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Moskaus Söldnerheer in Spanien. 40500 Mann hören auf Sowjetkommando — Die Zusammensetzung der „Internationalen Brigade". Das nationale Pariser Blatt „Matln", das schon ver schiedentlich die Drahtzieher in Spanien entlarvt und Moskaus Umtriebe enthüllt hat, weiß jetzt Näheres über Organisation und Zusammensetzung der berüchtigten bol schewistischen „Internationalen Brigade" von Madrid zu berichten. Diese Brigade, deren amtliche Bezeichnung „Ausländisches Frciwilligenkorps" lautet, ist auf aus drücklichen Wunsch Moskaus gebildet worden, das damit in Westeuropa einen Herd der Kriegshetze schaffen wollte. Der sowjetrussische Botschafter Moses Rosen berg stellte als Bedingung, daß die Führung dieser Frei willigentruppen sowjetrussischen Offizieren übertragen werde. Die Internationale Brigade zählt 40 500 Mann, und zwar 4500 sowjetrussische Unteroffiziere und Soldaten, 13 500 Franzosen und Belgier, 9000 Oesterreicher, Tschechen und sogenannte „deutsche" Kommunisten, 6500 Polen, 7000 Jugoslawen und Spanier. Zu der Internationalen Brigade gehören acht Flug- zeugstaffeln von je neun Maschinen, deren Besatzun gen von Sowjetrussen, Tschechen, Oesterreichern, „deut- schen" Kommunisten, Engländern, Franzosen, Belgiern, italienischen Antifaschisten, Jugoslawen, Spaniern und an deren Nationalitäten gebildet werden. Das Oberkom mando liegt in der Hand des sogenannten sowjetrussischen Generals Kleber, der in Wirklichkeit ein ungarischer Deserteur namens Fekete ist und einst die rechte Hand des rolen Massenmörders in Ungarn, Bela Khun, war. * Antwort an Eden. Dieser Bericht könnte dem englischen Außenminister Eden vielleicht das Gedächtnis auffrischen. Herr Eden Hai in seiner letzten Rede dem Parlament eine Beruhi gungspille für die Weihnachtsferien mitgebcn wollen, in dem er erklärte, daß das Nichteinmischungsabkommen „Ver tragsbrüche", wie sie Waffenlieferungen aus Sowjetruß land, Italien und Deutschland, darstellten, vermindert habe. Wenn der englische Außenminister sich über den Bruch des Nichteinmischungsabtommens durch offizielle Waffenlieferungen an Spanien beschweren will, so wird er sich am besten im eigenen Hause und bei seinem französi schen Freunde und dessen Verbündeten umsehen müssen. Der „Matin" Wird ihm sicherlich noch mit genauen Unter lagen dienen können. Wir können es uns nicht bieten lassen, daß Herr Eden uns und Italien in einem Atem zuge mit dem bolschewistischen Rußland nennt. Dann hat er doch bessere Beziehungen zu Moskau, wie dex „Matin" zu beweisen imstande ist. « * Keine Weihnachtsfeiern im roten Spanien. Die bolschewistischen Gewalthaber in Barcelona haben einen Aufruf veröffentlicht, in dem erklärt wird, daß die Bevölkerung in Anbetracht der großen Lebensmittelknappheit nicht das Recht habe, Feste zu feiern. Aus diesem Grunde müßten alle etwa geplan ten Weih nachts- oder Neujahrsfeiern aus fallen. (!) Auch die Bolschewisten in Valencia haben einen Erlaß herausgegeben, durch den jegliche Weih nachtsfeier im roten Spanien verboten werde. Die An ordnung Wird mit der fadenscheinigen Erklärung „begrün det", daß um die Weihnachtszeit nationalistische Angriffe »u bofürchten seien. E>o wüiei Moskau gegen die Religion! Das Jnnenkommissariat der Sowjet union veröffentlicht eine Statistik über die Zahl der in der Sowjetunion geschlossenen Gotteshäuser. Aus dieser Statistik geht hervor, daß im Laufe des Jahres 1935 insgesamt 14 000 Kirchen, Kapellen und andere Gotteshäuser geschlossen worden sind. Die GPU. habe im gleichen Jahre im ganzen 3637 Geistliche verschiedener Bekenntnisse strafrechtlich verfolgt und 29 vonihnenersch offen. Ltnschadlich gemacht 27 mal vorbestrafter Verbrecher Der schon oft auch im Ausland vorbestrafte 39 Jahre alte Alfred Schadowski wurde vom Schöffengericht BerlinUvcgcn fortgesetzten Diebstahls im Rückfall zu s e ch s Jahren Zuchthaus verurteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm für die gleiche Zeit aberkannt. Außerdem wurde Schadowski unter Polizeiaufsicht gestellt und Sicherungsverwahrung für ihn ungeordnet. Die Verhandlung entrollte ein V e r b r e ch e r l e b e n, wie es selbst vor dem Gericht in Moabit selten zur Sprache kommt. Der Angeklagte ist 27 mal vorbestraft, meist wegen Fahrradviebstahls und Einbruchs. Er ist Marxist und flüchtete bei der Machtübernahme durch Adolf Hitler nach Oesterreich. Seine verbrecherische Tätigkeit in Deutschland genügte den österreichischen Marxisten, um Schadowski in den roten „Schutzbund" aufzunehmen und ihn zum Kom panie-Führer in Wien 'zu machen. Der neugebackene „Hauptmann" beteiligte sich an den Straßenkämpfen, die sich im Jahre 1934 in Oesterreichs Hauptstadt abspietten, wurde ergriffen und zu fünf Jahren schweren Kerkers ver urteilt. Im Sommer wurde der internationale Verbre cher nach der Verbüßung eines Teils seiner Strafe begna digt und ausgewiesen. Mit falschen Papieren kam er nach Deutschland. Bei der Vernehmung durch die Polizei gab er unumwun- - den zu, daß er sich hier wieder als Agent der kommu nistischen Internationale betätigen sollte. Neben seiner versuchten staatszersetzenden Tätigkeit betrieb" Schadowski noch den Fahrraddiebstahl. Die von ihm ent wendeten Fahrräder, meist das Besitztum w e -- nig bemittelter Volksgenossen, verschob er in die Provinz. Der „Handel" kam dem Polizeipräsidium Berlin zu Ohren, und ein Kriminalbeamter wurde mit der Festnahme des Diebes und Volksverräters beauftragt. Es gelang ihm, Schadowski am Bahnhof Jungfernheide zu stellen und ihn nach einem harten Kampfe zu überwältigen. Ter Verhaftete gestand zehn Diebstähle ein. Vor dem Schöffengericht widerrief er fein Geständnis und wollte dem Gericht glauben machen, daß er die Diebstähle nur zugegeben habe, um der Befragung durch den Polizei beamten ein Ende zu machen. In der Urteilsbegründung betonte der Vorsitzende, daß der marxistische Verbrecher als ein gemeinge fährlicher Volksschädling anzusehen sei, der die volle Schärfe des Gesetzes verdiene. Arbeitskameraden und Arbeitskameradinnenk Helft Unfälle verhüten! Entfernt nie eine Schutzvorrichtung, auch dann nicht, wenn Ihr glaubt, daß es Euch dadurch im Arbeits gang Vorteile bringt. Eines Tages müßt Ihr dafür büßen, und Eure Familie verliert den Ernährer oder Ihr seid zum Krüppel geworden! Furchtbare Bluttat in Westdeutschland Vier Menschen erschossen — Selbstmord des Täters In Wilnsdorf im Kreise Siegen ereignete sich eine schreckliche Bluttat, der fünf Menschen zum Opfer fielen. Der dort ansässige 42jährige Arzt Dr. Graes tötete durch Rcvolvcrschüsse seinen Mitarbeiter, den 31 Jahre alten Arzt Dr. Schneider, sowie seine elfjährige Tochter Inge und seine beiden im Alter von fünf und acht Jahren stehenden Söhne Joachim und Jürgen. Dann beging er Selbstmord durch einen Schuß in den Kopf. Dr. Graes war nach einem Krankenbesuch in einem Nachbarort und einem Abstecher nach seinem Heimatdorf Wilgersdorf wieder nach Hause zurückgekehrt. Bald da nach hatte er seinen Mitarbeiter, Dr. Schneider, der sich mit einigen Bekannten und Frau Graes in der Nähe in Rudersdorf aufhielt, telephonisch um Rückkehr gebeten. Die beiden Aerzte hatten dann eine längere Unterredung. Als Dr. Schneider heimfahren wollte und gerade im Be griffe war, seinen Wagen zu besteigen, feuerte Dr. Graes plötzlich zwei Revolverschüsse gegen ihn ab. Dr. Schnei der brach schwerverletzt zusammen. Dr. Graes lief nun in sein Haus zurück und tötete zunächst seine elfjährige Toch ter Inge, die allein in einem Zimmer schlief, durch einen Kopfschuß. Dann wandte er sich zum Schlafzimmer feister beiden Söhne und streckte auch diese durch Schüsse nieder, um schließlich die Waffe gegen sich selbst zu richten. Seins Hausangestellte, die die Vorgänge mit Entsetzen verfolgt hatte, ohne rechtzeitig eingreifen zu können, alarmierte nach der Tai sofort die Nachbarschaft und Gendarmerie. Als die Beamten eintrafen, gaben drei Opfer, nämlich Dr. Schneider, die Tochter Inge und der kleine Joachim, noch schwache Lebenszeichen von sich. Das Mädchen ver schied jedoch kurz darauf, während die beiden anderen so fort in ein Krankenhaus nach Siegen gebracht wurden. Dort erlagen auch sie ihren Verletzungen. Der Oberstaatsanwalt aus Siegen traf an der Unglücksstätte ein, um zusammen mit dem Bürger meister und den Gsndarmeriebeamten Erhebungen anzu stellen. Das Motiv zu der schrecklichen Bluttat konnte noch nicht einwandfrei geklärt werden. 491 Nachdruck verboten. Mein Detter erinnerte sich, daß ich damals nach dem Diadem gefragt habe und meinte, es könnte ein Stein daraus sein. Es ist vielleicht Unsinn, daß ich ihn dir bringe, aber weil das Diadem doch ein Andenken an deine Mutter gewesen, dachte ich, besser ist's, dir bleibt ein einziger Stein davon zur Erinnerung, als gar nichts." Die Herbstsonne lag in einem breiten flirrenden Stressen schräg über dem Schreibtisch und warf auf den erbsengroßen Stein wundersame Lichter. Helleres und dunkleres Blau strahlte sanft und doch kraftvoll immer wieder von neuem auf, wenn die Sonne darüber hin strich. Franziska nahm den Stein sorgfältig hoch. „Natürlich ist's besser, ich besitze zum Andenken wenigstens den einen Stein als gar nichts von dem Dia dem. Wie hübsch das Blau funkelt durch den Schliff!" Sie lächelte die Freundin an. „Ich danke dir recht sehr, Evalein. Besuche uns, bitte, am Sonntag nachmittag darfst als Belohnung so viel Schlagsahne essen, bis dir schlecht wird." Eva lachte und ging dann an ihre Arbeit. Franziska über dachte jetzt nicht daran, die vorhin abgebrochene Schreiberei wieder aufzunehmen. Der Stein hatte in ihr überaus lebhaft die Erinnerung an den Maskenball erweckt, und dadurch war mit einem Male alles, was sie schon beinahe überwunden geglaubt, wieder ganz lebhaft deutlich geworden. Unheimlich deutlich. Sie sah den Fremden, von dem sie nun wußte, daß er einmal ein berühmter Geiger gewesen, vor sich: sie fühlte, wie seine Arme sie umschlangen, sie spürte den Druck seiner Küsse auf ihren Lippen. Ihr Herz klopfte stark: sie sprang von ihrem Stuhl hoch, dachte, es durfte doch nicht sein, daß ihr noch immer die Küsse auf den Lippen brannten, sie mit Verlangen quälten. Sie hatte doch ihren Mann, den sie gern hatte, den sie lieben wollte. Warum quälte sie wieder der andere, dem sie gerade recht gewesen zu kurzem Spiel, der sich im Hotel unter falschem Namen gemeldet, und der längst nicht mehr daran dachte, daß er sie geküßt? Sie legte die Fingerspitzen an die Schläfen. Sie fühlte ein Frösteln und sagte sich, daß es besser gewesen wäre, wenn der Stein verloren geblieben. Es klopfte, und sie riß sich zusammen, rief herein. Prokurist Weller trat ein. „Gnädige Frau, ich soll melden, daß der Herr Direktor gleich mit dem Besucher kommen wird." „Darcke schön," nickte Franziska, und als sich die Tür hinter Weller geschlossen, entnahm sie ihrer Hand tasche ein Spiegelchen, betrachtete sich eingehend, ob ihr auch keine Erregung mehr anzusehen wäre. Sie befahl sich: Ganz ruhig sein! Der Spuk von damals soll nicht mehr existieren, ich will meinen Mann lieben! Sie lächelte sich gezwungen im Spiegel an, zupfte ihr Haar zurecht, und nun wurde auch schon die Tür ge öffnet, ihres Mann'eZ- Stimme erklang: „Du erlaubst, liebe Fränze, daß ich dir Doktor Steinle aus Wien vor stelle: du weißt, er ist dort unser Großabnehmer." Franziska sah sich einem stattlichen dunkeläugigen Herrn gegenüber. Sie lächelte liebenswürdig, lud zum Sitzen ein, freute sich, als ihr D/ann sagte: „Meine Frau ist die tüchtigst« Kraft der Radio-Radix, Herr Doktor. Wenn man etwas Geschäftliches über unser Werk wissen will, gibt sie wie ein Lexikon > Auskunft." „Das ist ja ein Wunder, daß eine so schöne junge Frau so fleißig und strebsam ist," lobte der Wiener. Er lächelte: „Aber die gnädige Frau liebt trotzdem alles, was schöne Frauen lieben, vor allem wohl seltene Ju welen." Er deutete auf den blauen Stein, den Franziska vergessen hatte, förtzulegen. „Das ist ja ein ganz pracht voller Saphir! Gestatten Sie, gnädige Frau, daß ich ihn näher betrachte?" Franziska antwortete freundlich: „Natürlich, Herr Doktor, betrachten Sie ihn nur." Ihr Mann blickte sie forschend an. Er begriff nicht, was es mit dem Stein für eine Bewandtnis hatte, aber er mochte auch nicht in Gegenwart des Besuchers fragen. Der drehte den Stein nach allen Richtungen, lobte: „Ein erlesenes Stück! Meine Frau schwärmt für Sa phire, sie trägt nur solchen Schmuck." Er legte den Stein zurück, und dann sprach man vom Geschäft. Auch Franziska beteiligte sich lebhaft an der Unterhaltung, die um das Fernsehen ging, ein Gebiet, auf dem Franziska besonders beschlagen war, weil sie sich ja über alles, was mit dem Nadiofach zusammen hing, so eingehend wie möglich unterrichtete. Später fuhr man mit Doktor Steinle nach Hause, wo man in Gesellschaft von Frau Radix zu Tisch ging. Gegen Abend reiste der Besucher wieder ab, und erst, als sich das Ehepaar oben in seiner Wohnung allein befand, konnte Berthold Radix die Frage tun, die ihn seit dem Vormittag beschäftigte. Franziska gab wahrheitsgetreu Auskunft, wie es sich mit dem blauen Stein verhielt, setzte hinzu: „Doktor Steinle scheint allerdings nicht viel von Edelsteinen zu verstehen, sonst hätte er das Stückchen gefärbtes und geschliffenes Glas nicht für echt halten können." (Fortsetzung folgt.)