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8 Wilsdruffer Tasedlstt I 2. Blatt Nr. 233 — Montag, den 5. Oktober 193V W Opfer für die Ernahrungsfreihsii Dr. Goebbels sprach zu den Bauern- und Landarbeiter- abordnungcn. Am Vorabend des Erntedanktages waren wieder die Vertreter der Bauern- und Landarbeiterab ordnungen in Hannover von Reichspropaganda minister Dr. Goebbels empfangen worden. Der Emp fang hatte in der Stadlhalle stattgefunden. Auch Stabschef Lutze hatte der Veranstaltung beigewohnt, die den Auftakt zu dem großen Feiertag des deutschen Bauerntums bildete. In seiner Ansprache, die Dr. Goebbels an die Abord nungen richtete, wies der Minister zunächst auf die grund legende Wandlung hin, die das deutsche Volk in den letzten vier Jahren durchgemacht hat. Vorher habe bei uns das Bauerntum nicht die Würdigung erfahren, die ihm eigentlich gebührte. Erst nach der Machtübernahme sei das anders geworden. Der Minister erklärte hierzu Wörtlich: „Wir begannen nun zu lernen und einzusehen, daß ein Volk eine wahre, nationale, wirtschaftliche und soziale Freiheit nur besitzt, wenn cs sich auch aus seiner eigenen Scholle ernähren kann. Wir haben seinerzeit für unsere agrarische Arbeit ein ganz weit gestecktes Programm entworfen, und wir haben im Besitz der Macht das verwirklicht, was wir vor dem Besitz der Macht versprochen hatten. Wir sind unter Aufbietung unserer ganzen nationalen und völkischen Kräfte daran gegangen, unsere Ernährungsfreiheit im weite sten Sinne des Wortes für unsere agrarpolitische Situa tion in jeder Beziehung sicherzustellen." An die Bauern gewandt, sagte der Minister: „Sie waren im besten Sinne des Wortes in einem Sektor unseres nationalen Lebens Soldaten, denn Sie haben mit Ihren Pflügen und Eggen dasselbe getan, wie unsere Soldaten mit ihren Kanonen und Maschinengewehren tun, nämlich die Sicherheit und die Freiheit unseres Volkes zu garantieren. Deshalb ist für uns ein Erntedanktag etwas ganz anderes, als es in irgendeinem anderen Lande sein könnte. Das ist keine leere Versammlungsphrase, wenn wir das ganze Volk dazu aufrufen, sich zum deutschen Bauerntum zu bekennen, sondern das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als die Abstattung eines Dankes für eine ganz große nationale Tat. Heute nun haben wir zum vierten Male die Gelegen heit, vor dem ganzen Volk diefes Bekenntnis abzulegen. Es ist wiederum der Fall, daß, wie das häufig immer bei solchen Gelegenheiten eintritt, bei wechselnder Jahreszeit auf bestimmten Gebieten bestimmte Verknappungs- erscheinungen sich bemerkbar machen. Aber das deutsche Volk steht ein, daß die kleinen Opfer, die wir auf ernährungspolitischem Gebiet bringen und bringen müssen, nur dazu beitragen, uns jene innere und äußere Sicherheit zurückzugeben, die das deutsche Volk von 1918 bis 1933 sehr zu seinem eigenen Schaden auf das bitterste entbehren mußte. Und deshalb haben wir allen Grund, beim Ernte dankfest das ganze deutsche Volk aufzurufen und den Bauern zu danken und weiter uns mit dem ganzen deutschen Volk zu vereinen und in gemeinsamem Dank vor das Schicksal hinzutreten und uns bei diesem Dank zu unserer Nation und unserem Volk zu bekennen. In diesem Sinne, meine deutschen Bauern, heiße ich Sie im Namen des Führers und der Regierung, und ich darf wohl sagen, im Namen des ganzen deutschen Volkes auf das herzlichste zum großen Erntedankfest des deutschen Volkes 1936 willkommen und spreche Ihnen bei dieser Gelegenheit vom Führer und vom Volk aus den Dank der ganzen Nation aus für die Arbeit, die Sie mit Pflug und Egge ein ganzes Jahr lang geleistet haben. Sie waren damit Soldaten der Scholle und haben mitge holfen, des deutschen Volkes Ehre und Freiheit zu be festigen und zu verteidigen/ Für die deutschen Bauern und Landarbeiter dankte dann der Obmann des Reichsnährstandes, Staatsrat Meinberg, dem Minister mit herzlichen Worten. Staatssekretär Backe überreichte die den in diesem Jahre besonders in der Erzeugungsschlacht verdienten Bauern und Landarbeitern gespendeten künstlerischen Holzteller mit der Mahnung, daß es nicht so sehr aus die Mehrleistungen ankomme, sondern vor allem auf die Haltung des ein zelnen, die allein die Voraussetzung für diese Mehrleistung Das erste deutsche Schlachtschiff seit Kriegsende WWer msem Ehre und unseres Friedens. Ehrentag unserer Kriegsmarine — Schlachtschiff „v" in Gegenwart des Führers aus den Namen „Scharnhorst" getauft. Es war ein Ehrentag für unsere Kriegsmarine, als in Wilhelmshaven in feierlichem Rahmen das erste deutsche Schlachtschiff seit Beendigung des Welt krieges vom Stapel gelassen wurde. Das Schiff ist das erste der beiden Schiffe dieser Art, die auf Grund des Flottenabkommens mit England gebaut werden. Es ist durch den Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Gencralfcldmarschall von Blomberg, auf den Namen „Scharnhorst" getauft worden. Der für unsere Kriegsmarine bedeutsame Tag hatte mit einer feierlichen Flaggenparade aus allen Schiffen und allen Amtsgebäuden der Kriegsmarine be gonnen. Unzählige Menschenmassen waren der Umgebung der Marinewerft zugeströmt, von der die stolzen Banner des Dritten Reiches wehten. Sonderzüge hatten KdF. - Fahrer nach Wilhelmshaven gebracht, die ebenso wie die Bevölkerung aus der näheren Umgebung freudig er regt die Stunde des Stapellaufs erwarteten. Aus den Helllgen ragte der massige Schiffsleib des Täuflings stolz und mächtig empor. Er war mit der neuen Reichskriegsflagge ge schmückt. Vor dem schlanken Bug des Schiffes stand die festlich geschmückte Taufkanzel Seitlich von ibr hatten die Kriegsbeschädigten einen Ehrenplatz erhalten. Hinter ihr hatte die Ehrenkompanie der Kriegs marine mit dem Musikkorps Aufstellung genommen. Unter den Ehrengästen befanden sich ehemalige Angehörige des Kreuzergeschwaders „Graf Spee". Als der Führer in Begleitung des Reichskriegs ministers erschien, jubelte ihm die Menge zu. Nach dem Abschreiien der Ehrenkompanie begrüßte der Führer die früheren Angehörigen des Kreuzergeschwa ders „Graf Spee" und begab sich dann auf die Tauf kanzel, von der aus Generalfeldmarschall von Blom berg die Taufrede hielt. Die Ansprache des ReiOslriegsmimsters Der Reichskriegsminister erklärte eingangs: Gewiß habe die im letzten Jahr vollzogene Indienststellung von U-Booten und anderen Gattungen kleiner Kriegsschiffe der Welt gezeigt, daß auch für unsere Seerüstung die Ketten von Versailles zerrissen seien. Mehr aber als diese Vor läufer sei das mächtige Schiff, das wir heute seinem Ele ment übergeben, das stolze Symbol praktischer Gleichberechtigung und völliger Wehr- Hoheit bei der Kriegsmarine des Dritten Reiches. Es sei das erste deutsche Schlachtschiff, das seit Weltkriegsende gebaut wurde. Es sei ein Sinnbild wiedererweckter deut scher Seegeltung, gleichzeitig aber auch ein sichtbares Zeugnis unserer Friedensliebe und unseres Derständi- gungswillens. Denn das Schlachtschiff „O" sei eine Frucht des deutsch-englischen Flottenabkommens vom Juni 1935, jenes Vertragswerkes des Führers, das unserer Kriegs marine die Wehrsreiheit gab und sie dabei auf eine Ver hältnisgröße zur britischen Flotte festlegte, die den Lebens- notwendigkeiten beider Völker gerecht werde. Nachdem der Reichskriegsminister allen denen, die an dem neuen Schiss mitgearbeitet haben, seinen Dank aus gesprochen hatte, fuhr er fort: „Wir Soldaten sehen in diesem Schiff einGeschenkderdeutschenNation ein Zeichen ihrer Opferbereitschafi und ihres Fleißes, ein Bekenntnis zum Wehrwillen und einen Beweis für die unauflösbare Verbundenheit von Volk und Wehrmacht Dieses Schiff kann deshalb keinen würdigeren Namen führen als den des Mannes, der vor 136 Jabren. als Preußen geknechtet zu Boden lag, in der Verschmelzung von Volk und Wehrmacht das Geheimnis des Sieges und das Unterpfand der Freiheit sah; jenes Soldaten, der in der tiefsten Not des Vaterlandes den Mut nicht sinken ließ, der unerschöpflich und unermüdlich an der Wieder geburt der Armee arbeitete, jenes großen Wehr- schöpfers, der Preußen die allgemeine Wehrpflicht gab und damit das Gesetz schuf, dem Deutschland seine Eini gung und seine Größe verdankte. Diefes Schiff soll den Namen des hannoverschen Bauernsohnes tragen, der zum ersten Kriegsminister Preußens und zu einem Wegbereiter völkischer Erneuerung wurde. Das Schlachtschiff,v< soll .Scharnhorsst heißen. Der Name „Scharnhorst" hat in der deutschen Kriegsmarine einen guten Klang. Wie ein Heiderme» aus alter Zeit mutet uns heute der Bericht vom Kampf, Sieg und Untergang des Kreuzergeschwaders des Grafen Spee an, dessen Flaggschiff den Namen „Scharnhorst" trug. Wir denken an Coronel und an die Falklandinseln, und wir danken den Männern, die fern der Heimat ganz auf sich gestellt, uns ein Beispiel aller soldatischen Tugenden gaben, wie es leuchtender die Kriegsgeschichte nicht kennt. Wir neigen uns in dieser Stunde vor dem Ge schwaderchef, den Kommandanten und den Besatzungen des deutschen Kreuzergeschwaders. „Dem Führer folgen", hieß das Signal, das Graf Spee vor Falkland dem Schwesterschiff „Gneisenau" gab. Es soll auch für uns gelten. Wir geloben, jenen Männern nachzueifern, die vor 22 Jahren ihrem Führer in den Tod folgten, die bis zum letzten Atemzug ihrer Pflicht lebten und im Sterben noch ihre Flagge ehrten. „Dem Führer folgen" — dieses Signal des früheren Großen Kreuzers sei auch die Losung für das neue Schlachtschiff „Scharnhorst". So gleite denn in dein Element, stolzes Schiff, und zeige dich allezeit würdig des Namens, den du trägst. Möge dir stets glückhafte Fahrt beschieden sein als Wächter unserer Ehre und unseres Frie dens, als Bürge deutscher Kraft und deutschen Lebens willens. Wenn aber die Stunde kommen sollte, die wir nicht herbeiwünschen, für die wir aber gewappnet sein wollen, dann möge dich, deinen Führer und deine Be satzung der Geist des großen Soldaten Scharnhorst «nd des früheren Großen Kreuzers gleichen Namens beseelen!" Die Frau des letzten Kommandanten der alten „Scharnhorst" vollzog den Taufakt Den Taufakt selbst vollzog die Frau des letzte« Kommandanten des in der Schlacht bei den Falkland inseln gesunkenen Panzerkreuzers „Scharnhorst", Schulze. Dann gab der Oberwerftdirektor, Konteradmiral von Nord eck, den Befehl zum Ablauf. Schiffsbaudirektor Marineoberbaurat Lottmann brachte die drei Heilrufe aus, in die die 80 OOOköpsige Menge begeistert einstimmte. Der Ablauf des gewaltigen Schiffes in dem verhält nismäßig kleinen Bassin der Wilhelmshavener Bauwerst war ein Meisterstück. Es war das längste »nd schwerste Schiff, das je hier vom Stapel gelaufen ist. * Die Wasserverdrängung des neuen Schlacht schiffes „Scharnhorst" ist 26 000 Tonnen, die Länge in der Wasserlinie beträgt 226, die größte Breite 30 Meter. Das Schiff hat einen mittleren Tiefgang von 7,5 Meter. Das größteKaliberist28 Zentimeter. „Wir schwimmen! Die kluge Patrouille — Lustige Geschichte von de« hsk- ländischen Herbstmanövern Die holländische Zeitung „Allgemeen Handels- blad" verzeichnet folgende kleine lustige Geschichte aus den Herbstmanövern der niederländischen Armee: Im Verlauf der Kampfhandlung war eine Brücke durch einen Schiedsrichteroffizier als „gesprengt" bezeichnet worden, so daß sie also für die kämpfen den Parteien als Flußübergang praktisch ansschied. Eine Patrouille, bestehend aus einem Korporal und zehn Mann, hatte den Auftrag, ihre Erkundungen bis auf die andere Seite des Flusses auszudehnen. Der Schieds richteroffizier an der Brücke bemerkte, wie die Pa trouille das Schild mit der Aufschrift „gesprengt" auf merksam betrachtete und sich dann nach einer kurzen Be ratung entschloß, die eigentlich doch gar nicht mehr vor handene Brücke trotzdem zu benutzen. Der Offizier machte die Patrouille darauf aufmerk sam, dah es nicht erlaubt sei, über die Brücke z« gehen. Die Patrouille trat zu einer erneuten Be ratung zusammen, deren Ergebnis immerhin originell genug war. Zu seinem Erstaunen sah der Offizier, wie die Patrouille die Brücke abermals betrat und unter Vorantragung eines in aller Eile ange fertigt -n Schildes mit der Aufschrift „Wir schwimmen" überquerte. U Der Führer begrüU Keberlebende des Kreuzergeschwaders ,Mraf Spee", die als Ehrengäste dem Stapellauf der „Scharn- hvrst" beiwohnten; links ReichskriegsminKer Generalfeldmar ver Stapellauf der „Scharnhorst", des ersten deutschen Schlacht schiffe-, nach dem Weltkrieg. Die „Scharnhorst" gleitet in ihr Element. (Scherl Bilderdienst — M.) schall von Blomberg und der Oberbefehlshaber der Kriegsma rine, Generaladmiral Dr. h. c. Raeder. Aemchch Hoffmann — MZ