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und wichtigste, denn es hatte sich ja schon in vielen Köpfen der Wahn verbreitet, daß die amerikanischen Bäume in den Himmel wachsen und Nordamerika den gesamten Welthandel in den wichtigsten Warenarten an sich reißen würde, wie es ihm mit dem Weizen, der Baumwolle und dem Petroleum dank ganz unerhört günstiger Produktionsbedingungen ge- langen ist. Es wird aber nun selbst in der Botschaft des Präsidenten zugestatiden, daß auch das nordamerikanische Wirtschaftsleben kränklich ist. Natürlich hütet sich der Präsident Roosevelt, dies direkt zu sagen, dazu ist er wie alle Amerikaner viel zu „smart" (gewiegt, klug), aber die „Anzeichen", welche im neuen Jahre auf keinen nennens werten Ueberschuß in der amerikanischen Staatskasse schließen lassen, genügen uns Europäern vollständig zum Beweise dafür, daß die Vereinigten Staaten sich in ganz ähnlichen wirtschaftlichen Kalamitäten befinden wie die europäischen Länder. Sehr bemerkenswert ist, daß der Präsident in seiner Botschaft auch die neueste amerikanische Regierungsschöpfung, das Departement für den Handel erwähnt. Dieses Departement ist aber, wie die Botschaft ausdrücklich betont, nicht dazu geschaffen, um die gesetzliche geschäftliche Freiheit zu kontrollieren oder zu beschränken, sondern es soll nur authentische Informationen schaffen, die dazu dienen, die Regierung bei der richtigen Aus führung der Gesetze zu unterstützen und neue Gesetze zu schaffen, die nötig sind, daß einige wenige Vereinigungen Vorrechte auf Kosten der verminderten Leistungsfähigkeit der anderen ehrlichen Vereinigungen erlangen. Diese damit angekündigte Bekämpfung der Vorrechte einiger wenigen Vereinigungen kann sich nur gegen das das Geschäftsleben monopolisierende Auftreten der großen Trusts und Ringe richten, und wenn die Botschaft auch an einer anderen Stelle sagt, daß die Regierung das wohltätige Werk der Trusts und der Arbeiterverbände anerkenne, so will sie damit diesen mächtigen Organisationen nur sagen, daß das Berechtigte und Nützliche in ihnen nicht gesetzlich beschränkt werden soll, sondern daß die amerikanische Regierung, wie es auch in der Botschaft heißt, nur die skrupellosen Leute, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer im Schach halten will. Auch betont die Botschaft die Notwendigkeit einer bedeutenden Wachsamkeit, um Amerika an den Vorteilen des Welt handels teilnehmen zu lassen. Die gegen die Chunchuseu amLiauflusse(Mand schurei) entsandte russische Expedition hat erstere völlig geschlagen; die Chunchusen verloren 400 Mann an Toten und Verwundeten. Wie die „Noth China Daily News" melden, erhielt der Mongolenfürst Adatsin vom Pekinger Hofe den Befehl, seine Truppen mobil zu machen und mit Hilfe japanischer Instrukteure nach europäischem Muster auszubilden. Der Fürst kann 30000 Mann ins Feld stellen. Der Get»«idemarkt. (Verichtswoche vom 27.No vember bis zum 4. Dezember 1903). Die Festigkeit des amerikanischen Getreidemarktes hat auch den Weizenpreis in Europa etwas befestigt, doch bewegte sich das Geschäft dabei in engen Grenzen. Der Roggen verlor indessen wegen größeren Angebots ungefähr 1 Mark pro Tonne am Preise. Gerste und Hafer lagen still, aber fest, der Mais büßte dagegen 2 Mark pro Tonne im Preise ein, da Südamerika viel Ware anvot. Vaterländisches. (Mitteilungen ans dem Leserkreise sind der Redaktton stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, den 9. Dezember 1903. — Das herrliche Weihnachtsfest, bas Fest des Lichtes und der Liebe, des Friedens und der Freude, steht wieder vor der Tür, und alt und jung, reich und arm, hoch und niedrig freut sich innigst seiner Ankunft. Ja, die Weihnachtsgeschichte hat seinen eigenen Reiz für jedes empfängliche Gemüt. So oft wir auch schon Weihnachten gefeiert haben, immer wieder hören und lesen wir gern die Geschichte von der Geburt des Heilandes. Die größten Maler und Bildhauer haben es sich zur Aufgabe gemacht, jene schlichte und doch so bedeutungsvolle Begebenheit durch die Kunst darzustellen, und zu allen Zeiten haben sinnige Gemüter ihre Gefühle am Weihnachtsfeste in from men Liebern ausgesprochen. Um nun in diesem Sinne einer rechten und würdigen Feier des herrlichen Festes eine Vorweihe mit zu geben, wird der „Gemeinützige Verein" an seinem 2. Volksuntcrhaltungsabende Sonntag, den 13. Dezbr. a. c., Weihnachten in Wort, Bild und Gesang zur Darbietung bringen. Sonnabend nachm. sollen die Bilder den Kindern gezeigt werden, eine Anzahl Märchen und lustige Geschichten. — Theater. In das scheinbar nach außen glückliche, und doch so unglückliche „Leben" einer Adelsfamilie führte uns das am gestrigen Dienstag vor vollständig ausver- kauftcm Hause zum Benefiz für den Regisseur und Charakter spieler Fritz Steiner aufgeführte so echt Sudermaunsche Drama „Es lebe das Leben!" Ja Leben und Leben ist, so zeigt uns dieses Stück, ganz verschieden; während man der Meinung ist, daß alle Personen des Stückes leben und glücklich leben, so sind es doch einige, die zwar leben, glücklich der Außenwelt gegenüber, in der Einsamkeit indessen verbringen sie quallvolle, schmerzliche Stunden. Der so schändlich hintergegangene Gatte aber kommt doch endlich hinter das heimliche und verwerfliche Spiel seiner Gemahlin, die sich einem anderen ebenfalls im Band der Ehe befindlichen vertraut und in Liebe hingegeben hat Und nicht genug das, sie will auch nicht von demselben lassen und deshalb gibt sie sich lieber den Tod. Die Kinder beider Familien sind es, die in den bitteren Stunden, die die Eltern durchzumachen haben, welche durch ihr liebes und unschuldiges Auftreten den Ehegatten, sei es der Gattin oder dem Gatten, ein Trost in dieser schweren Zeit sind. Aber auch hinter die politischen Kulissen führt uns dieses Stück zum Teil und zeigt u. A. vor allem durch den zum Abgeordneten gewählten Baron Ludwig von Völkerlmgk, der im Parlament eine herrliche, mit Beifall aufgenommene Rede über den Ehebruch gehalten, obwohl er selbst einen solchen im Geheimen begangen hat, daß zwar manche schöne Rede gehalten wird, ob aber der bctr. Redner sein Leben als Vorbild dazu hiustellen kann, sehr angezweifelt wird. Was nun das Spiel und die Aufführung anbetrifft, so hörte man an diesem Abend nur eine Stimme, und zwar die besten Lobes. Dieser Abend gestaltete sich für die Gesellschaft zu einer Bravourleistung, wie man zu bewundern noch nicht Gelegenheit hatte. Die einzelnen Spieler in Kritik zu ziehen, ist eigentlich ganz überflüssig, denn ein jeder derselben zeigte sich in seiner Rolle als Künstler, und doch wollen wir es an den Hauptdarstellern tun. Im Vordergrund steht da vor allem Fr. Korb als die Gattin des Graf Michael v. Kellinghausen in ihrer schweren und ernsten Rolle. Aus der scheinbar lebensfrohen und liebevollen Gatlin mußte sie sich in eine schwer kämpfende und ringende Frau verwandeln, und es gelang ihr vor züglich. Ihr Spiel war ein wirklich erhabenes und vor zügliches, wovon auch der ihr gespendete Beifall zeugte. Dann ist es Herr Direktor Zahn, der uns wieder durch sein humorvoll angehauchtes Spiel ergötzte; als ihm aber betr. seiner hinterlistigen Gattin die Augen anfgehen und er der Verzweiflung nahe ist, da lernen wir ihn auch als guten Charakterspieler kennen. Als dritte Hauptperson ist es wohl Herr Hans Körner als Baron Ladwig von Völker- «ingk. Sein Spiel war schwer, denn er hatte darin alle ^Situationen zu überwinden; er mußte den guten Freund, den verzweifelten Geliebten und den treuen Gatten und Vater in abwechselungsreicher Weise darstellen. Und mit Leichtigkeit tat er dies, sodaß man ihm reichen Beifall spendete. Noch zu erwähnen sind die beiden Kinder der beiden Familien, die durch Frau Mia Werner und Herrn Werner-Cordes sehr gut dargestellt wurden; diese beiden gefielen besonders durch ihr lustiges und dann wieder so liebevolles Spiel. Auch die anderen Mitwirkenden, Herren Fritz Steiner als Staatssekretär, Hans Oberreich als Prinz Usingen und Meixner, Hans Hellming als Baron Brachtmann, Anton Ertl als Holzmann, I. Haak als Herr von Berkelwitz entledigten sich ihrer Rollen mit großem Geschick, sodaß auch sie nur Beifall ernteten. Alles in Allem: Die Direktion Zahn und dem Benefizianten Herrn Fritz Steiner können wir nur zu diesem Abend gratulieren, der dazu angetan war, das Renommee der Gesellschaft nur zu heben. — Von dem bereits in letzter Nr. erwähnten Schauspiel „Deborah", welches am Donnerstag die so beliebte erste Heldin unseres Saisontheaters zu ihrem Benefiz wählt, sind umfassende Vorbereitungen getroffen, das schöne Schauspiel würdig in Szene gehen zu lassen. „Deborah" hat hier bereits guten Fuß gefaßt und freuen wir uns auf die „Titelrolle", welche die beliebte Künstlerin an diesem Abende gewiß zum Genüsse aller Kunstfreude darstellen wird. Die Bühne bleibt am Sonnabend, Sonntag und Montag geschloffen. Sonntag wird die Gesellschaft im Schön'schen Gasthof zu Klipphausen mit dem Volksstück, „Cora, die Seil tänzerin" gastieren. — Weiler wollen wir nicht verfehlen, auf die fesselnde Vorstellung am Freitag „'s Lorie aus'm Schwarzwald" ganz besonders aufmerksam zu machen. Dieses lieblichste Stück der rühmlich bekannten Schrift stellerin und Bühnendichterin Charlotte Birch-Pfeiffer hatte überall den deutlich besten Erfolg, und dürfte ein Beweis dafür sein, daß sich „'s Lorle" bis heute überall auf dem Repertoir erhalten hat. Dienstag ist die vorletzte Benefiz- Vorstellung — Der Postauflage unseres Blattes liegt ein Prospekt der Firma Eduard Wehner, hier, am Markt, betr. Weihnachts-Einkäufe, bei, worauf wir dte geschätzten Leser besonders aufmerksam machen. — Der heutigen Gesamtauflage unseres Blattes liegt die Weihnachts-Preisliste 1903 der Firma J-Bargou Söhne, Dresden-A., Wilsdrufferstr. 54, am Post platz, bei. — Dem Pachter des Ritterguts Klipphausen wurde vergangene Nacht eine eiserne Geld-Kassette mit einem ziemlich hohen Geldbetrag gestohlen. Durch die von der hiesigen Gendarmerie sofort angestellten Erörterungen wurde als Täter eine beim Bestohlenen bedienstete und aus Galizien stammende Magd ermittelt und dem hiesigen Amtsgericht zugeführt. D>e Diebin hatte die Kassette mit einem Beil gewaltsam geöffnet, den größten Teil des Geldes im dor tigen Schweinestall unter dem Dünger versteckt, wo er von den gen. Polizei-Organen aufgefunden worden ist. — Dresden, 8. Dezbr. Das Verfahren gegen die „Dresdner Rundschau" wegen Beleidigung der Prinzessin Mathilde ist eingestellt worden. — Dresden, 8. Dezbr. Eine Deputation der Crim mitschauer Weber weilte gestern bei der Regierung, um sich über bie behördlichen Maßnahmen zu beschweren. Mi nister von Metsch war für die Arbeiter nicht zu sprechen. Sie wurden von 2 Geheimräten empfangen, die sie auf den Instanzenweg verwiesen. Airchennachrichte N. Tanneberg. Freitag, den 11, Dez. 03. Abends 7 Uhr: Advenlswachengottesdienst. aller Art, Filzhüte, Wintermützen, Cordpantoffel, Holzschuh u Pantoffel, in nur guten Quaülüirn cmpfuhil billigst Otto Leiadarül, Dresdner f< r. 97. 1. Filzwarengeschäst neb. d. Rathaus. Lt-derwaren - Spezialität Gegründet 1865. Nur 21 Srettestraße 21. Leklsckon kn ckor käsuor und Krmtk8trs88ö. Größte Auswahl und neueste Muster von portsmonnknktz in allen Formaten und Ledersorten, 50 Pf. bis 10 Mk. 2gsrron-Ltui8 und 8riofts8oken, Stück 75 Pf. bis 15 Mk. Okmentsaekon, 1 Mk. bis 12 Mk. Üei88la8efien aller Art, 3 Mk. bis 60 Mk. liUsrkttaaelikn, 70 Pf. bis 4 Mk. pfiotogrspbiv- und 8o8tksrwn-/llbum8, 1 Mk. bis 28 Mk. 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