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MsdmfferTageblait Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da« „WiUdrufser Tageblatt' erlchcln« werktags nachm <uhr BezugSpr monail 2RM. sret Haus, bei Postbestellung I.klb NM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer Iv Rps Alle Poftanftallen, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle Falle h" btt« Ge^ Wochenblatt für Wilsdruff u. 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Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264V Montag, den 12. Oktober 1936 Drakonische Maßnahmen Italiens Wirtschaftsneucrungen: Abwertung, Jmmobilien- anlcihe und Dividendeusteucr. Völlig verschieden voneinander und die Gründe, die die einzelnen Länder in den letzten Wochen zur Abwertung veranlaßt haben. Frankreich erwartete von der Francabwertung hauptsächlich eine Aufbesserung seiner Goldbestände und eine Eindämmung der Goldflucht. Die Schweiz und Holland schlossen sich dem französischen Vorgehen an, weil sie allein künftigen Anstürmen der inter nationalen Spekulation auf ihre Währung nicht gewachsen gewesen wären. Die Tschechoslowakei wertete ab, um sich auf diese Weise die französische Gunst zu erhalten und aufs nette Anrechte auf eine Anleihe, die sie dringend zur Finanzierung ihrer Nüstungsaufgaben benötigt, an zumelden. Grundlegend andere Gesichtspunkte liegen der Abwertung Italiens zugrunde. Bei den mit völliger Einstimmigkeit und ohne jode Diskussion angenommenen italienischen Wirtschaffsgesetzen vom 5. Oktober handelt es sich letzten Endes um nichts anderes, als um die Liquidierung des abessi nische nFeldzuges. So kommt es, daß mit dem Ab wertungsgesetz weitere, vielleicht wichtigere Gesetze noch verknüpft werden, Gesetze, die die Sanierung des Staatshaushalts ermöglichen. Es handelt sich ein mal um die Einführung einer sogenannten Zwangs anleihe für den Grundbesitz und zum anderen um die Einführung der D iv i d e n d e n st e u e r. Der letzteren liegt die Ueberlegung zugrunde, die durch die Aufrüstung Italiens und den abessinischen Feldzug einzelnen Indu strien entstandenen Konjunkturgewinne zugunsten des Staates mobil zu machen. Zur Sanierung des Staatshaus haltes gehören weiter all die Maßnahmen, die eine Aus- fuhrbolebung im Gefolge haben, also die Abwertung, Zoll senkungen, Aufhebung der bisherigen Ausfuhrprämien usw. Nach Ansicht der Sachverständigen haben diese Prämien in den letzten Jahren Milliarden verschlungen, so daß ihre Streichung eine wesentliche Entlastung des Staatshaushaltes bedeutet. Damit Preissteigerungen das erwartete Ausfuhr geschäft nicht beeinträchtigen, hat der faschistische Staat im weiteren ein strenges Gesetz zur „Blockierung der Preise" ertasten. Es heißt darin: „Um Störungen auf dem natio nalen Markt zu vermeiden und die Erhöhung der Lebens haltungskosten zu verhindern, wird das Verbot eingefü-hrt, Waren zu Preisen zu verkaufen, die über den Preisen im September liegen." Das Gesetz über die Grundsteuer er hält besonderen Nachdruck durch die folgende Bestimmung: „Auf die Dauer von zwei Jahren kann keinerlei Erhöhung von Mieten städtischer An und für ländliche Art statt- sinden noch können die Preise für Licht, Gas, Master, öffentliche Transporte für Personen und Wagen erhöht werden." Erleichtert wird die Preisblockade durch Zoll ermäßigungen lebenswichtiger Güter wie Weizen, Fleisch, Oel, Kohle usw. Erforderlich wurden all diese Maß nahmen wie die Aufhebung der Zuschüsse, die Abwertung, die Zollsenkungen dadurch, daß der italienische Staats haushalt durch die Kosten des abessinischen Unternehmens und durch die neuen gewaltigen Rüstungen aus dem Gleichgewicht gekommen war. Eine bedeutsame Hilfe für den Staatshaushalt ist das erwartete hohe Auskommen aus der Dividendensteuer. Nach dem Gesetz haben alle Jndustriegesellschaften eine gestaf felte Steuer zu entrichten. Bisher schon mußten die italie nischen Jndustrieunternehmungen Dividenden, die 6 v. H. überstiegen, in Staatspapiere umtauschen; ebenso wie bei- spirlsweye in Deutschland Dividenden, die den Satz von 6 v. H. übersteigen, dem Anleihestock zufließcn. In Italien sind Staffelungen von 10 bis 69 v. H. vorgesehen. Gesell schaften, dre mehr als 12 v. H. Dividenden ausschütten, mästen 60 v. H des ausgeschüiteten Kapitals an den Staat abführen, —erlweise komm« diesen Bestimmungen sogar rückwirkende Kraft zu. Ausgenommen von diesem neuen Steuergesetz sind nur die Industrieunternehmen in den italienischen Kolonien. Um zu verhindern, daß eine überstürzte Flucht des Industriekapitals nach den ostafri kanischen Besitzungen einsetzt, hat der Staat eine scharfe Kontrolle über die in den Kolonien tätigen Industrie unternehmen und eine strenge Auslese der Kolonial- industriellen angeordnet. Nach der bisherigen Schätzung werden die Einkünfte aus der italienischen Immobil ienanleihe bedeu tend größer sein als die ans der Dividendensteuer. Man rechnet mit einem Aufkommen von mindestens 10 Milliar den Lire, Optimisten sogar mit 15 Milliarden. Zur Zeich nung der Anleihe ist jeder verpflichtet, der in Italien über Grund- und Hausbesitz verfügt. Ausgenom men sind nur der Staat, die Faschistische Partei und einige andere ideellen Zielen dienende Gesellschaftsgruppen. Zur Zeichnung sind immer die tatsächlichen Besitzer ver pflichtet, so daß der Besitzverschleierung im Haus- »md Grundbesitzwesen ein Ende bereitet wird. Ausgenommen von der Rechnung der Anleihe sind nur diejenigen, deren Lmmotzflieuwert auf mUer 10 OVO Lire geschätzt worden SWW Seift Md WW Mst in SeMM-eit md Ädmst. Gaukuliurwoche eröffnet. Die Gaukulturwoche im Gau Sachsen, die jedem säch sischen Volksgenossen die reiche Fülle des höchststehenden Geistesgutes des sächsischen Menschen in der Vergangenheit und in der Gegenwart in klarer und jedem verständlicher Form vermitteln wird, wurde am Sonnabendnachmittag im Schauspielhaus in Dresden feierlich eröffnet. Hitler-Jungen schmetterten einen Fanfarenruf, gleich sam, als wollten sie damit Hinausrufen in das sächsische Land, jeden sächsischen Volksgenossen aufmerksam zu ma chen, auf das Geschehen in diesen wenigen sechs Tagen, die aber um so mehr geistigen Inhalt besitzen, zu achten und über das, was ihin in Veranstaltungen, die über das ganze Land getragen werden, nachzudenken und das Ge sehene und Gehörte in sich zu verwahren; denn, das. was in dieser Gaukultnrwoche gezeigt und gesprochen, durch Instrumente vorgetragen wird oder in anderer Weise zum Ausdruck kommt, soll unserem ganzen Sachsenvolk zeigen, daß es mit Recht auf seine Vergangenheit und auch auf die Leistungen auf jedem künstlicrischen Gebiet mit Stolz sehen kann. Der Leiter der Landesstelle Sachsen des Reichsmini steriums für Volksaufklärung und Propaganda, Salz mann, legte in seiner Eigenschaft als Gaukulturwalter den Willen des Führers dar, das deutsche Volk auch auf kulturellem Gebiet vorwärtszubringen; den Weg zur Voll endung dieser Aufgabe habe Reichsminister Dr. Goebbels vorgezeichnet. Reichsdramaturg Dr. Schlösser wies auf die große Bedeutung der Kunst für die nationalsozialistische Kulturpolitik hin, die sich nicht nur zur Vergangenheit be kenne, sondern den Glauben an eine noch größere deutsche Zukunft betone. Die Kulturpolitik stelle in einem noch stärkeren Matz als die Politik das Schicksal seines Polkes dar. Wie unumgänglich notwendig auch in der Gegenwart die Wiederherstellung echter deutscher Kultur sich auswirke, habe man bei der Wiedererringung der Wehrfreiheit ge sehen. Staatsführung und Kunst und Wehrmacht stünden also in einer Linie; das deutsche Volk dürfe des Schwertes des Geistes ebenso wenig entraten wie des Schwertes des Soldaten. Die Eröffnung der Sächsischen Gaukulturwoche mahne zur Nachdenklichkeit und Dankbarkeit für das, was der Führer und Dr. Goebbels geschaffen haben, die die beiden Grundlagen für das neue Deutschland errichtet ha ben, nämlich das politische und das musische Fundament. In der am Sonntagmittag im Hygiene-Museum durch den Neichsstatthalter eröffneten Ausstellung „Kultur und Volksgemeinschaft" veranstaltet von der Kuiturkammer und der Hauptstelle Kultur bei der Gauleitung Sachsen der NSDAP., handelt es sich nicht um eine Kunstausstellung im üblichen Sinn sondern um eine bildliche Darstellung der Zusammenhänge zwischen Polk und Kultur in der Vergangenheit und in der Gegenwart, besonders der kulturpoltischen Erziehung durch die Partei in Verbindung mit den geistigen Kräften und dem Kunstschaffen eines Volkes oder eines Volksstammes, also hier des obersächsischen Stammes, auf allen Gebieten der künstlerischen Betätigung. Nachdem Gaukulturwalter Salzmann dem Reichsstatthalter Dank für die Uebernahme der Schirmherr schaft und die starke Förderung der Durchführung der Gau kulturwoche ausgesprochen und Direktor W alter, Lei ter der Reichskammex der bildenden Künste in Sachsen, über die Bedeutung der bildenden Künste gesprochen hatte, hielt Neichsstatthalter Mutschmann die Eröffnungsansprache, in der er ausführte: Die Sächsische Gaukulturwoche, die erste ihrer Art, soll sichtbar zum Ausdruck bringen, in wie starkem Matz der Nationalsozialismus unser kulturelles Leben in allen seinen Erscheinungsformen beeinflußt und befruchtet. Als wir die Macht im Staat eroberten, fanden wir, wie auf allen Gebieten, auch in der Kultur ein Trümmerfeld vor. Der Führer zeichnete sofort die Linie der neuen deutschen Kulturpolitik klar heraus, weil er wußte, daß erst die Kulturlcistunge« eines Volkes sein höheres Lebensrecht in der Gesamtstellung der Völker erweisen. Während der von heimatlosen Juden beherrschte Bol schewismus in Moskau unersetzbare Baudenkmäler und in Spanien den weltberühmten Alcazar in Trümmer legt, baut Deutschland eine neue Kultur auf, die jeden einzelnen teilnehmen läßt an den hohen Gütern des Lebens. Wenn es früher in Deutschland möglich war, daß ein kleiner Pro zentsatz landfremder Juden nahezu das gesamte Kultur leben Deutschlands in der Hand hatte, wenn damals die Verhöhnung aller Volkstums- und Traditionswerte, die Verzerrung jeglichen natürlichen Menschheitsempfindens an der Tagesordnung war. dann hat der Rationwkozia- ltsmus diesem destruktiven Wirken einen festen Damm entgegengesetzt. In der Erkenntnis, daß die Befruchtung des neuen deutschen Kulturbodens in erster Linie vom volksgcbnn- denen Schaffen ausgehen muß, habe ich den Plan der Sächsischen Gaukulturwoche freudig begrüßt. Ich bin über zeugt, daß von diesem ersten Versuch, den Geist der neuen Zeit sichtbar einzufangen, ein gewaltiger Austrieb au^ gehen wird. Wir werden es bei dieser ersten Ausstellung nicht bewenden lassen, sondern künftig in noch stärkerem Maß alle Lebensäußerungen unseres Volkes ein- beziehcn. Der Gau Sachsen mit seiner unerschöpflichen Tradition hat hier stärkste Verpflichtungen. Es gilt, die Kräfte zu sammeln, die berufen sind, an diesem Werk mitzuarbei ten. Was wir brauchen, das sind nicht die Routiniers der Palette oder die Akrobaten des Geistes, sondern schöpfe rische Menschen mit der klaren festen Weltanschauung des Nationalsozialismus. Dem geschäftstüchtigen Ungeist des überwundenen Systems setzen wir die soldatische Charak terhaltung des neuen deutschen Menschen, dem blutleeren Einzelgänger das volksnahe Gemeinschaftsleben entgegen. Die Festigung und Förderung des landschaftsgebun denen Bewußtseins der deutschen Gaue ist eine volks politische Aufgabe der Gegenwart. Aus dieser national sozialistischen Erkenntnis erwächst den einzelnen Stämmen der Auftrag, ihre wirkliche wahrhafte Eigenart zu pfle gen, und ihr jenen künstlerischen Ausdruck zu verleihen, der dem Gemeinschaftssinn unserer Zeit entspricht. Diese hohe, kulturelle Verpflichtung soll zugleich gesunden, na türlichen Wettbewerb auslösen. Der Gau Sachsen hat zu allen Zeiten im deutschen Geistesleben in der vordersten Reihe gestanden. Ich vertraue darauf, daß er auch an den bevorstehenden großen Aufgaben der deutschen Kultur führend be teiligt sein wird. Um alle guten Kräfte dafür mobil zu machen, habe ich mich entschlossen, im Zusammenwirken mit dem Ver ein „Heimatwerk Sachsen" eine Reihe großzügiger Preisausschreiben zu veranstalten, die sich an alle kulturschaffenden Kreise wenden. Zugleich soll ihr Lohn den Künstlern und Geistes arbeitern jene materiellen Möglichkeiten verschaffen, die sie brauchen, um auch weiterhin zum Besten der Ration zu arbeiten. Es werden alle Gestaltungsgruppen berücksicht- tigt. Für den besten Heimatroman, der, in Sachsen spielend, die Wesensart der Lausitzer, der erzgebirgischen oder der vogtländischen Bevölkerung, die Dresdener oder die Leipziger Sonderheit erfaßt, wird ein erster Preis von 1000 Mark ausgesetzt. Der zweite Preis wird 600 Mark und der dritte Preis 400 Mark betragen. Für das überzeugendste und schlagkräftigste Lust spiel, das den echten Humor unseres Volkstums leben dig macht, also zwangsläufig eine Absage an die Schmäh- und Bliemchenkomödie der Vergangenheit darstellt, wird ebenfalls eine Summe von 1000 Mark ausgesetzt, der sich ein zweiter Preis von 600 Mark und ein dritter Preis von 400 Mark anschlietzt. Gleichzeitig soll auf diesem Weg ein Heimatlied gefunden werden, das geignet ist, der festliche und tst. Durch ein großzügiges System von Krediterleichte rungen können die zeichnungspslichtigen Grundbesitzer sich gewisse Erleichterungen gewähren lassen. Allerdings wer den gerade die Großgrundbesitzer, die Latifundienbesitzer namentlich, in der nächsten Zeit keinen leichten Stand haben. Die Aufbringung der Sprozentigen Anleihe dürfte ihnen schon einige Kopfschmerzen machen. Gewiß, es sind schon drakonische Maßnahmen, die Italien getroffen hat. Aber zum Besten des Landes dars der Staat jedes Ostler fordern. Freiwillige für Heer, Luftwaffe und Marine für das Jahr 1937 können sich melden. Sämtliche Bedingungen sind ausführlich in der heutig« Beilage abgedruckt.