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Folgenschwerer Streit in einem Wirtshaus Zwei Tote, ein Schwerverletzter. Der Gendarmerieoberwachtmeister Billert auS Koehlen, der sich, wie aus Bremerhaven gemeldet wird, vorübergehend in Geestenseth aufhielt, gab in einer Gastwirtschaft bei Auseinandersetzungen mit anderen Besuchern mehrere Schüsse ab. Durch sie wurde der Maurermeister Tietjen so schwer verletzt, daß er bald nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus ver->- fchied. Durch eine weitere Kugel wurde der Dachdecker meister Breden aus G<issstenseth verletzt, für ihn besteht jedoch keine Lebensgefahr. Schließlich richtete Oberwacht meister Billert die Waffe gegen sich selbst und brachte sich eine tödliche Verletzung bei. Mine Nachrichten. Oer Oeutschlandsender hilft dem WHW. Eine neue und beachtliche Einnahmequelle hat sich für das Deutsche Winterhilfswerk erschlossen: das Wunschkonzert des Deutschlandsenders. Unter dem Motto: Sie wünschen — wir spielbn — ge holfen wird vielen! führte dieser Sender am Diens tagabend sein erstes Konzert dieser Art durch. Tie saft fünfstündige Dauer dieser Abendsendung, bei der ein Wunsch nach dem anderen erfüllt wurde, bewies eindeutig, auf welch fruchtbaren Boden diese Veranstaltung gefallen ist. Bis zum Dienstagmittag lagen aus allen Völkskreisen und aus allen Teilen des Reiches sowie von vielen Aus ländsdeutschen 1200 Briefe vor, die neben den Spenden quittungen der RSB Ortsgruppen gereimt und ungereimt eine skulle von so verschiedenartigen Wünschen — vom ältesten bis zum jüngsten Schlager über Volkslied, Walzer, Potpourri und Marsch bis zum klassischen Musikstück — ergab, daß fünf Kapellen und eine Reihe von Solisten auf geboten werden mußten, um wenigstens den Hauptteil der Wünsche zu befriedigen. Des großen Andranges wegen bringt der Deutschlandsender am 26. Januar eine zweite Sendung dieser Art. * Verleihung des Mozartpreises der Münchener Universität. Die Münchener Universität verkündete im Rahmen einer Feier dieVerleihungdes Mozart preises von 1935/36 aus der Johann-Wolfgang- Goethe-Stiftung an Professor Ritter von Srbik- Wien und an den österreichischen Lyriker Josef Wein heb e r im Betrage von 10 000 Mark. * Nürnberg. Der Führer nahm im Nürnberger Stadt- kheater an einer ganz ausgezeichneten Aufführung des ^Ziaeunerbaron" für die N S. - G e m e i n s ch a ft ?Kraft durch Frcnde" teil. Das Publikum, fast nur Nürnberger Arbeiter und Angestellte, bereitete dem Füh rer eine stürmische Huldigung. Wien. Vor dem Landesgericht in Wien fand ein Hochverratsprozeß gegen 15 National sozialisten statt. Die Anklage behauptet, daß ste Appelle abgehalten hätten, bei denen beunruhigende Aktionen kleineren Umfanges verabredet und illegale Druckschriften zur Verbreitung ausgegeben worden seien. In 13 Fällen erkannte das Gericht auf schwere Kcrker- strafen von 15 Monaten bis zu einem Jahr. Moskau. Wie die „I swestij a" aus Minsk meldet, ist der Vorsitzende der weißrussischen Kol lektivwirtschaft „Pebeda", Kriwlen, ermordet worden. Als angeblich des Mordes verdächtig wurden fünf ehemalige Großbauern verhaftet. Belgrad. Die jugoslawischen Behörden haben die Ortsgruppe Neusatz des schwäbisch- deutschen Kulturbundes aufgelö-st. Die Auslosung er folgte mit Berufung auf die Tätigkeit der im November des vorigen Jahres aufgelösten Jugendabteilung der Ortsgruppe wegen angeblicher politischer Betätigung, dr über den Rahmen der Satzungen des Kulturbundes Hinausgehe. Von der Feier in Saarlautern. Reichsminister Dr. Frick wurde bei seiner Ankunft von einem kleinen Mädel ein Blumenstrauß überreicht. Links neben dem Minister Gauleiter Bürckel. (Scherl Bilderdienst.! Aus dem GeMLSfual. Schwere Schädigung von Siedlern durch minderwertiges Bauland. Wegen Betruges verhandelte die Große Strafkammer des Landgerichts Dresden gegen den 59 Jahre alten Anton Richard Hugo Mattheus, dem zur Last gelegt war, eine große Zahl von Siedlern, denen er unter falschen Vorspiegelungen minderwertiges Bauland verkaufte, be trogen zu haben. Der Angeklagte hatte von 1919 bis 1923 in der Lößnitz bei Dresden gelegene, unbebaute Grundstücke, etwa 100 000 Quadratmeter, für eine halbe Million Papicr- mark gekauft. Die unbelasteten Grundstücke wurden von dem Angeklagten zur Aufnahme von rund 70 000 Goldmark Hypotheken benutzt. 1930 ging er daran, durch Verkauf der Baustellen Geld herauszuholen, um sein überschuldetes Holzgeschäft über Wasser zu halten. Durch eine großspurige Werbung fand er Käufer für Teile feines Grundstückes, denen er das Land als baureif verkaufte und denen er den sofortigen Bau einer Straße und von Wasser- und Licht leitungen zusicherte, ohne die Versprechungen erfüllen zu können. Die Käufer warteten vergeblich auf den Bau der Straße und der Wasserleitung, konnten mit dem Banen nicht anfangen oder mußten sich auf eigene Kosten Brun nen anlegen lassen. Ein Teil der Käufer kam auch in Schwierigkeiten, weil der Angeklagte seiner Verpflichtung zu kostenfreier Auflassung der durch Hypotheken belasteten Grundstücke nicht nachkommen konnte. Die aus den Ver käufen eingenommenen Gelder verbrauchte er für seinen Lebensunterhalt und für die Unterhaltung seiner leneren Werbung. Ein Teil der Käufer wurde bereits bei Ver tragsabschluß übers Ohr gehauen, denn viele der schrift lichen Verträge entsprachen nicht mehr den mündlichen Vereinbarungen, auf die die Käufer — durchweg unerfah ren und wenig bemittelt — den Hauptwert gelegt hatten. Den Siedlern und Käufern ist durch das Verhalten des Angeklagten zum Teil sehr schwerer Schaden entstanden. Das Urteil lautete wegen fortgesetzten Betruges auf zwei Jahre Gefängnis. Neues aus alles Welt. Grubenunglück fordert drei Todesopfer. Wie vom Bergami Düren mitgeteilt wird, ereig, nete sich am Dienstagnachmittag in der- Grube Eschweiler- Reserve bei Eschweiler eine örtliche Schlagwetter explosion im Flöz Fornegel; drei Häuer verunglück ten dabei tödlich. Ter Grubenbetrieb gehl ungestört weiter, weil das von der Grube angewandte Gcsteinsstaubver- fahren die Ausbreitung der Explosion über ihren Herd hinaus verhinderte. Redel verursacht schweres Unglück. Ein Knecht ans Willich bei Krefeld überquerte bei dichtem Nebel mÄ einem Pferdefuhrwerk einen mit ferngesteuerten Schran ken versehenen Bahnübergang der Strecke München- G l a d b a ch — Willich. Als sich das Fuhrwerk auf dem Bahnkörper befand, wurde die Schranke ferngeschlosse«. Das Fuhrwerk wurde von dem heranbrauscnden Zuge er griffen und 30 Meter weit fortgeschleist. Der Knecht war fofort tot. Neben ihm lag das Füllen des trächtige« Pferdes, das diesem buchstäblich aus dem Leibe heraus- ^eristen worden war. Das Merd laa zersetzt da. Vom Tischlergesellcn zum Seeoffizier. Mil dem 1. Ja nuar 1936 ist der aus Ückermünde stammende Ober fähnrich Gustav Schewe zum Leutnant zur See be fördert worden. Er wurde 1910 geboren und hatte in seiner Heimatstadt das Tischlerhandwerk erlernt. Im Oktober 1928 war er dann als Freiwilliger bei der Marine eingetreten, wo er infolge seiner Tüchtigkeit für die Seeoffizierlaufbahn auserwählt wurde. Dem einen sin Uhl . . ." Ein Handwerksmeister aus Viborg verkaufte einem Liebhaber und Sammler von Bärten seinen Bart, der vierzig Jahre alt ist, und den dazugehörigen Schnurrbart für den schönen Preis von 100 Kronen. Wozu man nur sagen kann: „Dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall." Arztmord, um den Bruder zu rächen. Ein aus Rumänien stammender Pariser Arzt wurde in seinem Sprechzimmer von einem jungen Mann erschossen, dessen Bruder Patient des Arztes gewesen war. Der Arzt hatte eine falsche Diagnose gestellt und nach Ansicht der Familie des Verstorbenen den Tod des Patienten dadurch mitver schuldet. Durch flüssiges Metall getötet. In einer Gießerei im Departement Basse Indre bei Nantes (Frankreich) explodierte ein Schmelz kessel. Das flüssige Metall erreichte sieben Arbeiter, die in dem Raum beschäftigt waren. Einer verbrannte, die sechs übrigen erlitten schwere Ver letzungen. Tragisches Schicksal eines Vaters. Zu dem Woh nungsbrand in Tyldesley (Lancashire), bei dem eine Mutter mit acht Kindern ums Leben kam, erfährt man noch folgende dramatische Einzelheiten. Der Vater der Kinder sprang verabrednngsgemäß aus vier Meter Höhe vom Fensterbrett auf die Straße. Vorher hatte er die Kinder, die im Alter von 13 Monaten bis zu 13 Jahren standen, in die Bettdecken cingewickelt und seiner Frau die Anweisung gegeben, sie vom Fenster in seine Arme zu Wersen. Die Mutter siel jedoch in Ohnmacht, und die Kinder wurden ebenfalls vom Rauch überwältigt, wäh rend der Vater vergeblich versuchte, wieder in die Woh nung einzudringen. Deutscher Dirigentenerfolg im Ausland. General musikdirektor Karl Schuricht dirigierte in Athen mit größtem Erfolge sein erstes Konzert. Die Konzertbesuchex spendeten dem deutschen Dirigenten außerordentlick starken Beifall. Sein Verhängnis — das gute Gedächtnis des Ele fanten. Ein ganz ausgezeichnetes Gedächtnis hatte ei« Elefant, der in Hamm zu Reklamezwecken durch die Straßen geführt wurde. Er ergriff Plötzlich einen 31jäh- rigen Mann mit dem Rüssel und richtete ihn so zu, daß der Mann das Bewußtsein verlor und ins Krankenhaus gebracht werden muhte, wo man schwere innere Ver letzungen feststellte. Wie sich ergab, hatte der Mann bei einem vorangegangenen Stallbesuch den Elefante» schwer gereizt, der ihn nun wiedererkannte und nach Elefanten art bestrafte. Durch Nacht zum Tag Roman von Kurt Martin. >Alle Rechte Vorbehalten. Nachdruck verboten. Copyright by Berlaa Neues Leben. Bahr. Gmain. 81 „Sehen Sie! — Wollen Sie sich nicht mehr Bewegung schaffen? Spielen Sie nicht Tennis?" „Tennis? Oh ja." „Kommen Sie doch morgen zu uns! Wir haben einen schönen Tennisplatz. Es kommen immer ein paar Be kannte. Um drei Uhr! — Haben Sie Zeit? — Ich würde mich freuen." Er war ratlos. Sollte er ja sagen? — Und nicht mit Mary in den Harz fahren? — Oder lieber den Vorschlag ablehncn? — Ilse? — Mary? — , Er sah in des Mädchens forschende Vraunaugen. Da hatte er sich entschieden. „Vielen Dank für die Einladung! Wenn Sie gestatten! Ich komme sehr gern . Ich freue mit schon jetzt auf den Nachmittag morgen." — — Und er hielt Wort. Er kam zu Ilse Vurckardt und spielte mit ihr Tennis. Mary hatte er früh durch einen Voten eine kurze Nachricht gesandt, daß er sich nicht wohl- fühle und unmöglich mit ihr in den Harz reisen könne, sie solle nach Goslar vorausfahren; er würde folgen, sobald es ihm wieder besser ginge. — Ilse Burckardt war voll strahlender Freude. Beim Spiel verfolgte er die Bewegungen ihres jugendschlanken Körpers. — Was für ein schönes Geschöpf Ilse doch war! — Sie, und Mary, — wenn er sich beide nebeneinander vor stellte! — Wenn er daran dachte. — „Aber Herr Iordan! Wo waren denn jetzt Ihre Ge danken?" Er hatte nicht des Spiels geachtet. „Verzeihen Sie mir, Fräulein Ilse! Ich dachte —, ich dachte, wenn man alle Tage so in Ihrer Nähe weilen dürfte. — daß das ein unbeschreibliches Glück wäre." Sie errötete.und strich die neckisch kn d'e S"rn spielenden Löckchen zurück. „Wirklich?" „Ja, wirklich!" „Sie schmeicheln! Wie vielen haben Sie das wohl schon gesagt?" „Oss! Wahrhaftig noch keiner jungen Dame! — Sie sind ja überbaupt mit keinem anderen Mädchen zu ver gleichen! Wissen Sie dos nicht?" „Aber Herr Iordan!" „Kind Sie mir nun böke?" Sie sab ihn schelmisch lächelnd au. „Und wenn ich Ibnsn böse wäre?" „Dann müßten Sie mir sagen, womit ich Sie wieder versöbnen könnte." „Wenn ich nun etwas Unersüllbar-g fordern würde?" „Es wird nichts Unerfüllbares sein." „Sie dürfen mich und Mama nächsten Montag in die Over begleiten. Vnpa ist verhindert. — Hätten Sie Lust? — Ich svrecbe mit Mama. Sie wird sich treuen, wenn Sie uns Gesellschaft leisten. — „Earmen" wird gegeben. Mit der W'lkcn. Sie ist dann wieder aus Wien von ihrer Gastspiel reise zurück." Er stand von neuem vor einer schweren Wabl. Er mit Ilse und ihrer Mutter in die Oper? — Und Marn? — Da fühlte er Ilsens befremdenden Blick. Hastig sprach er: „Wenn es Ihrer Frau Mama angenehm ist. — Ich könnte mir nichts Schöneres wünschen." „Oder haben Sie etwas anderes an diesem Abend vor?" „Nein, nein!" „Bitte, sprechen Sie ganz offen! Sie schienen mir vorhin so nachdenklich." — Sollte er es doch nicht zu dieser Herausforderung Marys kommen lassen? — Nein! Wenn es schon wählen hieß zwischen Mary und Ilse, dann auf alle Fälle Ilse! — „Ich dachte nur daran, daß wir am Montag einen Kneipabend haben. Aber bitte, Fräulein Ilse, das ist selbst verständlich ganz nebensächlich. Ich werde sehr gern, wirk lich sehr gern Sie und Ihre Frau Mama in die Oper be gleiten." „Wir sprechen dann beim Kaffee gleich mit Mama. — Waren Sie schon oft im Theater?" „Nur einige Male." „Aber die Wilken haben Sie schon gehört?" „Ja." „Wie gefällt sie Ihnen?" „Ihre Stimme war sehr klangschön." „Das meine ich auch. Freilich ihr Spiel gefällt mir nicht. Eie gibt sich zu oft der Leidenschaft hin, zu dämonisch. — Aber das liegt vielleicht an ihrem Charakter. Ich glaube» sie kann eine schlimme Feindin sein." „Meinen Sie? — Ein Mann wird nie eine Frau fürchten." Insgeheim aber dachte er: Sie sagt dasselbe wie Rein hold! Und ich fordere Marys Zorn, ihre Feindschaft h,er- aus. Ob das klug ist? — Soll ich lieber sprechen, Ilse alles gestehen? — Wenn sie sich aber dann voller Verachtung von mir wendet? Wenn sie nicht begreift , daß —. Es war doch vielleicht kein glücklicher Tag, der ihn Mary Wilkens Bekanntschaft machen ließ! — Als er aus der Villa Burckardt trat, — es war gegen sechs Uhr — stieß er auf Reinhold Schmidt. Der grüßte ihn ernst. „Ich habe zwei Stunden auf dich gewartet." „Du, auf mich?" „Ja. Du hast dir da eine nette Sache eingebrockt." „Wieso denn?" „Ich war vorhin auf deiner Bude. Frau Lange sagte mir, du seiest fortgegangen. Sie wußte aber nicht wohin. Ich ließ mich in dein Zimmer führen und schrieb dir ein paar geilen. Ich wollte dich für morgen Abend zum Dor- trag Dr. Lohsers einladen. Der bekannte Orientforscher spricht morgen über Palästina. Ich bin persönlich mit ihm bekannt. — Als ich dir die paar Zeilen schrieb, horte ich plötzlich draußen Stimmen, und gleich darauf rburde die Tür aufgerissen. Mary Wilken stand auf der Schwelle." „Verdummt!" „Ja, das sage ich auch, Adalbert! — Also erzähle nur e^t mal, was nun wieder Neues zwischen euch geschehen ist! Aber bitte bei der Wahrheit bleiben!" Adalbert fuhr ihn schroff an. (Fortsetzung folgte