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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdrusser Tageblatt' erschein! wsrklagr nachm «Uhr Bezugrpr monatt L RM frei Hau», bei Postbcstellung lM RM znzügl Bestellgeld Einzelnummer Ist Rvl Alle Poüanhalien. Pastbolen, unsere Austräger u Geschäsirstclle Falle böherer Gewal, o?er Wochenblatt für Wilsdruff U. UMgkgeNd sonstiger"Bettiebssiörun! gen befiehl kein Anspruch Lieferung der Zei» tung oder Kürzung des Bezugspreise- Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt, rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise lau« aufliegender Preisliste Nr 6. — Ziffer. 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So hat auch Staatssekretär Funk bei Eröffnung des „Kontinentalen Reklamekongresses 1936 Berlin" in der Krolloper den Sinn der Reklame Umrissen, als er den Satz prägte: „In Deutschland soll die Werbung nur für die wirkliche Leistung eingesetzt wer- den." — Nicht überall gilt dieser Grundsatz. Im Aus land ist man vielmehr der Auffassung, daß die Reklame um ihrer selbst willen da ist und daß bei uns der Reklame „Zwang angetan wird". Wäre es wirklich so, wie das Ausland behauptet, wie wären dann solche Leistungen in Deutschland möglich gewesen, wie die Olympischen Spiele, dxr Freizeilkongreß, die Fremdenverkehrstagung und andere internationale Veranstaltungen auf deutschem Boden. Sie sind höchstens der Beweis für die Richtigkeit der deutschen Auffassung und die Wiederlegung der Be hauptung des Auslandes. Das Ausland wird das Vor urteil gegen Deutschland zuerst aufgeben müssen, wenn die gemeinsam zu lösenden werbewirtschaftlichen Aufgaben der Völker in Angriff genommen werden sollen, wie es der Kongreß als sein Ziel ansieht. In Deutschland gilt der für alle Dinge geltende Grundsatz auch für die Re klame: Sie soll nicht der Nutzen des einzelnen sein, son dern der Allgemeinheit. Seit der Weltwirtschaftskrise ist die Verbraucherkraft der Völker kleiner, der Kreis der Wettbewerber aber größer geworden. In diesem Kampf kann sich die europäische Wirtschaft allein durch die Leistung behaupten. Wer heute noch die Allmacht der Werbung vertritt, der sieht in der Kaufkraft der Völker immer noch ein Ausbeutungsobjekt und wird sich nicht wundern dürfen, wenn er der Werbung unterliegt, die sich auf die Leistung beruft. Reichsberufswettkampf der Studenten In Königsberg ist der Reichberufswett- kämpf für alle deutschen Hoch- und Fach schulen eröffnet worden. Dadurch wird die von den nationalsozialistischen Kräften immer erstrebte Einheit zwischen Werktätiger und studentischer Jugend in dem großen Leistungskampf der deutschen Arbeit sichtbar unter Beweis gestellt. Der Student steht neben dem Iung- a r b e i t e r in dem gemeinsamen Willen zur Leistung und Selbsterziehung, eingeordnet in eine Arbeitsform der Nation, die in dem Zusammenstehen der schaffenden Stände gedeihliche Arbeit für Deutschlands Zukunft sieht. Nachdem das deutsche Studententum in dreijährigem Ringen nunmehr seine eigene Lebensform gefunden hat, gilt die Parole, die Reichserziehungsminister Rust in Breslau kürzlich verkündet hat: „Zurück zur fachlichen Arbeit!" Das neue deutsche Studententum ist, wie es das schon im letzten Reichsberufswettkampf bewiesen hat, be reit, sich durch die Arbeit und die Leistung zu bewähren, und es wird nach eigener Ueberzeugung und eigenem Willen seine Stellung in der Gesamtheit des Volkes durch die wissenschaftliche Leistung rechtfertigen. So fußt auch die Idee des Leistungskampfes der deutschen Studenten, der sich naturgegeben auf dem Gebiet der Wissenschaft bewegen muß, zurück zur Wissenschaft und Hochschule. Der Leistungskampf der deutschen Studenten beseitigt den immer wieder aufkommenden Ruf: „Ent politisierung der Wissenschaft" durch die Art der gestellten politischen Aufgaben. In dieser Aufgabenstellung, die im vierten Jahre des Reichsberufswettkampfes bestimmt ist durch den Vierjahresplan des Führers, werden unter dem Gesichtspunkt: „Die Lebensordnung des deut schen Volkes" in Hochschule und Wissenschaft alle Fragen des deutschen Volkes getragen, die feine großen Lebens fragen sind. Deutschlands Bemühen um den Frieden Deutschland geht seinen eigenen Weg des Friedens; einen Weg, der fest das Ziel vor Augen steht und der ge rade diesem Ziel zustrebt. Während zwischen London und Paris tagelang die Besprechungen über die Stellung nahme zur spanischen Nationalregierung Franco hin- und hergehen, ohne daß eine der beiden Regierungen den Mut aufbrachte, den Tatsachen, die in Spanien geschaffen sind, Rechnung zu tragen, hat Deutsch land durch Francos Anerkennung sich klar entschieden und damit so gehandelt, wie es der Linie der deutschen Außen politik zur Sicherung des Friedens in Europa entspricht. Deutschlands entschiedener Kampf gegen den Bol- schewismus duldet kein Zaudern und Abwarten. Francos Kampf ist der gleiche, wie der des nationalsozia listischen Deutschland. Beide wollen die Vernichtung des Bolschewismus, also gebietet ihr gemeinsames Ziel Zu sammenarbeit. — Genau so unbeirrt, wie Deutsch land den Schritt in Spanien unternahm, Hai es einen wei teren Schritt zur Friedenssicherung getan, indem es ohne lanaes Zöaern auf eine Anfrage aus London jene Be- Neue Deulschenverhaftuugen in der Sowjetunion. Grund: „Konterrevolution zugnnsten Deutschlands". Nach einer Mitteilung der Agentur des Anßenkom- mistariats in Charkow sind am 21. November drei weitere Reichsangehörigc verhaftet worden, nämlich der Monteur Friedrich Bösherz der Zschocka-Werke Kaiserslautern, Reinhold Schindle aus Jena, beide in Mariupol, und Hermann Stammer, Elektromonteur, gebürtig und wohnhaft in Charkow. Der ehemalige Kriegsgefangene Betriebsleiter Hein rich Schäfer aus Tschumysch (Kasakstan) wurde am 2l. Oktober auf seiner Arbeitsstelle bei Frunse ohne Angabe eines Grundes verhaftet. Er befindet sich in Semipala- tinsk und war am II. November noch nicht verhört. Wie verlautet, wird er der „Konterrevolution zu- gunsten Deutschlands" beschuldigt. Die deutsche Botschaft in Moskau ist bemüht, die Fälle auszuklären. Es scheint sich also zu bestätigen, was wir schon bei den früheren Verhaftungen annahmen: die Sowjets wollen provozieren! Die Abscheu, die das Mord urteil von Nowosibirsk in der Welt ausgelöst hat, scheint ihnen geradezu Anreiz zu sein, die Empörung Weiler zu steigern. Hier zeigt sich die bolschewistische Fratze in ihrer ganzen Gemeinheit. Blinde, niedrige Rache gegen den Nationalsozialismus tobt sich aus, ohnmächtige Wut über die Mißerfolge des Bolschewismus in Spa nien. Ganz offensichtlich will der Bolschewismus ein sehr gefährliches Spiel wagen, um die Mißerfolge seiner Diplo matie zu vertuschen und seinen Anhängern zu imponieren. Das System will sich retten, und wenn darüber der Frieden in die Brüche geht! Wann wird die Welt erwachen? Will sie sich durch ihr Ausweichen vor der bolschewistischen Gefahr mitschuldig machen am Zusammenbruch des Friedens? * Konferenz bei Stalin über den deutschen Protest gegen das Mr-mleU Stürmische Sitzung — Neuer deutscher Schritt — Noch 30 Deutsche im Gefängnis Wie das Londoner Blatt „Daily Expreß" wissen will, fand in Moskau eine Sitzung der Sowjetregierung unter Vorsitz Stalins statt, die sich mit dem deutschen Protest gegen die Verurteilung des deutschen Ingenieurs Stick- ling befaßte. Die Sitzung habe keine Einstimmigkeit ge bracht. Eine Gruppe, die aus Gemäßigteren und vor allem Beamten des Außenkommissariats bestand, habe sich im Hinblick auf die in Deutschland herrschende Erregung für die „Begnadigung" Stiülings ausgesprochen. Die andere Gruppe dagegen habe um so entschiedener die Vollstreckung des Todesurteils gefordert mit dem Hinweis auf Hun derte von Telegrammen, die von Organisationen der Kom munistischen Partei „spontan" eingesandt worden feie« und in denen der Tod des „Faschistenhundes" und die so fortige Vollstreckung des Urteils gefordert wird. Statt« wurde aufs dringlichste ersucht, jetzt ein „Exempel zu statu- ElUWehemrWMMWMdcWe^ Landesverräter Ossietzky erhielt den Friedens-Nobelpreis. Das Nobclpreiskomitce des Norwegischen Storting hat den Friedens-Nobelpreis für 1935 dem unter Hinde«, bürg wegen Landesverrats vernrteilten Karl von Os- sietzky zugeteilt. Den Friedens-Nobelpreis für 1936 hat der argentinische Antzenminister Carlos Saavedra La- mas erhalten. * Mit Karl von Ossietzky ist der Friedensnobelpreis zum erstenmal an einen von dem höchsten Gericht seiner Heimat verurteilten Landesverräter gefallen. Karl von Ossietzky wurde am 23. November 1931, also in der Zeit der Novemberrepublik, vom 4. Strafsenat des Reichsgerichts wegen Landesverrats zu einer Strafe von eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er hat diefe Strafe im Mai 1932 angetreten. Ein Gnadengesuch an den Reichspräsidenten, Generalfeldmarschall von Hinden burg, wurde von diesem abgelehnt. Ossietzky ist Weihnachten 1932 auf Grund einer all gemeinen Amnestie in Freiheit gesetzt worden. Im Gegen- fatz zum Sowjetstaat, der jeden politischen Gegner an die Wand stellen läßt, hat sich das nationalfozialistische Deutschland darauf beschränkt, Ossietzky am 28. Februar 1933 in Sicherheitsverwahrung nehmen zu lassen. Ossietzky ist vor längerer Zeit aus dieser Haft entlasten worden und befindet sich in Freiheit. Die Verleihung des Nobelpreises an einen notorischen Landesverräter ist eine derart unverschämte Herausforde rung und Beleidigung des neuen Deutschland, daß darauf eine entsprechend deutliche Antwort erfolgen wird. stimmung des Londoner Flot'renabkommens angenommen hat, die praktisch die U-Boote im Kriegsfälle den Ueberwasserstreitkräften gleich st eilt. Damit ist bewiesen, daß das deutsch-englische Flotten abkommen vom Jahre 1935 auch auf internationale Fra gen günstige Wirkungen haben kann, die mit dem Ab kommen selbst nicht direkt Zusammenhängen. DcutfchlanL hat eine Anregung Englands, die am 9. November erging, schon am 23. November durch die Ueberreichung einer Note in London durchgeführt. Man mag daraus in Paris und in London erkennen, wie sehr es dem nationalsozia listischen Deutschland darauf ankommt, in einer Zeit großer weltrevolutionärer Spanungen und Entscheidun gen jede Möglichkeit friedlicher Entwicklung gegenüber allen Mächten auszunutzen, die ihrerseits den Willen zum Frieden haben. Die Welt zu dem Stands! Zu der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Landesverräter Karl von Ossietzky liegen bisher noch nicht viel ausländische Pressestimmen vor. Es kann jedoch schon jetzt gesagt werden, daß weite Kreise des Auslandes di« unerhörte Fehlentscheidung von Oslo ebenfalls scharf ab- lehnen und die Entrüstung, die ganz Deutschland über diese Provokation empfindet, durchaus teilen. Der älteste Nachkomme des Preisstifters, Ingenieur Ludwig Nobel, hat im schwedischen „Aftonbladet" eine Erklärung veröffentlicht, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigläßt: „Ich bin vollends derselben Mei nung wie der Stortingpräsident Hambro, daß es unglück lich ist, Wenn der Friedenspreis zu parteipolitischen oder überhaupt zu Zwecken benutzt wird, die Streitigkeiten Hervorrufen könnten. Nichts könnte mehr dem Wunsch Alfred Nobels zuwiderlaufen; dies geht schon aus dem bloßen Namen des Preises her vor. Ich will mich nicht über die Personenwahl als solche äußern, aber der Preis soll nicht den Zweck haben, Streit zu entfachen. Eine solche Sache ist selbstverständlich." Das Blatt selbst nimmt an leitender Stelle unter der Ueber- schrift „Trotz allem — Ossietzky" eine ähnliche abweisende Stellung zu der Osloer Entgleisung ein. Es sei wahr haftig nicht die Meinung Nobels gewesen, daß der Frie denspreis dazu benutzt wird, die herrschenden Reibungen hervorzuheben und zu verschärfen. „Nya Daglight Alle, h anda' erklärt in einer Stellungnahme u. a.: „Der Friedenspreis Nobels für Ossietzky ist als eine reine Kundgebung zu be trachten, eine Kundgebung in dem Maße, als sie eine« Prozeß gegen den Nationalsozialismus bezweckt." Das Blatt gibt der Ausfassung Ausdruck, daß „der Träger des Friedenspreises sicherlich kein welthistorisches Format be sitze. Ihn darum als ein pazifistisches Opfer des kriege rischen Hitler-Regimes zu betrachten, bedeute im hohen Maße eine historische Fälschung". Die Abendausgabe der dänischen „Berlin gske Tiden de" schreibt: Wenn das norwegische Nobel komitee sich entschlossen habe, dem umstrittenen Karl von i Ossietzky den Preis zu verleihen und damit den Haß des ganzen nationalsozialistischen Deutschland hervorzurufen, j fo sei dies ein Beweis für eine starke Radikalisierung der ganzen Einstellung des Komitees.