Volltext Seite (XML)
Boot fast senkrecht nach vorn Oie ^uÄisfalle Zki;;e von tzein; Oskar Multig. suchte in dem Weißen Gebrodel die Ueberreste des „Pfeil" zu entdecken. Erst als sie das Rufen der vordersten Leute hörte, drehte sie sich um. D^r junge Mann stiefelte schon fern bei den Dünen. In seiner schlichten Art war ihm auch das selbst verständlich, daß man aus Erlebnissen, die hoch über uns selbst emporragen, wie ein fremder Gast verschwinden muß. Wie die Strophe "eines Liedes kann es dann bleiben. noch M'DöWei, aber bei der Metren wurde es schon knirps^' Sie hatten Kurs gegen die offene See, und die immer ge waltigere Dünung von draußen hemmte die Fahrt des kleinen Bootes. Nur weil Caramba den „Pfeil" in den Soog «inev Woge hinein bekam, die nach wildem Anfdonnern am Buhnen kopf zurückflutcte, riß und drehte cs sic im Gebrodel um die steinerne Ecke hernm. Aber jetzt hatten sie auch freies Wasser den ganzen Nord strand entlang. Die Dünung hob und senkte sie fast über mächtig. Wenige hundert Meter weiter im Wind rollte die Brandung polternd auf den Sand. In diesem Seegang zu wenden war freilich unmöglich. „Seemann, ich habe vielleicht doch Unsinn gemacht. Aber jetzt können Sie lernen, wie man ein Boot durch die Bran dung bringt." Und der junge Mann ans der Stadt mußte seine Leinen, auf die er so stolz war, festbinden, mußte das! Ruder nehmen und lernen, schräg auf die Seen zu klettern.! Während sie immer weiter auf den Strand gedrückt wurden, arbeitete Caramba wie ein Wesen, das kein Gewicht hat, aw Takelwerk herum. Sie riß die Segel herunter, schnitt mit! einem Matrosenmesser steife Leinen durch und knotete andere! an. Und Plötzlich warf sie die ganze Leinwand mit Baum uM Gaffel auf der Windseite ins Wasser. Und siehe da, sie hatte einen Treibanker gemacht, der vorn am Boot zerrte und die Spitze im Wind hielt, so daß Seen jetzt quer unter ihnen weg rauschten. „Aber Junge, Du brauchst doch wirklich nicht mehr! zu steuern", sagte Caramba, als sie nach hinten kletterte, und- Niedertracht wollte Katterson auch einen Gauner wie Mc. Kenzie nicht ohne Beweis verdächtigen. Leider war er die letzten drei Male immer nach Neuschnee gekommen. Da ließen sich natürlich keine Spuren mehr verfolgen. „Aber warte, Bursche", knurrte er, „wenn ich Dich dabei erwische, ziehe ich Dir das schmutzige Fell über die Ohren, daß Du den Jukon für eine Whiskyflasche hältst!" Dann nahm er einen frisch geschossenen jungen Schnee hasen aus dem Beutel, setzte ihn kunstgerecht als Köder in die Falle, schulterte seine Flinte und fuhr weiter, um seine letzte Falle zu kontrollieren. Schon von weitem erkannte'er, daß er hier Glück gehabt hatte, und als er herankam, zeigte ihm aus den Eisen ein großer, prachtvoller Fuchs böse und tückisch die Zähne. Katter son wollte gleich kurzen Prozeß machen und ihm den Rest lächle über oeu e^r.gea L,.ao..ueuluM, oer mit dem Ruber immer noch Wunderoinge zu tun glaubte. sonderes Gefühl von Gefahr. „Sie haben Wohl zu wenig Phantasie dafür", bemerkte Teddy nett und roh. Väterchen lächelte; es machte ihm Spaß, seine Rolle als lebender Ballast Vorschriftsmäßig durchzuführen. Wikingerheldentum lag ja gar nicht in seiner Absicht. gebcn, indem cr ihm, nach alter Sitte der Fallensteller, mit dem kurzen Bleikuüppel eins über den Schädel zog. Plötzlich hielt er ein. Ein guter Gedanke war ihm gekommen. Er nahm einen Weichen Draht, zog sich dic schweren Handschuhe an, fesselte und knebelte den gefangenen Fuchs, löste ihn dann aus den Zangen und steckte ihn in den Beutel... Schnell ging er den Weg zurück zur ersten Falle. Der Fuchs wurde qusgepackt, mit beiden Hinterläufen sorgfältig zwischen die Eisen geklemmt, und dann nahm Katwrson'-w-n Farbstift aus der Tasche und zeichnete in das Ohr des Tieres, das vergebens um sich zu beißen versuchte, ein kleines, ver stecktes „ll" ein, befreite den Fuchs von der Fesselung, beseitigte die Spuren und fuhr nach Haus. Es schneite die ganze Nacht. Am nächsten Nachmittag war Kattorsons erste Fahrt nach der Falle. Sie war leer. Dies mal fluchte er aber nicht. Im Gegenteil, ein befriedigtes Grinsen zog über sein Gesicht, dann schlug er den Weg zu Mc. Kcnzies Hütte ein. „Hallo Mac, wie gehts?" rief er im freundschaftlichsten Tone, als er in die Behausung seines Jagdnachbarn eintrat. „Ihr laßt Euch ja gar nicht mehr bei mir sehen. Was macht der Fang? Wie steht der Fuchs bei Dir?" „Danke, alles all right. Kann nicht klagen. Komm, trink 'n Whisky mit!" Mc. Kenzie war Wohl sehr erstaunt über den Besuch, aber sein schielendes Spitzbubengesicht brachte einen so unbefangenen Blick zustande, daß Katterson doch wieder zweifelte. Plötzlich fiel aber sein Auge auf einen frisch abgezogenen Fuchsbalg, der mit vielen anderen Fellen neben der Tür hing. Es war ein herrliches Stück. „Donnerwetter, Mac, ein herrlicher Bursche! Zeig doch mal her!" Katterson fuhr mit der Hand über das lange, dichte Haar, nahm den Kops, bog das Ohr etwas auf und entdeckte mit blauem Stift eingezeichnet ein „ll". Im Nu hatte er den Revolver in der Hand. „Du dreckiger Hund, Du! Bist Du endlich in die Falle aeaanaen! Weißt Und da, als er die Pinne etwas beschämt losließ und das Boot fast senkrecht nach vorn herunter zu schießen schien, warj diese Bewegung die beiden einander einfach in die Arme, uüd der traumhaft über sich selbst emporgetragene Seemann und die Meerkönigin küßten sich herzlich und begeistert. Sie kamen natürlich nicht gerade heil an Land, aber sie konnten aus der Brandung, watend und sich halbblind gegen die Strömung stemmend, doch lebendig heraus. Vom Badeort sahen sie den Schwarm der Leute heranlaufen. Caramba ver Das „Väterchen" hieß eigentlich Franz Linkmeier und war ein bescheidener, ganz alltäglicher junger Geschäftsmann aus der Großstadt. Seine ersten Ueberschüsse aus den Berufseinnahmen hatte er, verführt durch das farbenprächtige Plakat auf einem Stadtbahnhof, zu einer Urlaubsreife an die Nordsee verwendet. Das Meer und die Insel enttäuschten Herrn Linkmeier dann auch nicht,- vor allem, weil cs seiner Natur entsprach, in seinen Erwartungen ein Durchschnittsmaß zu halten. Daß selbst in sein abgestandenes Blut jemals eine Wallung aus Unbekannten Fernen eindringen und ihn mit wildem Schwung für Augen blicke völlig über sich selbst hinaustragen könnte, hätte Franz vor seinem Erlebnis mit den „Wikingern" höflich bezweifelt. Es war ein ganz belangloser Zufall, der den braven jungen Mann beim Abendessen auf der Hotelveranda in die Gewalt der vier Wikinger brachte. An jenem Abend waren nämlich nur drei von dieser auffallend weißblonden Tisch gesellschaft anwesend. Vollzählig bestand sie aus der noch be wundernswert jugendlichen Mutter mit zwei höchst sport lichen, erwachsenen Töchtern und der Frithjofsgestalt eines Bräutigams. Die vier waren dauernd so vom Segeln in An spruch genommen, daß noch immer Zweifel darüber bestanden, welche der Töchter eigentlich die Braut wäre. An jenem Abend wurde Franz Linkmeier, als er die Veranda betrat, fröhlich an den Tisch gebeten. Teddy, der hanseatische Student, eröffnete ihm, „Mutti" wäre krank und könne morgen nicht segeln. Sie hätten soeben beschlossen, den nächsten Gast, der die Veranda beträte, morgen als lebenden Ballast mitzunehmen. Diese Wasserwilden machten das so offen und einfach, und die Gesellschaft der beiden schönen Schwestern war so anziehend, daß Franz nichts gegen die Gefangennahme einzuwenden hatte. Daß er noch nie in einem Segelboot gesessen hatte, betrachteten sie als Vorzug. „Ihr Blut wird sich draußen schon melde«, wir haben doch alle unsere Seefahrer unter den Ahnen", be merkte die ältere, hochgcwachsene Schwester. Diese Nordmaid hatte am meisten zu dem Scherznamen der „Wikinger" bei getragen. „Kühl und besessen zugleich", stellte Franz mit einem beinahe feindseligen Bedürfnis nach Selbstbehauptung fest. Die jüngere Helga war doch etwas verständlicher! „Caramba, die Wassernixe", wurde die ältere genannt. Franz erhielt als Muttis Ersatz sofort den Namen Väterchen. „Die Wik'.iger treiben's heute aber wirklich zu toll", sagten Leute am andern Vormittag. Man sah den „Pfeil" sMver überliegend auf der großen Fahrstraße kreuzen, die durch den weiten Raum zwischen zwei Inseln in die offene Nordsee, führte. Ein böiger Wind blies aus Nordwest, und unter der Decke von schweren, geballten Wolkenmassen schien der ganze! Luftraum über die Insel hinweg in unwiderstehlicher Be-' Wegung zu sein. Weit auf See hatte Wohl in der Nacht eins Sturm getobt, denn eine ungewöhnlich schwere Dünung rollte! auf die Steinwälle ;u, dic vom Strand aus strahlenförmig ins Wasser gebaut waren. Das Boot draußen tanzte auf und nieder. Man sah die Wikinger kreuzen und kreuzen, aber cch schien, als wenn sie trotzdem immer näher an die Buhnenköpfe Hinter den weiten, endlosen Schneeflächen Alaskas ging die Sonne unter. Die Kette der Baird-Mountains glühte in ihren Spitzen, und die Osthänge lagen schon in violettem Schatten. Katterson, der gerissenste Pelzjäger des Aukon- Teritory, hatte jedoch jetzt für landschaftliche Schönheiten keinen Sinn, sondern fluchte, daß die Spitzen seiner Schnee schuhe zitterten. Das Rettungsboot arbeitete sich mit seinem Motor in dem schon bedenklich schmalen Raum zwischen ihnen und den Buhnen durch die Seen. Vorn standen zwei Leute und drohten mit den Fäusten. Die Wogen drückten den „Pfeil" jetzt auf das andere-Boot zu. „Wir werden in den Bach springen müssen", sagte Teddy und zog die Schuhe aus. „Väterchen, können Sie schwimmen, oder sollen wir Sie retten?" Väter chen staunte über sich selber, daß er auch diese Verwandlung des Abenteuers eigentlich nur wie eine weitere, freilich nasse Sehenswürdigkeit empfand. Selbstverständlich wurde man jetzt auf eine für solche Fälle festgesetzte Art gerettet. Daß man in diesem Auf und Ab nicht aus einem Boot ins andere über steigen konnte, War einleuchtend. „Ich mach die Sache vyr", rief Teddy, „dann kommt Helga mit Väterchen. Caramba schließt als Kapitän." Caramba, die Wassernixe, hatte das peitschende Ende der Want eingefangen und sicherte es mit einer Leine. Väterchen nahm ihr das Ende sofort ab; hier war wieder eine einfache Sache, die er machen konnte. Sie schauten nach hinten. Das Rettungsboot wälzte sich genau in der Windrichtung auf und ab. Teddy wurde gerade an Bord gezogen, und Helga war unterwegs. Plötzlich fchaute die große Blonde den bescheidenen jungen Mann aus der Großstadt mit einem Blick an, der ihn wahrhaftig wie ein Ruf aus Urväterzeiten erregte. „Väter chen, wollen Sie die Want halten? Wollen wir versuchen, mit dem ,Pfeil' freizukreuzen?" — „Klar", rief der junge Mann mit einer Lust am Wagnis, als würde ein neues, fremdes Wesen in ihm Plötzlich von einer Woge emporgetragen. „Caramba", schrie die Große am Ruder, winkte zum Rettungsboot zurück und brachte den „Pfeil" an den Wind. „Väterchen, Sie sind ja ein Seemannw Er bekam die Fock tatsächlich mit einer Hand hoch. Freilich konnte er sich dann mit einer nassen Leine in jeder Hand nur steif zurücklegen. Aber was war das für eine wilde Herrlichkeit, sich durch das Gebrause hinzuwiegen! Er war ja ein Seemann und dies Mädchen eine Meerkönigin, und weil man mit ernstlicher Ge fahr bezahlte, machte sich dies Hochgefühl ganz natürlich. Gefährlich war es schon. An der ersten Buhne kamen sie „Bravo, Väterchen", sagte Helga warm. Earamba, die Wassernixe, hatte ein spöttisches Lächeln auf ihrem schmalen Gesicht: „Dann müssen Sie ja sehr glücklich sein." Dann fauchte die Bö heftiger. Das Boot lag hart über und kämpfte gegen die Seen an. Vom Vorderschiff her klatschten einige tüchtige Güsse über die Segler weg. Und oann gab »L einen Knall, wie von einem Schuß. Der eiserne Bolzen, an dem sich die Want auf der Windseite spannte, war gebrochen. !Das dünne Drahtseil peitschte in die Luft, der Mast ächzte, das Segel begann wild zu ballern. Teddy, der am Ruder saß, konnte das.Boot eben noch in den Wind drehen, und die beiden Schwestern stürzten sich auf die Segel, um alles Herunterzu reißen. Wie immer in solchen Augenblicken hatten sich die Leinen oben verwickelt. Einige tolle Augenblicke hindurch stampfte und schwenkte sich das Boot in schaumgestreiften Wellentälern. „Vielleicht treiben wir nicht gerade auf die Buhnen", schrie Teddy tröstend. Väterchen hatte das Gefühl, diese Leute würden schon das Richtige machen. Helga, die vorn mit der Fock fertig geworden war, sang Plötzlich strahlend: „Kinder, das Rettungsboot vom Badestrand kommt uns holen." Oünung aus äep k^eme Eine fröklitke Doräseegelchichte von Marlin Luserke. heran kämen, an denen eine gefährliche Brandung gischtete. Zum dritten Male war die Fuchsfalle leer, und znm In dem schwankenden Boot hielt sich Väterchen trotz dritten Male klebten trotzdem BlutsMren und ein Paar Windcssausen und Wasserrauschen tadellos. Zu seinem eigene»! rötlich glänzende Haare am Eisen. Katterson schwor auf seine Erstaunen wurde er nicht seekrank und hatte auch gar kein be-! Fallen. Er spannte noch einmal die Stahlfeder und ließ sie krachend zuschnappen. 'Alles war in Ordnung. Katterson kratzte sich den Kopf. — Alle acht anderen Fallen funktio nierten. Es war doch merkwürdig, daß gerade diese hier, dem benachbarten Jagddistrikt von Mc. Kenzie am nächsten liegende, versagte. Katterson warf einen bösen Blick auf das Gebiet seines Nachbarn. Er traute dem alten Gauner Mc. Kenzie schon allerhand zu. Der Ruf, den dieser mitgebracht hatte, als er vom Osten herübersiedelte, war nicht der beste. Aber fremde Fallen ausrauben — bei den Jägern des Nor dens die verabscheuungswürdigste Tat —, einer solchen' O In 13S Tagen um die Welt. Der Hapag-Dampfer „Reliance" hat seine 15. Weltreise an getreten, die seine Fahrgäste in 129 Tagen auf einer Strecke von 66 137 Kilometer rund um die Erde führt. Die „Reliance" am nächtlichen Landungssteg in Hamburg kurz vor der Aus reise. (Weltbild — M-) Ein stolzes deutsches Schiss gcht auf die Reise. Das modenste und schnellste Schiff auf der Ostasienroute, die „Gneisenau" tritt jetzt seine Iungfernreise an. (Scherl-Bilderdienst — M-)