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Von dem Gelds, das ihnen durch die -Ervschastszesgonen- zu- frel, kauften sich die Schneider und die Hartmann Juwelen, eine Achtzimmerwohnung (bis dahin hatten sie in Dachstuben gewohnt), in die sie sich ein Badezimmer für 15 00V Mark einbauen ließen, ein Auto für 14 000 Mark und andere Herrlichkeiten. Kurz bevor der Staatsanwalt eingrifs, waren sie im Begriff, gegen die wertlosen Zessionen einfächsisches Kraftwerk im Werte von mehreren Millionen Mark anzukaufen. Die Angeklagte Hartmann erklärte bei ihrer Verneh mung, daß sie sich auch heute noch als die rechtmäßige Erbin betrachte, und daß die Erbschaft totsicher sei. Auch so ernste Leute wie der Landtagsabgeordnete Janotta hätten m die Echtheit der Erbschaft geglaubt. Raubübcrfall auf eine Bank. In Kassel wurde auf die Filiale der Deutschen Bank und Discontogesellschaft am Bahnhof Wilhelmshöhe ein Überfall verübt. Zwei Burschen, die Masken vor dem Gesicht trugen, drangen dort ein und hielten dem Beamten einen Revolver vor. Der Bedrohte ergriff einen Stuhl und schlug damit einem Räuber auf den Kopf. Der andere Bandit feuerte nun. Die Kugel drang dem Beamten durch Rock und Hose, ver letzte ihn aber nicht. Darauf flüchteten die Ränder in einem Auto. An dem Überfall soll auch ein Mädchen be teiligt gewesen sein. Ein bekannter Kapellmeister unter Mordverdacht ver haftet. Einer der bekanntesten deutschen Jazzband- und Unterhaltungsmusikkapellmcister, Erik Borchardt aus Berlin, ist in Saarbrücken unter dem Verdacht, seine Ge liebte, Margot Caudalier, durch eine starD Dosis Veronal getötet zu haben, von der Kriminalpolizei verhaftet worden. Borchardt befand sich mit seiner Kapelle zu einem Gastspiele in Saarbrücken. Staatsanwalt und Landgcrichtsdircktor bei der Breslauer Angeklagtenrevolte verletzt. Bei dem Krawall, der sich in Breslau während einer Verhandlung gegen 62 Angeklagte im Gerichtssaale abspielte, ist der Staatsan walt Schwarz leicht verletzt worden. Landgerichtsdirektor Schauwecker erlitt eine schwere Handverletzung. Die Leiche eines Ermordeten aus dem Rheine ge landet. Vor einigen Tagen wurde bei Koblenz eine männ liche Leiche, die eine Stichverletzung in der Brust auf wies, aus dem Rheine gelandet. Jetzt wird mitgeteilt, daß der Tote einwandfrei als der am 17. Juli 1907 in Magdeburg geborene und dort zuletzt noch ansässig ge wesene Kaufmann Reising festgestellt wurde. Reising wurde seit dem 1. März d. I. in Magdeburg vermißt; man hatte ihn an jenem Tage in einer zweifelhaften Kaschemme, die er „studienhalber" besucht hatte, zum letzten Male gesehen. Nach dem Ergebnis der Leichen öffnung hat er einen Stich in das Herz erhaltön. Vier Todesopfer bei einem Autounglück. In der Nähe von Assen in Holland stürzte ein Privatauto mit vier Insassen in den Kanal. Da Hilfe zu spät kam, konnten nur noch die Leichen geborgen werden. London—Berlin und zurück an einem Tage. Ein englisches Flugzeug, das London am Sonntag morgen um 6 Uhr verlassen hatte und um 11.23 Uhr vormittags in Berlin gelandet war, hatte bereits uu^ 12.50 Uhr wieder die Rückfahrt angetreten und ist tWtz ungünstigen Wetters uoch am selben Tage um 6.12 Uhr abends, Wieder in London eingetroffen. Es stellte auf der etwa 1150 Kilometer langen Strecke einen neuen Rekord auf. Gefecht zwischen Chikagoer Banditen und einem deutschen Oberkellner. In Chikago drangen in der Nacht drei bewaffnete Banditen in das Tanzcafs L'Aiglon ein und plünderten die Gäste aus. Der deutsche Oberkellner Franz Abler, der während des Weltkrieges Maschinengewehrschütze gewesen war, eilte in die Küche, ergriff ein Repetiergewehr und lieferte den Banditen ein regelrechtes Feuergefecht, in dessen Verlaus zwei der Räuber erschossen wurden. Der dritte entkam schwer verwundet in einem Auto. Nachrichten ! Dr. Wirth beini Papst. Rom. Reichsinnenminister Dr. Wirth, der sich seit einigen Tagen in Rom aufhält, ist vom Papst empfangen worden und hat dem Kardinalstaatssekretär Pacelli seinen Besuch ab- Lohnabbau in der deutschen Zigarrenindustrie. Hamburg. In der Lohnbewegung in der deutschen Zigarrenindustrie wurde ein Schiedsspruch gefällt. Nach diesem tritt ab 15. April ein Lohnabbau von 4 bzw. 6 Prozent ein. Von dem 4prozentigen Lohnabbau werden etwa ein Fünftel, von dem t-prozentigen Abbau vier Fünftel der Ar beiter betroffen. Finnisches Marineflugzeug abgestürzl. — Zwei Tote. Helsingsors. In der Nähe von Wilbora stürzte ein Flugzeug der finnischen Marine ab. Der Führer, Flugmeister Tilly, einer der besten Flieger der finnischen Marine, und ein Kapitän waren sofort tot. 29 Personen bei einem Eisenbahnunglück verletzt. London. Ein Zug der Kanada-National-Eisenbahn entgleiste bei Edson (200 Kilometer westlich Edmonton). Der Speise wagen und ein Personenwagen stürzten eine sieben Meter hohe Böschung hinunter. 29 Personen wurden verletzt. Das Urteil im Prozeß wegen des Anschlages auf die Warschauer Sowjet-Gesandtschaft. Warschau. Das Strafgericht in Warschau hat den Angeklag ten Polanski, der beschuldigt ist, den vereitelten Bomben anschlag gegen die sowjetrusslsche Gesandtschaft in Warschau in die Wege geleitet zu haben, zu zehn Jahren schweren Kerkers verurteilt. Sie MentW des Schneider-Ml- Renllenr. Von M. Laurent Ehnac, dem ehemaligen französischen Luftfahrtminister. Meiner Meinung nach ist das Schneider-Pokal-Rennen bei weitem die größte aller internationalen Schnelligkeits prüfungen. Der Wettkampf, der nun jede zwei Jahre wieder holt wird, hat nicht nur dem Studium der Wasserflugzeuge viel genützt, sondern auch zur Herstellung von sehr leistungs fähigen und sehr starken Motoren geführt. Dieser letzte Punkt ist eins der interessantesten und wert vollsten Ergebnisse der Schneider-Wettkämpfe, das für die praktische Nutzanwendung der hochleistungfähigen Motoren sehr dienlich sein wird. Diese Vervollkommnung wird natürlich einen unmeßbaren Vorteil für jedes Aufklärungs-Geschwader in Kriegszeiten bedeuten. Ich glaube kaum, daß ohne den Schneider-Pokal dieser große Fortschritt so schnell erreicht worden wäre. Man wird vielleicht den Einwurf erhebe», daß die Schneider-Maschinen außergewöhnlich sind und man von ihnen keine Dauerhaftigkeit erwarten darf. Es ist wahr. daß sie kaum für diesen Zweck entworfen wurden, aber trotz dem folgt nicht daraus, daß sie diese Eigenschaft mit der Zeit nicht noch erhalten. Bei der letzten Ausstellung in Paris konnte man schon den Fortschritt bemerken. Das Ringen um den Schneider-Pokal verursachte denselben Wetteifer in Italien, wo sich bemerkenswerte Wasserflugzeuge bei der Schnelligkeits- Prüfung auszeichneten. Solange das französische Luftministerium besteht, ist es sich der Wichtigkeit und Bedeutung der Schneider-Wettkämpfe bewußt. Es hat Verträge mit bedeutenden Maschinen- und Wasserflugzeugerbauern abgeschlossen, damit Frankreich an den Schneider-Wettflügen in diesem Jahre teilnehmen kann. Wir werden bestimmt mehrere französische Maschinen zu diesem Rennen melden, nicht nur weil wir glauben, daß es für den Flugsport nützlich ist, sondern auch, weil die Entwicklung und Förderung des Baues der hochleistungsfähigen Motoren dem Streben entspricht, unsere Luftflotte mit kräftigen und schnellen Wasserflugzeugen auszustatten. Es ist jedoch unmöglich, bei der Prüfung der Wasser flugzeuge nur auf die Schnelligkeit zu achten. Wir sind jetzt bestrebt, starke mehrzylindrige Motoren 'zu bauen und sie Mich den Schneidermaschinen zu prüfen. Sie werden für die Seemacht oder für Handels- und Postdicnst verwendbar fein. Ich bin der Ansicht, daß es keine Grenze für die Reich weite des Wasserflugzeuges gibt, es wird das beste Mittel für die Verbindung zwischen den verschiedenen Ländern sein. Die Bedeutung solcher Schnelligkeitsprüfungen wie der Schneider-Wettkämpfe kann folglich nicht überschätzt werden, fie sollten in allen Ländern Förderung finden. Diese Ge- fchwindigkeitsprüfungen geben uns einerseits Einblick in die schwierigen Aufgaben, die sich aus dem Streben nach großer Geschwindigkeit ergeben, andererseits spornen sie uns zur Her- tellung von leichten und kräftigen Motoren an. j Ournen, Sport una Spiel Sport der sächsischen Turnerschaft. Turngau Leipziger Schlachtfeld. Kreisgruppenspiele Sachse» gegen Thüringen im Handball: TuSpV. 67 Leipzig gegen Tschft. Wartburg Eisenach 7:0; Turnerinnen: TV. Jahn Aue gegen TV. Neustadt 1. Coburg 8:0. Freundschaftsspiele tm Handball: TuSpG. Lindenau gegen TV. Rüßdorf 7:3; TV. Böhlitz-Ehrenberg gegen ATG. Gera 9:7; ATV. Connewitz geg. TV. 45 Delitzsch 8:8; ATSV. Gohlis gegen TV. Gaschwitz Großstädtcln 6:0; TV. 58 Connewitz gegen ATV. Wahren 2:6; ATV. Dölitz gegen TV. Jahn Böhlen 0:11: TV. Germania Zwenkau gegen ATV. Schleußig 1:0. Fußball: ATV. Pauns dorf gegen ATV. Knautkleeberg 1:3; TV. Holzhausen gegen VfL. 04 2:3; TV. Schönefeld gegen TSV. Eutritzsch 1:2; TSV. Gerichshain gegen TV. 47 Wurzen 6:1; SC. Saxonia gegen TV. Leutzsch 2:1; TSG Lindenau gegen ATV. Tannewitz 1:2; ATV. Kleinzschocher gegen SV. Union 2:5; ATV. Dölitz gegen ATV. Probstheida 0:0; ATV. Stötteritz gegen TV. 58 Conne witz 6:1. Turngau Chemnitzer Industriegebiet. Handball: TV. Gab lenz geg. DT.TV. Chemnitz-Rottluff 8:4; VfL. Hohenstein geg. Tbd. Friesen Hohenstein 3:14; Chemnitzer BC. gegen VT. Flöha 3:9; TV. zu Cbemnitz gegen TV. Gablenz 3:4; Germ. Kappel gegen TV. Schönau 0:1; LV. Meinersdorf gegen TW. Erfenschlag 3:3; ATV. Grüna gegen TV. Stollberg 5:5; LV. Hartmannsdorf gegen TV. Vater Jahn Penig 5:6; TV. Mittel dorf gegen TV. Sachsenland 5:6; TV. Qderan gegen DT. Chtz.- Rottluff 5:7; TV. Frankenberg gegen SpV. Niederwiesa 1:2. Fußball: 1. FC. Zschopau Res. gegen TV. Plaue 1:1; TV. Lim bach gegen Limbacher SC. Res. 4:3; TV. Reichenbrand gegen TV Gablenz —; TV. Jahnsdors gegen SC. National Chemnitz Res. 2:1; Tkl. Jahnsdors gegen VfB. Neuölsnitz 3:2; TV. Hartmannsdorf gegen TV. Taura 3:1; TV. Auerbach gegen BC. Slsnitz Res. 2:0; TV. Neukirchen gegen TV. zu Euba 6:0 Zustände; denn Ludendorff war seit etwa 2 Jahren der tatsächliche Regent unseres Vaterlandes. Weder die Reichskanzler noch die Staatssekretäre des Auswärtigen Amtes konnten ihm gegenüber eine eigne, klare und auch für das Ausland er kennbare Politik machen, solange er unentbehrlich und unabsetzbar war. Unent behrlich aber erschien er durch seinen Zusammenhang mit Hindenburg und durch die sieghaften Erfolge, die unter seiner Oberleitung erfochten wurden. Es war in 'Hm etwas Napoleonisches, und er wird zweifellos für alle Zeiten zur Reihe der ganz großen deutschen Gestalten gehören. Wahrscheinlich ist er der letzte große Feldherr, den das Deutschtum überhaupt hervorgebracht hat. Montag, 28. Oktober. Die oeutsche Regierung bestätigt den Empfang der neuen Wilsonschen Note, verweist auf die tiefgreifenden Wandlungen im deutschen Verfassungsleben und sicht den Vorschlägen für einen Waffenstillstand entgegen, der einen Frieden der Gerechtigkeit einleitet. Gleichzeitig erklärt Oesterreich-Ungarn durch den Mund des Grafen Ändrassy, daß es „ohne das Ergebnis andrer Verhandlungen abzuwarten", über einen sofortigen Waffenstillstand auf allen Fronten Oesterreich-Ungarns in Besprechungen eintreten will. Auch die Türkei erbietet sich zum Frieden. Damit ist unser mitteleuropäisches Bündnis zu Ende. Unsere Verbün deten sind nicht stark genug gewesen, den Anforderungen ihrer Geschichtslage zu entsprechen. Das stellen wir fest ohne Vorwurf und ohne Verbitterung; denn wir erinnern uns ihrer Hingabe und ihrer Leistungen. Wenn in Oesterreich-Ungarn die Zuverlässigkest tschechischen, slovenischen und rumänischen Elemente von Anfang an nicht einwandfrei war und im Laufe der Zeit immer geringer wurde, so dürfen wir nie vergessen, daß bis zu den letzten Tagen die Ungarn ihre Pflich ten militärisch tadellos erfüllt haben und daß die Deutsch-Oesterreicher bis heute unwandelbar unsere Brüder und Bundesgenossen sind. Aus zwei Feldpostbriefen: E., Nürnberg: Ich bin mit dem Kriege und was drum und dran hängt fertig. Ich habe zuviel Unrecht gesehen und denke mir, Gott ist nicht mehr mit uns. Er fand uns W klein. D.: Meine Frau teilte mir am 19. d. M. mit, daß sich gewisse Herren in Wils druff recht ausfällig über uns Feldgraue ausgedrückt hätten, seit es mit uns etwas rückwärts geht. M. L. müßte diese Sorte mal eine Stunde ins Granat feuer, dann würde sich ihre Gesinnung wohl ändern; denn es ist wahrlich keine'Kunst, aus Wilsdruff, wo man sicher ist und nichts einbüßt, abfällig über ans zu urteilen. Wir kommen aber auch mal wieder zu Hause, und dann soll diesen Leuten ihre Stunde auch noch kommen! Mittlerweile bitte ich Dich, es ihnen gelegentlich jetzt schon aufs Brot zu streichen. Du hättest die Erbitterung der Kameraden hören sollen, als ich ihnen davon erzählte. Z. T. wußten sie auch bereits davon. Dazu noch ein Wort Fr. Naumanns aus seiner Reichstagsrede vom 22. d. M.: Die Konservativen sind die einzigen, die ein Bewußtsein dafür besitzen, was «s ist, regierende Partei zu sein, und weil sie die einzigen sind, die das wirklich wissen, so sitzen jetzt da, teils mit dem Gefühl, daß man ihnen etwas Wert volles genommen hat und teils mit der herben Kritik, daß die noch ungewohnten Nachfolger die Sache doch nicht richtig anfangen. (Fortsetzung folgt.) Nn. rr „Wnsarunrr Vsgevlstt" !L IYZ1. Ünlere ßeimal im Aettkriege Bearbeitet von A. Kühne, Wilsdruff. Hier, meine Herren, müssen alle Einsichtigen zusammenstehen und trotz aller erfahrenen Abweisungen unermüdlich aufklären, wie selbstmörderisch das Nachlassen in unserer sKraftentfaltung sein würde, und unser Volk zur Aufbietung seiner ganzen Macht im Endkampfe aufpeitschen. Sonntag, 13. Oktober. Die deutsche Regierung beantwortet die 3 Fragen Wilsons: 1. Sie hat die Sätze angenommen, die Wilson als Grundlage eines dauern den Rechtsfriedens niedergelegt hat. 2. Die deutsche Regierung erklärt sich bereit, zur Herbeiführung eines Waf fenstillstandes den Räumungsvorschlägen des Präsidenten zu entsprechen. 3. Die jetzige deutsche Regierung, die die Verantwortung für den Friedens schritt trägt, ist gebildet durch Verhandlungen und in Uebereinstimmung mit der großen Mehrheit des Reichstages. In jeder seiner Handlungen, gestützt auf den Willen dieser Mehrheit, spricht der Reichskanzler im Namen der deutschen Re gierung und des deutschen Volkes. Ls laufen Gerüchte um, Bethmann-Hollweg habe 1916 ein Friedensangebot unterfchlagen. Ueberall heißt es: Wir hätten von vornherein klar über die Kriegs ziele reden und unsere Kriegsanleihen in Amerika unterbringen müssen. Aus dem Kopfe eines Mannes der heimatlichen Vaterlandspartei: Was hat sich in den vergangnen Tagen ereignet? Wir sind zu einem armen, elenden, sün derhaften Bettelvvlke geworden, das sich von einem Erzberger und einem Scheide mann regieren läßt. Unser Heer versagt. Ehre den Toten, die heute draußen ruhn, sie haben ihre Pflicht getan. Der Kanzler, ein Prinz von Geblüt, der Kaiser, selbst Hindenburg, man schüttelt den Kopf, ich begreife sie nicht! Das muß man den Franzosen zugestehn, sie sind noch heute die grande Nation. Wir aber sind Jammerlappen! Montag, 14. Oktober. Die deutschen Truppen haben sich von Laon zurückgezogen, und Laon mit seinen wunderbaren Bauwerken liegt unter französischem Feuer. 88 85