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SSber- und Klimakunde im Dienste der Volksgesundheit. Feierliche Eröffnung der Rcichsanstält für das deutsche Bäderwcfcn in Breslau. Im Rahmen einer Tagung des Reichsfremdenver kehrsverbandes in Breslau wurde in der Friedrich- Wilhelm-Universität die Reichs an stakt für das Deutsche Bäderwcfcn feierlich eröffnet. Der Präsident des Reichsfrcmdenverkehrsverbandes, Staatsminister Esser, sprach von der Bedeutung der neuen Reichsanstalt und des damit in Verbindung stehenden LehrstuhlesfürBäder-undKlima- künde. Es soll im deutschen Osten eine neue Stätte ent stehen, die der Pflege der deutschen Volksgesundheit und der gc samten Menschheit dienen wird. Aufgabe des Arztes im Dritten Reich müsse es sein, die natürlichen Heilmittel zu erkennen und im Interesse der deutschen Kraft auszunutzen. Slaats- minister Esser hob auch die außenpolitische Be- deutungdesFremdenverkehrsfür Deutschland hervor. In jedem Besucher, der in einem deutschen Bade deutsche Gastfreundschaft genossen habe oder hier geheilt würde, entständen dem neuen Staat Bundesgenossen. Der Rektor der Breslauer Universität, Prof. Dr. Walz, sieht in der Errichtung dieses Reichsinstituts einen wichtigen Schritt zur Verwirklichung des vom Reichs wissenschaftsminister aufgestellten Planes der Erhebung der Breslauer Universität zur Reichs- «niversität. In einer großangelegten Festrede bezeichnete Professor Dr. Vogt die Gründung der Reichsanstalt als eine natio nalsozialistische Schöpfung, denn aus Landschaft und Boden quellen die Kräfte, die Rasse und Nation erhalten und ertüchtigen, sowie ihr Gesundheit und Leben einhauchen. Das Wissens gebiet, das an der neuen Reichsanstalt gepflegt wird, stehe der wissenschaftlichen Medizin ebenso nahe wie der natur- nahen Medizin und der Ausbildung einer neuen deutschen Heilkunst. An der Heranbildung der jungen Ärzte werde ihr ein ehrenvoller Teil znkommen. Den volksgcsund- heitlichen Aufgaben aber, die den deutschen Bädern und Kurorten zukommen, wird sic eine führende Arbeit leisten. Sa- Musterbeispiel eine- Emigranten. In Schweden nach großen Betrügereien verhaftet. Die schwedische Zeitung „Allehanda" bringt die auf sehenerregende Nachricht, daß ein aus Deutschland emigrierter Schrift st eller von den schwedischen Behörden als Betrüger entlarvt und verhaftet worden ist. Es handelt sich um einen Mann, der beson ders in literarischen Kreisen verkehrte. Er behauptete, daß er nach der Machtübernahme „ins Konzentrationslager ge kommen und dort mißhandelt" worden sei. Er stellte sich unter dem Namen Herbert Müller vor, habe jedoch seine Bücher unter dem Pseudonym Peter Martin Lampel geschrieben und sei mit dem Kleistpreis aus- gezeichnet worden. Mit einem schwedischen Verleger ver bandelte er über die Herausgabe einer internationalen Zeitschrift, die „Die große Glocke" heißen sollte. In den verschiedensten internationalen Kreisen und von der jüdischen Gemeinde in Stockholm würde e r f i n a n z i e l l u n t e r st ü tz t und unternahm nach den nordischen Nachbarländern Vortragsreisen. Er wurde entlarvt, als kürzlich in Deutschland ein neues Buch von Peter Martin Lampel erschien. Die Kriminalpolizei stellte fest, daß Müller Unterschlagungen und Sittlichkeitsverbrechen begangen habe. Er wurde deshalb in Haft genommen und dürfte au- Schweden ausgewiesen werden. Am 19. Januar „Erinnerungssammlung" des WHW! Politische Leiter sammeln am Sonntag, 19. Januar, für das WHW! Überschwemmungen am Mittelrhein. Die Reichsstrombauverwaltung Koblenz teilte Dienstagabend mit, daß der Oberrhein und seine Nebenflüsse stündlich noch weiter ansteigen. In Koblenz drang im Lause des Tages das Wasser in zwei Straßen ein und überschwemmte sie. Auch die Keller wurden unter Wasser gesetzt. Sämt liche Leinpsade am Mittelrhein stehen jetzt unter Wasser, ferner stieß bei Koblenz ein mitWeidenbeladenes Boot mit drei Mann Besatzung beim Durchfahren der Schiffsbrücke gegen eine Ankerkette und kenterte. Das Boot wurde von der Strömung unter Wasser getrieben, so daß das Boot und die Ladung versanken. Die Be satzung konnte sich retten. Schweres Lawmenunglück bei Garmisch-Marienkirchen. Drei Skiläufer unter den Schnccmassen begraben. Einer von ihnen vermochte sich selbst zu befreien. Wie die Rettungsstelle des Deutsch-Österreichischen Alpcnvereins bei Partenkirchen meldet, verschüttete zwischen Schneefernerhaus und Knorr-Hütte eine Lawine drei Skiläufer. Einer von ihnen konnte sich selbst befreien. Vom Schneefernerhaus und von Garmisch- Partenkirchen gingen sofort Nettungskolonnen zur Suche nach den beiden übrigen Läufern ab. Die Lawine war sehr breit und hatte eine Länge von 700 Meter erreicht. Die Rettungs- t expedition arbeitete mit allem Nachdruck, um die Verschüt teten noch lebend zu bergen. Die Hofsnung war aller- I drngs nicht sehr groß, da 'der Schnee sehr schwer und naß ist. Die Leiche des Deutsch-AmerKaners Dr. Stein bach konnte später geborgen werden. Vermißt wurde noch eine Frau Schwaben aus New Uork. Man glaubt, daß sie unfern der Stelle liegt, an der die Leic^ Steinbachs gefunden wurde. LaVinen und Hochwasser in der Schweiz. Überschwemmungen im Elsaß. Nach Meldungen aus Basel hat die warme Tempera tur im Berner Oberland und in Wallis die Schnee schmelze so beschleunigt, daß sämtliche Flüsse Hochwasser führen. An mehreren Stellen hoben sie bereits die Hochwasserverbauungen weggerissen. Brienzer und Thuner See sind stark gestiegen. In der Nähe von Sitten lösten sich durch die Nässe große Erdmassen l o s und verschütteten die Straßen. Der Wintersportplatz Mont Genövre ist durch Lawinengefahr und Hochwasser gänzlich vom Verkehr nach Norden abgeschnitten. Die Bewohner müssen sich auf italienischem Gebiet ver proviantieren. Im bekannten Val Formazza sind nicht weniger als zehn Lawinen niedergegangen und haben böse gehaust. Die Mont-Cenis-Straße ist durch eine große Lawine verschüttet. Im Mittelelsaß sind die Jura- und Vogesen flüsse hoch angestiegen. Die Ill hat große Strecken von Wiesen- und Ackerland unter Wasser gesetzt. In der Gegend von Schlettstadt sind die Straßen schon teilweise vom Hochwasser überflutet. Das Dorf Jllhäusern ist ganz von einem See eingeschlossen. Auch in zahlreichen Vogesentäkern ist die Lage bedrohlich. Die Feuerwehren sind überall in Alarmbereitschaft. Wovon man spricht. Winters Anfang? — Narrcnweisheit lehrt den Alltag ehren. — Wieviel verdienen Sie? — Das Glück wird persönlich. Und lacht der Frühling noch so sehr, es muß doch Winter werden — so möchte man am liebsten angesichts der Launen des Wettergottes einen bekannten Vers um- kehren. Wir waren dem Lenz im Winter völlig machtlos ausgeliefert, doch konnten wir beim besten Willen nicht unsere Pelzsachen einmotten und die Sommerkleider her vorholen. Was hätten wir auch bei zehn Grad im Schatten machen sollen, wo uns der Kalender schwarz auf weiß bewies, daß wir uns im Monat des Schnees und Eises befanden? Nun hat der Winter mit einem Male dem Lenz das Handwerk gelegt und die Zügel wieder straff gezogen. In vielen Gegenden unseres Vaterlandes bedeckt tiefer Schnee die Fluren, von denen man noch soeben ge dacht hatte, sie würden ergrünen, und Schlittschuhe, Schlitten und Schneeschuhe kommen, wenn auch verspätet, zu ihrem Recht. Wir haben in diesen Tagen im Rhein land sogar ein Unwetter von unerhörtem Ausmaße er lebt, das leider auch schwere Opfer gefordert hat. Man kann sich schwer vorstellen, mit welcher Gewalt das ent fesselte Element gewütet hat. Der Mensch ist außerstande, solchen Naturkatastrophen vorzubengen oder sie auch nur vorauszusehen. Dazu treten sie gar zu plötzlich auf. Alles, was wir tun können, ist, die Not der betroffenen Volks genossen zu lindern und ihnen beim Aufbau ihrer Exi stenz behilflich zu sein. Daran wird es gewiß nicht fehlen, denn im neuen Deutschland steht niemand allein, der un verschuldet in Not geraten ist. * Prinz Karneval hat wieder sein Regiment angetreten. Er findet wie stets eine willige Gefolgschaft, und jeder mann ordnet sich seinen Lannen und Befehlen unter. Es ist, als schlüpften die Menschen in dieser Zeit aus ihrer Haut, um sich selbst von außen zu betrachten. Eine solche Betrachtung kann niemals schaden, denn sic führt oft zur Selbsterkenntnis. Da lebt man nun den größten Teil des Jahres tagaus, tagein dahin, verrichtet seine Obliegen heiten, schluckt seinen Ärger hinunter oder erlebt auch ein mal eine Freude, wie's gerade kommt, und spürt doch in der geheimsten Herzensfalte mitunter, daß einem etwas fehlt, nämlich das Bewußtsein dafür, daß ein Sinn und Zweck hinter dem ganzenXMtagsgetriebe steht. Man ver wünscht oft diesen Alltag und erträumt sich mit Hilfe seiner Einbildungskraft ein Reich der farbigen Freude und der beschwingten Heiterkeit. Nun ist dieses Reich an gebrochen, und Prinz Karneval ist in ihm der Diktator. Wir entfliehen dem Alltag, um, wenn die Herrscherherrlich keit des Prinzen vorüber isA reuig' — zum Alltag zurück zukehren. * Die Glücksmänner der Arbeitsbeschaffungslotterie sind wieder da, und das Glück hat bereits in vielen Häusern Einkehr gehalten. Zwischen den Glücksmännsrn und der Bevölkerung hat sich anXvielen Orten ein herz liches Verhältnis herausgebildet. Wir kannten bei den früheren Lotterien Frau Fortuna nicht von Angesicht zu Angesicht. Ter Lotteriebetrieb war eine persönliche, nüchterne Sache, bei der von einer inneren Teilnahme nicht die Rede sein konnte. Nun treten uns die Glücks boten persönlich gegenüber, immer freundlich, nett und manchmal auch mit gutem Humor. Es ist, als ob sie sich mitfreuten, wenn das bei ihnen ge zogene Los ein Treffer ist, als ob sie von dem schönen Ehrgeiz ergriffen wären, möglichst vielen Menschen zu ihrem Glück zu verhelfen, während anderer seits die Loskäufer ihnen gern die Freude machen, ein Los bei ihnen zu erstehen. Letzten Endes haben aber beide, Glücksboten und Loskäuser, das Empfinden, in erster Linie nicht für sich persönlich tätig zu sein, sondern im Dienste einer großen Sache zu stehen, die sich an die Gesamtheit des Volkes wendet und darum in gleicher Weise jeden einzelnen angeht. Wenn das Glück so durch die Bande der inneren Zusammengehörigkeit die Menschen miteinander verbindet, so ist es wohl kein Wunher, daß es so häufig bei ihnen einkehrt. Durch Nacht zum Tag Roman von Kurt Martin. All« Rechte Vorbehalten. Nachdruck verboten. Copyright by , Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. SO . Und Adalbert Iordan dachte viel an Ilse Burckardt. Er war froh und glücklich, als er am Sonntag in ihrer Gesellschaft weilte. Er traf sie auch itt den nächsten beiden Wochen wiederholt in der Stadt, — vielleicht nicht ganz Zufällig, — und dann ward er auch in das Haus ihrer «Ärern geladen. Jetzt dankte er seinem guten Stern, daß Mary Wilken fern weilte, daß der Klatsch in der Stadt Vicht noch größer geworden war und Ilse und ihre Eltern Nichts von seinen Beziehungen zu der Sängerin wußten. Da flatterte eines Tages ein rosa Briefchen in sein Himmer. „Lieber! Ich bin wieder in Leipzig. Komme heute Nach mittag drei Uhr zu mir. Mary." — Verdammt! Was nun? — Absagen? — Dann wurde sie vielleicht seine Feindin! — Nein, vorsichtig sein! Er war zur gewünschten Stunde bei ihr. Sie zog ihn zum Diwan, riß ihn an sich und küßte Dhn. Er verhielt sich in leichter Abwehr. Da fuhr sie auf. „Schau mich an!" Er fragte verlegen. „Was willst du?" „Schau mich an!" Er sah in ihre Augen und r 'e s^orn darin stand. „Du liebst eine andere!" Er wehrte. „Nein, du irrst dich." „Du bist verändert!" „Es kommt dir nur so vor!" „Du! — Ich bin deinetwegen schon jetzt wicdergekom- wen. Erst in acht Tagen findet mein erstes Auftreten hier statt. — Du! Um mit oir ein paar schöne Tage ver- Wen zu MnM" „Ich bür aber jetzt jeden Tag besetzt. Ich kann die Vorlesungen nicht versäumen. Du mußt wissen, daß ich mich nun endlich in die Materie einarbeiten muß. Dann habe ich heute Kneipabend. Morgen bin ich zum Abend essen bei Familie Burckardt geladen." Sie befahl: „Du wirst morgen früh mit mir nach dem Harz fahren! Wir werden ein paar schöne Tage verleben. — Es gibt keinen Widerspruch! — Morgen früh acht Uhr fahxen wer!" „Aber —" „Adalbert!" Es klang drohend. Er war ratlos — Sollte er es zum Bruch kommen lasten? -- Oder lieber nachgeben? — Er lenkte ein. „Ich fahre gern mit. Aber nicht morgen. Morgen kann ich nicht." „Weshalb?" „Ich muß morgen die Vorlesung hören. Und die Ein ladung der Familie Burckardt kann ich nicht in letzter Minute ablehnen. Ich verscherze ja die Einführung in alle besseren Kreise! Ich bin froh, daß mein Freund Reinhold mich mit Burckardts bekannt gemacht hat." „Burckardt? — Die haben eine Tochter!" „Ja." „Deshalb willst du zu ihnen!" „Ich denke nicht daran!" „Hüte dich!" Ihre Augen drohten. Er fuhr auf. „Erlaube! Bin ich dein Sklave? Wenn du mir Vor schriften machst, komme ich nicht mehr hierher!" Sie sah ihn mit einem eigentümlichen Ausdruck an. „So! — Schön, folge der Einladung! — Du versicherst also, daß du nicht wegen der Tochter zu Burckardts gehst. — Ich glaube dir! — Es wäre nicht angenehm für dich, wenn du mich anlügen würdest." Sie ergriff seine Hand. „Adalbert! Hast du vergessen, was war? Gilt dir Frauenliebe so wenig? — Dein Freund hat an dir herum- .gehetzt! Ich haste diesen gelassenen, kalten MemLen. Er gönnt es dir nicht, daß du mein Freund bist! Er tut es aus Neid, aus Bosheit!" „Du irrst dich! Er meint es ehrlich." „Ehrlich?" Ihre Augen brannten in den seinen. „Hat er dir nicht gestanden, daß — er vor dir um meine Gunst warb, daß ich ihn mit Hohn und Spott abwies?" Triumphierend beobachtete sie ihn. — Die Lüge hatte geholfen! — Er war betroffen! —» So war es recht! — Sie nickte. „Ja! Daß hat er dir nicht gesagt, und er wird es in Abrede stellen, wenn du ihn darum fragst! — So sind die Männer! Sie geben es nicht zu, wenn sie in Liebcsdingen eine Niederlage erhielten; aber sie rächen sich dann an des Frau, die sie abwies, indem sie oen von ihr Erwählten gegen sie aufhetzen." Adalbert Jordan war überrascht. „Dann freilich. — Tas Hütte ich nicht von ihm erwartet!^ — Aber ja, stille Wasser sind lief!" Sie nutzte seine Stimmung aus. „Siehst du! Und warst engherzig genug, ihm-Gehör zu schenken. Daß ich jeden Tag zehn neue Freunde haben könnte, weißt du! Aber ich will dich. Gerade dich, Adalbert Iordan! — Ein anderer wäre voller Glück, wenn ich ihm meine Gunst schenkte. Und du! —" Sie warf sich schmollend in die Kissen. Er stand unschlüssig. Er trat zu ihr. „Verzeih! — Ich —" und sank neben ihr nieder, „Mary!" Als er jedoch am anderen Abend in der Villa Burckardt der Tochter des Hauses gegenüber stand, da wuchs die Scheu in ihm, und er senkte den Blick unter den forschenden Mäd» chenaugen. Ilse Burckardt sagte: „Sie sehen heute etwas abgespannt aus, Herr Iordan. Ueberanstrengen Sie sich nur nicht mit dem Studium!" Er hatte ein schlechtes Gewissen und murmelte: „Ach nein! — Ich —. ich babe gestern Abend lang» gelesen." (Fortsetzung folgte