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gerichteten Telegramme nach ist die Ankunft in ihrer italie nischen Besitzung Sonntag abend erfolgt. Die Prinzessin und ihre Begleiterin wohnten in Dresden in einem Pen sionat in der Christianstraße unter dem Pseudonym Ge schwister Weber. — Die 11 Hauptgewinne der 9. Sächsischen Pferde zucht-Lotterie, bestehend in ostpreußischen, starkknochigen Gebrauchtspferden, die sich zur Zucht eignen, entfielen in der Reihenfolge auf die nachstehenden Nummern; 66257, 32168, 59865, 34793, 63286, 15529, 49453, 24492, 38329, 54062, 9330. — Die Lotterie-Liste dürfte am kommenden Donnerstag abend erscheinen. Die Gewinn- Ausgabe erfolgt von Freitag, den 11. Dezember, ab von früh 9^—12 und nachmittags von 3^—6 Uhr, aus schließlich Sonn- und Feiertags in Dresden, Waisen hausstraße 4 (neben dem Central-Theater). Auswär tige Gewinner wollen die Lose nur an die Herren Eduard Geucke k. Co., Spediteure, Dresden, Walpurgis- straße 1., einsenden, welche die Gewinngegenstände nach der Reihenfolge der Eingänge jener Lose ohne Berechnung der Verpackung unfrankiert übersenden werden. — Dresden, 8. Dez. Die diesjährige Sitzungsperiode des hiesigen Geschworenengerichts ging gestern zu Ende. Die Dankesrede des Vorsitzenden Landgerichtsdirektor Or. Becker an die Geschworenen für ihre Tätigkeit enthielt eine bemerkenswerte Stelle, die Bezug hatte auf die bekannte Aeußerung des Staatsanwalts im Kwilecki-Prozeß. Dort sei vom Tische des Staatsanwalts aus die Aeußernng gefallen: „Wenn Sie, die Herren Geschworenen, die An geklagten freisprechen würden, so wäre damit das Todes urteil über die Schwurgerichte gefällt." Wenn auch den Geschworenengerichten Mängel anhafteten, so sei eine der artige Bemerkung doch unverantwortlich, und sie sei mit vollem Recht scharf bekämpft worden, besonders von der Verteidigung. — Dresden. In einem Teile der Presse ist die Nachricht verbreitet worden, daß die Regierung beabsichtige, von den beiden Blättern „Dresdner Journal" und „Leip ziger Zeitung^ das eine oder das andere eingehen zu lassen oder beide miteinander zu verschmelzen. Wir sind, schreibt nun hierzu das „Dr. Journal", zu der Erklärung ermächtigt, daß solche Absichten nicht bestehen. — Dresden, 7. Dezember. Gestern abend stieß ein in voller Fahrt befindlicher Motorwagen mit einem Möbel wagen in der Nähe des „Felsenkellers" so heftig zusammen, daß rin auf dem Möbelwagen befindlich gewesenes Kind herabstürzte und schwer verletzt wurde. — Dresden, 8. Dezember. Die gestrige Verhand lung vor dem hiesigen König!. Schwurgerichte gegen den bekannten Frauenarzt vr. Planer, welche unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfand, endete abends V-9 Uhr mit der kostenlosen Freisprechung des vr. Planer und des Kindermädchens desfelben, Marie Luise Klingbeil. Die gegen beide erlassenen Haftbefehle wurden aufgehoben. DaS Urteil erregt großes Aussehen. — Tharandt. Am Sonntag waren 25 Jahre ver gangen, daß auf den Postwagen eines fahrenden Eisen bahnzuges von Dresden nach Chemnitz zwischen Tharandt und Edle Krone ein frecher Ueberfall ausgeführt wurde. Der Zug war in Dresden 6 Uhr 45 Min. nachmittags abgegangen, in Tharandt hatte ein Passagier den im Zugführerwagen befindlichen Abort sich öffnen lassen, war während der Fahrt ausgestiegen und in den Postbureau wagen mit vorgehaltenem Revolver eingedrungen. Indem Wagen befanden sich ein Sekretär T. mit zwei Unterbe amten, die, nicht wenig erschrocken, sich des Eindringlings zu erwehren suchten. Dieser griff ledoch rasch in ein mit Briefen gefülltes Fach und erbeutete zehn Briefe, 8 der- selben waren eingeschrieben, 2 enthielten 100 Mk. Ein Widerstand schien den Postbeamten denn doch bedenklich, und so entkam der Fremde, der die langsame Gangart des Zuges benutzte, um herabzuspringen und im nahen Walde zu verschwinden. Alle Nachforschungen nach ihm sind erfolglos geblieben. — Aus Anlaß der Stadtverordnetenwahl befindet sich im „Tharandter Anzeiger" folgendes Inserat, zu dem jeder Kommentar überflüssig ist: „Speichellecker, Liebe- diener, Nicker, Jasager passen nicht in den Gemeinderat. Doch sind solche vorgcschlagen. Also Vorsicht." — Deuben. Ein plumper Betrug wurde von der in Deuben auf der Kirchstraße von ihrem Manne getrennt lebenden Spinnereiarbeiterin Sch. versucht. Sie schickte, lediglich um Geld zu erhalten, einem hochgestellten Herrn in Coßmannsdorf einen Patenbrief, ohne dazu irgend welche Veranlassung zn haben. Der betr. Herr hatte sich noch rechtzeitig an zuständiger Stelle erkundigt und so ist die Schwindelei an den Tag gekommen. Wie verlautet soll die Sch. auch in Burgk, aber mit mehr Glück operiert haben. — Leipzig. Vorgestern wurde von dem bekannten Roman des Leutnants Bilse „Aus einer kleinen Garnison Deutschlands" ein großer Posten polizeilich beschlagnahmt. — Unter besonders rätselhaften Umständen, die jeden falls auf einen Mord schließen lassen, wurde am Freitag der Grünwarenhändler Gustav Voigt in Aue aufgefunden. Er lag tot mit einer Verletzung am Kopfe neben dem Stallgebäude auf einer durch einen Zaun abgesperrten Düngerstelle in dem an sein Grundstück angrenzenden Hof zum blauen Engel, wo Voigt seine Niederlagsräumc hatte. Da der Tote allezeit ein lebensfroher Mann war, ist Selbstmord jedenfalls ausgeschlossen. — Die nachträglich stattgefundene ärztliche Untersuchung hat als Todesursache Gehirnschlag ergeben. — Seinen Tod vorausgesehen hat der am Donners tag früh verstorbene geprüfte Staatsbaumeister Herr Jo hannes Scheele in Plauen. Er hatte am Donnerstag früh vor 7 Ubr einen ihn besuchenden Freund gefragt, ob es schon 7 Uhr sei. Die Antwort lautete, es sei erst ^7 Uhr. Darauf sagte Scheele, „um 7 Uhr bin ich tot." 5 Minuten vor 7 schloß der Kranke die Augen auf immer. — Chemnitz, 7. Dezbr. Gegen den praktischen Arzt Dr. Levy hier ist, dem Vernehmen nach, auf Grund einer Anschuldigung seitens der hiesigen Ortskrankenkasse eine Untersucbung eingeleitet worden. Dr. Levy soll Chemnitz bereits verlassen haben. — Die Nachricht von der Verhaftung des Räubers, der den Gutsbesitzer Schreck in Wallengrün bei Pausa beraubt und schwer verletzt hat, bestätigt sich nicht. Der Täter ist der Schmiedegeselle Franz Felix Kropp aus Oberndorf in Niederösterreich. Kropp ist noch flüchtig und höchstwahrscheinlich über die Grenze entkommen. — Rodewisch, 6. Dezember. Der 11 Jahre alte Sohn des Gutsbesitzers Tunger hier wurde im Hofe seines Vaters von dem gleichaltrigen Knaben Bühring im Scherz mit einem Revolver kleinsten Kalibers so unglücklich in )en Unterleib geschossen, daß an dem Aufkommen des Verletzten gezweifelt wird. Vermischtes. * Von einem Löwen getötet. Aus Dessau, 7. Dez. wird der „Halleschen Ztg." berichtet: Die gestrige erste Nachmittags-Vorstellung in der erst am Sonnabend hier auf dem Askanischen Platze eingetroffenen Menagerie von Th. Fischer erlit durch ein schreckliches Ereignis einen vorzeitigen Abschluß. Nach einigen anderen Vorführungen begab sich die als Tierbändigerin auftretende, etwa 20jährige Tochter des Besitzers in einen mit vier Löwen besetzten Käfig, um die Tiere in der Dressur vorzuführen. Mitten in den Produktionen zeigte sich einer der Löwen — ein der Menagerie erst vor kurzem zugeführtes Exemplar — widerspenstig und sollte durch einen Peitschenhieb zum Gehorsam gezwungen werden. Nun gelang es dem Löwen, der Bändigerin in den Rücken zu kommen, mit einem ge waltigen Satze warf er sich auf sie, drückte sie zu Boden und schlug ihr das mächtige Gebiß in Hinterkopf und Nacken. Es entstand eine furchtbare Aufregung in der Menagerie. Das Publikum verließ das Zelt in panik artiger Flucht, die Menageriewärter eilten herbei und versuchten, mit eisernen Stangen den Löwen von seinem Opfer zurückzutreiben. Als dies endlich gelang, hatte die unglückliche Dompteuse bereits so schlimme Verletzungen erlitten, daß sie nach kurzer Zeit starb. Die Menagerie, welche erst kürzlich in Zerbst argen Sturmschaden erlitt, ist vorläufig geschlossen worden. * Vier Kinder auf der Eisbahn tötlich verunglückt. Frankfurt a. O-, 7. Dez. Wie die „Frankfurter Oder zeitung" meldet, brachen gestern nachmittag auf dem Eise der Eilang bei Schwetig sechs Kinder, fünf Mädchen und ein Knabe im Alter von 10 bis 14 Jahren, ein. Die Mutter des einen Mädchens sprang hinzu und rettete ihre Tochter und den Knaben; die übrigen vier Kinder sind ertrunken.