Volltext Seite (XML)
Nr. 12 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Mittwoch, den 15. Januar 1936 National- Tageszeitung für ^andwlrtschast und Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht kem Anspruch auf Lieferuna der Lei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beilegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 5. -Ziffer-Gebühr: Ll> — Vorgeschrie ben- Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — dmch^7rnntt übcrmu. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 Mttn Anzeigen men wir kein- G-Währ. — — — — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Vas wahre gelickt cler Sowjets Umsiurrrpropaganüs von üer Tribüne ctes Lrntrslexrkulivkomitres Wilsdruff-Dresden BeMtkungen am Rande. Dor dre^ Jahren im Lipper Land. ^Ärei Jahre sind es am 15. Januar her, als der ^cätionalsozialismus in einem kleinen deutschen Länd chen, in Lippe, in heißem Wahlkampf stand. Es wurde ein Sieg, der der Bewegung den Beweis für ihre Schlag kraft erbrachte und dem damals in Not und Elend leben den deutschen Volke ein Menetekel wurde. Wie hatte man gehöhnt, daß- Hitler so viel Aufhebens machte um die paar Stimmen in Lippe. Man hatte ihm eine sichere Niederlage, eine Blamage voransgesagt. Und als es dann ein Sieg wurde, ein großer Sieg, da kniffen die liberalistisch-jüdischen Propheten und fühlten, daß sich etwas vorbercite in deutschen Landen. Mit dem National sozialismus hatten auch seine Gegner damals die Empfindung, daß das Schicksal Deutschlands im lippi- schen Land entschieden worden ist. Die ganze Stoßkraft der nationalsozialistischen Idee, die sich damals im Wahl kampf in Lippe konzentrierte, war der sichtbare Beweis für den sich vorbereitenden Sieg, der schon 14 Tage dar auf erkämpft wurde. So war der 1 5. Januar in Lippe die Vorbereitung für den 30. Ja nn a r 1 9 3 3. Die Unbeugsamkeit, der eiserne Wille und die Zähigkeit triumphierten im schönen Lipper Land. — Es war kein Kinderspiel, dieser Wahlkampf. 15 Grad unter Null und Schnee und Eis und dann keine Städte, in denen Tausende in große Säle strömten, um sich die Wahlparolen anzuhören. Es war ein Kamps um den einzelnen, ein Kamps gegen die Unbilden der Natur, ein Kampf gegen die falschen Propheten. Aber nichts konnte die Männer, die Träger der Idee waren, ob es Adolf Hitler, Göring, Goebbels oder der greise Litzmann waren, entmutigen. Sie sahen den Sieg, und sie erkämpften ihn mit aller Kraft und allem Überzeugungsmut, der ihnen innewohnte. Für ihren Kampf wurde ihnen am 30. Ja nuar 1933 der schönste Lohn. Für eine Idee haben sie gerungen, und ein ganzes Volk haben sie erkämpft. Das deutsche Lesebuch. Die deutsche Jugend ist der Garant der Zukunft. Sie in der nationalsozialistischen Weltanschauung aufzuziehen und ganz zu erfiillen mit der Idee, das ist Aufgabe unserer Zeit. Hier hat die Schule neben Elternhaus und Jugendführung einen großen Dienst am Volke zu leisten. Alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel hat sie auf das große Ziel auszurichten. So entspricht es der neuen Volkserziehung, wenn endlich auch die deutsche Zersplit terung, die sich in den Lehrmitteln zeigte, beseitigt wird. Jetzt endlich ist es so wett, daß der Schuljugend ein deutsches Lesebuch vorgelegt wird, ein Buch, dem der Grundgedanke zugrunde liegt, daß Deutschland ein großes Reich ist und nicht eine Summe von Einzelstaaten und Landschaften, die ihre Eigenart haben und gegen die Nation um jeden Preis sich erhalten. Erst kommt das Reich und dann die Landschaft. Erst kommt das Gemein same und dann das Eigentümliche. Schon an die Jugend muß in den ersten Schuljahren Lesestoff über Volks tum und Rasse herangebracht werden, auch sie muß schon im Keime mit der nationalsozialistischen Welt anschauung erfüllt werden. Im Mittelpunkt der Er ziehungsarbeit hat die völkische Einheit zu stehen, der die kulturelle Einheit entspricht. Jetzt gibt es ein deutsches Lesebuch, wo es früher allein in Preu ßen hundert verschiedenartige Lesebücher gab. Die hei matgebundene Schule wird daneben die Aufgabe zu er füllen haben, neben diesem Lesebuch die vorhandenen Heimat st offe zu pflegen und sie gleichsam als Er gänzung dem deutschen Lesebuch anzuheften. Zur Eierknappheit. Die Butterknappheit ist überwunden, jetzt sind die Eier knapp. Und schon geht das Gestöhne wieder los und das Gefrage: Weshalb gibt es keine Eier? Wir haben doch früher Eier gehabt. Wann kriegen wir wieder Eier? Was ist das für eine Wirtschaft? Woran liegt denn das wieder? — So geht das stundenlang weiter. Jede Frau und jeder Mann haben so ihre besonderen Berschen. Nur eines haben sie nicht oder wenigstens sehr wenig: die Überlegung. Erstens einmal sind die Eier um diese Jahreszeit immer knapp. Denn die Henne hat im Winter verständlicherweise nicht so viel Lust zum Legen wie im Sommer, wenn die Sonne scheint. Aber deswegen ist die Henne doch nicht die Schuldige. Nein, liebe Volksgenossen, die Schuld liegt bei euch selber. Die Butterknappheit wäre viel schneller überwunden gewesen, wenn nicht plötzlich alle wie rasend Butter gekauft hätten, viel mehr, als sie in gewöhnlichen Zeiten zn kaufen pflegen. Aber das geht ja wie eine ansteckende Krank heit durch das ganze Land. Wenn der eine schreit, schreien die anderen mit. Aber die Butterknoppheil wurde überwunden, wir haben dank unseren Handelsverträgen Butter hereinbekommen. Das habt ihr euch gefallen lassen. Aber ihr habt euch nicht Gedanken darüber ge macht, daß trotz der Knappheit der Preis derselbe geblieben ist. Wie war denn das früher? Sobald ^raend etwas knapp wurde, stieg der Preis. Heute gibt Auf der Sitzung des Zentralexekutivkomi. tees sprach nach einer Meldung aus Moskau der vom Kominternkongreß her hinreichend bekannte Leiter der kommunistischen Gewerkschasisinternationale, Losowski. Die kommunistische Gewcrkschastsintcrnationalc ist eine Sektion der Komintern. Es ergibt sich also die eigen artige und bezeichnende Tatsache, daß Losowski als Mit glied des Zentralexckutivkomitees ein hohes Staatsamt mit einer einflußreichen Funktion bei den Komintern ver bindet. In seiner Rede beschäftigte sich Losowski beson ders mit Japan, das er mehrfach in heftigster Weise angriff. Er gebrauchte u. a. die Wendung, daß die Sow jetregierung eine besondere fernöstliche Armee eigens ge schaffen habe, „um diese lieben Gäste zu empfangen". Es könne sein, daß in einem solchen Falle die japanischen Proletarier ihre eigene Hauptstadt besetzen würden. Überhaupt könnten die „Imperialisten", nämlich Deutsch land, Polen und Japan, überzeugt sein, daß ein Krieg gegen die Sowjetunion auch einen Krieg im eigenen Lande bedeutete. Nach dieser Anspielung ans Umsturzhoffnungen, mit denen man sich in Moskau nach wie vor trägt, wurde Losowski, der anscheinend vergessen halte, daß er nicht aus der Tribüne der Komintern sprach, noch deutlicher und sagte: „Wir wissen, gegen wen die Proletarier dieser Länder ihre Gewehre kehren werden . . . Ihr wollt Krieg haben, ihr Herren, probier! es! Und ihr werdet in euren eigenen Werken, Fabriken und Kolonien Krieg haben" (!). Diese Ausführungen Losowskis sind deutlich genug. Es muß unterstrichen werden, daß es sich bei dieser H e tz- rede diesmal nicht um eine Veranstaltung der Komintern gehandelt hat, die, wie man eifrig betont, angeblich nichts mit der Sowjetregierung zu tun hat. Diese Sätze wurden vielmehr auf einer Versammlung besprochen, die sich zur Betonung ihres amtlichen Charakters gerne „Sowjet parlament" nennt. Moskaus Wühlarbeit im Vorderen Orient. Es liegen sehr greifbare Anzeichen dafür vor, daß Moskau unter Benutzung der internationalen Span nung, der Unruhe am Mittelmeer und der Erregung der Araber von Ägypten bis Syrien bestrebt ist, die in Palästina herrschende jüdisch-arabische Spannung nach Kräften zu schüren. Moskau will, wie aus Beirut berichtet wird, offenbar auf diese Weise über den Umweg einer nationalen Revolution im Vorderen Orient die bolschewistische Revolution vor bereiten. Sowjctrussische Gelder fließen in der letzten Zeit immer reichlicher in die arabischen Kampforgani sationen. Mein in den letzten beiden Monaten sind an gewisse arabische Vermittler 12 000 Pfund gezahlt worden. Mit diesen Geldern wird eine umfangreiche Einfuhr von Waffen durchgeführt, die teilweise japanischer Her kunft sind und ihren Weg über Transjordanien und die Sinai-Halbinsel nehmen. Die arabische nationale Be wegung und ihre Presse, die in der letzten Zeit sich gegen über England noch angriffslustiger zeigt als gegen die Juden, bleibt offenbar zumeist in Unkenntnis der wirk lichen Drahtzieher. Die arabischen bewaffneten und a u s g e b i l d e t e n kommunistischen Ab teilungen zählen zur Zeit 8000 Mann. Doppelt so stark ist der diesen Abteilungen zur Verfügung stehende Ersatz. Auf Moskauer Anweisung hin, die über Damaskus kommt, sollen die arabischen Unruhen in dem Zeitraum bis Ende Februar ausbrechen, es das nicht mehr. Weil der Staat nicht mehr Lust hat, Schiebergewinne dem einzelnen zuzustecken. Knappheit kann wohl heute dann und wann eintreten» aber keine Verteuerung. Das ist auch was wert. Außerdem wollen wir nie vergessen, daß wir in den Jahren des Aufbaues einen schnell wachsenden Bedarf haben und daß es dem Acker, den Schweinen, den Kühen nnd den Hühnern schwer wird, Schritt zu halten. Da kann es also schon mal vorkommen, daß vorübergehend eine Verknappung eintritt. Die werden wir ertragen müssen, weil wir nicht gleich im selben Moment unser teures Geld ins Ausland werfen können, um Eier heranzuschaffen. Die Butter knappheit hat der Staat überwunden, er wird auch der Eierknappheit Herr werden. Und wenn morgen irgend etwas anderes knapp wird, was sehr wohl möglich ist, dann wird er auch hier erfolgreich gegen die Knappheit ankämpfen. Wichtig ist nur, daß das Volk seine Hal- <u n a bewahrt. und zwar beginnend mit Überfällen nicht nur auf die Städte, sondern auch auf diejüdischen Landstedlungen in Nordpalüstina. Mit diesen Landsiedlungen ist die untergaliläische Ebene Jesreel zwischen Haifa und dem Jordan gemeint, in der die meisten jüdischen Siedlungen liegen. Auch Überfälle auf englische Polizei» Stationen sind vorgesehen. Sowjetrusfischer Heereshaushall von 14,8 Milliarden Rubel vom Haupt vollzugsausschuß angenommen. DNB. Moskau, 15. Ianuat. In der gestrigen Vor. miltaassitzung des Hauptvollzugsausschusses sprach Molotow das Schlußwort zur Debatte über den Wirtschaftsplan für 1936. Anschließend wurde die Entschließung angenommen, daß der Hauptvollzugsausschuß voll und ganz die Innen- und die Außenpolitik der Regierung billige und den Plan für 1936 be stätige. Auf der gestrigen Abendsitzung, zu der Stalin wieder er schienen war, hielt Finanzkommisjar Erinko fein Referat über den Staatshaushalt für 1936. Erinko hob wiederholt hervor, daß die Sowjetunion infolge der durch die Stachanow-Bewe» gung gesteigerten Produktion auf bedeutende Erhöhung der Staatseinnahmen rechnen könne. Im übrigen waren die Aus führungen Grinkos ziemlich verschwommen. Da innerhalb der Scwietwirtschast teils Verrechnungsverkehr, teils Geldverlehr besteht, ergeben die Angaben des Staatshaushaltes durchaus kein vollständiges Bild über die ganze Finanzgebarung. Erinko nannte zum Beispiel nicht die Einnahmen des Staates aus dem Binnenhandel, die seit der Abschaffung der Lebensmittel karten erheblich zugunsten des Staates gestiegen sein müssen. Die größte Beachtung verdienen die Zahlen, die Grinks über die Aufwendungen für Heereszwecke nannte. Der Voran schlag sür 1935 hätte sür Heereszwecke 6,5 Milliarden Rubel festgesetzt. Durch die Nachfvrderungrn des Verteidigungskom missariats habe sich diese Summe auf 8,2 Milliarden Rubel erhöht. Für das Jahr 1936 seien für Heeresausgaben 14,8 Milliarden Rubel vorgesehen. Mit der mit großer Spannung erwarteten Haushaltrede des scwjetrussischen Finanzkommissars E-rinko, in der er die Höhe des neuen Sowjetwehrhaushaltes bekanntgab, trat der Hauptvollzugsausschuß in die Behandlung des zweiten Punk tes der Tagesordnung ein. Der große Kreml-Palast, der über füllt war, erlebte einen großen Tag. Der Bundesrat und der Nationalitätenrat — die beiden Kammern des Bundeshaupt- vollzugsausschusses der gefamten Sowjetunion — tagten ge meinsam; im Präsidium waren die Spitzen der gesamten Sow jetregierung .und der bolschewistischen Partei mit Stalin, Mo lotow, Kalinin, den meisten Volkskommissaren und den Vor sitzenden der verschiedenen Sowjetrepubliken vertreten. Heber die Aufnahme des Inständigen Berichtes des Fi- nanzkvmmissars Erinko zum Staatshaushalt der Sowjetunion für 1936 verbreitet die sowjetamtliche Nachrichten-Agentur Taß unter anderem folgendes Stimmungsbild: „Die Ausmerk, samkeit, mit der hier der ganze Saal den Bericht des Finanz kommissars anhört, steigert sich und wird besonders angespannt, als er zum Ausgabenposten des Haushaltes sür die Verteidi gung übergeht. Unter donnerndem Jubel nennt sodann Erinko die sür das Verteidigungskommissariat vorgesehene Zahl." Bouisson zum ^6. Male französischer Kammerpräsident. Die französische Kammer wieder zusammengetretcn. Die Wiederaufnahme der parlamenta rischen Arbeit der französischen Kammer spielte sich am Dienstagnachmittag in um so größerer Ruhe ab, als dieser erste Srtzungstag nur den Erneue rungswahlen der Mitglieder des Kammerpräsidiums ge widmet war. Neben dem Präsidenten galt es sechs Vize präsidenten nnd zwölf Beisitzer zn wählen. Der bisherige Kammerpräsident Bouisson wurde mit 3l9 von 387 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt worden. Bouisson ist damit zum 16. Male hintereinander Präsident der französischen Kammer. Zu Vizepräsidenten wurden wiedergewähltr Delvos, Fraktionsvorsitzcnder der Radikalsozialistischen Partei, mit 396 Stimmen, Moncelle mit 394 Stimmen, de Chammard mit 369 und Henry-Pa tä mit 315 Stimmen. Nen gewählt wurden zu Vizepräsidenten: Brackö (Sozialist) mit 361 und Sonlicr (Marin- ' Gruppe) mit 324 Stimmen.