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Der Begründer de^ preußisch-deutschen Klotie V»e Erftinerung an den 125. Geburtstag des Prinzen . Adalbert von Preußen am 29. Oktober - Man kann sich einen klaren Begriff davon machen, Ivie schwer die Anfänge der preußischen Flotte, der Vor läuferin der Flotte des Deutschen Reiches, waren, wenn ein amtliches Gutachten aus den zwanziger Jahren des vori gen Jahrhunderts mit folgender Begründung sich gegen einen Flottenbau ausspricht: „Der geringe Salzgehalt der Ostsee scheint den Schiffen ungünstig zu sein." Um so größer ist daher das Verdienst des Prinzen Adalbert von Preußen, der sich mit der ganzen Lebendigkeit und Kraft seiner Person in den Dienst des Flottengedankens stellte, unbeirrbar von dem Gefühl durchdrungen, daß Preußen eine Flotte dringend benötige. So lautete darum auch der 'Bericht der im Jahre 1835 aufgestellten Kommission, an deren Spitze der Prinz stand, wie folgt: „Die 110 Meilen lange Küste des preußischen Staates mit ihren Häfen und Einfahrten kann durch Strandbatterien und mobile Truppen nicht mit der gehörigen Sicherheit verteidigt werden". Vor 125 Jahren, am 29. Oktober 1811, wurde Prinz Adalbert als Sohn des Prinzen Wilhelm, eines Bruders des Königs Friedrich Wilhelm III., im Schloß zu Berlin geboren. Wie alle preußischen Prinzen, bekam auch er eine militärische Erziehung und zeigte sehr bald besonders artilleristisches Interesse, so daß er wegen seiner militäri schen, in ernster Arbeit erworbenen Kenntnisse vom König zum Vorsitzenden jener oben erwähnten Kommission er nannt wurde, die Marinefragen beraten sollte. Trotz des Berichtes, der den Bau einer eigenen Flotte befürwortete, und dem sich eine Denkschrift des damaligen Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm lV., anschloß, konnten sich aber die Ministerien nicht zur Hergabe von Mitteln entschließen, denn „den Interessen des Handels dient die Errichtung einer Marine zur Küstenverteidigung nicht". So wurde der Bau eigener Kriegsschiffe endgültig vertagt, obwohl Prinz Adalbert gerade den damaligen Zeitpunkt — es war die Zeit des Beginns der Dampf schiffe —, da sämtliche Kriegsflotten sich völlig umstellen mußten, für besonders geeignet hielt. Das einzige, was überhaupt geschah, war, daß man im Ausland Umschau hielt nach einem geeigneten Sachverständigen, der für den künftigen Aufbau einer preußischen Flotte Vorschläge machen sollte. In den ersten Jahren der Regierung Friedrich Wil helms IV. belebten sich die preußischen Flottenpläne etwas mehr. Sie traten aber zunächst noch zurück angesichts der ersten deutschen Flottenversuche, die die in der Frankfurter Paulskirche tagende Nationalversammlung dringend be fürwortete. Prinz Adalbert, der durch mehrfache Aus landsreisen Kenntnisse und Erfahrungen erworben hatte, wurde auf Antrag des Reichsverwesers Erzherzog Johann von Oesterreick zum Vorsitzenden der technischen Marine kommission gewühlt, der auch der bekannte Kapitän Brommy angehörte. Die kleine ins Leben gerufene deutsche Flotte wurde aber nicht alt; zu groß waren die damaligen politischen Schwierigkeiten und Rivalitäten innerhalb des Deutschen Bundes. So war es kein Wunder, daß bereits na"ch fünf Jahren, im April 1852, das Ende kam. Einige Schiffe übernahm Preußen, der Rest wurde von Hannibal Fischer versteigert. Im November 1853 wurden durch königliche Kabinettsordre alle Marinefragen einer neuen Zentral behörde unterstellt, die den Namen „Admiralität" führte. Wenige Monate später, am 30. März 1854, wurde Prinz Adalbert, bisher Gcneralinspekteur der Artillerie, dieser Stellung enthoben und zum „Admiral der preußischen Küsten" ernannt. Zum erstenmal erschien damals dieser Titel in der preußischen Marine... Unter des Prinzen tatkräftiger Führung wurde sie nun entsprechend den vor handenen Mitteln weiter ausgebaut, durch Vertrag mit Oldenburg wurde im Jadebusen eine Flottenstation an gelegt, Wilhelmshaven, durch Kauf und Neubauten erhielt e 37s «Nachdruck verboten.) Egon war wieder in seinem Arbeitszimmer. Sonst war es ihm immer eine stille Genugtuung gewesen, wenn er einen Verbrecher der verdienten Strafe zugeführt hatte, heute war geradezu Freude in ihm über den Freispruch, den er ausgesprochen hatte, und dennoch saß er nun grübelnd in seinem Sessel und — dachte an Vera. Da pochte es an die Tür. „Herein!" Langsam schob sich — Anna Feilner in den Raum und blieb verlegen stehen. „Sie wünschen?" Es war ihm noch nie geschehen, daß ein Angeklagter nach der Verhandlung ihn aufgesucht hatte. Es war auch seltsam, daß sie so ohne weiteres bis zu ihm gelangt war — es mußte kein Gerichtsdiener im Vorzimmer gewesen sein. „Ich wollte mich nur bei dem Herrn Staatsanwalt bedanken, daß Sie so gütig gesprochen haben. Egon zuckte ärgerlich die Achseln. „Ich habe selbstverständlich nach meiner Überzeugung gesprochen, und Sie sind mir keinerlei Dank schuldig. Wenn Sie sich unschuldig fühlen, dann wissen Sie, daß das Gericht nur seine Pflicht tat." Die Frau konnte sich so rasch nicht fassen, wahrschein lich hatte sie fest mit ihrer Verurteilung gerechnet „Ich bin Ihnen aber doch so dankbar." Sie war in ihrer seelischen Erregung bis dicht an den Schreibtisch getreten, Egon stand auf und ging einen Schritt zurück. „Jetzt lassen Sie mich allein, Frau Feilner. Es ist gegen alle Ordnung, daß Sie hier eindringen und —" Er sah, daß Plötzlich in dem Gesicht der Frau eine Veränderung vorging. Sie hatte zufällig jenes Gruppen bild, auf dem er selbst mit Vera und den Schwiegereltern ausgenommen war und das er bei seiner ärgerlichen Be wegung versehentlich bis zum Tischrande vorgeschoben hatte, gesehen, und nun hafteten ihre Augen voll starren Entsetzens auf diesem Bilde. Wäre in Egon nicht der furchtbare Verdacht gegen Vera gewesen, er hätte die Frau jetzt ganz einfach aus dem Zimmer gewiesen, nun aber interessierte ihn dieses Gesicht, diese sichtbare Erschütterung, die er allerdings anders deutele. Wußte diese Frau mehr? Neues Ms Mee Well Ein schweres Verlehrsunglück, bei dem ein Engländer getötet und drei schwer verletzt wurden, ereignete sich auf der Landstraße I ch e n d o r f-K ö l n. Ein englischer Rsisewagen versuchte einen Lieferwagen zu überholen, während aus entgegengesetzter Richtung ein schwerer Last zug der Reichsbahn herankam. Als der Fahrer des Per sonenwagens sah, daß er nicht mehr genügend Platz zum Ueberholen hatte, bremste er so stark, daß sein Wagen quer zur Fahrbahn an den Straßenrand flog. Der Zusammen stoß mit dem entgegenkommenden Lastzug der Reichsbahn war nun nicht mehr zu vermeiden. Spatenarbeit entdeckt das älteste Frankfurt. Um die alte Saalhofkapelle am Mainufer in Frankfurt a. M., die man bisher als Bau der Karolingerzeit ansah, schwebte ein gewisses Dunkel. Bei Freilegungsrbeiten konnte man jetzt aber feststellen, daß die alte Kapelle nicht auf karolingi schen Mauern steht; vielmehr dürfte ihr prächtig geadertes Mauerwerk aus der Mitte des 12. Jahrhunderts stammen. Es handelt sich hier also unzweifelhaft um eins der älte sten Frankfurter Bauwerke. Oberbayern zählt seine Gemsen. Im kommenden Frühjahr wird München in einer Ausstellung „Das deutsche Gamswild" die Gesamtergebnisse zweier Er hebungen der Oeffentlichkeit zugänglich machen, die der Landesjägermeister von Bayern zur Zeit durchführen läßt. Es handelt sich um eine genaue, karteimäßige Aufnahme der gesamten Gamswildstrecke dieses Jahres sowie um eine einheitliche Durchführung der diesjährigen Pflicht schauen von Gamskrucken für die sieben Hochgebirgsjagd kreise Bayerns. Eines der wichtigsten Bauwerke am Elster-Saale- Kanal, der die Stadt Leipzig an die Saale und damit an den Mittellandkanal und das große deutsche Wasser straßennetz anschlietzen soll, ist dieser Tage so weit voll endet worden, daß der Betrieb in einer Richtung aus genommen werden konnte. Die neue Eisenbahnbrücke bei Rückmarsdorf liegt an einer Stelle, wo sich auf engem Raum drei wichtige Verkehrswege schneiden: die Reichsstraße Leipzig—Merseburg, die Reichsbahnstrecke Leipzig—Großkorbetha und der Elster-Saale-Kanal. Es handelt sich um die einzige Eisenbahnbücke, die den Kanal in seinem ganzen Verlaufe kreuzt. Das älteste Blatt Belgiens und eine der ältesten Zeitungen der Welt, die „Gazet van Gent", hat nach 265 Jahren ihr Erscheinen eingestellt. Gistmörderpaar vor Gerichi Ehemann beseitigte seine Frau, Ehefrau ihren Man» Vor dem Bonner Schwurgericht begann unter ungeheurem Andrang des Publikums ein sensationeller Giftmordprozeß, in dem der 42jährige Heinrich Bro - die Flotte manchen Zuwachs. Besonderen Ruhm erwarb sich der Prinz durch seinen Sturmangriff auf die Klippen des Nifgebietes an der nordafrikanischen Küste, wo er zur Ehre der Flagge unerschrocken sein Leben einsetzte und selbst verwundet wurde, während sein neben ihm kämpfen der Adjutant fiel. Die preußische Flotte hat dann in den Kriegen gegen Dänemark und Frankreich ihren Mann gestanden und sich tapfer gehalten, sie Hai damit bewiesen, welchen ungeheuren Wert ein systematischer Aufbau hat, wie ihn Prinz Adalbert allen Widerständen zum Trotz durchgcführt hatte. So entsprach darum, als er am 15. Juni 1873 einem Herz schlag erlag, der im Marineverordnungsblatt erschienene Nachruf durchaus dem allgemeinen Empfinden, wenn es dort u. a. hieß: „Die Marine verliert in dem Entschlafenen ein Herz von der treuesten Teilnahme an der Sache und an den Personen hoch und niedrig. Wie die Träume der Kindheit, so war die Sehnsucht des Jünglings, der Wunsch des Mannes, das Wollen und Wirken der letzten Jahr zehnte seines Lebens der eine für ihn alles erfüllende Ge danke, die vaterländische Marine!" Dr. v. O. Sollte er sie zum Sprechen zwingen? Dann — dann — nein — besser nicht — besser war es, nichts zu wissen! Dann brauchte er selber auch nicht zu reden. Während diese Gedanken durch Egons Kopf schossen und er noch unschlüssig war, was er tun sollte, hatte die Frau das Bild vom Tisch genommen und hielt es in zitternden Händen. „Herr Staatsanwalt — kennen Sie diese Dame?" Es war eigentlich etwas ganz Unglaubliches, etwas Unerhörtes, was hier geschah! Eine wegen Mangels an Beweisen, also durchaus nicht wegen erwiesener Un schuld — freigesprochenc Angeklagte, die sich in das Zim mer des Staatsanwalts gedrängt hatte, richtete jetzt eine solche Frage an ihn! Aber nun war es zu spät, der Wunsch war in ihm übermächtig, alles zu wissen. „Welche Dame?" Sie zeigte auf die alte Frau Superintendent. Der Fall wurde rätselhafter und immer verworre ner. Oder — war das eine Ausrede? Hatte sie erkannt, daß sie sich verraten hatte, und wollte sie ablenken? „Das ist die verstorbene Frau Superintendent Engers." Er begriff selbst nicht, warum er das dieser Frau sagte, aber es hatte eine Wirkung, auf die Egon gewiß nicht gefaßt war. Die Frau stieß einen Schrei aus und sank in den Stuhl neben dem Schreibtisch. In dem Staatsanwalt wurde der Richter wach. Hier lag irgend etwas vor, eine seelische Erschütterung dieser einfachen Frau, die nicht ohne innere Bedeutung sein konnte. War Frau Feilner dennoch die Diebin? Hatte ihr Vielleicht seine frühere Schwiegermutter einmal einen großen Gefallen getan? Hatte ihr Verstand sich zusammen gereimt, daß nur sie selbst oder Vera die Täterin sein konnte? Regte sich in ihr ein besseres Gefühl, das sich dem Widersetzte, daß die Tochter ihrer Wohltäterin in Ver dacht kam? Er brauchte ihr ja nicht zu sagen, in welchem Ver hältnis er einmal zu Vera Engers gestanden hatte. Das Bild, das auch ihn mit zeigte, wie er Vera zärtlich im Arm hielt, sprach ja deutlich. Egon hatte sich gefaßt und trat an die Frau heran. „Frau Feilner, was spielt da zwischen Ihnen und jener Dame?" Ihre Augen waren flackernd. „Nichts, nichts!" Er setzte sich ihr gegenüber. besser ans Pützchen wegen vollendeten Giftmordes an seiner 39jährigen Ehefrau und die 38 Jahre alte Mari« Johannesberg, gleichfalls wegen vollendeten Gift mordes sowie versuchten Totschlages an ihrem Ehemann, sich zu verantworten haben. Vor etwa einem Jahr starb in einem Beueler Krankenhaus die Frau des Angeklagten Brodesser, und un gefähr acht Tage später starb in einem anderen Kranken haus der Ehemann der Angeklagten Johannesberg unter seltsamen Umständen. ! Bald tauchte ln dem Ort der Verdacht auf, daß beide keines natürlichen Todes gestorben seien, weil die beiden Angeklagten unerlaubte Beziehungen mit einander unterhalten hatten. Eine Untersuchung der Leichen förderte erhebliche Mengen eines starken Metallgiftes zu tage. Die beiden Angeklagten wurden darauf verhaftet. Die Frau bestritt jedoch bei der Vernehmung das ihr zur Last gelegte Verbrechen, während Brodesser gestand, das Gift schon im Jahre 1934 von einem Manne sich besorgt zu haben, der es aus einer chemischen Fabrik gestohlen hatte. Die beiden Opfer des Giftes sind unter qualvollen Leiden gestorben. Tie Verhandlungen des Giftmordprozesses werden einige Tage dauern. Am ersten Tage wurde festgestellt, daß Brodesser vielfach vorbestraft ist. Brodesser bejahte, daß er zu Frau Johannesberg Beziehungen unterhalten habe. Entgegen seinem früher abgelegten Geständnis erklärte er jetzt, daß nicht er seine Frau ermordet habe, sonder» daß die Mitangeklagte Frau Johannesberg die beide» vergiftet habe. Als der Ehemann Johannesberg erkrankt sei, habe er die gleichen Krankheitserscheinungen wie seine Fran gehabt. 8 Tage später habe Frau Johannesberg zu ihm, Brodesser, gesagt: „Ich will dafür sorgen, daß auch mein Man» ins Krankenhaus kommt." Bei der Vernehmung der Angeklagten Johannes berg kam zur Sprache, daß sie mit ihrem Mann in stetem Zank gelebt habe. Ein früherer Liebhaber hatte, wie sich herausstellte, die Beziehungen zu ihr abgebrochen, da sie Mordabsichten gegen ihren Mann geäußert hatte. Frau Johannesberg schilderte dann ausführlich ihr Zusammen leben mit Brodesser, wobei sich die beiden Aussagen öfters widersprachen. Gustav Winter unter Betrugsanklage. Seine Anhänger um 50 VOV Mark betrogen. Vor dem Mitteldeutschen Sondergericht in Hall« begann am Montag die Verhandlung gegen den 54 Jahre alten Gustav Winter aus Naumburg (Saale), der einst durch seinen Krieg um die Rotgestempelten Taufend-Marl- Scheine" sich einen Zweifelhaften Ruhm erworben hatte, und gegen sieben ttangeklagte; sie haben sich wegen Ver brechens und Vergehens gegen das Gesetz vom 14. Juli 1933 über die Neubildung von Parteien zu verantworten. Den Angeklagten wird vorgeworfen: Aufrechterhaltung, Weiterführung und Neuaufbau der sogenannten „Winter- Bewegung" nach dem Parteienverbot. Der „Tausend- Mark-Sch ein-Wint er" wird außerdem beschul digt, seine Anhänger um 50 000 Mark betrogen zu haben. Die Verhandlung dürfte zehn Tage in Anspruch nehmen. Zur Durchführung der Beweisaufnahme sind zwei Sach verständige und etwa sechzig Zeugen geladen worden, Zuchthaus für jüdische Falschmünzer. Die Große Strafkammer des Landgerichtes Leipzig verurteilte den 52 Jahre alten Max Seim zu fünf Jahren Zuchthaus, seine Ehefrau zu zwei Jahren Gefängnis und den 35 Jahre alten Otto Neusüß, sämtlich Juden, zu drei Jahren Zuchihaus.Bei beiden Männern wurde die Stel lung unter Polizeiaufsicht für zulässig erklärt. Seim und Neufüß hatten sich in einem amerikanischen Gefängnis, in dem letzterer wegen Verbreitung von Falschgeld saß, kennengelernt. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland im Oktober 1935 stellten sie in Leipzig in der Kohlgartenstraße falsche Fünf- und Zweimarkstücke her. Durch die Aufmerk samkeit einer Verkäuferin, bei der Fran Seim falsches Geld loswerden wollte, gelang es, das Ehepaar festzunehmen. „Jetzt heraus mit der Sprache! Ich sehe es Jhnei an, daß Sie innerlich bewegt sind. Haben Sie etwas aut dem Herzen? Haben Sie doch ein böses Gewissen? Woller Sie mir irgend etwas gestehen? Sie haben gehört, daß ick; vorhin gesagt habe, da? es ein furchtbares Geschick ist, wenn ein Mensch unschuldig in das Gefängnis kommt, daß ich deswegen die Anklagt gegen Sie fallen ließ, weil ich die Beweise noch nicht in der Hand hatte. Selbstverständlich geht die Untersuchung weiter. Frau Feilner! Ich sehe an Ihrer Erregung, daß Sie etwas wissen. Erleichtern Sie Ihr Herz, lassen Sie es nicht zu, daß ein anderer unschuldig verdächtigt wird, wenn etwa doch Sie " Mit seinen scharfen, kriminalistisch geschulten Augen erkannte Egon, daß die Frau mit sich kämpfte, und er fuhr deshalb fort: „Frau Feilner, das Verfahren gegen Sie ist abge schlossen. Sie sind freigesprochen. Wenn Sie jetzt etwas zu gestehen haben, das einen Unschuldigen rettet, dann tun Sie es. Reden Sie frei! Ich spreche jetzt nicht als Richter, sondern als Mensch zu Ihnen. Wenn auch Sie als ein anständiger Mensch handeln, dann habe ich kein Interesse daran, Sie in das Gefängnis zu bringen, wenn Sie reden." Hatte Egon bisher noch an der Richtigkeit seines jetzigen Handelns gezweifelt, so war nun ei» plötzlich aufwallendes Glücksgefühl in seiner Seele. Was lag ihm daran, diese Frau zu bestrafen? Er war in dieser Stunde nicht Staatsanwalt, er wußte, daß Veras Zukunft in seiner Hand lag. Er war ja nicht der einzige, dem nun der Gedanke gekommen war: „Ist Frau Feilner nicht die Diebin — dann kann es ja niemand anders als Vera Engers sein." Die Frau sah ihn an. Es lag etwas Hilfloses in ihrem Blick Er drängte aber weiter: „Frau Feilner — im Namen dieser alten Dame, die Ihnen wohl einmal Gutes getan hat — was wissen Sie? Was haben Sie verschwiegen? Ich sichere Ihnen zu, daß ich — auch jetzt als Mensch denke." > Die Frau stand auf, war ganz blaß geworden, zittert«' an allen Gliedern und war immer noch unschlüssig. Ihr. Auge traf seinen ernsten Blick, der zwingend auf sie wirkte, dann nestelte sie an ihrem Kleiderrock, als suche sie etwas, zuckte wieder zusammen und sagte tonlos: „Ich h<pbe tz«, Ring genommen." (Fortsetzung folgt.)