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Tagesspruch. Durch den Irrweg führt sein gutes Mück manchen auf die wahre Bahn zurück; doch den Irrweg drum zum Führer wählen, heißt erst recht, den rechten Weg verfehlen. A. Grün. Die Neutschiumsarbeit im Auslande. Jahrestagung des Deutschen Auslandsinstituts. Das Deutsche Auslandsinstitut in Stuttgart hat aus seiner diesjährigen Jahrestagung den Großindustriellen Geheimrat Duisberg-Leverkusen mit der Verleihung des Deutschen Ringes für Förderung des Deutschtums im Auslände ausgezeichnet. Geheimrat Duisberg hielt bei dem Festakt eine Rede über die Lage des Deutschtums im Aus lande. Er führte u. a. aus: Die Diktate von Versailles und St. Germain haben entgegen den Zusicherungen Wilsons, ent gegen dem heiligen Grundsatz des Selbstbestimmungsrechts der Völker und damit entgegen den Grundsätzen internatio naler Moral uralten deutschen Volksboden, ge heiligt durch das Leben und Wirken vieler deutscher Ge schlechter, vom deutschen Volkskörper losgetrennt. Sie haben deutsches Volk gegen seinen Willen fremden Gewalten über antwortet. Damit ist eine deutsche Frage geschaffen, ohne deren Lösung Europa nicht gesunden kann. Trotz aller Bedrückungen in der Heimat trotz schwerster Bedrohung und Gefährdung der Minderheiten erstand aus der Gemeinsamkeit des deutschen Blutes eine Wiedergeburt des Nationalempfindens, ein Auflammen der Begeisterung für die Idee der deutschen Nation. Gemeinsame Roi Hal alles, was stolz daraus ist, deutsch zu sein, vom geschlossenen Siedlungs gebiet über die Inseln des Deutschtums in Europa bis zu den Vorposten in Übersee zu einer ehernen Schicksalsgemeinschast zufammengeschweißr Es wird sicher noch manches Opfer der Heimat gebracht und noch mancher Kampf der Ausländs deutschen um ihr Volkstum geführt werden müssen. Wenn so die Gemeinschaft der deutschen Kultur und ihre Verteidigung das beherrschende Problem der Deutschtumsarbeit geworden ist, so hat daneben doch auch die Frage der wirtschaftlichen Ver bindung zwischen Heimat und Ausländsdeutschen eine erhebliche Bedeutung gewonnen. Auf meinen beiden Weltreifen konnte ich mich selbst davon überzeugen, daß die Deutschen z. B. tu O st a s i e n wieder eine große Rolle spielen. So ist das Ansehen und die Stellung des Deutschen am indischen Markt sehr gut, ja sogar noch besser als vor dem Kriege. Nicht nur in Schanghai, auch in Hong kong, Kanton. Tsingtau, Peking, Mukden und vor allem in Tientsin haben sich die Deutschen wieder eigene deutsche Heime geschaffen als Mittelpunkt deutschen Lebens und deutscher Kulturpflege. Für das Auslandsdeutschtum ist der beste Rück halt und die wirksamste Unterstützung eine kraftvolle Heimat mit gesunder Wirtschaft und souveräner Welt geltung. Seit zwölf Jahren kämpfen wir für die Erreichung dieses Zieles. Geheimrat Duisberg. Rußland in Not Große Werke - aber keine Wetter. Die Sowjets gegen „mangelnde Arbeitsdisziplin". Die Sowjets bauen mit Hilfe ausländischen Geldes und ausländischer Ingenieure überall in Rußland große Werke, nm die Industrialisierung Rußlands nach dem Fünfjahresplan durchzuführen. Aber mit dem Bau tempo hält die Ausbildung der Arbeiter und Angestellten nicht Schritt, es fehlt an erfahrenen Leitern und an quali fizierten Arbeitern, um die Maschinen in Gang zu bringen. Die Moskauer Regierung sucht sich mit allen möglichen Mitteln zu Helsen; ihre Erziehungs- und Anfeuerungs methoden sind oft echt russischer A^. Wenn ein Arbeiter die Maschinen nicht in Gang halten kann, weil ihm ein fach die Kenntnisse fehlen, kann es ihm passieren, daß er wegen Sabotage unter Anklage gestellt und erschossen wird. Nach Meldungen aus Moskau hat die russische Re gierung neue Maßnahmen gegen diejenigen Arbeiter ver anlaßt, die durch ihr Verhalten „das Tempo des soziali stischen Ausbaues" hemmen. Das Präsidium des Obersten Gerichtshofes hat beschlossen, alle jene Arbeiter und An gestellte zur Verantwortung zu ziehen, die sich eines Bruchs des Arbeits- und Angestelltenvertrages schuldig machen. In der offiziellen Mitteilung wird hervor gehoben, daß die mangelnde Arbeitsdisziplin schwere Schädigungen für die ganze Sowjetwirtschast Her vorrufe und daß deshalb mit allen Maßnahmen vorge gangen werden müsse, um den sozialistischen Aufbau zu sichern. Es wird besonders daraus hingcwiesen, daß unter die neue Verordnung auch leitende Beamte und An gestellte sowohl der Sowjetverwaltung wie der Fabriken und Werke fallen. Die durch den Fünfjahresplan entstandenen Werke in Tscheljabinsk, die größten Traktorenwerke der Sowjetunion, haben ihren Betrieb wegen Mangels an Rohmaterial, Maschinen und an qualifizierten Arbeitern stillgelegt. Die russische Gefahr. Der Führer der englischen Konservativen, Baldwin, beschäftigte sich in einer Rede mit der von Rußland her drohenden wirtschaftlichen Gefahr. Das ruffische System, alle Arten von Waren zu allerniedrigsten Preisen auf fremde Märkte zu werfen, müsse zu einer weiteren Störung des gesamten Wirtschaftslebens führen. Es sei tatsächlich kein Handel mehr, sondern schon ein Wirtschafts krieg. Die einzige Waffe, die England dagegen habe, seien Zölle und ein Quotensystem besonders für Weizen England solle sich nichr in die inneren Verhältnisse Rußlands einmischen, da das Regierungssystem eine An gelegenheil Rußlands selbst sei. Aber man müsse es ver dammen, denn es sei ein reiner Despotismus, der die Bibel verbanne und sich nur auf die Bajonette stütze. Es sei Pflicht einer jeden zivilisierten Nation, sich vor der Verseuchung des eigenen Landes mit der russischen Idee und der Untergrabung der Grundfesten des Staates zu schützen. 164 Millionen Ausfuhrüberschuß. Die Handelsbilanz für April. Die deutsche Außenhandelsbilanz für April ergibt einen tatsächlichen Ausfuhrüberschuß von 126 Millionen Marl gegenüber 218 Millionen Mark im März. Ein schließlich der Ncparationssachlieferungcn übersteigt der Wert der im Ausland abgesetzten Waren die tatsächliche Einfuhr im April um 164 Millionen gegenüber 263 Mil lionen im Vormonat. Die Einfuhr im April beträgt 654 Millionen Mark. Gegenüber der Einfuhr im März ergibt sich eine Zunahme um 70 Millionen Mark, die ganz überwiegend auf den Bezug von Rohstoffen und halb fertigen Waren entfällt. Die Ausfuhr stellt sich im April auf 780 (März 822) Millionen Mark, ferner sind im April Reparationssachlieferungen im Werte von 38 (März 45) Millionen Mark ausgeführt worden. Nach den Erfahrungen früherer Jahre wäre ein saisonmäßiger Rückgang der Ausfuhr um etwa 9 Prozent zu erwarten gewesen, wäyrend der Rückgang tm April dieses Jahres nur 6 Prozent beträgt. Andererseits mutz berücksichtigt werden, daß diesmal der April zwei Werk tage weniger hatte als der März. Aus die Zahl der Werktage umgerechnet, ergibt sich eine Ausfuhr st e i g e r n n g von 31,6 auf 32,5 Millionen Mark. Dieser Steigerung (von Februar auf März war der Tagesdurch schnitt von 30,5 auf 31,6 Millionen gestiegen) steht eine fortgesetzte Senkung der Durchschnittswerte der Ausfuhr gegenüber. Die Wer-ftchtzayl sank von 86,3 im Februar auf 84,6 im März und 84,3 im April (1928 — 100). Oer noileidende Weizenbau. Beginn der internationalen Weizenkonferenz. Die Sitzungen der internationalen Weizenkonferenz, die am Montag in London beginnt, werden in dem Ge bäude der Regierung von Kanada stattfinden Der kana dische Oberkommissar Ferguson, auf dessen Initiative die Einberufung der Konferenz zurückzuführen ist, wird den Vorsitz führen. An ihr nehmen nur die Weizen expor tierenden Länder wie Amerika, Rußland, Argentinien, Australien, Kanada, Indien, Ungarn, Polen» Südslawien, Rumänien und Bulgarien teil. Deutschland und Eng land sind also nicht vertreten. Der Zweck der Verhandlungen bestehe darin, einen Ausweg aus der außergewöhnlichen Lage zu finden, die aus dem ungeheuren Uberschuß an Weizen in der Welt entstanden ist. Die bisher vor- gebrachten Vorschläge erstrecken sich auf Einsetzung eines internationalen Ausschusses, der berechtigt sein soll, Ex portquoten festzulegen, die Herabsetzung der Anbaufläche und Propagandamatznahmen zur Erhöhung Les Ver brauchs vorzunehmen. Deutsches 'Reich / Aufhebung der preußischen Gesandtschaft in München. Die Aufhebung der preußischen Gesandtschaft in München wird nun zur Tatsache. Der preußische Gesandte, Minister Dr. Denk, wird einen mehrmonatigen Urlaub antreten. Die im Gesandtschaftsgebäude untergebrachte Schack-Galerie, die dem preußischen Staat gehört, wird weiterhin in München bleiben. „Den Helden des Ruhrkampfes." In Düsseldorf wird am Pfingstsonnabend das Schlageter-Denkmal auf der Golzheimer Heide eingeweiht werden. Im Kern einer großen Bauanlage unweit der Stätte, an der am 26. Mai 1923 Albert Leo Schlageter von den Franzosen erschossen wurde, ist in einer Höhe von 31 Metern als Zeugnis für den heldenhaften Ab wehrkampf des deutschen Volkes ein schlichtes Kreuz aus Stahl errichtet worden. Auf dem als Sarkophag ausgebildeten Sockel stehen die Worte „Den Helden des Ruhrkampfes". In der Gruftkammer unter dem Kreuz sind neben der Haupttafel, die dem Andenken Schlageters gewidmet ist, zwei weitere Blöcke mit den Namen der 141 Toten, die durch das Vorgehen der Besatzungsmächte ihr Leben lasten mußten. Großbritannien Die Aufwendungen für die englische Arbeitslosen. Versicherung. Auf eine Anfrage im Unterhaus hin, teilte der eng lische Arbeitsminister mit, daß der Betrag, der im Finanz jahr 1931/32 von der Arbeitslosenversicherung als Dar lehen ausgenommen werden muß, auf etwa 860 Mil lionen Mark geschätzt'wird. Dazu kommen: der Beitrag des Finanzministeriums in Höhe von etwa 907 Millionen Mark und die Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeit geber, die auf 600 Millionen Mark geschätzt werden. Die Gesamtaufwendungen für die .Arbeitslosenversicherung werden sich also auf etwa 2360 Millionen Mark belaufen. Aus Ln- und Ausland Berlin. Der Schiedsspruch im Mantcltarif streit zm rh ein iftch. w.e stsö l isch.en S t ein kohlenbcra- MW M seine Seinen Annen Roman von Gert Rothberg. 29. Fortsetzung Nachdruck verboten „Was wollen Sie, Jens?" Er wurde verlegen. „Ich — — jch soll dem gnädigen Herrn persönlich etwas abgeben," sagte er stotternd und fühlte das hohe Geld geschenk sur seinen Dienst in der Tasche. „Geben Sie hex, jch werde es dem gnädigen Herrn ge ben." Er zögerte. „Nun? kam es scharf von ihren Lippen. Da reichte der Mann ihr das kleine, duftende Billet. Hanna nahm es an sich, tret zur Seite, erbrach es. „Kommen Sie in den Park. Ich erwarte Sie am Teich. Mir ist nicht gut und ein kleiner Spaziergang wird micherfrischen. I. H." Hanna zerknüllte das Papier, warf es zu Boden, trat darauf. . ... . Joachim würde nicht gehen, aber sie selbst. In ihren Augen glühte ein irres Feuer. Sie ging, ohne ein Tuch zu nehmen, hinaus. An der Tür blickte sie sich noch einmal um. Sie sah des Gatten hohe Figur aus der Menge. Ihr Blick sog sich fest an ihm. „Joachim, ich will den Teufel vernichten, am Teich wartet er." Sie ging unbemerkt hinaus. Mit raschen Schritten lief sie durch den Park. Isabelle hatte sich in der Garderobe den Mantel geben lassen und doch fröstelte es sie trotzdem leicht. Sie lehnte den Kopf an den Stamm des Baumes, und sah vor sich ins Dunkle. Würde er kommen? Da, klang nicht ein leiser Schritt? Isabelle wandte sich um. Eine bleiche, zitternde Frau stand vor ihr. Hanna! Isabelle biß sich die Lippen zusammen. Wie kam Hanna gerade jetzt hierher? Wie unangenehm, und sie hatte so viel gewagt, hatte ihm dieses Billet geschrieben. Hanna trat ganz dicht an sie heran. „Sie erwarten meinen Mann, schämen Sie sich nicht?" Isabelle führ auf wie von einer Natter gestochen. „Was sagen Sie da? Wie können Sie es wagen, mich so zu beleidigen?" Hanna lachte leise. Ein unheimliches Lachen. „Wir wollen nicht viele Worte machen, eine von uns ist zu viel. Sie sind der Teufel, der mein Glück vernichten will, und deshalb müssen Sie sterben." Ihre Hände rissen an Isabelle, diese wich zurück, immer weiter, bis ans Wasser heran. Hanna drängte sie, die Kraft des Wahnsinns in den klei nen, schwachen Händen. Da blitzte ein wilder Triumph in Isabellas Augen auf. Ihre Finger faßten nach ihrer Fein din. Ein kurzer Kampf und dann schloß sich das Wasser über einer schlanken Gestalt. Die Wellen zogen Kreise, glucksten noch einmal auf und die Schlingpflanzen reichten einander wieder die Hände. Wie gehetzt flog Isabelle durch den Park. „Mörderin", raschelte es in den Zweigen. Aechzend lief sie weiter. Am Teiche teilte sich das Gebüsch. Ein Männcrgesicht mit lodernden Augen kam zum Vorschein. „Jetzt habe ich dich, Isabelle, jetzt bist du in meinen Händen." — — Joachim sah sich suchend um. Wo war Hanna? Stine, auf der alle Lasten des Festes ruhten, und zu der er jetzt trat, blickte gleichfalls umher. „Sie hat so viel getanzt, willst du nicht einmal nach sehen?" fragte er bittend. „Ich gehe sofort," sagte sie bereitwillig und ging. Eine eigene Unruhe hatte ihn erfaßt, er konnte es kaum erwarten, daß Stine zurückkam. Endlich erschien sie wieder in der Tür, diese mit ihrer stattlichen Breite ausfüllend. „Sie ist nicht dort." Er faßte ihre Hand. „Jch gehe hinaus, sie zu suchen. Sie war so erhitzt, wel chen Schaden kann sie nehmen." Sie nickte und ein eigentümlicher Schauer lief ihr den Rücken hinab. Frau Geheimrats Pistorius Augen hatten längst wahrge- nommen, daß Isabelle Halmer den Saal verlassen hatte. Jetzt stellte sie mit Genugtuung fest, daß auch Herr von Hohenegg hinausging. Wo war die bedauernswerte junge Frau? Auch fort? So sehr sie sich anstrengte, sie konnte sie nirgends ent decken. Was ging hier vor. Süß und leise spielte die Musik. Frohsinn herrschte im Saale und ab und zu erklang ein Helles Frauenlachen. Nur Stine saß da und fühlte eine eigentümliche schwere in den Gliedern. Isabelle Halmer betrat den Saal. Ihr Ge sicht war geisterbleich, nur die Augen belebten es. Sic saß ganz steif aufrecht in ihrem Sessel und brachte ihre vielen Verehrer zur Verzweiflung, indem sie augenscheinlich gar nicht hörte, was man zu ihr sprach. Nach einer Viertelstunde kam Herr von Hohenegg wie der. Er setzte sich zu Frau Geheimrat Pistorius. „Ach, Herr von Hohenegg, wo ist die Frau Gemahlin? Ich hätte gern ein wenig mit ihr gesprochen," sagte ne Dame im Laufe des Gespräches. Er fuhr sich über die Stirn. „Meine Frau hat sich leider zurückziehen müssen, gnädige Frau. Sie ist leicht überanstrengt, und das Tanzen heute abend war wohl zu viel. Ich wollte eben die Pause dazu benützen, um es unseren verehrten Gästen bekannt zu geben," jagte er gezwungen ruhig. Sie lächelte etwas malitiös, aber die Scheu vor ihm hielt sie zurück, irgend eine Anspielung zu machen. (Fortsetzung folgt.)