Volltext Seite (XML)
AWdmfferÄgeblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Werktag? nachm. 4 Uhr. Bczugspr. monatl 2RM. frei Haus, bei Posibeflcvung uebmer »u'wder Äa «n d Einzelnummer 10 Rpf Alle Postanstaltcn, Postboten, unsere Austräger u. GeschästSstclle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend - aus Lieferung der Zet- »ung oder »urzung des Bezugspreises. Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegcnder Preisliste Nr. 5. — Ziffer.Gebühr: 2g Rpfg. — Borgeschrie bene Erscheinungstage und Platzwünsche werde» nach Möglichkeit berücksichtigt — Anzeigen. Ann ahme bis vormittags III Uhr Mr die Richtigkeit der durch Fernruf übermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 testen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs und Zwangsverglcich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Nr. 15 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2610 Sonnabend, den 18. Januar 1936 Sester Kunde, bester Lieferant. D« den Besprechungen des ungarischen Handelsministers in der Reichshauptstadt. Der Besuch des ungarischen Wirtschaftsministers Dr. von Winchkler in der Rcichshauptstadt hat den Blick auf die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen hmgelenkt. Dieser Besuch, der selbstverständlich Handels und wirtschaftspolitischen Besprechungen dient, geht weit über die Bedeutung der üblichen Besuche der Wirtschafts minister hinaus. Hier handelt es sich nicht um die Be sprechungen der einen oder anderen spruchreif gewordenen Frage, sondern nm die Klärungen grundsätzlicher Pro bleme. Es geht um die Entscheidung Ungarns, ans welches Land es sich wirtschaftspolitisch in Zukunft in erster Linie einstellen wird. Von jeher waren die deutsch-ungarischenBe- ziehungen gut. Das hat der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös bewiesen, das beweist der Besuch Dr. von Winchklers. In wirtschaftlicher Hinsicht ist dieses Verhältnis Deutschland—Ungarn von der Natur eigentlich geradezu vorgeschrieben. Deutschland ist ein indu strielles Land, ein Land, das Fertigwaren in bester Qualität erzeugt, Ungarn dagegen ist überwiegend Agrar land, das das denkbar größte Interesse daran haben muß, für seine vielseitigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse ent sprechende Absatzgebiete zu finden. Vom reinen Agrarland hat es sich allerdings in den letztem Jahrzehnten sortent- wickclt. Nur noch 51 v. H. seiner Bevölkerung sind in der , Landwirtschaft tätig. Dennoch flossen immer noch über 80 v. H. des ungarischen Volkseinkommens aus der Land wirtschaft, und über 60 v. H. der Ausfuhrwerte entfallen auf landwirtschaftliche Erzeugnisse. Unter den Landwirtschaftserzeugnissen Ungarns steht Weizen an erster Stelle. Seiner Qualität nach voll wertig, hält er jeden Vergleich zn dem Weizen Kanadas und Rußlands ans, er wird in der Hauptsache nach Öster reich, Italien und der Schweiz ansgeführt, d. h. soweit er nicht für die Verwendung im eigenen Lande zur Ver fügung stehen muß. Von den durchschnittlich 17 bis 25 Millionen Zentner Weizen werden etwa 8 Millionen aus- gcsührt. Die R o g g c n e r z e u g n n g, die nächst wich tige Ackerfrucht, beträgt ungefähr ein Drittel der Wcizcn- erzeugung. Auch der Roggen ist den besten Wclthandcls- sorteri gleichwertig an die Seite zn stellen. Bei der Nen nung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse dürfen weiter Mais, und Braugerste nicht vergessen werden. Neuerdings werden auch Ölsaaten, vor allem soweit sie Leinsaat und Rhizinus liefern, angebaut, eine Frucht, die gerade heute im Tauschverkchr außerordentlich bedeutsam ist. Neben den Feldfrüchten werden in Ungarn gilt und reichlich Obstsorten aller Art, Gemüse, Hanf, Tabak und Wein angcbaut. Nach Frankreich, Italien und Spanien ist Ungarn auch heute noch das größte Weinland. Die un garische Viehzucht genießt Weltruf. Auf riesigen Weiden wachsen ausgezeichnete Rinderzuchten heran, daneben spielen Pferde- und Schweinezucht in der ungarischen Vichwirtschaft eine große Nolle. Große Bedeutung kommt der Geflügelwirtschaft und ihren Nebenprodukten, vor Mem Eiern, zu. Weniger Bedeutung dagegen hat die Schafzucht. Von diesen landwirtschaftlichen Erzeugnissen gehen m der Hauptsache Vieh, Federn, Geflügel, Schweinefett, Speck und neuerdings auch Ölsaaten nach Deutschland. Auffallend rind erst neueren Datums sind die starken Wolleinfuhren Deutschlands aus Ungarn. Die Wollaussuhr nach Deutschland hat sich im letzten Jahre gegenüber 1933 nm das 6^ fache gesteigert. Heute steht Deutschland sowohl in der ungarischen Einfuhr wie in der ungarischen Ausfuhr an erster Stelle. Es ist mit an deren Worten Ungarns bester Kunde «ud bester Lieferant. Ungarn bezieht aus Deutschland in der Hauptsache Fertigwarcnerzeugnissc, und zwar besonders Maschinen und chemische Artikel. Der Warenaustausch zwischen bei den Staaten würde noch weit reger sein, wenn Ungarn nicht in den Nachkriegsjahren sich die Pflege und Förde rung seiner Industrie (Jndustricschutzgesetz) hätte ange legen sein lassen. Unter den Industriezweigen führt die Eisen- und Metallwirtschaft, deren Erzeugnisse hauptsäch lich nach Osteuropa gehen, an zweiter Stelle steht die Textilindustrie, Hie Elektroindustrie spielt eine beachtliche Rolle, und Leder- und Pelzwarcnverarbeitung haben dank der Hochwertigkeit ihrer Erzeugnisse sich einen hervor ragenden Ruf zu schaffen gewußt. Auch die Erzeugnisse der Ziegel-, Zement- und Keramikindustrie weisen beste Qualitäten auf. Bei der Gleichartigkeit der Wirtschaftlichen Verhält nisse Ungarns mit Italien kann es nicht weiter wunder nehmen, daß der in dem Abkommen von Rom vor gesehene nähere wirtschaftliche Anschluß der beiden Länder aneinander nicht die gestellten Erwartungen er- fullt hat. Es ist derselbe Fall, der auch einen näheren Zujammenschluß der Balkaustaaten in einen sogenannten Balkanblock, wie er gerade in den letzten Jahren unter dem Druck verschiedenster Großmächte angestrebt worden tst, verhindert. All diese Länder sind darauf angewiesen, eine» Partner ru finden, der nicht dieselben Erzeugnisse Iss «IMW M Mle keim Meg / WMons und Lanfings Schuld -m MMU / Kriegseiutritt der Vereinigten Staaten Im Munitionsansschuß des amerika- u.schcn Senats wurde, wie aus Washington gemeldet wird, die aufschlußreiche Feststellung gemacht, daß der amerikanische Staatssekretär Lansing bereits Anfang Januar 1917 wünschte, daß der damalige amerika nische Präsident Wilson die Beziehungen zu Deutschland abbrech c. In einem verlesenen, vom 4. Januar 1917 datierten Anszug aus dem Tagebuch des Beraters des Präsidenten Wilson, Oberst House, heißt es: Lansing wünscht, daß der Präsident die Entscheidung über die U-Boot-Frage beschleunige und den deut schen Botschafter Gras Bernstorff heimsende. Lansing drängte in einem Schreiben den Präsidenten, eine feste Haltung einzunehmen. Er glaubte jedoch nicht, daß Wilson dies tun werde, da der Präsident ihm neulich gesagt habe, er sei nicht der Ansicht, daß das amerika nische Volk deshalb in den Irieg zu gehen bereit sei, weil einige Amerikaner getötet wurden. Mitglieder des Senatsausschusses wiesen darauf hin, daß die Vereinigten Staaten von Amerika die Beachtung der Rechte der Neutralen durch Großbritannien nicht er zwungen hätten und daß deshalb die deutsche Re gierung keinen anderen Ausweg gehabt habe, als den unbeschränkten U-Boot-Krieg zu erklären. In einer Veröffentlichung des amerika nischen Staatsdepartements „Amerikas See handelspolitik in Kriegszeiten" wird dargestellt, daß die Sympathien Wilsons von Beginn des Weltkrieges an auf britischer Seite waren, daß seine Ratgeber, insbesondere Lansing, ihn ständig zum Abbruch der Beziehungen mit Deutschland und zu der Kriegserklärung zu drängen suchten, auf der anderen Seite aber alle Ein griffe der Alliierten in die amerikanische Souveränität und in die Freiheit der Meere beschönigten und das amerikanische Volk über die wahren Vorgänge völlig im Dunkeln ließen. Im Oktober 1916 beschlossen Lansing und Wil son, weitere Forderungen an Deutschland wegen des „Lusitania"-Falls „bis nach den Wahlen" zu verschieben, da das Volk offenbar keinen ernstlichen Streit mit Deutschland wolle. Wilson wurde im November 1916 unter dem Schlagwort wiedergewählt. daß er „Amerika aus dem Krieg heraüsgehalten Halles Am 3. Februar 1917 brach Wilson dann die Be ziehungen zu Deutschland ab, und am 6. April erklärte er den Krieg. Neubau von ro englischen Kreuzern. Verstärkung und Modernisierung deS Heeres und der Luftflotte. — Einheit liche Verteidigungsleitung für das eng lische Weltreich. Die englischePressc beherrschen die neuen Aus rüstungspläne der englischen Regierung. Aufsehen hat vor allem erregt, daß der englische Verteidigungs ausschuß bereits seine vierte Sitzung abgehalten hat und seine Beratungen bis zum Zusammentritt des cnglischenParlaments, am 4. Februar, das sich mit der Verteidigung Englands befasse« wird, fortsctzen wird. Das neue britische Aufrüstungsprogramm wird nach Mitteilung der englischen Presse unter anderem folgende Punkte umfassen: 1. weitgehende Modernisierung und Mechanisierung nebst einer zahlenmäßigen Er höhung der Berufsttuppcn; 2. eine weitere große Erhöhung der Luft» streitkräfte; 3. ein großes Fünfjahresersatzprogramm für die englische Flotte, das unter anderem den Neubau von mindestens 70 Kreuzern vorsehen wird. 4. Eine „Gleichschaltung" und engere Zu sammenarbeit zwischen den gesamten Streitkräften des britischen Weltreiches unter der Leitung des Reichsverteidigungsausschusses. 5. Modernisierung und voller Ausbau strate gischer Stützpunkte, wie Malta und Singapore. Wie in London verlautet, wird der Erste Lord der Admiralität, Viscount Eyres-Monsell, bald nach dem Abschluß der Londoner Flottenkonferenz zurück treten. Es heißt, daß der zurückgetretene Außenminister Hoare, dessen wettere Verwendung im Kabinett von vornherein beabsichtigt war, z« seinem Nachfolger aus- crsehen sei. Dr Goebbels spricht vor 20000 Auf einer großen Kundgebung des Gaues Groß- Berlin der NSDAP, gab am Freitagabend Gau leiter Dr. G o e b b e l s in der Dcutschlandhallc vor seinem Gau Richtlinien und Ziel für die Arbeit des Jahres bekannt. Die Kundgebung war getragen von der freudigen Stimmung des Arbeitsbeginns an dieser aus dem neuen Gestaltungswillen erwachsenen Stätte. Nach der feierlichen Eröffnung dieses Hallen baues durch die Kundgebung des Gaues Ende November vergangenen Jahres, in deren Mittelpunkt die große Rede des Führers stand, nach den sportlichen Ereignissen der letzten Wochen wurde die Deutschlandhalle nun Schau platz der ersten der Gautagungen, für die bisher der Sportpalast benutzt worden war. Vom 8-Bahnhos Eichkamp und von den durch die angrenzenden Straßenzüge fahrenden Straßenbahnen waren schon gegen 6 Uhr die Teilnehmer im Anmarsch, Tausende aus allen Gliederungen der Partei, der SA. und SS., des NSKK., der Politischen Organisation, aus Arbeitsdienst und HI. und den anderen Organisationen. Die Vorzüge dieser Halle bewährten sich erneut. Rei bungslos wurde der Einmarsch der Tausende bewältigt und auch, als dann um 8 Uhr 20 000 versammelt waren, war das Bild dieses gewaltigen Raumes nicht beengt; es blieb frei, weit und festlich. Dieser Eindruck wurde durch die würdige Ausschmückung verstärkt. Vom Beleuchtungsumgang aus der Höhe der lichtschimmernden Decke leuchteten 60 Hakenkreuzfahnen rings um das ganze Geviert der Halle herab, über der Tribüne für Redner und Ehrengäste auf dunklem Grund das Hoheitszeichen, silbern leuchtend, darunter Lorbeerarün und der Schmuck wie sie herstellt, sondern gerade andersgeartete, damit ein gesunder Austausch von Land zu Land stattfinden kann. Dieser glückliche Fall ist für Ungarn in Deutschland ge geben, das dank der Zusammensetzung seines Wirt schaftsaufbaues auf das beste dazu geeignet ist, die Wirt schafts- und handelspolitischen Fragen, die im Donau raum Ler Lösung harreq, in seine Führung zu nehmen, blühenden Flieders. Fanfarenklänge unterbrachen schließ lich das Brausen der Stimmen. Mit lauter Freude be grüßte der Gau Groß-Berlin seinen Gauleiter Dr. Goebbels und dessen Begleiter, der dann nach einem Einmarsch von 300 Feldzeichen, Fahnen und Standern und Eröffnung der Kundgebung durch Gau leiterstellvertreter Görlitzer das Wort nahm. Die Rede des ReWpropagaOaministers. Dr. Goebbels rechnete zunächst gründlich mit der Reaktion und den Kritikastern ab, mit jenen unseligen Elementen, die immer gerade das haben wollen, was sie im Augenblick nicht haben können. Daß Schwierig keiten zu überwinden sind, sei bekannt. Die Schwierig keiten des Tages könnten nur überwunden werden, wenn der feste Wille dazu vorhanden sei. Mit Nörgeln sei nichts getan. Der Revolutionär sehe in die Zukunft, der Reaktionär nur in die Gegenwart. Der Nationalsozialis mus habe es nicht nötig, sich immer auf Gestalten der Geschichte zu berufen, denn, so erklärte der Minister wörtlich: „Was wir Geschichte nennen, haben wir ja selbst erlebt. Der Nationalsozialismus ist die größte geistige Um- Wälzung, die cs je in der Geschichte gegeben hat." Die bestehenden Schwierigkeiten kenne der National sozialist, und er empfinde sic viel tiefer und schmerzlicher als der Biertischpolitikcr, der immer davon rede. Für uns alle gäbe es nur eins: weiterkämpfen; denn wenn wir die Schwierigkeiten nicht überwinden, dann ist die ganze Nation verloren. Der Minister streifte dann kurz die vorübergehende Butter- und Eierkuapphcit, über die der Nationalsozialist wcgsieht, weil er weiß, daß cs sich um ganz andere Fragen handelt als um momentane Knappheiten. Den ewig Unzufriedenen hielt der Minister die nationalsozialistischen Erfolge der Saarbefreinng, der wicdergcwonnenen Wchr- freihc'it und des deutsch-englischen Flottenvcrtrags ent gegen, der vor einem Jahr noch für jeden Politiker eine Utopie gewesen wäre.