen Reisen durch die Dominions und Kolonien hat der „Gesandte des Im periums" sich weitgehende Kenntnisse erworben. An die Spitze des Weltreiches gestellt, wird Eduard VIII. es als seine vordringliche Aufgabe ansehen, seinem Reiche und der Welt den Frieden zu erhalten. Er darf für dieses Anliegen des Verständnisses und der Unterstützung unserer Nation und ihrer Staatssührung gewiß sein. Beisetzung am kommenden Dienstag. Die Flagge der Admiralität, die nur beim Todr des regierenden Herrschers niedergeht, flatterte auf halbmast — und derVigTom, die große Glocke der St. Pauls- Kathedrale, die nur beim Tode eines Königs läutet, ließ von 8 bis 10 Uhr ihre tiefe Stimme ertönen. Die Bei setzung wird am kommenden Dienstag in der Schlo ß- kapelle von Windsor erfolgen im Beisein zahl reicher ausländischer Fürstlichkeiten und Diplomaten. Deutschland wird, wie die englischen Zeitungen zu mel- den wissen, durch Außenminister von Neurath ver treten werden, außerdem erwartet man unter Umständen auch General Göring. Angesichts des Todes König Georg V. hat die d eui- scheFrontkäm-Pferabordnung beschlossen, ihren Besuch bei der British Legion abzubrechen. Die Abord- nung hat am Dienstag London bereits verlassen. * JeileidsbezeWMWN aus aller WM. Trauerkundgebung des Völkcrbundsrats. Die Nachricht vom Tode des englischen Königs wurde sofort nach allen Weltteilen gefunkt und unzählige Beileidstelegramme sind bereits in der englischen Hauptstadt eingetroffen. Der König von Italien hat sofort nach Erhalten der Nachricht Beileidstelegramme an die Mitglieder der englischen Königsfamilie und an die Königin Maud von Norwegen, die Schwester des ver storbenen Königs, gesandt. In Rom wurde eine vier zehntägige Hoftrauer angeordnet. Die italienische Presse widmet dem verstorbenen Herrscher herzlich empfundene Nachrufe. Auch der amerikanische Staatspräsident Roosevelt hat seine herzliche Anteilnahme in Tele grammen an den englischen Thronfolger und an die Königinwilwe zum Ausdruck gebracht. In der amerikani schen Presse wird der Tod Königs Georg tief betrauert. Ebenso haben das japanische Kaiserpaar, las Parlament und die Stadt Tokio Beileidsbezeugungen nach London gesandt. In Tokio wurde eine dreiwöchige Hoftrauer angeordnet. In der gesamten japanischen Presse kommt die Anteilnahme an dem Tod des ehemali gen Verbündeten zum Ausdruck. Alle Staatsoberhäupter der Nationen der Welt, so wird aus London schließlich berichtet, übermittelten nach London ihre Beileidsbezeugungen. In der fran zösischen Öffentlichkeit hat der Tod König Georgs V. herzlichste Anteilnahme Hervorgernfen. Dem neuen König Eduard VIII. widmet die Pariser Presse freundlich ge haltene Betrachtungen. Die für Dienstag vorgesehene