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WiMmsserAMM Montan, den 14. Dezember 1936 Nr. 291 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Drahtanschrift: „Tageblatt' amtlichen Bekanntmachungen der Amrshaupimannschaft Meißen und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, Dar „Wilsdruffer Tageblatt" erschein» werktags nachm »Uhr Dezugspr manatl 2RM tret HauS, bei Postbestellung t,8ü RM zuzügt Bestellgeld Einzelnummer lü Rpi Alle Poftanktalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu leder Zeit Be- —- . . -- „ . ftellungen entgegen Im Fall-boherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Bewebsftörun. gen besteht kein Anspruch aus Lieferung Ser Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung stngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der unddes Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr b — Z t e r. G e vüh r : 2V Rp,a - Vorgege bene ErscheinungStage und Playwünsche werden nack Möglichkeit berücksichtigt — ? °urch°F»nrm übcrmft. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leften Anzeigen üb-rn-h' men wir keine Gewähr — —— — - Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlisch» leder Anspruch au« Rachlatz AWmM Mklitllki iti Ws. TWangkaWek gefangen gesetzt Meuterei chinesischer Truppen gegen die Nankingregierung. Die Nankingregierung hat den jungen Marschall Tschanghsueliang, den Sohn des früheren Oberkomman dierenden der Mandschurei, aller seiner Aemter enthoben, da er den Marschall Tschiangkaischek gesangengenommen und in einem Rundtelegramm alle chinesischen Behörden zum Aufstand gegen den Marschall Tschiangkai schek, den Präsidenten des Reichsvollzugsamtes und Oberkommandierenden der Nanlingtruppen, aufgefor dert hat. Tschanghsueliang, der die chinesischen Truppen in der Provinz Shensi befehligt, hat außer Tschiangkaischek, der sich in Sianfu aufhielt, eine Anzahl hoher chinesischer Persönlichkeiten, darunter den Innenminister, die Wehr kreiskommandeure der Provinz Fukien und des Gebietes von Honan, Hupeh und Shensi, gefangen gesetzt. In Sianfu soll ein militärischer Aufstand ausgebrochen sein. Tschiangkaischek, der dort seinen Urlaub verlebe, sei in die Hände der aufständischen Truppen gefallen. Die Truppen hätten gemeutert. Das Vorgehen Tschanghsneliangs wird in Nanking äußerst bedauert. Tschanghsueliang, so sagt die halbamt liche der Kuomin nahestehende Zeitung „Central Daily News", habe seine Pflichten äußerst mangelhaft erfüllt. Im Augenblick eines ausländischen Angriffs und ange sichts des Feldzuges zur Unterdrückung der Banditen, habe er sich erlaubt, seinen höheren Befehlshaber, den Marschall Tschiangkaischek, gefangen zu nehmen und irr sinnige Vorschläge zu machen. Die Truppen Tschangh- suelians haben insosern enttäuscht, als Teile vor einigen Wochen zu den Kommunisten übergegangen sind. Aus Vefehl der Komintern Das Rundtelegramm Tschanghsueliangs, mit der Auf forderung zum Abfall von Nanking enthielt auch die For derung nach einem Bündnis mit Sowjetrußland und die Ausnahme der Kommunisten in die Kuomintang. Diese Forderungen bestätigen die Vermutung, daß der Schritt Tschanghsueliangs aus Befehl der Komintern erfolgte. Bereits Mitte November sickerte aus Sianfu durch. oay Llryangysueltang em willenloses Werkzeug der Kom munisten geworden sei und seine Truppen mit der Roten Armee sich anbiederten. Die Beziehungen zu Kommu nistenkreisen, die bereits im vorigen Jahr ausgenommen wurden, wurden derart eng, daß chinesische und aus ländische Kominternvertreter sich in Sianfu heimlich auf hielten und die Berater Tschanghsueliangs wurden. Am 11. Dezember glaubte Tschiangkaischek die Zeit gekommen, um Tschanghsueliang das Kommando zum Kampf gegen die Banditen aus den Händen zu nehmen. Am nächsten Morgen jedoch unterbrachen plötzlich die Truppen Tschanghsueliangs die Lunghaibahn bei Tungkuan und entwaffneten die Leibwache Tschiangkaischeks, den sie ge fangen nahmen. Das Rundtelegramm verlangte auch die Kriegs erklärung an Japan und das Ende der „diktato rischen Regierung" Tschiangkaischeks. Die Ent schlossenheit, mit der alle diese Aktionen durchgeführt wurden, steht im Widerspruch mit der weichlichen Hal tung Tschanghsueliangs, so daß man daraus schließt, daß die wirkliche Führung geschulte Kräfte der Ko mintern übernommen haben. Der Staatsstreich von Sianfu hat den General Tschiangkaischek in einem Augenblick ereilt, da er gerade im Begriff zu sein schien, das lange geplante Eini gungswerk in China zu vollenden und seiner Führerrolle zur unumstrittenen Anerkennung zu verhelfen. Die Folgen sind noch gar nicht abzusehen. Mianglalschel erschossen? Nach einem Bericht des japanischen Botschafters in Nanking, K a w a g o e, der sich augenblicklich in Schanghai befindet, soll Tschiangkaischek nicht mehr am Leben sein. Eine Bestätigung dieser Mitteilung liegt noch nicht vor. Die ersten Kämpfe Der Kommandeur der Wusunggarnison in Schang hai, General Aangfu, berichtete, daß auf den Stadt mauern Sianfus rote Fahnen wehen, und daß in der Nähe der Stadt die ersten Kämpfe zwischen Truppen Tschangh sueliangs und Streitkräften des Befriedungskommissars der Provinz Scheust, der Nanking die Treue halte, aus gebrochen seien. Abschluß des Mordprozesses Urteilsverkündung folgt schriftlich — Noch ein o mal Abrechnung mit den Greuelhetzern. Nachdem am Wochenende der Prozetzvertreter der Nebenklägerin Frau Gustloff, Prof. D r. Grimm, in einer hervorragenden Rede die teilweise unglaublichen Versuche Dr. Curtis zur Verteidigung Frankfurters ab- gewicsen und die unerhörten Ausfälle des Verteidigers gebührend gebrandmarkt hatte, zerpflückte der Amtskläger Dr. Brügger die letzten Argumente des Verteidigers. Dann erhielt der Angeklagte das Schlußwort. Damit war das Verfahren abgeschlossen. Die Verkün dung des Urteils erfolgt schriftlich. Prof. Grimm widerlegt die Lögen Dr. Lurös Prof. Grimm nahm zunächst Bezug auf die Aus führungen Dr. Curtis, der offensichtlich unrichtige Dinge vorgebracht habe, und fuhr fort: Es sind hier Dinge vor getragen worden, es ist eine Literatur zitiert worden, die so niedrig ist, daß ich es ablehnen muß, mich damit aus einanderzusetzen. Auf dieses Niveau steige ich nicht heralz. Das ist alles so niedrig, daß es uns nicht an die Schuh sohlen heranreicht. Das JudenprobleminDeutsch- land und die Behandlung, die die Judenfrage in Deutschland erfahren hat, ist ein historischer Vorgang von säkularer Bedeutung. Die Zeitgenossen werden in ihrer Mehrheit nie in der Lage sein, die großen epochemachenden Vorgänge, die sie mitmachten, abschließend zu beurteilen. Ich lehne es also ab, dem Gegner zu folgen und das Gericht zu einem Forum politischer Auseinander setzungen und Propaganda zu machen. Professor Grimm wandte sich den von dem Verteidiger vorgebrachten Präjudizien zu, bei denen die Behauptung aufgestellt wurde, daß man in Deutschland den politischen Mord leicht genommen habe. Das sei nicht richtig. Er er innerte an seine eigenen Ausführungen bei dem Schwe riner Prozeß in der schwersten Notzeit Deutschlands, wo er gesagt habe: „Ich bekenne, mich zum OrdnungD- und Rechtsstaat, aber ich lasse keine Staatsraison zu, die als Recht zuläßt, was unrecht ist. Politischer Mord istMord, habe ich damals gesagt und habe erklärt, daß ich den politischen Mord verurteile. Trotzdem wird uns der Vorwurf gemacht, wir hätten den politischen Mord leicht genommen." Zur Tat selbst führte Professor Grimm aus, daß er nur die Zivilklage vertrete, seine Zuständigkeit also eng begrenzt sei, die er peinlich beachten wolle. Das Delikt aber berühre Privat- und Strafkläger. Selten habe er einen Mordsall erlebt, der so kalt blütig und überlegt, fast pedantisch genau wie dieser ausgeführt worden sei. Er verwies auf die unumstößlichen Beweise derSchieß - Übung en , der Zigarettenschachtel und erklärte, daß nirgends die Anzeichen einer Affekthandlung, nirgends Leidenschaft festzustellen sei. Keinerlei Gefühle seien zu erkennen. Als er auf der Treppe Frau Gustloff gegen übergestanden habe, habe er nach seiner eigenen Aussage das Gefühl unterdrückt, weil der Entschluß zum Mord fest in ihm stand. Heute solle alles das rein reflexmäßiges Handeln gewesen sein. Wilhelm Gustloffs makellose Persönlichkeit Professor Grimm wies die Versuche der Verteidigung, an den ermittelten Tatsachen zu rütteln, zurück. Er um ritz noch einmal das Bild des Mörders, wie es sich in der Verhandlung ergeben hat, als eines verbummelten, seinem Triebleben hingegebenen Studenten, über den das ver nichtendste Urteil sein eigener Vater am Tage der Tat ge schrieben habe. Dieser abschreckenden Erscheinung des Täters stellte er dann die makellose Persönlich keit Wilhelm Gustloffs gegenüber, der für die Idee, für den Führer und für Deutschland gelebt habe. Wilhelm Gustloff sei ein Kämpfer gewesen, aber von hoher anständiger Warte aus habe er seinen Kampf ge führt. Professor Grimm verlas dann den Brief, den Gustloff zu Neujahr 1936 an Gauleiter Bohle geschrieben hat Rutsches Memmdm. Antwort auf die englisch-französischen Vorschläge. L>cr Nelqsmtmper des Auswärtigen Freiherr von Neurath hat den Botschaftern Englands und Frankreichs in Berlin ein Memorandum übermittelt, tu dem die deutsche Regierung zu den englisch-französischen Vorschlä gen für die weitere Behandlung der spanischen Frage Stellung nimmt. Nachdem die deutsche Neichsregierung in dem Memo randum einleitend ihre Bereitwilligkeit zur Unterstützung aller Mahnahmen zusagt, die geeignet sind, in Spanien möglichst bald geordnete friedliche Zustände herzustellen, heißt es dann: Was den Vorschlag der beiden Regierungen anlangt, die Vereinbarung über die Nichteinmischung in die spanischen Wirren zu bekräftigen und durch weitere Ver abredungen effektiv zu gestalten, so muß die deutsche Re gierung darauf Hinweisen, daß sie von Anfang an, so auch in ihrer Note vom 27. August d. I. dafür eingetreten ist, die zu treffenden Abreden auf die V e r h i n d e r u n g der Ausreise von freiwilligen Teilnehmern an den Kämpfen in Spanien auszudehnen. Sie hat es sehr bedauert, daß sich andere Regierungen damals hierzu nicht haben entschließen können, was zweifellos wesentlich dazu beigetragen hat, die Lage in Spanien zu verschärfen. Ob das allgemeine Verbot jeder direkten oder indirek- tcn Intervention auch unter den heute gegebenen Verhältnissen noch zu dem erstrebten Ziele führen kann, muß leider einigermaßen zweifelhaft erscheinen. Das bedarf angesichts der allgemein bekannten Rolle, die landfremde Elemente in immer steigendem Maße bei der Entfesselung anarchischer Aktionen in Spanien gespielt haben und noch spielen, keiner näheren Begründung. Die deutsche Regierung ist aber gleichwohl bereit, sich in dem Londoner Ausschuß, wie bisher, an allen Be ratungen darüber zu beteiligen, wie eine Aenderung dieses Zustandes und eine wirksame Kontrolle der zu treffenden Vereinbarungen herbeigeführt werden könnte. Dabei ist sie aber der Ansicht, daß das Verbot direkter oder indirekter Intervention als ein einheitliches Gesamtproblem in Angriff genommen werden müßte. Der Gedanke, durch eine gemeinsame Vermittlungsaktion der beteiligten Mächte den Kämpfen in Spanien ein Ende zu bereiten, verdient an sich sicherlich alle Sympathien. Die deutsche Regierung hat indes schon durch die Anerken nung der nationalen Regierung zum Ausdruck gebracht, daß sie neben dieser Negierung keinen anderen Faktor in Spanien sieht, der noch den Anspruch erheben könnte, das spanische Volk zu repräsentieren. Die dieser nationalen Regierung gegenüberstehende Partei hat über dies durch die ganze Art ihres Kampfes, durch die Er mordung politischer Gegner, durch Geiselerschießungen, Verbrennungen und andere Brutalitäten die Leidenschaft bis zum äußersten aufgepeitscht. Eine Versöhnung mit dieser Partei erscheint schon wegen der in ihr offensicht, lich vorherrschenden anarchischen Tendenz schwer denk bar. Wie es vollends in Frage kommen könnte, bei dieser Sachlage eine ordnungsmäßige Volksabstim mung in Spanien zu bewerkstelligen, vermag die deutsche Regierung nicht zu erkennen. Trotzdem wird sie aber, wenn die anderen Regierungen brauchbare konkrete Ver mittlungsvorschläge glauben machen zu können, an deren Prüfung und Verwirklichung bereitwillig Mitarbeiten. Der italienische Außenminister Graf Ciano hat dem englischen Botschafter und dem französischen Geschäfts träger die Antwort der italienischen Regierung ebenfalls übersandt. . and in dem es u. a. heißt: „Wieder geht ein altes, reiches und kantpsersülltes Jahr zu Ende, das viele Mühen und Sorgen, die Sie bewegten, mit in die Vergangenheit nimmt. Vor uns aber steht leuchtend das große Ziel, das uns unser Führer gegeben hat: „Deutschland". Keine Macht dieser Welt wird uns ab halten können, getreu unserm Schwur unsere Pflicht für unseren Führer und unsere stolze Bewegung und damit für unser geliebtes Vaterland zu erfüllen. Sie können sicher sein, daß die Landesgruppe Schweiz in stolzer Geschlossenheit, auf richtiger Kameradschaft und unerschütterlichem Kampfgeist weiter schaffen wird, um ihrem Ziel der Zusammenfassung aller Deutschen zu dienen. Sie können auch sicher sein, daß ich meinerseits auch im neuen Jahr meine ganze Kraft ein setzen werde, um diesem Wollen und diesem Ziele zu dienern" Verherrlichung des politischen Morde« führt zum Chaos Prof. Grimm wandte sich dann der Behauptung der „scheinbaren Legalität" Gustloffs zu, die entgegen der Versicherung des Verteidigers, daß er die un antastbare Persönlichkeit Gustloffs nicht schmähen wolle, eine schwere Schmähung des Ermordeten sei, gegen die er Einspruch erheben müsie. Dann kw.b er diereinm e-n i ck-