Volltext Seite (XML)
Der Tod und das Leben Totensonntag, der Tag der persönlichen Zwiesprache mit den Verstorbenen, ist gekommen. Der Mensch will ein mal in seinen Gedanken allein sein mit denen, die ihm die Liebsten waren, als sie noch auf Erden wandelten. Wir wandern zu den Gräbern und schmücken sie mit Blumen, aber unser Herz sucht die Seele der Toten, die Erinnerung greift zurück nach lieben Erlebnissen, die man mit ihnen gemeinsam besaß. Wir überschauen das irdische Hoffen der entschlafenen Seelen und wissen, wie diese Hoffnungen der Tod vernichtete, und wir hätten gern einen Gruß aus demJenseits, das uns so dunkel und geheimnisvoll erscheint So wird das Gedenken an unsere lieben Toten zu gleich eine ernsthafte Mahnung an unser eigenes vergäng liches Wesen. Solange Menschen auf Erden wandejn, sind sie umgeben von dem Geheimnis des Sterbens, bedroht von dem unerbittlichen und unbestechlichen Schnitter Tod In Liliencrons Totentanzballade spricht der Sensenmann zum Schnitter auf dem Felde: Du mähst deine Wiese, Wir mähen beide. Es hat von uns jeder Seine eigene Weide. Du füllest die Scheuern, Ich fülle die Kasten, Du darfst wohl feiern, Ich will nicht rasten. Die Sensen, sie schwingen, Die blinkenden Kreise, Es hat von uns jeder Seine eigene Weise. Neberall das gleiche Grübeln um den Tod, über die gleiche Zwiesprache mit den Tote?, und überall scheinen sie uns die gleiche Antwort zu geben, die das Grundmotio aller mittelalterlichen Totentänze bildet: „Was ihr seid, das waren wir; Was wir sind, das werdet ihr." Die Folgerungen freilich, dis die Lebenden aus dieser Antwort gezogen haben, sind zu allen Zeiten verschieden gewesen. Den einen wurde der Spruch zum ,Momenta mori", zu einer ernsten Mahnung an ihre Vergänglichkeit, die sie in ihrem irdischen Streben dazu führte, die Seele immer bereitzuhalten für die Stunde, da sie den Weg in das Jenseits antreien soll. Tie anderen aber rufen: „Ge nieße den Tag ', leben in den Tag hinein und wissen nicht, daß sie nur feige jenem Zwiegespräch mit dem Letzten ausweichen. Wenn unsere Erinnerungen zurückwandern zu unseren Toten, und wenn wir ihres Sterbestündleins gedenken, so finden wir immer wieder, daß die Seelen dem Tode fest und ohne Bangen entgegengetreten sind, die auch im Leben fest in ihrer Pflicht und in ihrem Glauben gestanden haben. Diesen Menschen ist der Tod nicht der Schrecken, ihnen ist der Tod nur ein Uebergang in ein anderes Leben. Sie fühlen sich eingereiht in das große Stirb und Werde, aber sie glauben an das Unsterbliche in der Menschenseele, das nicht der Tod, sondern nur eigene Sünde vernichten kann. Wollen wir den Kampf gegen den Tod aufnehmen, so müssen unsere Taten unsterblich sein. Deshalb braucht man nicht zu den großen Unsterblichen eines Volkes zu gehören, deren Namen in die Herzen aller eittgeprägt sind, deren Taten und Denkmale uns allen von ihrem Wirken künden. Wenn sich ein starker, aufrechter, glaubensfroher und kampfbereiter Charakter auch nur in einer Menschen seele forterbtc, so hat dieser Mensch nicht umsonst gelebt Er hat das Wort der Leichtfertigen „Genieße den Tag" in seinem Sinne gewandelt in das Wort „Nütze den Tags", So können wir selbst aus der Zwiesprache mit unseren lieben Toten Kraft für unser Leben schöpfen, denn Tod und Leben sind keine Gegensätze, sind aus einer höheren Schau eng miteinander verknüpft. Diese Erkenntnis läßt uns in tiefster Seele bescheiden werden. So wie die Sonne, das Licht des Lebens, über Gerechte und Ungerechte scheint, so kennt der Tod keinen Unterschied. Was der Tod für uns selbst bedeutet, entscheidet allein, was wir mit dem Leben angefangen haben. So kehren wir heim aus der Zwiesprache ernsten Gedenkens, heim in den Alltag, und vor unserer Seele stehen ähnliche Gedanken vom Tode, wie sie auf dem Campo santo in Pisa in Worte gefaßt worden sind: „Drum halte wach dich unverwetlt. Daß vorbereitet er dich finde, Und dich nicht unterjoch' die Sünde." Totensonntag. Es ließ der Herbst mit müder Hand Das letzte Blatt im Wind verwohn. Bang schluchzt durchs still gewordne Land Ein Lied vom Sterben und Vergehn. Kein Vogelruf jauchzt svnnemvärts. Die letzte Rose brach am Strauch, Und heimlich greift nach deinem Herz Frau Einsamkeit mit kaltem Hauch. Herz, das an lieben Grüften steht Und nicht erfaßt, daß es nicht brach, Das heut durch Sternenweiten geht Der Spur der ihm Entriss'nen nach, Das fiebernd sucht und söhnend strebt Nach Fernen, die es nicht ermißt, Herz, das in Not und Mühsal bebt Und das Verlorne nie vergißt — Herz, lern vom stillen Herbstesland Des Alls urewig gleichen Laus: Was müd' zerbrach des Todes Hand, Schläft nur und steht im Lenz neu auf! Erfass' der Schöpfung tiefsten Sinn: Was in der Heilgen Scholle ruht, Strebt nur zu neuem Leben hin. Zu neuer Kraft und Lebensglut! Es gibt kein Sterben und Vergehn! Du bist der Liebe nimmer bar. Dein bleibt in deiner Seele Wehn, Was je zu tiefft dein eigen war. Und gehst du einsam eine Zeit Auf Erden, lern' dos All verstehn: Der Schöpfung große Ewigkeit Äst Auferstehn und Wiedersehn! Felix Lev Göckeritz. (Weltbilderdicnst — M) Exporttagung der sächsischen Wirtschaft. Die Wirtschaftskammer Sachsen veranstaltete eine Ex porttagung, in deren Mittelpunkt ein Vortrag des Staats sekretärs Dr. Posse vom Reichs-Wirtschaftsministerium über das Ausfuhrproblem stand. An der Tagung nahmen viele Vertreter der Regierung, der Partei und ihrer Gliederungen, sowie der Wehrmacht teil. Der Leiter der Wirtschaftskammer, Präsident Dr. Zimmermann, wies darauf hin, daß die Zusammen fassung der Organisation der gewerblichen Wirtschaft Sach sens mit über 300 000 Betrieben in der Wirtschaftskammer im wesentlichen vollendet sei. Dank der gewonnenen Schlagkraft und Bewegungsfreiheit werde die Wirtschafts- kammer ihre ganze Kraft und Energie für die Leistungen einsetzen, die man von ihr erwartet. Das Land Sachsen, in dem die ausfuhrorientierten Konsumgüter-Jndustrien stark vorherrschend seien, stehe vor besonderen Schwierig keiten, deren Beseitigung einen erhöhten Kräfteeinsstz er fordere. Wenn die sächsische Ausfuhr in letzter Zeit nicht nur gehalten werden konnte, sondern sich sogar gebessert habe, so sei dies den nnerhörten Leistungen zu danken, die sowohl der sächsische Unternehmer als auch der sächsische Gefolgsmann gerade in der letzten Zeit vollbracht habe. Sachsen habe einen begründeten Anspruch, in dem Aufbau- Programm des zweiten Vierjahresplanes besonders be dacht zu werden. Anschließend berichteten führende sächsische Wirtschaft ler über die Erportlage ihrer Branche in Sachsen. Der stell vertretende Präsident der Industrie- und Handelskammer Dresden, Direktor Wilhelm Wohlfahrt, i. Fa. Zeiß-Ikon AG.« Dresden, wies einleitend auf die Bedeutung Sach sens als Industriegebiet und Exportland hin, um dann die Wünsche der verschiedenen sächsischen Industriezweige, die durch eigene Referate nicht vertreten waren, darzulegen. Auf die Erportlage des wichtigsten sächsischen Indu striezweiges, der Textilindustrie, ging der Präsident der Industrie- und Handelskammer Chemnitz. Mitschsrling, ein. Er wies darauf hin, daß nahezu ein Drittel der deut schen Textilindustrie in Sachsen ansässig sei. An der Spitze der sächsischen Textilindustrie ständen die Wirkerei und die Strickerei mit rund lOOOOO Beschäftigten, die im Chem nitzer Bezirk ihren Sitz hätten. Das hervorragendste Merk mal der sächsischen Textilindustrie sei ihre Einstellung auf den Export, der durch die bekannten Umstände schwer gelitten habe. Alle Branchen der sächsischen Textilindustrie machten große Anstrengungen, um aus eigener Kraft die Exportschwierigkeiten zu überwinden. Für die sächsische Metallwarenindustrie behandelte Franz Kramer, Ane. die Zerfahrenheit der wirtschaftspoli tischen Weltlage durch die Währungs-Abwertungen und die sich daraus für die sächsische Metallwarenindustrie erge benden Folgen. Der Leiter der Bezirksgruppe Sachsen der Reichsgruppe Papier, Niethammer. Kriebstein, wies darauf hin. daß sein Industriezweig einen beträchtlichen Ausfuhrüberschuß auf weise und trat für eine entsprechende Behandlung der Rohstoffzuteilung wie auch für eine Verbesserung der Frachtlage Sachsens ein. Für die Holzindustrie sprach der Leiter der sächsischen Bezirksgruppe der holzverarbeitenden Industrie, Hagenah, Leipzig, der besonders auf die schwierige Expsrtlage der sächsischen Möbelindustrie hinwies und verschiedene Wünsche auf handelspolitischem Gebiet vorbrachte. Staatssekretär Posse versprach, daß allen hier vor gebrachten Wünschen und Anregungen nachgegangen wer den wird. Er werde auch dafür wirken, die Notwendigkeit der Bewegungsfreiheit der wirtschaftlichen Organisation in den Vordergrund zu rücken, um das Eigenleben der Be zirke wirksam werden zu lassen. Von der Erkenntnis dieser Notwendigkeit seien auch die Maßnahmen des Reichswirt schaftsministeriums in der letzten Zeit beherrscht gewesen. Gerade die mittleren und kleineren Betriebe, die im beson deren Maß an dem Erport Sachsens beteiligt sind, brau chen auch im besonderen Matz den Schutz der wirtschaftlichen Organisation und der Behörden. Wir sind von der Not wendigkeit der Ausfuhr überzeugt und werden nach diesen Grundsätzen auch die Frage der Rohstoffzuteilung für die Industrie und der Devisenzuteilung behandeln. Zielwei- send mützten für die sächsische Wirtschaft und ihre Wirt- schaftskammer die beachtlichen Schlußworte von Präsident Wohlfahrt sein: „Haben wir bisher allen Abdrosselungs- maßnahmen des Auslandes bis zu einem gewissen Grad erfolgreich widerstanden, haben wir die Abwertung von vierzig Staaten überwunden, so werden wir auch bei den letzten fünf Valutaentwertungen durchhalten und Mittel und Wege finden, um uns wieder den Platz an der Sonne zu verschaffen, der uns auf Grund der überall anerkannten Qualitätsarbeit gebührt." Präsident Dr. Zimmermann dankte in seinem Schluß wort dem Staatssekretär Dr. Posse für die Zusage, daß den Wünschen, die zum Ausdruck gekommen seien, vom Reichswirtschaftsministerium nachaeaanaen werde Telegrammwechsel zwischen General Franco und dem Führer Aus Anlatz der Anerkennung der spanischen Regie rung des Generals Franco durch die Reichsregierung hat zwischen General Franco und dem Führer und Reichskanzler ein in herzlichen Worten gehaltener Telegrammwcchsel stattgcfunden. Kameradschaftliche Aussprache mit Dr. Goebbels auf Vogelsang Reichsminister Dr. Goebbels traf aus der Reichstagung der Eauamtsleiter auf der Burg Vogelsang ein und besprach mit den Teilnehmern der Tagung in kameradschaftlicher Weise tagespolitische Probleme. (Heinrich Hoffmann — M-) Abgeschossenes Bombenflugzeug der Roten vor Madrid. Ein von den nationalen Truppen General Francos während der schweren Luftkämpfe um Madrid abgeschossenes Bomben flugzeug der roten Verteidiger der spanischen Hauptstadt. Na tionale Soldaten besichtigen den unschädlich gemachten Bom ber auf dem Kampsfeld vor Madrid. (Associated Preß — M.)