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MMnOrTaMltt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauplmannschaft Meisten und des Stadt- rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung kür Landwirtschaft und DaS „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm 4 Uhr BezugSpr. monatl 2RM frei HauS, bei Postbestellung 1,8V NM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lO Rpf Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- .. stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder fUk EvllsOrUsf U. sonstiger BctriebSstörun. gen besteht kein Anspruch ' "77^1 7" auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laul auslteyender Preisliste Nr S. — Zls'er-Gebühr: M Rpig — VorgeschN» bene Erschetnungsiage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtig! — Anzeigen-Annahm, durch Kernrus übermtl. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 teilen Anze^qen^übernch! men wir leine Gewähr — Bet Konkurs und Zwangsvergleich erlisch« Icder Anspruch an« Nachlaß. Nr. 256 - 95. Jahrn-mfl Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 2. November 1936 Die Präsidentenwahl in USA. Am 3. November wird nach langen Wahlkämpfen mit vielen Reden und Probeabstimmungen und nach Abschluß vieler Wetten endlich die Wahl des Präsidenten der Ver einigten Staaten durchgeführt. Gleichzeitig werden der Vizepräsident und ein Drittel des Bundesamtes und das ganze Abgeordnetenhaus gewählt. In den letzten drei Wochen des Endkampfes waren Präsident Roosevelt und der neue Kandidat Landon ständig unterwegs, um teils auf Bahnsteigen, teils in großen Hallen ihre letzten Wahlreden zu halten. Beide konzentrieren ihre Haupt kampftätigkeit auf den Miltelwesten, wo die große Farm bevölkerung ein unsicherer Faktor ist. Wahrend die Ost küste der Vereinigten Staaten überwiegend zu Landon neigt, wird die Westküste voraussichtlich mit großer Mehr heit für Roosevelt stimmen. Es hängt daher vom Mittelwesten ab, welcher Kandidat dort als geeigneter für die weitere Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft an gesehen wird. Die zwischen dem Mittelwesten und der Ost küste gelegenen Staaten Pennsplvanien und New Vork dürften, wenn auch mit knapper Mehrheit, für die Bei behaltung der gegenwärtigen Regierung stimmen. Der amerikanische Präsident ist Staatsoberhaupt und Ministerpräsident zugleich. Der Präsident wird nicht in direkter Volkswahl gewählt, sondern die sogenannten Wahlmänner, die die 48 Bundesstaaten aufgestellt haben, bestimmen, wer Präsident sein soll. Eine, man kann schon sagen: reichlich veraltete Methode, bei der überdies noch die Gefahr vorliegt, daß der Volkswille nicht zur Gel tung kommt. Es besteht nämlich die theoretische Möglich keit, daß ein Kandidat, der nur 30 Prozent der abgegebe nen Stimmen erhält, sich trotzdem durchsetzt. Als dieses eigenartige Wahlsystem festgelegt wurde, fehlte noch die heute in Demokratien entscheidende Vielheit politischer Mächte, die Parteien. Nirgends ist das Zweipar teiensystem so scharf ausgeprägt wie in Amerika. Die demokratische und die republikanische Partei stehen sich eigentlich schon feit Beginn der amerikanischen Parla mentsgeschichte gegenüber. Der Ton des Wahlkampfes nahm besonders in den letzten Tagen an Schärfe erheblich zu. Die republikanischen Wahlredner legten zusehends den Nachdruck auf ihre kommunistischen Wahlargumente gegen Roosevelt. So griffen sie besonders scharf den Siedlungs verwalter Tugwell mit der Behauptung an, daß seine Mit arbeiter Kommunisten seien und daß die von ihm erbauten Siedlungen hauptsächlich Kommunisten zugute kämen. Die republikanischen Zeitungen stellen auch mit großem Auf wand an Druckerschwärze die Behauptung auf, daß der Jude Dubinsky, ein New-Borker Kommunist und Gewerk- schaftssekretär, als Wahlmann ausersehen sei. Diese Vor würfe werden von führenden Demokraten ebenso leiden schaftlich widerlegt wie Landon seine Wähler immer wieder versichert, daß er keine Rassenvorurteile hege, um die zahlreich umlaufenden Gerüchte zu entkräften, daß die Republikaner Antisemiten seien. Landon Roosevelt (Scherl.) Die Verven amerikanischen Parteien unterscheiden sich in den wesentlichen Punkten ihres Programms kaum von einander. Beide halten die „alte demokratische Freiheit" hoch. Beide haben letzten Endes die gleichen außenpoliti schen Grundsätze der unbedingten Neutralität. Beide haben sich unter dem Zwang der Entwicklung der letzten Jahre sür eine einigermaßen gerechte Lösung der sozialen Frage eingesetzt. Es geht also auch bei dem jetzigen amerika nischen Wahlkampf nicht so sehr um allgemein weltanschau liche, sondern um persönliche und wirtschaftliche Fragen. Die soziale Frage ist nun einmal das Gebot der Stunde und so ist es selbstverständlich, daß auch Roosevelt eine weitere Verbesserung anstrebt. Die Gegtter Roosevelts machen ihm zum Vorwurf, daß er die Arbeitslosigkeit, die nun einmal die größte Sorge des Staates ist, nicht in genügendem Umfange beseitigt hätte. Es ist aber auch nicht zu übersehen, daß Roosevelt sich an schwierig? Experimente heranwagt, eine Tatsache, die be sonders von feiten der Hochfinanz übel vermerkt worden ist. Durch eine Reihe von Versuchen ist es aber möglich Italiens?rieclenspoWK. Rbssgr sn Senk — Vst OekbAwk r« Orn snSrren Wirern. Den Höhepunkt des Besuches Mussolinis in Mai la n d , der Geburtsstadt des Faschismus, bildete der große Aufmarsch. Bei strahlendem Sonnenschein zogen die un übersehbaren Schwarzhemdenkolonnen, begleitet von einer Riesenmenge, zum Mailänder Domplatz, um dem Schöpfer ves neuen Imperium Romanum zu huldigen und seine Rede zu hören. Von den Häusern grüßten nicht nur die grün-weiß-roten Fahnen Italiens, große Transparente zeigten Mussolinis Kopf und gaben markante Aussprüche des Duce wieder. Immer wieder sang die begeisterte Menge patriotische und faschistische Weisen und ließ den Duce hochleben. Por dem Hauptportal des alten Doms war die Rednertribüne errichtet worden. Mit einem Orkan ser Begeisterung wurde Mussolini willkommen geheißen MeAedeMMnis Der Duce erklärte, daß er sich vorgenomme« habe, in diesen unruhigen Zeiten emmal die Stellung des faschi stischen Italien zu den anderen Staaten klarzulegen. Keines seiner Worte sei böse gemeint. Vor allem müßte einmal aus der internationalen Welt jede Lüge und jede Illusion von Wilsonschen Ideologien beiseitegeräumt werden. Niemand wolle abr 8 sten, und daß alle zu sammen abrüsten, sei nicht möglich. Das sei die eine ver schwundene Illusion. Die andere betreffe die kollektive Sicherheit, di« es noch niemals ge geben habe Der Völkerbund baue sich auf der absurden Idee von der juristischen und absoluten Gleichheit aller Nationen auf. Er muß sich er neuern oder sterben. Da die Reform äußerst schwierig sei, könnte er nach italienischer Auffassung sehr gut sterben Niemals werde Italien die diabolische wirtschaftlich: Belagerung vergessen, die oer Völkerbund gegen Italien vurchzuführen versucht habe, das aber bewiesen habe, nicht nur zu allen Opfern bereit zu sein, sondern auch gegen 52 Teilnehmer an dieser Belagerung zu kämpfen. Da Frankreich gegenüber Italien bischer eine ab wartende Stellung eingenommen habe, könne man von Italien gegenüber Frankreich auch nichts anderes er warten. Nachdem er der ausgezeichneten Beziehungen zur Schweiz gedacht hatte, sprach der Duce von dem Ab kommen mit Oesterreich. Das fo sehr verstümmelte Un garn müsse >m Interesse des Friedens im Donauraum Gerechtigkeit empfangen. Die Beziehungen zu Jugo slawien hätten sich merklich gebessert. Die Grundlagen für eine italienisch-ungarische Freundschaft seien vorhan den. Ein anderes großes Land, das sich der Sympathien '«al-en'ickien Nnlt-s erkrene. t?i Deutschland Bü der Berliner Zusammenkunft seien schon einige sehr schwierige Probleme gelöst worden. An der Achse Berlin—Rom könnten alle europäischen Staaten, die den guten Willen haben, mitwirken. Die antibolschewistische Fahne ist die alte Fahne des Faschismus. Der Bolschewismus sei heute nur ein ungezähmter Ueberkapitalismus. Mit der Antithese Fa schismus und Demokratie müsse aufgehört werden. Italien fei heute oer Wegbereiter einer Zukunft, die den Weg zu einer wahrhaften Zivilisation der Arbeit öffnet. Für England sei das Mittelmeer nur ein Weg zur Erreichung seiner überseeischen Besitzungen, für Italien sei es alles. Mussolini erklärte mit Nachdruck, daß Italien nicht die Absicht habe, diesen Weg Englands zu be drohen oder zu unterbrechen. Italien wolle aber auch seine Rechte geachtet sehen. Die Engländer müßten sich mit den gegebenen, unwiderruflichen Tatsachen abfinden. Es gäbe da nur eine Lösung, ein völli ges Zusammengehen. Wenn man etwa versuchen wolle, Italien in diesem Meer die Kohle abzuschnüren, tn gewesen, das Los der Industriearbeiter und der Bauern erheblich zu verbessern. Und damit hat Roosevelt zweifellos eine starke propagandistische Stütze erhalten. Man nimmt allgemein a«, und die Probeabstimmnn- gen haben verschiedentlich diese Annahme bestätigt, daß Roosevelt wiedergewählt wird. Jedoch wird ein Sieg Roosevelts bei weitem nicht so eindeutig sein, wie vor vier Jahren, als das Land nach dem Retter aus der Krise rief. Zwölf Millionen Menschen sind in den Ver einigten Staaten immer noch ohne Arbeit. Und so sind von dem Präsidenten gewaltige Aufgaben zu lösen. Die amerikanischen Gewerkschaften waren bis jetzt meist un politisch, haben sich aber diesmal auf die SeiteRoose- velts gestellt, um zu zeigen, daß st« mehr als bisher auf die Entwicklung politischer Fragen Einfluß ausüben wollen. Schon diese Stellungnahme dürfte bei der Wahl von entscheidender Bedeutung fein. Die zahlreich ab- aefchlosieneu Wetten stehen bisher Ar Rooievelt. dem Meer, das einst das römische Meer war, dann würde sich das ganze italienische Volk wie ein Mann erheben. Italien wolle den Frieden, aber nicht den schutzlosen, sondern den bewaffneten. Darum arbeite es an seinen Rüstung/« zn Lande, zu Wasser und zur Luft. Darum verstärke es die nationale Produktion. Mit einem vaterländischen Appell an die Mailän der schloß Mussolini seine mit tosender Begeisterung auf genommene Rede. Immer wieder brachten die 250 000 be geisterten Mailänder Jubelrufe auf den Duce aus, der immer wieder die Rechte zum römischen Gruß erhob und noch zehn Minuten lang, von dieser Ovation gebannt, auf der Tribüne ftebenblieb. Die Abmachungen vom 11. Juli In seiner großangelegten Rede, die einen Appell an die Welt bedeutete, beschäftigte sich Mussolini, wie wir ergänzend erfahren, mit den deutsch-österreichischen Abmachungen vom 11. Juli. Mit diesen Abmachungen habe in der modernen Geschichte Oesterreichs ein neuer Zeitabschnitt begonnen. Diese Abmachungen, so fügte der Duce, davon mögen alle voreiligen und schlecht informier ten Kommentatoren Kenntnis nehmen — waren mir be kannt und hatten meine Zustimmung mit dem 5. Juni. Es ist meine Ueberzeugung, daß dieses Uebereinkockmen das Staatsgesüge Oesterreichs gefestigt und seine Unab hängigkeit nur noch mehr garantiert hat. Die Berliner Besprechungen Der Duee kam auch auf Deutschland zu spreche« und erklärte, die Zusammenkunft von Berlin hat eine Ver ständigung zwischen den beiden Ländern über bestimmte Probleme ergeben, von denen in diesen Tagen einige ganz besonders brennend sind Aber diese Verständigung, die in besonderen Niederschriften festgelegt und in gebührender Form unterschrieben worden ist, diese Vertikale Berlin —Rom, ist nicht eine Schnittlinie, sondern vielmehr eine Achse, um die alle europäischen Staaten, die von dem Willen der Zusammenarbeit und des Friedens beseelt sind, Zusammenarbeiten können. Deutschland, obwohl man es bestürmte und ihm in den Ohren lag, hat die Sanktionen nicht mitgemacht. Mit dem Uebereinkommen vom 11. Juli ist ein Span- nungssaktor zwischen Berlin und Rom verschwunden, und ich erinnere daran, daß auch schon vor der Berliner Zu sammenkunft Deutschland bereits praktisch das Imperium von Rom anerkannt hatte. Kundgebungen sur Deutschland Gauleiter Bohle, der mit seinen Begleitern der Auslandsorganisation und den Amtswaltern der NSDAP, in Mailand auf Einladung Mussolinis in dessen engster Begleitung an der Einweihung einer Schule in der Um gebung Mailands teilgenommen hatte, erschien auf der Ehrentribüne. Beim Anblick der Braunhemden hallte ei« Begeisterungssturm üoer den riesigen, von Hunderttausen- oen gefüllten Platz. „Hitler! Hitler! Viva la Germania!" dröhnte es durch die Menge. Das Horst-Wessel-Lied er klang, die Hände erhoben sich zum Gruß. Der italienische Außenminister Graf Ciano unterhielt sich längere Zeit mit Gauleiter Bohle und den Vertretern der NSDAP. Immer ivieder wurden begeisterte Sympathiekundgebungen für Deutschland laut. Nach Abschluß der Kundgebung begaben sich Gauleiter Bohle und seine Begleiter zum Fasciohaus. Der Marsch durch die dichtgedrängten Straßen Mailands glich einem Triumphzüg. .Alles jubelte ihnen zu: „Hitler! Hitler! Evviva la Germania!" pariser Lnttöulcbung über Sie Mussoffbireüe. Paris, 2. November. Die Mailänder Rede Musso linis ist in Paris mit Zurückhaltung ausgenommen worden. In politischen Kreisen betont man zunächst, daß in Anbetracht der hohen Bedeutung der vom Duce aufgeworfenen Frage» der Wortlaut der Rede sorgfältig geprüft werden müsse, ehe man dazu Stellung nehmen könne. Schon jetzt glaube man, dar auf Hinweisen zu sollen, daß die grundsätzliche Haltung Roms die Vorbereitungen der Westpaktkonferenz nicht zu erleichtern geeignet sei und daß gewiße Erklärungen des Duce über die mit teleuropäische Politik und die Mittelmeersrage neue Schwierig, leiten Hervorrufen könnten. Ma» scheint überdies vom Ducs eine ausführlichere und schärfere Präzisierung der französisch italienischen Beziehungen erwartet zu haben. Die Tatsache- daß die Rede Mussolinis auch von allen deutschen Sendern übertragen wurde, findet in Patts besondere Beachtung. Man glaubt darin eine erste greisbare Kundgebung der politischen Zusammenarbeit erblicken zu können, die beim Besuch Cianos in Deutschland endgültige Formen angenom men habe.