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MÄmfferAgeblÄ Nationale Tageszeitung für sandwirtschoff und D-r „Wilsdrufser Taaebla«" erscheint werktags nachm. «Uhr Bezugspr. monatl 2RM frei Haus, bet Postbestellung 1,80 RM. zuzügl^ Bestellgeld Einzelnummer lg Rps All- Postanstaltcn, Postboten, unsere Austräger u Geschästsstelle Fall"°höhtt°rBewal"oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht Mn Anspruch — aus Lieserung d-r Zei- timg oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriststücke erfolgt nur, wenn Ruckporto beiliegt, alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise lau« aufliegender Preisliste Nr 5, — Z t f f e r - G e b ü h r : M Rpsg, — Dorgeschrie- bene Erschetnungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt — Anzeigen-Annahm« bis vormittags w Uhr . Für die Richtigkeit der durch Fernruf übcrmi«. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 306 testen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr, - — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß, Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Kr. 10 — 95. Jahrgang. Drahtanschrift: „Tageblatt" Wi lsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264(1 Montag, den 13. Januar 1936 Amerikas Agrarkrise. Roosevelts zweite Niederlage. — Gründe und Hinter gründe der amerikanischen Landwirtschaftspolitik. Eine zweite schwere Niederlage hat der Präsident der Vereinigten Staaten in diesen Tagen erlitten. Der Oberste Gerichtshof hat erklärt, daß das „landwirt schaftliche A u s g l e i ch s g e s e tz", das für die Roosevelt-Aera charakteristisch war, verfassungs widrig fei. Schon die Ungültigkeitserklärung des Nira-Gesetzes hatte im vergangenen Sommer die Stel- lu^ Roosevelts stark geschwächt. Nur die Farmer, denen das Gesetzeswerk Roosevelts nach wie vor einträgliche Einkünfte verschaffte, hielten mit den demokratischen Parteianhängern fest an Roosevelts Programm. Der erste Angriss auf seine Landwirtschaftsgesetzgebung ging von denjenigen aus, die seit 1933 die Kosten für die Farmerhilfe aufbringen mußten, nämlich den Verarbei tern der Agrarerzeugnisse. Das landwirtschaftliche Ausgleichsgesetz wurde 1933 von Roosevelt ins Leben gerufen. Es war als eine Art Entschädigung für die großen Verluste, die die Far mer in den Fahren des landwirtschaftlichen Preisverfalls erlitten hatten, gedacht. Es gipfelte in der Bestimmung der Einschränkung der landwirtschaftlichen Anbaufläche und damit der Erzeugung. Auf diese Weise sollte es dem Staat leicht gemacht werden, den Umsang der Erzeugung zu kontrollieren und Mengen und Preis in ein angeblich „gesundes" Verhältnis zueinander zu bringen. Für diese Einschränkung der Anbaufläche erhielten die Farmer, die sich freiwillig zur Verminderung des Anbaus bereit erklärten, Hobe Prämien gezahlt. In den letzten zwei Fahren erhielten etwa drei Millionen Farmer mehr als eine Milliarde Dollar Entschädigung. Rach und nach bemächtigte sich der verarbeitenden Kreise Unzufrieden heit über die Steueraufbringung, die sie als überflüssige Last empfanden. Die Unzufriedenheit wuchs, als das System Roosevelt durch die Ungültigkeitserklärung der Rira-Gesetze erstmalig ins Schwanken geriet. Und wie immer, wenn ein Staatsmann Schiffbruch mit seinem Programm erleidet, sagte ein Teil der bisherigen An hänger Roosevelts die Gefolgschaft auf. Ein Staat nach dem anderen entschied sich dahin, daß die Landwirt- schaftsgcsetze verfassungswidrig seien. Die Verarbettungs- kreise lehnten in der Folge die Ausbringung der Ver- arbeitungssteuern ab, und der Regierung blieb nichts anderes übrig, als die Abgaben an die Landwirtschaft aus eigenen Mitteln zu zahlen. Nachdem mm anch der Oberste Gerichtshof der Ver einigten Staaten sich der Auffassung angeschlossen hat, daß die landwirtschaftlichen Ausgleichsgesetze widerrecht lich feien, mußten die Zahlungen an die Farmer zwangsläufig sofort eingestellt werden. Zum größten Leidwesen der Farmer selbst, zum vielleicht weniger großen Roosevelts, der sich neuerdings zu einer großzügigen Sparparole bekannt hat, von der man wohl annehmen dars, daß sie im engsten Zusammenhang mit dem bevorstehenden Wahlkampf in USA. steht. Einst weilen verlangen die Farmer wenigstens Entschädigun gen für die Einschränkungen der Anbauflächen, die vor Fällung der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes bereits angemeldet waren. Wie weit sie durchdringen werden mit ihrer Forderung, wird die Zukunft lehren. Roosevelt hat ihnen zwar Hilfe zugesagt, hat von einer „moralischen Verpflichtung zur Zahlung" gesprochen. Einstweilen aber ballen sich drohende Wolken über den Staaten zusammen. An den internationalen Waren märkten, vor allem an den amerikanischen und englischen Baumwoll- und Weizenmärkten, haben dis Preise einen schweren Einbruch erlitten, teilweise um 11 bis 16 Punkte. Verständlicherweise, denn, so rechnen die Interessenten, jetzt iverden die bisher künstlich hochgehaltenen Preise zwangsläufig fällen müssen, zumal sich die Far mer schon aus persönlichen Gewinnrücksichten heraus in Zukunft mit aller Energie auf eine neuerliche Auswei tung ihrer Anbauflächen stürzen werden, um wenigstens durch möglichst, große Mengenerzeugung bei kleinen Preisen die Verluste am Preis wettzumachen, die ihnen aus der aufgehobenen Farmerhilfe entstehen. Ob dagegen das Farmerproblem durch die neuen Verhält nisse geklärt werden kann, ist mehr als zweifelhaft. Ge naue Kenner der Vereinigten Staaten und ihrer Agrar verhältnisse versichern, daß die Lösung des amerikanischen Farmerproblems eine Unmöglichkeit darstellt, und zwar deswegen, weil es einmal heute in Amerika mindestens eine Million Farmerfamilien zu viel gibt, für die man beim besten Willen angesichts des riesigen Arbeitslosenheeres der Vereinigten Staaten keine neuen Beschäftigungsmöglichkeiten Weitz, und zum anderen, weil der amerikanische Bauer zu hohe Ansprüche an das äußere Leben (Radio, Auto usw.) stellt, Nm die gegenwärtigen Vorgänge in USA. zu ver stehen, mutz man ein wenig in der Entwicklungsgeschichte der amerikanischen Landwirtschaft zurückblättern. Ur sprünglich war es so, daß man dankbar vom Boden hin- nahm, was der Boden hergab, und er gab reichlich, denn überall noch fand man jungfräuliches, bis dahin un- anacbautes Land. Der Reichtunudes Bodens aber wurde Jie Saar im erste« BefreiiiWMr. Gauleiter Bürckel über die politische und wirtschaftliche Lage. Am Jahrestag der Saarbefreiung zieht der Gauleiter Bürckel, der den Kampf für das Deutschtum an der Saar geführt hat, eine Bilanz und überblickt die poli tische und wirtschaftliche Entwicklung im befreiten Gebiet im vergangenen Jahre. In einer Unterredung ließ sich der Gauleiter über die wirtschaftliche Lage dahin aus, daß der binnen deutsche Markt sich im Laufe des verflossenen Jahres als ausnahmebereit erwiesen hat. Der noch bestehenden Schwierigkeiten hoffe man durch weitgehende Jndustrieumstellung Herr zu werden. Die Arbeits beschaffungsmaßnahmen und die großen Projekte, wie zum Beispiel die Saarregulierung, größere Straßen bauten und Häuserreparaturen, erscheinen dem Gauleiter in der Hauptsache als Zwischenmahnahmen, die die notwendige Zeit geben, normqle wirtschaftliche Verhält nisse und damit Arbeit für jeden Volksgenossen zu schaffen. Die Frage wegen der Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung im Saarland beantwortete Gauleiter Bürckel folgender maßen: Auf diesem Gebiet bleibt für uns noch sehr viel zu tun. Das Saarland hat die ganze politische Entwicklung des Reiches sozusagen in Konzentration durchzumachen. Die Saarländer find, das haben sie ihrem Polk und aller Welt bewiesen, deutsch bis ins Mark. Wir sagen: Jeder Deutsche ist Nationalsozialist. Dem Saarländer aber mutz man nun in einem Anschauungsunterricht zeigen, daß jeder Nationalsozialist ein Deutscher ist. Die NSDAP, wird prozentual im Saarland am stärksten im ganzen Reich sein. Alle Mitglieder der Deutschen Front erheben Anspruch darauf, würdig zu sein, in die NSDAP, ausgenommen zu werden. Die Deutsche Front zählt mehr als 90 Prozent aller Wahlberechtigten. Es wird mir nie in den Sinn kommen, auch nur einen einzigen dieser braven Männer abzulehnen. Meinen stärksten Glauben habe ich an den saarländischen Arbeiter. Er war einer unglaublichen politischen Kanonade seiner Gegner ausgesetzt. Trotz allem hielt er stand. Er hatte den gesunden Instinkt, und wo der Instinkt ge sund ist, da läßt sich die gerechte und gesunde Sache immer gewinnen Ausschüttung M der Saarspende an Kriegsopfer. Der Reichsarbeitsminister hat 100 bedürftigen Kriegs opfern des Saarlandes Unterstützungen von je 100 Mark aus der von ihm zur Erinnerung an den Abstimmungs sieg vom 13. Januar 1935 errichteten Saarspende zu kommen lassen. Die Saarspende, die noch durch eine Reihe sonstiger Zuwendungen ergänzt wird, soll den Kriegs beschädigten und Kriegshinterbliebenen des Saarlandes zeigen, daß man die Opfer nicht vergessen ha^ Der WM zu den defreiungsfeiern. Am Sonntag begannen im Saarland die Be frei u n g s f e i e r n am ersten Jahrestag der Volksab stimmung mit einer großen Anzahl von örtlichen Feiern. In allen Kreisorten hielten die Kreisleiter an die Volks genossen und die Formationen der Partei begeisterte An sprachen, in denen auf die Bedeutung des Tages auch als Markstein für die Befriedung Europa« hingewiesen wurde. In den meisten Orten fanden Um- beNennungen von Straßen und Plätzen statt, die das Gedächtnis an den geschichtlichen 13. Januar und die Befreiung des deutschen Saarvolkes für alle Zeiten wachhalten sollen. Bereits am Sonnabend hatte eine große Fest- kundgebung im Saarbrücker Stadttheater den Auftakt zu den Feiern gegeben. Die Stadt war, wie alle Orte des Saarlandes, mit Fahnen und Girlanden ge schmückt. Die Kundgebung in Saarbrücken wurde mit Begrüßungsworten des Intendanten Huber vom Saar brücker Theater eröffnet. Mit lautem Beifall begrüßt, ergriff dann Reichskulturwalter Hinkel das Wort. Er wies darauf hin, daß der Nationalsozialismus nicht nur das Recht auf Arbeit erkämpft habe, sondern auch das Recht für jeden deutschen Volksgenossen, an dem künstle rischen und geistigen Leben der Nation teilzunehm«». Zum Schluß betonte er, daß er als Sohn her Westmark wisse, wie schwer man an der Grenze zu kämpfen habe. Von der Reichskulturkammer aus werde alles geschehen,.um ans dem Saarland ein kulturpolitisches Bollwerk für die deutsche Kunst und das gesamte deutsche Geistesleben aufzubauen. „Platz der DeuMen Front." Im Rahmen der großen Feiern wurde am Sonntag in Saarbrücken in einer Feierstunde vor dem Rat haus der historische Rathausplatz in „P l a tz d e r D e u t- schen Front" umgetauft. Oberbürgermeister Kreis- leiter Dürrfeld wies auf den 15jährigen Leidensweg des deutschen Saarvolkes hin, in dessen Herz der Glaube an Deutschlands Sendung niemals untergegangen war. Er schilderte den harten Kampf um diesen Fleck geheilig ter deutscher Erde, bis dann der Ehrentag des Abstim mungssieges vom 13. Januar 1935 kam. Dieser Abstimmnngssteg, so führte der Oberbürger meister aus, bedeutete nicht nur ein bedingungsloses Bekenntnis des Saarvolkes zu Deutschland und seinem Führer Adolf Hifler, er war auch ein Aus- vruck deutfchcn Selbstbehauptungswillens gegenüber den Anfechtungen fremder Mächte. Gauleiter Bürckel als damaliger Saarbevollmächtigter habe diesen Kampf mit seinen Getreuen geführt. Untrenn bar sei sein Name mit dem schicksalhaften Geschehen des 13. Januar 1935 verbunden. Oberbürgermeister Dürr feld schloß mit den Worten: „Die Deutsche Front war das Bollwerk des deutschen Willens und der deutschen Kraft. Deutsche Front ist der Ehrenname der Gemein schaft aller Deutschen an der Saar, die bereit waren, ihr Letztes für Deutschland zu geben. Als Hoheitsträger der Stadt Saarbrücken weihe ich daher in dieser Stunde zum steten Gedenken der Deutschen Front diesen Platz. Der Rathausplatz zu Saarbrücken soll künftig den Namen tragen: „Platz der Deutschen Front". Den Ruhm seines Namens aber sollen auf ewig verkünden die Glocken über uns im Rathausturm zu Saarbrücken. Deutsch ist die Saar, deutsch immerdar." Zum Abschluß der Kundgebung wurde de-r Groß« Zapfenstreich zum Vortrag gebracht. zum Verhängnis, als man in Amerika, vor allem in der Kriegszeit, dazu überging, sich gewaltsam aus die Massen erzeugung (ebenso wie in der Industrie!) einzustellen. Die in den Krieg verwickelten Staaten waren damals dank bare Abnehmer jeder Menge von Lebensmitteln. Zur Steigerung des Ertrages ging man schnellstens znr inten siven Wirtschaftsweise über, holte mit den hervor ragendsten technischen Mitteln das denkbar Mögliche ans dsm Boden heraus, bis man eines Tages mit Entsetzen feststellen mußte, daß die Abnehmer für diese Ernte schätze ausblieben und daß die bisherigen Kunden mehr und mehr ihren Bedarf aus eigener Scholle zu decken versuchten. Was sollte der Farmer jetzt mit seinem Überfluß machen? Steuern und Zinsen und Abgaben blieben dieselben, die Ausgaben aber sanken. Je mehr er anbaute, um so stärker fielen die Preise, um so weniger wurde ihm der Lohn seiner Arbeit zuteil. In dieser zwiespältigen Lage erschien Roosevelts Hilfsplan wie eine Erlösung. Roosevelt hoffte, durch vorgetäuschio WMschastsblüte die Farmer bei Laune zu halten, ließ nicht nur riesige Mengen Weizen, Baumwolle, Reis, Tabak Zucker und Vieh staatlicherseits anfkaufen, sondern auck großenteils vernichten, verbrennen, ins Meer schütten. um den preisdrückenden »berfiuß zu beseitigen. Darüber hinaus ließ er den Anbau vermindern. Wie zweischneidig Reser Vorgang war, zeigte sich bereits in den Jahren >934 und 1935, in denen die Ernteerträge weit hinter denen der Normaljahre 1928 bis 1931 zurückblieben. Die enorme Dürre hatte ungeheure Werte zerstört, und durch die vorher betriebene künstliche Vernichtung großer Erntebestände wurde mit einem Male der Mangel an Reserven doppelt empfindlich spürbar. Im Sommer !935 waren die Angebote so knapp und die Preise so hoch, daß die Hausfrauen, die in den Vereinigten Staaten nahezu allmächtig sind, offen in den Käuferstreik traten. Die Tatsachen sprachen offen gegen die Roofeveltfchen Erzeugungsbeschränkung. Noch weiß niemand, wie die amerikanische Farmer frage weiter gelöst werden soll. Aber vielleicht, vielleicht wird über den Umweg der Ungültigkeitserklärung der Farmerhilfe der Weg frei zu einem wieder gesunden Austausch amerikanischer landwirtschaftlicher Erzeugnisse aegcn die Fertigwaren anderer Länder, der in den letzten Fahren an dem übertrieben hohen, künstlich gehaltenen 'tt-isniveau der Vcreiniatcn Staaten scheiterte. L. Hamel.