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Wilsdruffer Tageblatt : 22.03.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193103228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310322
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-03
- Tag 1931-03-22
-
Monat
1931-03
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 22.03.1931
- Autor
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Mager in Gefahr. Einen davon verletzte er am Dein. Der Wa gen fuhr dann im Zickzack über die Straße und landete schließ- ny nn Straßengraben. Die hiesige Polizei war sofort zur Lteüe und nahm dem etwas angetrunkenen Chauffeur den Füh- weg, so Laß derselbe hier übernachten mußte. Landwirtschaftlicher Verein und Obstbauverein halten am -E^ch nachmittag 4 llhr eine gemeinsame Versammlung im „Adler" ab, in der u. a. Obstbauinspektor Iaeniche >n - Meißen verschiedene Obstbau-Ulme vvrführt. Micky-Maus-Ballett bei Sarrasani! Wie oft hat uns Micky- Maus, jene Favoritin auf dem Gebiet der grotesken Komik, schon zu Tränen gerührt! Jetzt führt uns Sarrasani gleich eine ganze Kompagnie lustiger Micky-Mäuse vor, kommandiert von Francois, dem übermütigen Micky-Mäuserich Das an und für sich schon gediegene und überreiche Sarrasani-Prvgramm erfährt durch dieses luftige Zwischenspiel eine neue wertvolle Bereiche rung. Wenn Sie Tränen lachen, staunen und mal etwas er leben wollen, dann gehen Sie, bitte, zu Sarrasani! Vorstellungen täglich 8 Uhr abends. Außerdem Mittwochs, Donnerstags, Sonnabends und Sonntags auch nachmittags 3)4 Ahr. Nachmit tags .halbe Preise für Erwachsene und Kinder. Es empfiehlt sich, für die Kartenbesorgung die Borverkaufsstellen zu benutzen: »Re-Ka", Tel. 25431. — Zirkuskassen sind durchgehend von 8 Ähr früh geöffnet. Zirkustelefon: 56948/49. Außerordentliche Mitglieder des Landeskonsistoriums. Mit Zustimmung des ständischen Synvdal-Ausschusses sind die Sup. Oberkirchenrat D. Hilbert in Leipzig und Ficker in Dres den für die Zeit vom 1. April 1931 ab auf sechs Jahre zu außerordentlichen Mitgliedern des evangelisch-lutherischen Lan deskonsistoriums ernannt worden. Letzte Frist für Lohnstcuererstattungsantriige. Die Art der Steuererhebung von den Lohn- und Gehaltsempfän gern bringt es mit sich, daß auch Steuerbeträge durch den Arbeitgeber an die Finanzbehörden abgeführt werden, die, auf das ganze Kalenderjahr berechnet, ungerechtfertigt sind. Denn jeder Arbeitnehmer hat gesetzlich den Anspruch, für jährlich 1200 Mark seines Einkommens und entspre chende Zuschläge für Familienangehörige steuerfrei zu bleiben. Sind im Laufe des Jahres 1930 die Freibetrage nicht voll berücksichtigt worden, so kann der Arbeitnehmer beim Finanzamt Erstattung zuviel bezahlter Steuer- beträge beantragen, jedoch nur in der Zeit vom 1. Januar bis 31- März jedes Jahres. Die Frist läuft demnach in wenigen Tagen ab, so daß noch nicht gestellte Anträge schleunigst eingereicht werden müssen. — Formulare dazu sind bei den Finanzämtern kostenlos erhältlich. Eefchäftsstenographenprüfungen vor den deutschen Indu strie- und Handelskammern. Das Gesamtergebnis der im Jahre 1930 abgehaltenen Prüfungen liegt nunmehr vor. Es legten im letzten Jahre mit Erfolg die Prüfung ab 2213 Einheüskkmz- schriftler und 624 Stolze-Schreyaner. Die Einheitskurzschriftler haben gegenüber dem Vorjahre ein Mehr von rund 700 erfolg reichen Prüflingen erreicht. Die höchste Leistung bei 320 Silben erzielte auch in diesem Jahre ein Einheitskurzschriftler. Die Vor prüfung haben im abgelaufenen Jahre 714 Einheitskurzschriftler und 148 Stolze-Schreyaner bestanden. Technik und Erfindungen. Im Bezirk wurde vorläufiger Patentschutz erteilt (Einspruch innerhalb zweier Monate zula,- 2 für Ellinger Sc Geißler, Dvrcham: Stecker für Steckdosen. - ferner wurde Gebrauchsmusterschutz eingetragen für E. Wald- bach Freital I: Stockzwinge. — Emil Reichel, Hänichen: Fuß abstreicher mit scharfkantig gegliedertem Holzrost und seitlich an geordneten Haar- beW- Faserbürsten. — Willy Wender, Dölz schen: Fensterhalter. — (Näheres auf Wunsch durch Patentbüro Krueger, Dresden-A. 1, Schloßstraße 2.) — M- Geißler, Dorf hain: Zugentlastung bei Anschfußsteckern. . ... Rvhrsdors. Schulentlassung. Am Sonnabend früh 8 Uhr fand die Entlassungsfeier in der Schule statt. Schulleiter Kantor Köhler hieß die Erschienenen herzlich willkommen und richtete nach Gesang und Gebet beherzigenswerte Abschiedsworte die zur Entlastung kommenden zwei Mädchen und vier Kna- den. besonderen stellte er hierbei über alles die Treue. Diese 'n allen kommenden Zeiten und Lebenslagen gegen seinen Gott, die Heimnt im Beruf, zu Iedergann und sich selbst zu bewahren, das sei die 'reinste und vornehmste Lebensaufgabe. In diesem Zu sammenhänge erinnerte er an die vorbildliche deutsche Heimat treue Oberschlesiens, wie sie dort »or 10 Jahren so überzeugend rum Ausdruck kam. Mit dem Choralgesang: Laß mich dein sein und bleiben, Gebet und einem letzten Händedruck wurde die veier bientet. Blankenstein. Theaterabend des Gesangver-, eins „Liederkran z". Am Sonntag abend veranstaltete der Gesangverein „Liederkranz" unter Mitwirkung des gemischten Chores seinen diesjährigen Theaterabend. Zunächst bot der Männerchor Zwei Lieder „Waldabendschsin" von E. Schmölzer und „Das Erkennen" von K. Altenhofer. Ihnen schlossen sich zwei gemischte Chöre „Waldvögelein" von Mendelssohn-Bart holdy und „Wanderlied" an. Die Gesänge wurden unter Kantor Wetzigs vortrefflicher Stabführung recht schön dargeboten. Den größten Teil des Abends füllte' hie dreiaktige Operette „Die Winzerprinzessin vom Rhein". Das Stück zeigt, wie ein rheini- willen verlobt worden ist, trotz mannigfacher ->errmcklungen doch „»ch den Auserwählten seines Herzens, einen armen Studenten, heimführt Die Hauptrollen lagen in den H^n von W,l^ Lenchen Eulitz, Mar tin Borisch und ^ito , "u. Sie alle haben ihre Sache vortrefflich stEacht. köstlichen Humor boten Max Kohlsdors und Kurt Riste m chren R len Cii^ Glanzleistung war der Jud von Alfred Pinkert, -a auch die anderen Mitspieler viel Ium Gelingen des Ganzenso war es kein Wunder, daß dem Stück größter Beifall zu teil wurde. Am ersten Oster- feiettaq soll die Aufführung wiederholt werden. Burkhardswalde. Sch w eine za hlu n g. Die Zählung am 2. März ergab folgende Aahl^-A^l unter 8 Wochen 192 (165), von 8 Wochen bis (133) mnge Sauen 20 (19), alte Sauen 95 (82), Eber 1- T>nstige Schweine 6o (35), Gesamergebnis 486 (444). D'e m Klammern sind die Ergebnisse der Zählung vom ^ ^mber 1939. Das Ge lamtergebnis zeigt eine Zunahme von 42 Herzvaswalde Bon einem unbekannten Auto übeNa'72n wurde gestern abend gegen sieben Uhr der beim f??°uchts2" bedienstete Schweizer ErA Hen kel. Er erlttt dab7i ejnm Oberschenst Verlehun- U "ad blutende Kopfwunden und wurde nach Erhalt ärztlicher SG ms Meißner Krankenhaus geschasst- Der Verletzte war auf r linken Seite gelaufen und von dem von vorn kommenden — anderen Wagen ausweichenden — Auto über den Haufen ge- werden. Das Auw ist unerkannt weitergefahren, während nuna den Verletzten in die nahegelegene Woh- Dienstkerv^k'schters Schn ür brachten, wo sich sorg? Meßbach um ihn bemühte und für ärztliche Hilfe verorMm^^^^er letzten öffentlichen Sitzung der Gememde- weindevervrdn-l? Atzendes beraten und beschlossen. Die Ge- neten nahmen Kenntnis von der Gewährung von Beihilfen zu dem Knterstützungsaufwand für Kleinrentner und Wohlfahrtserwerbsloss, von der Höhe der endgültigen 'Bezirks umlage 1930, von der Verpflichtung des Straßenwärters und Wächters, vom Ergebnis der Schweinezwischenzählung am 2. 3- 1931, von der Gewährsummenabrechnung des Kraftwagenlinien- verbandes Freiberg—Mohorn, nach welcher die Gemeinde 261,37 Mark zum Fehlbetrag beizutragen hat, vom ablehnenden Bescheid des E. V. Gröba wegen Senkung der Gaspreise, von der Neuregelung der Wohnungsbaumittelverteilung aus der Mietzinsstsuer, von der Veranstaltung der Handwerkswoche vom 16.—23. 3. und vom Erfblg.der Bemühungen wegen Herab setzung der WasseruntersuchuNgskosten. Hierauf wurden ein Wohnungsbaugesuch sowie zwei Gesuche um Errichtung von Tankstellen nach den Vorschlägen des Bauausschusses zur Geneh migung empfohlen. Desgleichen wurde den Vorschlägen desselben Ausschusses wegen Beseitigung kleinerer Mängel am Wohnungs- neubau beigetreten. Vier nicht mehr vorschriftsmäßige Autosperr schilder sollen durch die vorgeschriebenen Verbotstafeln ersetzt werden. Welter stimmte man der Aufstellung der Verkehrsschil der des Deutschen Touringklubs zu. Don den angemeldeten Straßenschotterarbeiten erkennt der Bezirksverband nur bre Hälfte als bauzuschustungsfähig an. Gleichzeitig empfiehlt er die Straßenteerung anstelle des Wasserschotterverfahrens. Die Ge meindeverordneten beschlossen, anstelle der Straße nach Ditt mannsdorf die Straße in Grund hierfür in Vorschlag zu bringen und dem Bezirksverband um llebertragung der Wegebaubeihilfe zu bitten. Das erforderliche Steinschottermaterial beschloß man im gemeindeeignen Bruch durch Wohlfahrtserwerbslose Herstel len zu lassen. Da sich die an der Staatsstraße aufgestellten Schneeschutzwände bewährt haben, sollen auch an den am mei sten gefährdeten Stellen der Kommunikationswege solche zur Aufstellung gelangen. Vie erforderlichen Kosten für das Holz und die Herstellung durch das eigene Personal wurden bewilligt Das Ortsgesetz über die Erhebung der Biersteuer ab 1. 4. 1931 wurde mit den einfachen Landessteuersätzen genehmigt. An den OstbbcmmArsus des Obstbauvereins Wilsdruff soll Herr Stra- ßenwärter Zufchke teilnehmen. Hierauf nichtöffentliche Sitzung. Grund. Feuerwehr. Die Mohvrner Freiw. Feuerwehr unternahm am Donnerstag abend einen Uebungsmarsch nach Grund und hielt im Gasthof eine kurze Versammlung ab. Vereinskalender. Kirchenchor. 23. März Uebung. Bezirksobstbau-Verein. 24. und 25. März Obstbaukursus. Verein für Handel und Gewerbe. 24. März Jahreshaupt versammlung. Landwirtschaftlicher Verein — Bezirksobstbauverein. 25. März Versammlung. Funkverein. 25. März öffentlicher Film- und Lichtbildervor- trag. Wetterbericht. Vorwiegend trocken bei etwas verminderter Bewölkung. Nachts kühler, Temperaturverhältnisse wenig verändert. Schwache bis mäßige Winde aus veränderlicher Richtung. Dresden. Immer wieder find es Aus länder. Vor einem Kaufhaus in der Scheffelstraße wur den ein russischer Staatsangehöriger und eine polnische Staatsangehörige bei Ausführung eines Taschendiebstahls ertappt und festgenommen. Der Mann ist ein bekannter Taschendieb, der aus dem Deutschen Reiche ausgewiesen ist und unter falschem Namen in Dresden wohnte. Die Frau sorgte dafür, daß der Mann ungestört arbeiten konnte. Die Erörterungen sind noch nicht abgeschlossen. Dresden. E i n st u r z u n g t ü ü. In der Preußen allee in Blasewitz waren Telegraphenarbeiter mit Aus schachtungsarbeiten zwecks Legung eines Kabels beschäf tigt. Plötzlich stürzte die Gartenmauer eines Grundstücks ein und begrub zwei der Arbeiter unter sich. Den Bemü hungen der Kollegen gelang es, die beiden Verunglückten zu bergen. Während der eine Arbeiter mit Beinquetschun gen davonkam, erlitt der andere innere Verletzungen. Lippersdorf bei Marienberg. Gutsbrand. Ein großer Brand vernichtete ein aus Wohnhaus, Scheune und Pferdestall bestehendes Bauerngut. Die Löscharbeiten gestalteten sich infolge Sturm und Wassermangel sehr schwierig. Sämtliches Großvieh konnte gerettet werden, wahrend viel Federvieh verbrannte. Man vermutet Brand stiftung. Annaberg. In den Ruhestand. Mit Ablauf des Schuljahres tritt wegen Erreichung der Altersgrenze der Rektor des Annaberger Staatsrealgymnasiums, Ober studiendirektor Dr. Fricker, in den Ruhestand. Bad Lausick. Schadenfeuer. Dem Gutsbesitzer Lägel-Köllsdorf brannten die Scheune und ein Teil des Nebengebäudes nieder. Der Viehbestand konnte gerettet werden. Als Entstehungsursache wird Kurzschluß an genommen. Meerane. Versammlungsverbot. Die be dauerlichen Vorgänge am vergangenen Mittwoch, in deren Verlauf sechs Nationalsozialisten leicht und zwei schwer verletzt wurden, haben dem Stadtrat Veranlassung gegeben, alle Versammlungen unter freiem Himmel ein schließlich aller Auf- und Umzüge wegen Gefahr für die öffentliche Sicherheit bis auf weiteres zu verbieten. Meerane. Jubelfeier der Gewerbeschule. Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Meeraner städ tischen Gewerbeschule fand ein großer Festakt statt, an dem Vertreter der städtischen, staatlichen und Reichsbehörden, der Industrie, des Handwerks und Gewerbes und Ver treter der Kunst und Wissenschaft erschienen waren. Aueroach t. V. Feuer durch Kinderspiel. Die dem Rittergut gehörende Feldscheune ist vollständig niedergebrannt. Zwei- Kinder hatten dort gespielt und dürres Gras angezündet, wobei das Feuer auch auf die Scheune Übergriff. Plauen. Politische Zusammenstöße. In einer nationalsozialistischen Versammlung kam es zu Zu sammenstößen mit Kommunisten, wobei mit Stühlen und Stuhlteilen geworfen wurde. Die Polizei griff mit dem Gummiknüppel ein und verwies die Kommunisten aus dem Saal. Später kam es in der Stadt zu Zusammen stößen zwischen Angehörigen beider Parteien. Ein Na tionalsozialist wurde in den Syrabach geworfen. Auf der Bahnhofstraße mußte das Überfallkommando ebenfalls wieder eingreifen, wobei auch mehrere Verhaftungen vor genommen wurden. Leipzig. Aufsehenerregender Selbst mordversuch. Am Torausgang einer Fabrik trank ein junger Arbeiter Lysol, nachdem seine bisherige Braut ihm erklärt hatte, sie wolle nichts mehr von ihm wissen. Der junge Mann wurde in hoffnungslosem Zustande ins Krankenhaus gebracht. Sie lebendige drücke zwischen Vergangenheit und Gegenwack. Ministerpräsident Schieck auf der Handwerkertagung. Bei einer in Dredsen veranstalteten Kundgebung des sächsischen Handwerks ergriff auch der Ministerpräsident Schieck das Wort, der u. a. ausführte: Die sächsische Re gierung wird wie bisher auch weiterhin dem Handwerl und seinen durch die Wirtschaftskrise bedingten Sorgen und Nöten ihre volle Aufmerksamkeit zuwenden und be strebt bleiben, in Befolgung des Artikels 164 der Reichs verfassung den gesamten selbständigen Mittelstand zu för dern und geHen Überlastung und Aufsaugung zu schützen, Das Handwerk ist die lebendige Brücke zwischen Ver gangenheit und Gegenwart. Mit Liebe und Verständnis pflegt es die Jahrhunderte alte Tradition seiner Innun gen und verbindet den in ihr ruhenden Schatz an Erfah rungen mit den Erfordernissen der Neuzeit, wie sie sich aus der sozialen Entwicklung und den Fortschritten in Technik und Wissenschaft ergeben. Das Handwerk ist weiter das vermittelnde Binde glied zwischen den beiden großen Wirtschaftsfaktoren Kapital und Arbeit. Kann auch der Handwerkerbetrieb nicht ohne eigenes Kapital bestehen, so braucht sein Um fang doch nur so groß zu sein, daß auch jetzt noch der Geselle Unternehmer werden kann, sofern er nur sein Handwerk versteht und in jeder Hinsicht ein ganzer Mann ist. Neben der Heranbildung der Jugend hat das Hand werk noch eine allgemeine kulturelle Ausgabe. Gegen die Massenproduktion bietet das individuelle Schaffen des Handwerkes ein Gegengewicht. Mögen darum die Dienste des Handwerks gerade in jetziger Notzeit in möglichst weit gehendem Umfange in Anspruch genommen werden. Hand werk tut not — fördert das Handwerk! Lockerung der Wohnungszwangs- wirtschafi in Sachsen. Teilweise Erhaltung des Mieterschutzes. Die Verordnung des Reichspräsidenten vom 1. De zember 1930 enthält einen Abschnitt, der den Abbau und die Beendigung der Wohnungszwangswirtschaft regelt. Diese Vorschriften gehen grundsätzlich davon aus, daß der Mieterschutz in engster Anlehnung an die Wohnraum bewirtschaftung abgebaut werden soll. Es ist aber vorge sehen, daß die obersten Landesbehörden mit Zustimmung des Reichsarbeitsministers ausnahmsweise den Abbau auch in anderer Weise durchführen können. Von dieser Er mächtigung ist in Sachsen Gebrauch gemacht worden, weil die wirtschaftliche und bevölkerungspolitische Struktur des Freistaates Sachsen und die dadurch bedingte größere Wohnungsnot es nicht gestatten, den Mieterschutz in demselben Tempo abzubauen, wie die Wohnraumbewirtschaftung. Demgemäß werden von den zuständrgen Mmisterien mit Wirkung vom 1. April 1931 die Grenzzahlen für die sogen, teueren (der Zwangswirtschaft nicht unterliegenden) Wohnungen wesentlich herabgesetzt und zwar: von 2200 auf 1200 Mk. von 1800 aus 1200 Mk. von 1800 aus 900 Mk. von 1200 auf 900 Mk. von 1200 auf 700 Mk. von 800 auf 500 Mk. von 600 aus 400 Mk. in Dresden und Leipzig in Chemnitz in Plauen in Zwickau in den übrigen Orten der Ortsklasse B in d. Orten d. Ortsklasse C in d. Orten d. Ortsklasse D. Für die Befreiung vom Mieterschutz dagegen gelten folgende Grundzahlen: 1800 Mk. in Leipzig, Dresden und Chemnitz 1400 Mk. in Plauen 900 Mk. in den Orten der Ortsklasse B 600 Mk. in den Orten der Ortsklasse C 400 Mk. in den Orten der Ortsklasse D Für Mietverträge, die über freigewordene oder frei werdende Räume — und zwar gleichgültig, ob es sich um Wohn- oder Geschäftsräume handelt — nach dem 1. April 1931 neu abgeschlossen werden, sollen die Vorschriften des Reichsmietengesetzes und des 1. Abschnittes des Gesetzes über Mieterschutz und Mieteinigungsämter nicht mehr gel ten, insoweit die F r i e d e n s m i e t e für diese Räume mit den oben genannten Grenzzahlen übereinstimmt oder sie überschreitet. Für bestehende Mietverträge und für neu abgeschlossene Mietverträge über Räume mit einer gerin geren Friedensmiete verbleibt es bei den Vorschriften des Reichsmieten- und des Mieterschutzgesetzes. Ein neuer Mietvertrag liegt nicht vor, wenn im Falle eines Tausches die Mieter in die beiderseitigen Mietverträge eintreten. Um alle Möglichkeiten zur Beschaffung von Wohn raum auszuschöpfen und der privaten Initiative einen Anreiz zur Wohnungsvermehrung zu geben, sind die Be stimmungen über die Teilung von Wohnungen erweitert worden. Bisher waren nur die durch Teilung einer Woh nung von fünf und mehr Wohnräumen gewonnenen neuen selbständigen Wohnungen von der Anwendung des Mieterfchutzgesetzes und des Reichsmietengesetzes befreit. Künftig foll sich diese Befreiung auch auf die selbständigen Wohnungen erstrecken, die durch Teilung einer Wohnung von weniger als fünf Wohnräumen ohne Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln neu hergestellt werden. Die gleiche Befreiung gilt, wenn durch Zusammenlegung von Räu men, die bisher keine selbständige Wohnung bildeten, neue selbständige Wohnungen geschaffen werden. Soweit es sich um bestehende Mietverträge über Ge schäftsräume handelt, ist — abgesehen von den Laden geschäften in der Stadt Chemnitz — der bisherige Rechts- zuftand aufrechterhalten worden. Die erste Lockerungsver ordnung selbst wird aufgehoben, ebenso wie die die Laden geschäfte in der Stadt Chemnitz betreffende Abänderung der Verordnung über die Lockerung der Wohnungs- zwangswirtschaft vom 16. Februar 1928. * Aus dem ^andiags. Ncichspolitische Anträge im Sächsischen Landtag. Die SPD. hat im Sächsischen Landtag folgenden An trag eingebracht: I. der Landtag mißbilligt die Stellung der Regierung im Reichsrat in der Frage der Gefrier- sleischeinfuhr; 2. die Regierung wird beauftragt, dem im Reichstag angenommenen sozialdemokratischen Antrag, drei Millionen Mark für Kinderspeisungen in den Etat einzustellen, und den im Steuerausschuß des Reichstages angenommenen sozialdemokratischen Anträgen, die Ein kommen über 20 000 Mark jährlich und die Aufsichtsrats- tantiemen stärker zu besteuern, im Reichsrat ihre Zustim mung zu geben.
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