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Mnisterbesuch bei -er Landesloiierie. Eine halbe Million Mark auf ein Los. Im Gebäude der Lotteriedirektion am Grimmaischen Meinweg in Leipzig, das bis um die Jahrhundertwende das Triersche Institut beherbergte und seitdem die Stätte ist, an der die Glücksgöttin der Sächsischen Landeslotterie ihres Amies waltet, fand in üblicher Weise die Einlegung und Mischung der Losnummernröllchen für die bevorste hende 210. Landeslotterie statt, jener Papierröllchen, die im Nummern- und Gewinnrad enthalten sind und nun auf den Zugriff des Glückes warten. Außer vielen Zuschauern war auch Finanzminister Kamps anwesend, der vor her die Räume und Einrichtungen der zu seinem Ressort gehörenden Lotteriedirektion besichtigt und die Beamten, Angestellten und Arbeiter der Lotteriedirektion, die für die Lotterieverwaltung tätigen Notare und die Vertreter des Landesverbandes der sächsischen Staatslotterie-Einnehmer begrüßt hatte. Aus den Ausführungen, die Finanzminister Kamps den Pressevertretern bereitwilligst gab, ging hervor, daß die Sächsische Landeslotterie nicht zuletzt es diesen Ein richtungen dankt, daß sie sich inner- und außerhalb der Landesgrenzen der großen Beliebtheit erfreut. Das Zie hungsverfahren der Sächsischen Landeslotterie arbeitete, wie Finanzminister Kamps unter anerkennenden Worten für die Beamten und Notare der Lotteriedirektion hervor hob, solange die Sächsische Landeslotterie besteht, immer ein wandfrei und erwarb und erhielt damit der Sächsischen Landeslotterie das Vertrauen der Bevölkerung. Als wei teren und entscheidenden Umstand dafür, daß die Lotterie spieler, namentlich auch in den letzten Lotterien, die Lose der Sächsischen Landeslotterie fast restlos ausgenommen haben, wies Finanzminister Kamps auf den Spielplan der Sächsischen Landeslotterie hin. der sich nicht nur durch eine große Stabilität sondern vor allem auch durch eine beson dere glückliche Verteilung der Gewinne auszeichnet; es kann bei der Sächsischen Landeslotterie nicht nur im gün stigsten Fall, wenn Hauptgewinn und Hauptprämie zu sammenfallen, wie das wiederholt vorgekommen ist, eine halbe Million auf ein Los gewonnen werden, sondern es ist, was von der Bevölkerung als Vorzug der Sächsischen Landeslotterie betrachtet wird, auf die sogenannten Mittelgewinne besonderes Gewicht gelegt worden. Von besonderem Interesse waren die Ausführungen des Ministers über die Stellung des neuen Staates zum Lotteriespiel. Das Spielen, so sagte er, sei ein Urtrieb des Menschen. Wer wolle nicht einmal sein Glück versuchen? Aber das ungehemmte und unkontrollierbare Spiel berge große Gefahren, sowohl für den einzelnen Volksgenossen wie für die Volksgesamtheit; deshalb hätten fast alle zivi lisierten Staaten das unkontrollierte Glücksspiel unter Strafe gestellt. Ein Ventil für die eingedämmte Spiel leidenschaft bestehe aber fast überall — das sei die vom Staat betriebene Lotterie. Diese Staatslotterien dienten Wieder zugleich den Interessen der Volksgesamtheit, in sofern ihre Erträgnisse den allgemeinen Staatseinnahmen zufließen und damit die Finanzierung von Staatszwecken ermöglichen. Da gerade der neue Staat sich ungeheuere Aufgaben gestellt habe und diese Aufgaben nur lösen könne, Wenn ihm entsprechende Einnahmen zur Verfügung stän den, sei die Staatslotterie heute mehr denn je eine ge meinnützige Einrichtung des Staates. Wer sich deshalb an der Staatslotterie beteilige, habe nicht nur bei der Sächsischen Landeslotterie gute Aussicht, einen Gewinn zu machen, sondern steuere auch dem Staat sein Scherflein dazu bei, daß dieser seine großen Aufgaben mei stern könne. Der Minister wies darauf hin, daß es durch den volkstümlichen Preis von 3 Mark für das Zehntel- Klassenlos auch dem weniger bemittelten Volksgenossen möglich sei, ein Los der Landeslotterie zu erwerben oder mit anderen Volksgenossen zu spielen. Die Einlegung und Mischung der Nummernröllchen der neuen Landeslotterie fand im Ziehungssaal der Lot teriedirektion statt, in dem schon seit Jahrzehnten die Glücksgöttin ihr Regiment führt und ihren Segen über die Lotteriespieler aüsströmen läßt. Sie erfolgt, wie seit Bestehen der Lotterie, unter Mitwirkung von Notaren. Auf 160 Brettern lagen je tausend Stück der zur Ein- schüttung fertiggestellten Nummernröllchen ausgebreitet. Die Einlegung der Lose wird nicht wahllos vorgenommen, sondern ihre Reihenfolge für die Einschüt- tung in das Ziehungsrad wurde, um von vornherein eine einwandfreie Mischung zu gewährleisten, durch ein Los bestimmt, das ein Notar zog. Obwohl durch das „Kill Kim, Maxiebov!" Von Arno Hellmis. Arno Hellmis war der Sprecher der deutschen llebertragung des Schmeling-Kampfes und ist auch der Sprecher des Films „Max Schmelings Sieg — ein deutscher Sieg". Meine Berufskameraden gliedern sich in zwei Gruppen: Gruppe 1 sagt, ich solle nur noch im Rundfunk sprechen, wäh rend Gruppe 2 der Ansicht ist, für mich ser Ozean gehen, wenn auch das Mikrophon ost nm ein heiseres Gebrüll aufnahm. Die Sache mit dem Gebrüll war übrigens sehr nett! Der Sprecher hat während der Arbeit neben sich einen Techniker sitzen, in denen der Funkbericht hörbar ist. Wird dieser durch das Publikum in den Geräuschmikrophonen übertönt, so dreht der Techniker diese ab und das Sprechmikrophon auf. die Sportjournalistik das Gegebene! (Zur Gruppe 1 gehören die Sportschristleiter, zur Gruppe 2 die Rundfunkleute.) So mache ich einen neuen Versuch und schreibe — über den Rundfunk. Dienst am Rundfunk kann Beruf und Passion sein, Funksprechen ist in jedem Falle Passion. 2eder Sprecher bekommt einmal, als Rosine im großen Arbeitskuchen, eine Aufgabe gestellt, bei der er alles um sich herum vergißt und zur Maschine wird, die den optischen Eindruck in einen akustischen umwandelt. Er gibt dann einen ziemlich ge treuen Abklatsch seines eigenen Wesens und wenn er nach der Reportage naßgeschwitzt und müde auf einen Stuhl fällt, hat er nur das dunkle Gefühl, sich unrettbar blamiert zu haben. Die ersten Anerkennungen hält er für Hahnsbüchenen Flachs und erst nach und nach lernt er glauben, daß die Sache in Ordnung war. Es gibt Funkberichte, da stirbt der Re porter am Mikrophon zwei Tode: Wenn nichts passiert wenn das Ergebnis ohne Spannung, ohne Widerhall beim Publikum abläuft. Der Reporter war dann umvei- lich schlecht, mag er auch heroische Anstren M Syndikatfsim Schlagwechsel Schmeling—Louis in der 1. Runde. gungen gemacht haben, Leben in den Be richt zu bringen. Er ist auf Gedeih und Verderb mit dem Geschehen verkoppelt und daraus ergibt sich auch für ihn der Erfolg, wenn „etwas los war". Um den Funkbericht vom Kampf Schmeling—Louis zu versieben, dazu müßte einer schon eine ausgemachte Null sein. Man nennt das „Aussteuern". In der vierten Runde, als der erste Niederschlag Ive Louis uns von den Stühlen riß, versuchte ich verzweifelt den Lärm zu durchdringen und hilfe suchend schaute ich herunter zu meinem Techniker, um ein Zei chen zu bekommen: stm Hexenkesiel des Hankee-Stadions, mit dieser nervenauf peitschenden Schallkulisse der Vierzigtausend und im Ring die wildeste Schwergewichtsschlacht in der Geschichte des Box sports, das war ein Fressen für den Reporter! Da mußte ja jedes Wort sitzen, da mußte ja die Begeisterung mit über den Dort, wo vorhin noch friedlich der Mann von der NBC. saß, lagen jetzt auf dem Stuhl ein Paar einsame Kopfhörer — mein Techniker aber, der stand oben auf seinen Kästen und brüllte aus Leibeskräften: „Kill him, Maxieboy" (Mach ihn fertig, Max:! verzweigte Kontrollsystem der Landeslotterie an sich schon die unbedingte Gewähr gegeben ist, daß keine Losnummer bei der Einschüttung fehlen kann, hatte doch jeder anwe sende Spieler die Möglichkeit, sich gegen Vorlegung seines Loses seine Losnummer vorzeigen zu lassen. Es über raschte, in welch großem Umfang die Zuschauer ihre rege Beachtung der Vorgänge dadurch bekundeten, daß sie von diesem Recht Gebrauch machten, noch mehr, wie genau der ansragende Lotteriespieler von dem Beamten der Lotterie direktion bedient werden konnte. Es klappt eben bei der Sächsischen Landeslotterie — das war der Eindruck, den alle aus dem Ziehungssaal der Lotteriedirektion Mit nahmen. 16 837 000 Mark sollen zur nächsten Lotterie ausge spielt werden. Schon am 16. November, mit der Ziehung der 1. Klasse der 210. Landeslotterie, beginnen die Räder des Glückes zu rollen. Wer werden diesmal die glücklichen Gewinner sein? Turnen, Spörl und Spiel. Preisverteilung an die Sieger im Gordon-Bennett-Rennen. In den Räumen des Polnischen Aeroklubs in Warschau fand die Preisverteilung für das diesjährige Gordon-Bennett- Rennen für Freiballone statt. Der Belgier Demuyler, der auch diesmal wieder als Sieger aus dem Rennen hervorgegan gen war, erhielt den Preis des Staatspräsidenten, den Gordon- Bennett-Wanderpreis, den Geldpreis von 10000 Zloky und ebenso wie sein Begleiter eine goldene Uhr. Die Besatzung des Ballons „Lopp". deren Schicksal in der Unwirtlichkeit Norbrußlands die Sensation des diesjährigen Rennens bildete, erhielt den 2. Preis in Höhe von 7000 Zloty. Neue Kunsteisbahn geweiht. In der Dortmunder West salenhalle ist die neue Kunsteisbahn eingeweiht worden. Im Eishockeviressen, das aus diesem Anlaß veranstaltet wurde, spielten der Berliner Schlittschuhklub und die Düsseldorfer Eis- lausgemeinschafi torlos und damit unentschieden. Deutsche Schwimmersiege. In Haarlem (Holland) konnte eine deutsche Schwimmermannschasi recht erfolgreich abschnei- den. Haina (Gladbeck) gewann das Brustschwimmen über 100 Meter in 1 :15,2 und Simon (Gladbecks das lOO-Meter- Rückenschwimmen in l: 12,2. Die deutsche Meisterin Gisela Arendt lieferte im lOO-Meter-Kraulschwimmen den Hollände rinnen Tinv Wagner und Willy den Ouden einen Kops-an- Kopf-Kampf bis ins Ziel, mutzte sich jedoch in 1:08 mit dem dritten Platz begnügen. Deutschlands schwerstes Hindernisrennen. Am letzten Renn tag in B e r l i n - K a r l s h o r st wurde Deutschlands schwerstes Hindernisrennen, das Parforce-Jagdrennen, aus- getragen. Es siegte Leutnant von Mitzlasf auf „Cosa". Der Endgeschwindigkeit der Vollblüter!» war der Halbblüter „Columbus" nicht gewachsen. Den dritten Platz belegte die Halbbliiterin „Inga". Schluß in Göteborg. Das dreitägige Internationale Ring- kampfturnier in Göteborg ist beendet. Der Endstand ist folgen der: Weltergewicht 1. Svedberg (Schweden), 2. Schafer (Deutschland); Halbschwergewicht 1. I. Johansson (Schweden», 2. Cadier (Schweden), 3. Schweickert (Deutschland); Schwergewicht: 1. Bietags (Lettland). 2. Palusalu (Finnland). Beim Torgauer Fechtturnier siegte im Degenfechten der Berliner Kroggel mit 9 Siegen und 14 erhaltenen Treffern. Die Besten des Säbelturniers waren mit je 5 Siegen Moos (Leipzig» und Lettmer (Berlin). tzMWHUMUW Roman von Paul Hain. L Fortsetzung Nachdruck verboten Hella hob den Kopf. Mit dem Ahnungsvermögen der liebenden Frau stieß sie plötzlich stöhnend hervor: „Nein, nein, Ma, da ist etwas Furchtbares geschehen, etwas Maßloses! Werner kommt nicht mehr!" Sie preßte die Hände gegen den Mund, um den Ver- zwtziflungsfchrei zu ersticken, der ihr in der Kehle saß. Ergeben senkte Frau Julia den Kopf. In diesen Mi nuten zerbrach ein Traum, und niemand wußte, war um. — Werner von Kardorff kam nicht mehr. Und das Auto, das draußen aus das junge Paar war tete, brachte nicht zwei glückliche Menschen zum Bahn hof, sondern Hella und ihre Mutter in die prunkvolle Villa Braunsberg nach Dahlem zurück. Es blieb vorerst kein anderer Ausweg. Niemand unter den Gästen wußte etwas davon. Natürlich glaubte jeder, daß das Hochzeitspaar es vor züglich verstanden habe, sich heimlich auf die Reise fort- zustehlen. Lockend klang noch immer die Tanzmusik. Sam Bas- kini war unermüdlich. Das Geräusch der im Tanzschritt gleitenden Füße, das Jneinanderklingen der Gläser, Frauenlachen, die ganze tönende Symphonie der Fröh lichkeit schallte aus dem Saal heraus, durch die offenen Türen, als Hella mit ihrer Mutter hastig durch die Halle schritt. Als wären sie auf der Flucht. . Auf der Flucht vor ihrem eigenen Glück. Kurz bevor sie auf die Straße trat, stockte ihr Fuß. Unheimlich und grausam spannte sich die Frage durch ihr Hirn: Wie ist denn das alles nur möglich? Ist denn das Wirklichkeit? Ein wilder Spuk? Ein Traum?, Da zog Frau Braunsberg sie in das wartende Auto. „So beherrsche dich doch, Kind!" Hart aufschluchzend fiel Hella in den Fond. Ein letzter Geigenton aus der Zaubergeige Sam Bas- kinis irrte durch ihre Seele. Klang das nicht wie ein höhnischer Ruf unsichtbarer Geister? „Mutter! Mutter!" Mit bebenden Armen zog Frau Julia die Schluch zende an sich, während der Wagen nun schnell davonglitt durch das Lichtmeer der aufgerührten, nächtlichen Stadt. 3. Der Diener Hannes, der schon an die zwanzig Jahre im Hause Braunsderg war und die Aufsicht über das gesamte Personal hatte, stand vor den Damen und ver riet mit keinem Wimperzucken seine Ueberraschung. Sein Gesicht war in den langen Jahren der Lakaiendienste eine ausdruckslose, ergebene Larve geworden. „Es ist ein Brief für das gnädige Fräulein — Ver zeihung — für die Frau Gräfin abgegeben worden," sagte er und blickte, den Rücken leicht gebeugt, von Frau Iulia auf Hella, die blaß am Arm ihrer Mutter lehnte. Nun richtete sie sich mit Anstrengung auf. Matte Röte flackerte über ihr Gesicht. Ein Brief für sie? „Wer hat ihn gebracht?" fragte Frau Julia mit Fassung. „Ein Bote. Vor zehn Minuten, gnädige Frau. Ich habe ihn auf den Tisch im kleinen Zimmer der gnädigen Frau hingelegt." ,^a, es ist gut, Hannes." Ein leichtes Kopfneigen. „Ich werde sofort die Zofe hinaufschicken." „Nicht nötig, Hannes," wehrte Frau Julia ab und schritt mit Hella durch die große, erleuchtete Diele die breite, läuferbelegte Treppe zu den oberen Gemächern empor. Sie fühlte, wie Hella am ganzen Körper zitterte und drückte nur stumm ihre Hand. Hannes sah den Damen diskret nach und verschloß dann wieder lautlos die Vortür. Es war ein Mann, der Tag und Nacht auf dem Posten war und exakt wie ein uner müdliches Uhrwerk funktionierte. — „Da liegt er," murmelte Hella und wies auf den weißen Fleck, den der Brief auf den Tisch des Salons zeichnete. Die gedämpfte Wandbeleuchtung warf ihr Licht über die kultivierte, vornehme Eleganz dieses im glatten englischen Stil hergerichteten Raumes, von dem es rechts zu den Zimmern Frau Braunsbergs, links zu dem Mädchenappartement Hellas ging, das sie heute nicht mehr wieder zu betreten geglaubt hatte. Und plötzlich lief, stürzte sie förmlich nach vorn und riß den Brief an sich. Das seidene, pelzbesetzte Cape glitt von ihren Schultern. Im leuchtenden Brautkleid stand sie da, schimmernde Perlen um den Nacken, mit fliegenden Fingern den Brief aufreibend. Frau Julia murmelte verstört: „Er hat also gewußt, daß er nicht zurückkam, und da mit gerechnet, daß wir nach Hause fahren." Auch sie hatte sofort die Handschrift Werners auf dem Umschlag erkannt. Die Erregung machte ihre Worte heiser. Hella las mit flackernder Stimme: „Liebste, in aller Eile noch diese Zeilen. Ich weiß, ich füge Dir unendlichen Schmerz damit zu, daß ich Dich allein lasse. Und gerade heute an unserem Ehrentag, kurz vor unserer geplanten Abreise. Ich kann in diesem Augenblick nichts weiter tun, als Dich um Verzeihung zu bitten. Glaube mir, ich muß fort! Erklären kann und darf ich Dir nichts in dieser Stunde, auch das mußt Du glauben und hinnehmen, ohne daran zu deuteln. Einmal wirst Du alles erfahren. Warte auf mich, Liebste, e» wird ja nicht allzu lange dauern. Und sei gewiß, daß ich nicht aufhöre, Dich zu lieben, auch wenn ich fern von Dir bin. Bleibe aufrecht und stolz, Hella, und stärke mich mit Deinen treuen und lieben Gedanken. Warte, warte, warte auf mich! Dein Werner." Fortsetzung folgt.