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MmfferTaMatt Dos Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks An,etgenpr«tse laut ausNegender PrUSliste Nr 6. — Z t '' - r - G e b ü h r : 2ll Rpig — VorgeschNe- bene Eischeinungriage und Playwünsche werden nach Möglichlei« berücksichtigt — Anzeigen-Annahm« big vormittagö 10 Uhr iiliir die ibtchtigleit del durch Fernrus übern,it- Fernsprecher. AMt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh men wir leine Gewähr. — — Bei Kontur» und Zwangdvergleich erlischt seder Anspruch aus Nachlaß Nationale Tageszeitung für sandwirtschast und Dai „Wilsdrusfer Tageblatt' erscheint werktags nachm i Uhr B-zugrpr. monail 2RM frei Sau», bet Postbestellung t,80 RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rps Alle Postanstalten, Postboten, unsere Ausiräger u Geschäsisftelle Fall?h"öh-rerG-w^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger"BcttiE gen besteht lein Anspruch - —— ans Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung dcS Bezugrvrelser Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bciliegt Nr. 256 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 3. November 1936 Borgen bringt Gorgen Die allgemeine Preisgestaltung verlangt die Barzahlung Das Handwerk sührt einen Werbeseldzug zur Hebung der seit Jahrzehnten gesunkenen Zahlungs moral, Dem Handwerk, dem im Rahmen des Vier- jahresplanes eine bedeutende Stellung zukommt, sollen Aufträge erteilt werden, beim Handwerk soll gekauft werden, damit ein einflußreicher Wirtschaftszweig der endgültigen Gesundung entgegengeht. Dazu gehört aber, daß das Handwerk für seine Lei st ungen pünktlich und angemessen entlohnt wird. Diesem Ziel dient oer Werbefeldzug des deutschen Handwerks, durch Gemeinschaftsarbeit zwischen Handwerker und Kunden gesunde Verhält nisse durch Beseitigung des Borgunwesens zu schaffen. Viel und mit Recht ist von ArbeitundLeistung des Handwerks die Rede gewesen. Als ein in sich geschlossener, von den übrigen Berufsständen sich abheben der Berufsstand mit eigenem Aufgabengebiet und eigenen Schaffensmöglichkeilen beansprucht das Handwerk aber auch mit ebenso gutem Recht sür seine Wertarbeit und seine Qualitätsleistung eine angemessene Bezah lung, die gleichzeitig mit der Fertigstellung und Ueber- gabe des Werkes zu erfolgen hat. Fertige Arbeit — bares Geld mutz in dieser Beziehung mehr denn je die Losung der Zukunft werden. Vor Jahr und Tag bereits hat der Reichsstand des deutschen Handwerks den Kampf um den Abbau der Borgwirtschaft und um die Herbei führung einer gesunden Zahlungsmoral mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln eingeleitet und immer wieder zur Wiederholung dieser gewaltigen Werbeaktion für die Barzahlung ermahnt. Es genügt nicht, daß man hin und wieder einmal in launiger oder ernster Weise, in Schrift und Wort, durch Rundfunk und andersartige Pro paganda das „Pumpunwesen" geitzelt und für den Kun den und den Handwerker bemerkenswerte Lehren bereit hält. Seien wir uns bewutzt, datz derartig uralte, üble Gewohnheiten nicht von heute auf morgen beseitigt wer den. Die Gemeinschaftsarbeit auf diesem Gebiet kann noch längst nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Diese Erziehungsarbeit gilt es so lange fortzusetzen, bis das allerseits erstrebte Ziel in möglichst befriedigender Weise erreicht ist. Das ist die Erkenntnis, von der sich der Reichsstand des deutschen Handwerks und die ihm angeschlossenen Organisationen leiten lassen, wenn sie den Werbe feldzug zur Hebung der seit Jahrzehnten tiefer und tiefer gesunkenen Zahlungs moral immer von neuem fördern und unterstützen. Die leidige Borgwirtschaft ist noch lange nicht verschwunden, es gilt daher die Widerstandskraft aller gegen das Borg unwesen zu steigern, damit einmal im Interesse der Ge samtheit die Zahlungssitten und damit auch die gesamten Zahlungsverhältnisse sich bessern. Aus der Einsicht in die Notwendigkeit systematischer Bekämpfung des Borgunwesens ergibt sich auch für die gesamteWirtschaft die Verpflichtung zum Mit wirken am Gelingen dieses Kampfes. Gerade die lebhafte Tätigkeit des Handwerks in dieser Richtung hat uns das anschauliche Beispiel für die dringende Zusammenarbeit aller Wirtschaftskreise zum Bewußtsein gebracht. Es be deutet nicht mehr als ein Gebot der volkswirtschaftlichen Solidarität, daß die gesamte gewerbliche Wirtschaft sich mit aller Energie gegen die Borgwirtschaft wendet und unter Anspannung aller Kräfte diesen allgemeinen Krebs schaden auszurotten versucht. So ging z. B. die „Deutsche Sparkassenzeitung" vor einiger Zeit in einem Leitaufsatz auf den Feldzug des Handwerks gegen das Borgunwesen und die gleichartigen Bemühungen des Einzelhandels ein und wies darauf hin, datz die Frage auch für die Banken und Sparkassen wichtig sei. „Bei dieser Auf klärung können auch die Kreditinstitute wertvolle Mithilfe leisten durch geeignete Sparpropaganda. Gekauft soll werden, aber nicht „auf Pump", sondern gegen bar, das heißt, der Käufer soll — von berechtigten Ausnahmen abgesehen — das erforderliche Geld erst sparen, ehe er den Kauf tätigt. Die Befolgung dieses Grundsatzes gibt der wirtschaftlichen Entwicklung einen höheren Grad von Solidität, befreit die Betriebe von unnötigen Arbeiten und schützt den Käufer selbst vor manchen Sorgen und Unannehmlichkeiten, die der Kreditverkauf nun einmal mit sich bringt. Dieses eine Beispiel mag für viele gelten. Die allgemeine Bedeutung des Problems der Herbei führung einer gesunden Zahlungsmoral ist richtig erkannt. Der Kampf kann und wird nicht aussichtslos sein, wenn alle an der Erreichung des Zieles Mitarbeiten. Der Zahlungsunlust und angeblichen Zahlungsunfähigkeit der Kundschaft muß durch entsprechende zweckmäßige Aufklä rung, durch Bekanntgabe einheitlicher Zahlungs- und Lieferungsbedingungen, eventuell durch rigorose Ein ziehung der Forderungen, Aufstellung von schwarzen Listen und anderes mehr ein für allemal ein Ende bereitet werden. Genau so wie es eine Selbstverständlichkeit ist, in Warenhäusern und Einheitspreisgeschäften bar zu zahlen, muß sich auch die Kundschaft daran gewöhnen, dic Handwerker von heute ist nicht in der Lage, aus seine Verstärkter GrenzfW der Tschechen. Aeußerste Vorsicht an der Grenze geboten. Vor einiger Zeit haben wir ausdrücklich darauf auf merksam gemacht, daß die Tschechen in unmittelbarer Nähe der deutsch böhmischen Grenze befestigte Linien anlcgen mit deutlicher Spitze gegen Deutschland. Die in Frage kommenden Gebiete von der Grenze bis mehrere Kilome ter ins Böhmerland hinein unterliegen der schärfsten mili tärischen Bewachung durch die Tschechen. Wir haben alle Reichsdeutschen, die aus irgendwelchen Gründen in die Tschechoslowakei hinein gehen oder fahren, auf die Gefah ren aufmerksam gemacht, denen sie sich aussetzen, wenn sie sich jenseits der Grenze nicht einwandfrei verhalten, vor allem keine Lichtbildgeräte mitnehmcn, keinerlei Zeichnun- nungen anfertigen, sich nicht unnötig lange in der Nähe bewachter Gehäude oder Gelände aufhalten, nicht unnötige Fragen stellen usw. Die tschechischen Militärbehörden lassen bei der ge ringsten Veranlassung jeden Reichsdeutschen verhaften, der sich irgendwie verdächtig macht; so laufen noch immer fünfzig Verfahren wegen angeblicher Spionage gegen Reichsdeutsche, die seit Monaten schöft in Untersuchungs haft in tschechischen Gefängnissen sitzen. In den meisten Verfahren muß mit einer Verurteilung zu längeren Ge fängnis- oder Kerkerstrafen gerechnet werden. Jetzt berichten Pariser Zeitungen, daß die tschechische Regierung durch eine Notverordnung eine besondere „Si- heitswache" errichten wird. Diese Staatssichcrheitswache stellt eine ständige militärische Gliederung mit der beson deren Aufgabe dar, die Grenze des Staates zu sichern, also die an der Grenze bereits errichteten oder noch zu errichten den Grenzbefestigungen ständig zu bewachen und besetzt zu halten. Die Pariser Zeitungen heben hervor, daß die Staats- NcherycllSwache Befehl erhalten habe, aus jeden, der sich an der Grenze verdächtig benimmt, ohne weiteres zu schießen. Allen die Grenze überschreitenden Reichsdeutschen verden auf Grund dieser außerordentlich verschärften Grenzüberwachung durch die Tschechen aufgefordert, mit Rücksicht auf ihr Leben und sonstige Verluste durch Verhaf tung und Verurteilung sich jenseits der Grenze vollkommen einwandfrei zu verhalten. Kür Kreundschast mii Deuifchlan- Erklärung des belgischen Rexistenführers Degrelle In einer Unterredung mit dem Brüsseler Vertreter der englischen Zeitung „Observer" erklärte der Führer der belgischen Rexisten, D e g r e l l e, u. a., daß denjenigen, die sich engen deutsch-belgischen Beziehungen widersetzten, geantwortet werden müsse, daß Belgien während seiner ganzen Geschichte von jeder festländischen Macht über fallen worden sei. Wenn daher Belgien eine Mißstimmung gegen diese Länder konserviere, dann würde es ohne einen einzigen Freund in der Welt sein. Belgien möchte ledig lich die Gewißheit haben, datz diejenigen, mit denen man gute Beziehungen unterhalten wolle, sich von dem Wunsch nach Frieden leiten ließen. Das nationalsozialistische Regime sei nach der Meinung der belgischen Rexisten von diesem Willen gegenüber Belgien beseelt. Sobald die Rexisten ans Ruder kämen, würden sie diesen Wunsch in die Tat umsetzen. Außerdem dürfe nicht vergessen werden, datz das Deutschland Adolf Hitlers ein Bollwerk gegen den Kommunismus sei. Das Hauptziel der belgischen Rexisten sei aber die Unterstützung des Kampfes gegen den sowjet russischen Barbarismus. LsMi md Paris zar MWni-Me. Englische Presse erörtert die Verständigungsmöglichkeiten — Frankreichs Diplomatie ist besorgt und enttäuscht. Mussolinis Rede in Mailand, in der der italie nische Staatschef über die Bedeutung der deutsch-italie nischen Besprechungen sich geäußert hat, hat im Ausland starke Beachtung gefunden. Besonders die englischen Zeitungen befassen sich eingehend mit der Rede des Duce. Der römische Korrespondent des englischen Nach richtenbüros Reuter äußert die Ansicht, datz eine englisch italienische Verständigung leichter möglich sei, da man in Rom zur Zeit wohl nicht auf der offiziellen Anerkennung des neuen Imperiums bestehe. Es habe überrascht, daß Mussolini, abgesehen von einer kühlen Erwähnung, Frank reich fast völlig übergangen habe, obwohl es doch auch eine Mittelmeermacht sei. Für den „Daily Telegraph" ist die Rede des Duce eine kalte Dusche hinsichtlich aller Bemühungen, durch ein Abkommen eine größere Sicher heit für Europa zu schaffen. Die „Time s" bringt zum Ausdruck, datz England nicht daran denke, die italienischen Interessen zu bedrohen, sondern seine Politik lediglich darauf richte, sich den See weg im Mittelmeer offcnzuhalten. Die „Morning Post" bezeichnet die Ausführungen Mussolinis als den Anfang eines ernsthaften Versuchs, die Kluft zwischen Eng land und Italien zu schließen. Die „Daily Mail" fordert eine Verständigungzwischen England, Deut sch land und Italien. Ein Nichtzustandekom- men emer solchen Einigung würde für die ZlvMfaito« Europas eine Katastrophe bedeuten. Das Blatt schreibt, Mussolini fühle genau, datz der Bolschewismus Europa zugrunde richten werde, wenn Europa den Bolschewismus nicht ausrotte. In der französischen Presse ist man tm Gegensatz zur englischen über die Mussolini-Rede etwas enttäuscht. Die Rede wird in Paris mit Zurückhaltung ausgenommen. Man weist in Paris vor allem darauf hin, daß die grundsätzliche Haltung Roms die Vorbereitungen der Westpaktkonferenz nicht zu erleichtern geeignet sei und daß gewisse Erklärungen des Duce über die mitteleuro päische Politik und die Mittelmeersrage neue Schwierig keiten Hervorrufen könnten. Selbstverständlich beschwört die Pariser Presse nunmehr England, die Verbindung zwischen London und Paris jetzt enger zu knüpfen. Das dem französischen Auswärtigen Amt nahestehende Blatt „Petit Paristen" glaubt darüber entsetzt sein zu müssen, daß Mussolini mit seinen Ausführungen über Ungarn einen Apfel der Zwietracht in die Kleine Entente habe werfen wollen. Der Duce reiche zwar England einen Oelzweig, aber die besondere Betonung des römiscken Wunsches, im Mittelmeer gleichberechtigt mit England zu sein, werde in London Mißtrauen verursachen. Im übrigen stellt sich fast die gesamte Pariser Presse ablehnend gegen über der Mussolini-Rede ein. vielleicht noch zu gedrückten Preisen abgegebene Ware langfristigen Kredit zu geben und damit zum Bankier seines Kunden zu werden. Die allgemeine Preisgestaltung verlangt eben unbedingt Abkehr von der bisherigen Borgwirtschaft und sofortige Begleichung der Handwerkerschulden. Die Kundschaft muß sich heute mehr denn je klar darüber sein, daß der Kauf auf Borg sür alle Teile unwirtschaftlich ist und so viele Unannehmlichkeiten im Gefolge hat, daß man ihn am besten ganz meidet. Andererseits mutz jedoch auch erwartet werden, daß die Handwerker von sich aus die Ausstellung ihrer Rechnungen beschleunigt vornehmen und es dadurch den Kunden ermöglichen, eine umgehende Prüfung und Erledigung durchzuführen. Wer glaubt, I auch hier noch andere Wege gehen zu können, wird bald einsehen, daß er nicht nur sich selbst am meisten damit schädigt, sondern auch den Erfolg der ganzen Werbe aktion gegen das Borgunwesen in Frage stellt. Darum ist es eine zwingende Notwendigkeit, immer wieder her vorzuheben, daß eine endgültige Besserung der Zahlungs verhältnisse nur durch engstes, verständnisvolles Zusam- menwirken aller beteiligten Kreise erreicht werden kann. Man darf die sichere Erwartung hegen, daß eine solche Gemeinschaft den beabsichtigten Erfolg zeitigt, wenn sie in der rechten Weise getätigt wird. Die Schaffung dieser gesunden Verhältnisse bleibt das endgültige Ziel. Bis dahin heißt die Parole: „Der Kampf gegen das Bora unwesen aebt weiter."