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Hchnblatt ßr KilsörH Warandt, Wossen, Sieöenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. R» 147 Sonnabend, den 12. Dezember 1903 «2. Jahr« '3, 4b * uff. <« Kupferstiche nach alten Meisterwerten machten ihn ungemein ng l des An- e- t tde. eintrat, sagte Frau von Posewald mit im Tone: spät, lieber Sohns; besonders da uns vor nur noch kurze Zeit des Beisammenseins t. ne behaglich. Als Reinhard sanstenl Vorwurfe „Du kommst Deinem Scheiden Goldener Hoden. Nonnr von M. Friedlichstem. n. ilber, lich ergebenst danken! Nehmen Sie dieses offene Wort nicht übel und deuten Sie's um alles in der Welt nicht falsch. Ich finde, Sie sind eine der liebenswürdigsten geistreichsten Damen, die ich in meinem Leben kennen ge lernt habe. Sie find auch eine sehr schöne und außer ordentlich gebildete Dame und mancher Mann möchte sich wohl glücklich schätzen, Sie die Seinige zu nennen. Ich selber würde dies ja auch tun, wenn — ja, wenn sie nicht eben Fräulein Doktor wären. Ich kann eine Frau nicht gebrauchen, die nicht kochen kann. Denn Sie wissen, ich bin Kenner und Feinschmecker." „Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Herr Doktor", erwiderte sie ohne jede Spur von Empfindlichkeit, „aber Ihre Befürchtungen wären grundlos gewesen. Sie hätten doch Ihr gutes Essen haben sollen. Wir hätten eine Köchin engagiert, der Sie jeden Tag den Küchenzettel entworfen hätten, das wäre alles gewesen. Sol und nun verzeihen Sie, daß ich Sie so lange auf gehalten habe." „Aber bitte — keine Ursache." r- e- nicht ohne ein ganz klein wenig Beklemmung, „können Sie alles kochen, was Sie da in Ihrem Blatte beschreiben?" „Allerdings, Fränlein Dokior, ich habe mich einmal sehr damit befaßt und habe meine großen Ferien als Gymnasiast sowohl als wie Student neben allen körperlichen Uebungen auch teilweise der edlen Kochkunst gewidmet." „Na, das trifft sich ja prächtig. Ich habe nämlich keine Ahnung von dergleichen —" „Oh, das ist aber schade — das müssen Sie aber lernen, Fräulein Doktor —" „Ich — wie so?" „Jeder preußische Prinz muß ein Handwerk verstehen, wenn er es auch nicht ausübt —" „Nein, das wäre mir gräßlich —" „Nun, sollen wir es auf einen Versuch ankommen lassen? Wollen Sie mal bei mir ein paar Lektionen nehmen?" „Nein, ich danke, Herr Doktor — aber wenn Sie mir in anderer Weise Ihre Zeit widmen wollten, so wäre ich Ihnen wirklich in jeder Weise äußerst dankbar dafür." „In anderer Weise?" „Nun ja, um eS kurz zu machen — ich kam nämlich da heraufgesprungen, um Sie zu fragen, ob Sie nicht mein Mann werden wollen, Herr Doktor?" „Ah — Fräulein Doktor — ah — ah —ah l In welche Situation bringen Sie mich da. Sie sehen in mir eine Köchin und wollen nach Muster berühmter Männer diese Köchin heiraten. Und wenn Sie, Fräulein Doktor, als echte Frauenrechtlerin das Recht in Anspruch nehmen, die Erklärung selber anzubringen, wenn Sie heiraten wollen, so übernehmen Sie damit auch die Pflicht, anzu hören, was der andere darauf zu sagen hat, ohne die Rücksicht der Galanterie zu fordern, die man sonst den Damen widmet. Ich muß, so peinlich mir dies ist, «irk- Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JusertionspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzeüe. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für WUSbruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkmrdtswalde. Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, KeffelSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KeffelSdorf, Steinbach bei Mohor«, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildverg. vergönnt ist." „Ich bedaure es sehr, liebe Tante; aber es mar mir un möglich, eher zu kommen. Vor einer so langen Abwesenheit häufen sich im letzten Augenblicke noch so viel Vorbereitungen." Frau von Posewald reichte ihrem Lieblinge die Hand und sagte: „Nun, es ist gut, daß Du da bist. Ich habe Dir Dein Leibessen, Pfannkuchen, bereitet, und es wäre doch ein Jam mer, so etwas zu verschmähen." Frau von Posewald versuchte zu scherzen und doch war ihr so weh um's Herz, als müsse sie einen eigenen Sohn in die Ferne ziehen sehen. Irma hatte bisher schweig end dagefesten und nicht bemerkt, wie sehnsuchtsvoll Reinhard auf eine freundliche Anrede von ihren Lippen wartete. Ach, sie kämpfte zu sehr mit dein eigenen Leid über den Abschied de» Jugendfreundes; sie Halle Mühe, ihre Gefühle zu beherrschen, und preßte die feinen, schmalen Lippen gewalt sam aufeinander. Und ihre Trauer war begreiflich. Abgesehen davon, daß der Scheidende ihrem Herzen nahe stand, ging ihnen jede rücksichtsvolle Fürsorge und Stütze mit Reinhard verioren „Irma," sagte er, durch ihre Schweigsamkeit beunruhigt, „werden Sie mir auf meine Briefe recht fleißig antworten?" „Gewiß, Reinhard!" erwiderte sie einfach, und er wußte bestimmt, daß sie Wort halten würde. Das LieblingSgericht schien Reinhard heute in der Kehle stecken bleiben zu wollen, und obgleich jeder bemüht war, bei dieser letzten gemeinsamen Mahlzeit einige heitere Worte zu erzwingen, war es doch für alle gut, daß Reinhard bald ausbrach. Und es kam doch anders. Dr. Edgar Sauer hatte in seiner Wochenschrift einen Artikel geschrieben, der sich gegen die unpraktische Art der Führung des Haushaltes richtete. Durch diesen Artikel fühlte sich eine ganze Reihe der angesehensten Damen in der Stadt beleidigt und be schritten den Klageweg. Dem Redakteur drohte eine hohe Geldstrafe und viel, viel Aerger. Natürlich mochte er die Sache nicht allein ausfechten und so sann er denn nach, welchen Rechtsanwalt er nehmen sollte. Endlich schlug er sich vor den Kopf. „Daß ich darauf nicht schon früher gekommen bin! Natürlich Dr. Käte Wagner! Bin ihr ja doch eine kleine Revanche schuldig. * * * Noch nie hatte der junge, weibliche Rechtsanwalt so Frau von Posewald schämte sich ihrer Tränen nicht, sie lehnte sich fassungslos an der jungen Mannes Brust, delstn hohe Gestalt sie bei weitem überragte. „Lebe wohl, Reinhard!" hauchte sie zitternd. „Mit Dir geht uns Licht, Freude, frohe Erwartung und Aufheiterung verloren. Gott behüte Dich!" „Auf Wiedersehen, Tante!" flüsterte er, sich mühsam be herrschend. „Die Zeit wird schnell vergehen und dann kehre ich zurück. Habe Dank für alles Gute, was Du mir getan! Und erhalte mir Deine Liebe!" Dann reichte er Irma die Hand und sagt« „Leben Sie wohl, Irma! Werden Sie zuweilen freundlich meiner gedenken?" Die Stimme des Fragenden bebte und der Blick seiner dunklen Augen hatte etwas so Leidvolles, Bittendes, daß die Tochter seiner Wohltäterin ihre zitternde, kleine Hand tröst lich in die seine legte; aber sie nickte stumm, ihr zartes Ant litz war weiß wie Schnee und in ihren Augen schimmerten verräterische Tränen; sprechen konnte sie nicht. Reinhard riß sich aufseuszend los und enteilte,um dieser Pein des Scheidens ein Ende zu macken. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, wankte Irma und griff nachher Lehne des Sessels, um sich zu batten. Frau von Po ewald begriff den Seelenschmerz ihrer Tochter und nahm sie liebevoll in ihre Arnie. Der Mutter tröstliche Worte durchbrachen jedoch den mühe voll errichteten Tamm der Selbstbeherrschung und Irma be gann leidenfcl östlich zu schluchzen. Mit tiefer Sorge erfah Frau von Pofewald hieraus, daß die Zuneigung ihrer Tochter für den Pflegebruder sich in wahre Liebe zu ibm umgewandelt hatte. „Armes Kind," flüsterte sie wehmütig. „Nun, beißt es arbeiten und schaffen, um für die Hilfsquelle, welche wir uns verschlossen, Ermtz zu finden. Auch wir wollen ver uchen, auf der Arbeit goldenem Booeu unser Glück sür die Zukun^ tauszubauen!" - fräulein VMor. Humoristische Skizze von Walter I. Egern. (Nachdruck verboten.) Fräulein Doktor machte Aufsehen. Und sie war kein Doktor msck., sondern ein vr. jur. und ein hübscher, neu gebackener Rechtsanwalt. Und bald sollte sich ihr Talent bewähren. Ihr erster Fall war ein Raubmordprozeß. Sie haute den Angeklagten aus der heiklen Sache heraus und wies den wahren Täter nach. Nun bekam sie leb haften Zulauf. In selbiger Stadt aber erschien eine Zeitung oder vielmehr eine Wochenschrift, die sich als häuslicher Rat geber einführte und außerordentlich praktisch redigiert wurde. Da war keine Frage inbezug auf Küche und Keller, Garten und Haus, die nicht in sachgemäßen Artikeln behandelt wurde. Und der Redakteur dieses Blattes war nicht etwa eine Frau, sondern ein Mann, ein hübscher, junger Mann von 26 Jahren, nur wenige Jahre älter als der neue Rechtsanwalt Or. Käte Wagner. Diese lernte den Redakteur Or. Edgar Sauer ans einem Balle kennen und, weiß Gott, was sie nicht für i möglich gehalten hätte, sie verliebte sich in ihn. Was sie als konsequente Frauenrechtlerin in diesem Falle zu tun habe, darüber war sie keinen Augenblick im > Zweifel. Sie verfügte sich also hinauf zu ihm auf seine Redaktion und bat ihu um eine Unterredung unter vier Augen. Er, in dem guten Glauben, es handle sich um etwas juristisches, bat sie in sein Privatzimmer und be auftragte seinen Redaktionsgehilfen, ihn für kurze Zeit zu vertreten. „Nun Fräulein Doktor!" begann er nun, „womit kann ich Ihnen dienen?" „Sagen Sie mal, Herr Doktor," begann sie nun doch —— ngen, i i „Gute Nackig Als Poppel hinaus gegangen war, murmelte seine Wirtin ick, >Uer ib'u he»: „Werde so dnmm sein und seine Kammer vermieten, da- üt ich späterhin gar nichts mehr von der Klingern erfahre. >, <>n, die Zeit geht herum und dann höre ich später doch >cder, wie es bei Göpelmanns zugrht." Poppel iaß nach seiner Gewohnheit aufderBettstattund kramte . brr ollen Truhe, aus welcher er dar Bild seiner Hermine kvnrholle. , * Er betrachtete es eine Weile m Wehmut, dann flüsterte er: , „Hermine, ich fürchte mich doch recht, auf das große, t*"**Me Wasser gehen, aber iür Deinen Sohn — meinen Ab- — Ivas tue ich nicht sür den! Und Dich nehme ich mit. Gehen wir unter, so sind wir alle beisammen! Nach diesem Monologe ließ Poppel alle Reisevorbereit- heroisch über sich ergehen und bald war der Tag her- henaht, an welchem er mit seinem jungen Herrn die Heimat lassen sollte. Am Vorabend des Reisetages hatte sich Frau von Pose- noch Reinhards Besuch erbeten und zum letzten Male U'nge Zeit erstieg er die schmale Treppe des bescheidenen in welchem sie wohnte. - ioch einmal nahm er da? Bild dieses sriedevollen Heim »P stens in seine Seele auf. . Mutter und Tochter harrten mit Trauer tm Herzen »H Eintreffens; sie saßen mit Handarbeit beschäftigt am welcher für den Gast zierlich bedeckt war. . ..Die Lampe hina an der Decke herab und beleuchtete die -rr«ueu Blütenvuft erfüllte den peinlich sauber ge- Raum. Geschmackvolle Teppiche und Portieren, sowie 49.