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Prinz Lonis Ferdinan- »Sein ganzer Wunsch war die Befreiung der Deutschen." Zum Heldentod des Prinzen vor 130 Jahren ' Das war der berühmte Historiker Johannes von Müller, der Historiograph des preußischen Staates, der bei der Nachricht vom Heldentod des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen bei Saalfeld am 10. Oktober 1806 die Worte niederschrieb: „Er war in den letzten Zeilen des Lebens immer trefflicher geworden, sein ganzer Wunsch war die Befreiung aller Deutschen." Und Müller kannte den Prinzen genau, hatte er doch seit Jahren zu dessen engem Freundeskreis gehört, der sich um Preußens Zukunft, ernsteste Gedanken machte. Diese Charakterisierung des Prinzen wurde von weiten Kreisen geteilt, die in ihn, den glänzenden Ver treter des Königshauses, den Neffen des großen Königs, ihre ganze Hoffnung setzten, daß er durch seine hohen menschlichen und soldatischen Gaben das Preußenvolk aus aller Not der Zeit herausführen werde. Dabei hatte der Prinz lange Jahre benötigt, nm sich von den Schlacken seines unbändigen Temperaments und einer nicht gerade glücklichen Erziehung frei zu machen. Geboren im Schloß Friedrichsfelde bei Berlin, am 18. November 1772, als viertes Kind des Prinzen August Ferdinand von Preußen, des jüngsten Bruders Friedrichs des Großen — in der Taufe, bei der der König selbst Pate war, erhielt der Prinz die Namen Friedrich Louis Christian, doch wurden diese Namen später in „Louis Ferdinand" umgeändert —, wurde er, entsprechend der Tradition des preußischen Königshauses, Soldat, doch konnte dieser Berns mit feinem wenig erfre^'chru Garnisonleben den lebens- hungrigen Prinzen nicht befriedigen. Kein Wunder also, daß feine galanten Abenteuer und feine den Freunden und Untergebenen, aber auch den Bedürftigen stets offene Hand reichlichen Gesprächsstoff gaben. Was aber an per- svnkichem Mut und ^Verantwortungsgefühl in ihm steckte, zeigte er in den Kämpfen gegen die französischen Revo- ttrtionstruppen, er wurde mehrfach verwundet, rettete einen österreichischen Soldaten aus der Feuerlinie, kurz, er war ein unerschrockener Soldat, an dem seine Unter gebenen begeistert hingen. Schwierig wurde die Stellung des Prinzen angesichts der politischen Haltung des Königs Friedrich Wilhelm UI., seines Vetters, und des Kabinetts, die sich Napoleon gegen über zu keinem energischen Auftreten aufraffen konnten. Louis Ferdinand war einer der wenigen, die die Folgen dieser Zauderpolitik voraussahen, kein Wunder also, daß er mit allen Mitteln versuchte, Preußen, solange Oester reich und Rußland als Verbündete noch in Frage kamen, diesen beiden Mächten in ihrem Kampf gegen Napoleon z«r Sette zu stellen. Einen Kreis Gleichgesinnter hatte der Prinz gewonnen: die Königin Luise, den Reichsfrei herrn vom Stein, zahlreiche Militärs, unter ihnen Blücher und Scharnhorst. Als alles nichts half, sah sich der Prinz im August 1806 veranlaßt, eine von Johannes von Müller verfaßte Denkschrift, die er als erster, nach ihm seine Ver trauten, unterzeichnet hatte, dem König zu überreichen, in der im Interesse des Staates eine Aenderung des Kabi netts und eikr völlige Umgestaltung der Politik gefordert wurde. Es war zu spät, der König konnte sich nicht dazu ent- Mießen. Wenige Wochen später brach trotz aller seiner Nachgiebigkeit im politisch ungünstigsten Augenblick der Krieg aus, in den Prinz Louis Ferdinand mit dem festen Entschluß zog, sein Blut für König und Vaterland zu ver gießen, doch „ohne die Hoffnung, es retten zu können", Wie er in feinem Schreiben dem König versicherte. Seine Todesahnung Hai sich schnell erfüllt, am 10. Oktober 1806 fiel er, als er, ohne seine Person zu schonen, angrelfende französische Kavallerieabteilungen abwehren wollte. Sein Beispiel bat das bewirkt, was Gneisenau bei der Er hebung von 1813 wünschte, wenn er sagte: „Der edle Tote kann uns nicht mehr führen, aber das Beispiel seiner Tapferkeit soll uns vorleuchten k" Dr. v. O. Anfang September stand dann wirklich der Möbel wagen gepackt, und sie faßen in der Bahn. Sie blieben einen Tag in Berlin, und dann sagte Egon: „Jetzt fahren wir über Göttingen nach Koblenz. Jawohl! Da bleiben wir ein oder zwei Tage, frischen alte Erinnerungen auf. Ich kenne es ja kaum. Da führst du mich überall hin, wo du als Kind fpiettest, zeigst mir die Mosel —" Vera war blaß geworden und bat erregt: „Nicht nach Koblenz, bitte, bitte, nicht nach Koblenz!" Er sah sie verwundert an. „Aber warum denn nicht?" „Weil — weil — dort hat doch Vater gelebt und ge wirkt, da — nein, bitte, nicht nach Koblenz! Laß uns gleich nach Bonn fahren!" „Eine Frau ist doch nicht zu verstehen. Ich wollte dir nur eine Freude bereiten." Fast angstvoll umklammerte sie seinen Hals. „Bitte, nicht, laß uns gleich durchfahren!" „Gut, dann fahren wir nach Mainz und von da mit dem Schiff; ist es so recht?" „Ja, so möchte ich es!" „Ich hätte nie gedacht, daß mein kleines Frauchen so nervös ist. Es wird wahrhaftig Zeit, daß du in andere Umgebung kommst. Die Einsamkeit in Ostpreußen hat dir nicht gutgetan." * * * Sie faßen auf dem Nhcindampfer. Eine Kapelle spielte, Egon hatte einen guten Tropfen vor sich stehen, Assessor von Versen war ihnen bis Mainz entgegen gekommen, und die beiden Herren summten in seliger Er innerung leise Studentenlieder vor sich hin. Heller, warmer Herbstsonnenschein lag über dem Strom, und fröhliche Menschen waren an Bord. Die kleine Isa spielte Mit ein Par anderen Kindern in der Nähe der Eltern. Koblenz! Es war gut, daß Egon zu sehr in sein Ge spräch vertieft war, als daß er Vera beobachtet hätte. Schon seit zuerst die Türme der Stadt und drüben die alte Feste Ehrenbreitstein auftauchten, war sie verändert. Nervös warf sie immer wieder Blicke zu Egon hinüber, stand an der Reling, sah mit angstvollem Gesicht zum Ufer, Es ging auch alles verquer mit Hases Feinkosthandlung! Der Reinfall mit dem Fabrikanten Pinneberg lag ihm noch wie ein Stein im Magen, da bemerkte er durch die Schaufensterscheibe einen Polizisten, der die Auslage sorgfältig musterte. Hase ahnte nichts Gutes, und richtig! Der Mann trat näher: „Warum haben Sie keine Preisschilder?" wollte er wissen. „Es war doch mehrfach veröffentlicht, welche Waren aus zuzeichnen sind!" Wer hat natürlich keinen blassen Schimmer? — Hase! Er weiß von nichts. Doch Unkenntnis schützt nicht vor Strafe, nnd bares Geld zu blechen ist kein Pappenstiel... Tja — hätte er Zeitung gelesen! Die schützt vor Schaden und Verdruß, weshalb fle jeder haben muß! praktische Weihnachtsgeschenke Die Werhnachtswerbung des deutschen Handwerks Mit Riesenschritten nähern wir uns wieder dem Weihnachtsfest. Bei diesem Gedanken taucht auch gleich wieder die Frage auf, was kann ich schenke», eine Frage, die uns besonders zur Weihnachtszeit oft viel Kopfzerbrechen macht. Das deutsche Handwerk wird in diesem Jahr mehr als bisher für den kleinen handwerk lichen Geschenkgegenstand im Werte von etwa fünf Mark werben. Zu diesem Zweck hatte der Reichsstand bereits Anfang dieses Jahres Anregungen für die Herstellung von schonen, preiswerten und zugkräftigen Ge sche n k g e g e n st ä n d e u gegeben, die allenthalben auch fchon auf den Ständen des Handwerks anläßlich der Leipziger Herbstmesse zu sehen waren. Diese Gegenstände sind von den Einkäufern des Handels bereits aus der Messe gekauft worden, fo daß sie aus diese Weise auch biem Einzelhandel Eingang gefunden haben. Ein großer Teil der in Leipzig gezeigten Geschenk- gegenstände wird nun vom Reichsstand des deutschen Handwerks zu einem handwerklichen Bilder buch, welches für die Weihnachtswerbung Verwendung finden soll, zusammengefatzt. Dieses Buch dient weiterhin als Anregung und Grundlage für die in den einzelnen Kreis handwerkerschulen durchzuführendcn Ausstellungen und Werbeschauen. Hier wird es jeweils eine Angelegenheit des ortsansässigen Einzel dann atmete sie auf, als das Schiff wieder ablegte und in den Fluß hinausglitt. „Veramaus, was ist denn? Jetzt sogar Tränen? Hast du einen alten Bekannten gesehen?" „Nichts! Gib mir Wein! Laß uns anstotzen auf unser Glück und unsere Liebe." Je mehr der Dampfer sich von Koblenz entfernte, um so mehr schlug Veras Stimmung um. Sie wurde aus gelassen, hatte vom Rheinwein gerötete Wangen. Als sie sich einmal zu Isa hinabbeugte: flüsterte Assessor von Versen: „Deine Frau ist entzückend! Wie ein junges Mädchen." — In Bonn gab es unendlich viel zu tun. Die Möbel kamen an, die kleine Villa mit der Aussicht auf den Rhein war wirklich reizend. Ein ganz modernes Heim. Zierlich und mit jeder Bequemlichkeit. „Unglaublich, wie anders unsere Möbel hier aus sehen! Jetzt sieht man erst, was das in Tilsit für eine alte Baracke war." Vera hätte keine Frau sein müssen, wenn sie nicht selbst wie berauscht gewesen wäre. Die Tage vergingen im Fluge; das neue Mädchen hatte geschickte Finger. Während sie überall Ordnung schaffte und Vera unermüd lich darin war, die Gardinen wirkungsvoll zu drapieren, kleine lauschige Ecken zu schaffen, um dann wieder in Egons Arbeitszimmer, in dem Vaters großer Schreibtisch sich vorzüglich machte, irgendeine Überraschung anzubrin gen oder in Isas Kinderzimmerchen, für das Egon neue, weißlackierte Möbel mit lustigen Kinderbilderchen gekauft hatte, zu stehen, um dann wieder das Badezimmer oder die saubere, große Küche zu bewundern, in der sie nun Wirtschaften sollte, spielte Isa in dem kleinen, aber netten Garten unter ein paar mächtigen Kastanienbäumen, und Egon hatte mit Besuchen auf der Universität, mit seiner Habilitation und allem möglichen zu tun. „Du — Vera?" „Was gibt es Gutes?" Sie lachte jetzt immer und hatte ihre dummen Ahnun gen verloren. „Morgen ist ein großes Sommerfest im »Rheinischen Hof'. Es wird Abschied von Geheimrat Verhunck gefeiert, der in den Ruhestand tritt. Er hat mir selbst zwei Ein ladungen gegeben. Du weißt, er war früher in Göttingen mein Lehrer und, wie ich sagen darf, mein väterlicher Freund." -Aber wir können doch gar nicht binaeben. Mr babeu Handels sein, wie er sich in die Deckung des durch Liefe Ausstellung geweckten Bedarfes cinschaltet, grundsätzlich wird ihm dieses dadurch möglich sein, daß die Schilder „Handwerksarbeit" und die sonstigen Werbeplakate auch den Einzelhändlern zur Verfügung gestellt werde» können, die handwerklich gefertigte Gegenstände ausstelle« und verkaufen. Besonders wird dies für die zahlreiche« kun st gewerblichen und tun st Hand Merkliche« Läden in Frage kommen. j Weiterhin wird auch die Werbung für den Hand- Merklichen Gutschein wieder einsetzen, der einer^ seits durch die Handwerksbetriebe selbst, andererseits aber: auch durch den Papiereinzelhandel vertrieben werden sol« Dieser Gutschein ist besonders für die Handwerkszweige geschaffen worden, für die der Winter eine stille Zeit be- deutet, d. h. zum Beispiel für die Maler, aber auch Schuhmacher, Glaser, Tischler, Schneider usw. Für alle diese Berufe ist der Gutschein das geeignete Mittel, Auf träge auch für diese Zeit hereinzuholen. Grundsatz bei der ganzen handwerklichen Weih nachtswerbung soll es nach den Ausführungen voir Dr. Schüler im „Deutsches Handwerk" sein, daß das Handwerk zwar in diesem Jahre für kleinere Gegenstände wirbt, daß aber diese darum nicht schlecht sein sollen, denn es lohnt sich nur, sür den zu werben, der mich Gutes leistet. „Jedes Jahr zu Weihnachten muß das Handwerk einen großen Schritt vorwärts tun, um das deutsche Volk wieder an gute Handwerksarbeit zu gewöhnen. Wir alle wollen unser Teil dazu beitragen, daß gute Handwerksarbeit auf den Gabentischen einen Platz einnimmt, der ihr als einer schönen, persönlichen, beseelten, gediegenen und dauerhaften Gabe zukommt." Kems Ms aller Wett. Neue Eisenbahnlinie an der Samlandküste. Das Samland, dessen Steilküste an der Ostsee einen der Hauptanziehungspunkte im ostpreußischen Fremdenverkehr bildet, ist nm eine Bahnstrecke erweitert worden, die dieser Tage dem Verkehr übergeben wnide. Der landschaftlich in vieler Beziehung besonders reizvolle Abschnitt zwischen dem bekannten Bernsteinort Palmnicken und dem Ort Groß-Dirschkeim war bisher nur durch einen mehr stündigen, ost beschwerlichen Fußmarsch zu erreichen. Diesem Mangel ist durch den Bau einer eingleisigen Neben bahn von Palmnicken nach Groß-Dirschkeim abgeholfen. Die eitlen Affen. In den Käfigen der großen Men schenaffen des Londoner Zoo wurden unzerbrechliche Spiegel angebracht. Die Affen bringen nämlich eine« großen Teil des Tages damit zu, sich im Spiegel zu be schauen, am eifrigsten sollen dabei die weiblichen Gorillas fein. Eigenartige Werbung. Das Stadttheater in Graz, veranstaltete eine eigenartige Werbung. Die Bevölkerung! wurde zu einer Gratisvorstcllung eingeladen, und es gab Ausschnitte aus Opern, Operetten und Schauspielen, um- das Publikum mit den Kräften des Theaters und dem Spielplan der nächsten Zeit bekannt zu machen. Intendant und Spielleiter hielten werbende Ansprachen. Eine „fliegende Amazone". Die Türkei hat eine», weiblichen Fliegeroffizier, Sabiha Hanum, eine Stief tochter des Staatspräsidenten Kemal Atatürk, die dew Namen „fliegende Amazone" führt. Sie hat die militärische Fliegerschule in Eskischehir mit Erfolg besucht. Vier Bergarbeiter durch Wassereinbruch getötet. Iw den größten Kohlcnminen Brasiliens, in Sao Iero- Ny M 0, kamen durch Wassereinbruch vier Bergarbeiter! um. 80 Bergarbeiter wurden verletzt. Die Minen werdet» erst nach einem Monat etwa wieder betriebsfähig werden^ Chinesische Stadt zum großen Teil niedcrgebrannk Ein mehrstündiges Großfeuer hat,die am Uangisefluß ge legene Stadt Jchang zum großen Teil vernichtet. AuH einer Fläche von etwa drei Quadratkilometern sind Hun-' derte von Häusern zerstört worden. Tausende sind obdach-< los geworden. Die Zahl der Todesopfer scheint sehr hoA zu sein. ja wegen unseres Umzugs rind unserer Einrichtungs arbeiten noch nirgends Besuch gemacht." „Um so besser! Wir sind eben ganz vornehm und gehen »inkognito' hin. übermorgen ist Sonntag, da be stellen wir uns dann einen Wagen und machen die pflicht- fchuldige Besuchsfahrt. Ist ganz nett, die ganze Gesell- fchaft erst mal so aus der Entfernung zu beschauen. Wir brauchen auch nicht lange dazubleiben, aber — ich konnte es dem Geheimrat nicht abschlagen " * * * Die großen Nheinterrassen des Hotels waren dicht besetzt. Der Himmel mußte es gut meinen mit dem alten Geheimrat, denn das Wetter war herrlich, und in dem großen Speisesaal hatte man die Fenster weit geöffnet. Vera sah entzückend aus. Ein zartgrünes Kleid um schloß ihre schlanke Gestalt. Die weißen Arme und der feine Hals, auf dem nur ein großer, hellblauer Aqua marinanhänger, den ihr Egon zu ihrer Hochzeit als Glücksspender geschenkt hatte, glänzte, leuchteten aus dem Kleide, und als sie am Arm des hochgewachsenen Egon, der eine treffliche Figur machte, eintrat, richteten sich alle Blicke auf das junge Paar. Assessor von Versen kam und stellte seine Freunde vor. Trotzdem fühlte sie sich nicht recht wohl. Sie hatten noch keine Besuche gemacht, also — bei dem Kastengeist, der nirgend so wie in Universitätsstädten war — standen sie gewissermaßen noch vor der Tür und liefen zwar Spieß ruten unter beobachtenden Augen, schwebten aber eigent lich doch noch in der Luft. Vera hatte sehr bald die Überzeugung, daß sie mit der übereilten Teilnahme an diesem Fest eine Torheit be gangen hatten. Bei dem gemeinsamen Abendessen war dies weniger fühlbar, dann aber, nachdem die Tafel auf gehoben war und die Paare sich zum Teil in den Park, zum Teil in den Tanzfaal oder die Spielräume verteilt hatten, um so mehr. Als sie, etwas verloren, beisammen- standen und überlegten, ob es nicht vernünftiger sei, z« gehen, kam ein alter Herr an ihnen vorüber. „Nun, Herr Kollege? Zum erstenmal unter uns?" Landrichter Dietrich nahm eine dienstliche Haltung „Sehr erfreut! Gestatten Sie, daß ich Sie mit meiner! Frau bekannt mache — liebe Vera, mein oberster Bor gesetzter, Herr Oberstaatsanwalt Heidenreich." (Fortsetzung folgt.)