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MMM d UIÄNlß Tharandt, Waffen, Sieöentehn und die Amgegenden. Amtsblali für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruffs sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkgardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdocf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmtedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzelle. Druck Md Vertag von Martin Berger iu WWLrun. — BercmtworWÄ Nr die Red-Mo- Marttu Berger SssE. No 148. Dienstag, den 13. Dezember 1W3. 62. Zahrg Bekanntmachung. Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume des hiesigen Rathauses Freitag, den §8. nachmittags and Sonnabend, den 19» Dezember dss. Ahs. geschloffen. Dringliche Angelegenheiten kommen Sonnabend, den 19. Dezember 1903, vormittags von 11 bis 12 Uhr zur Erledigung. Wilsdruff, am 10. Dezember 1903. Der Stadtrat. Aahlenberger. Jgr. politische Randschan. Der Kaiser wohnte am Sonnabend abend, begleitet von der Kaiserin, der Vorstellung von Schönlhan und von Schlichts „Im bunten Rock" im Kgl. Schauspielhause zu Berlin bei. Das Publikum begrüßte die Majestäten bei deren Erscheinen mit Hochrufen. Das Souper nahmen die Majestäten während der Pause ein. Aus diesem erst maligen Wiedererscheinen des Kaisers bei einer öffentlichen Theatervorstellung in Berlin feit seiner Erkrankung darf gewiß der günstigste Schluß auf die fortschreitende Besserung in seinem Befinden gezogen werden. — Der kaiserliche Hof besuchte am Sonntag den Gottesdienst, später erteilte der Monarch einige Audienzen. Am Nachmittag wollten die Majestäten bei dem prächtigen Wetter eine Ausfahrt unternehmen. Der deutsche Kronprinz ist von seinem Jagdausfluge nach Schlesien wieder in Potsdam eingetroffen. Am heutigen Montag vormittag empfangen der Kaiser und die Kaiserin das Präsidium des deutschen Reichstages, am Mittwoch begrüßt der Kaiser in Berlin den König Christian von Dänemark, der auf der Reise nach Gmunden zur silbernen Hochzeit seiner Tochter und seines Schwiegersohnes, der Herzogin und des Herzogs von Cumberland, in Berlin Aufenthalt nimmt. Die allgemeine Etats- und Finanzdebatte im Reichstage zieht sich noch immer breitspurig von einer Sitzung zur anderen hin, hierbei im großen und ganzen einen ruhigen und sachlichen Charakter aufweisend. Dies galt auch von der Freitagsdiskussion, welche vom national liberalen Abgeordneten Dr. Sattler eröffnet wurde. Der selbe berührte im Eingänge seiner Rede die Krankheit deS Kaisers und verbreitete sich sodann über die Finanzreform vorlage, welche gerade nicht ungünstig beurteilt wurde. Weiter besprach der nationalliberale Redner u. a. verschie dene Mißstände im Heereswesen, stimmte der Polenpolitik der preußischen Regierung zu, streifte den Fall Hüßner, die Reichseisenbahnfrage, die sozialpolitische und die Börsen gesetzgebung, rügte die zahlreichen Mißgriffe der Polizei, und endete mit einem Vorstoß gegen die Sozialdemokratie. Dann ergriff der neue preußische Kriegsminister v. Einem das Wort. Er ließ sich zunächst über die Forbacher Affaire aus, hervorhebend, daß es sich bei diesen bedauerlichen Vorgängen nur um Ausnahmeerscheinungen in der deutschen Armee handele. Im Anschlusse hieran besprach der Kriegs minister das leidige Kapitel der Soldaten-Mißhandlungen, die er schärfstens verurteilte, indessen wies er darauf hin, daß es mit den Mißhandlungen in der Armee mindestens nicht schlimmer bestellt sei, als mit analogen Vorkommnissen in Werkstätten und Fabriken. Im übrigen wies er Vie namentlich sozialdemokratischerseits beliebte Behauptung, die deutsche Armee sei ein Prätorianerheer, mit Entschie denheit als durchaus unzutreffend zurück. Im weiteren zerpflückte er die Bemängelung der Qualität der deutschen Geschütze und Gewehre durch den Abgeordneten Bebel und streifte schließlich die Quinquennatsfrage, bemerkend, daß er dieselbe für nicht so wichtig halte, als die dem Reichstage zu unterbreitenden militärischen Versorgungs- gesetze. Die parlamentarische Jungfernrede des Kriegs- Ministers machte offenbar einen günstigen Eindruck auf das Haus. In der weiteren Freitagsdebatte sprachen noch die Abgeordneten Richter (fr. Vp.) und von Kardorff (Rp.) sowie Schatzsekretär v. Stengel. Die Darlegungen des erstgenannten Abgeordneten bewegten sich hauptsächlich auf dem Gebiete der Etats-, Finanz- und Steuerfragen, auf welchem Herr Richter ja eine anerkannte Autorität ist. Abg. Kardorff behandelte zum Teil ebenfalls finanztech- ntsche Fragen, zum Schluffe forderte er ein neues Sozialisten gesetz. Schatzsekretär v. Stengel endlich polemisierte vor wiegend gegen die finanz- und steuerpolitischen Ausführungen des Abgeordneten Richter. Der Reichstag erledigte in seiner Sonnabendsitzung vor der Fortsetzung der allgemeinen Etatsberatung die Vor lage über die Verlängerung des Handelsprovisoriums mit England in erster und zweiter Lesung. In der General- diskussion griff Abg. Graf^Roventlow, eines der Mit glieder der neuen „Freien Vereinigung, die Handelspolitik der Regierung heftig an. Der Abgeordnete Graf Kanitz (kons.), Gothein (freis. Vereinig.), Bernstein (soz-dem.) unv v. Karsoorf (freikons.) stimmten der Vorlage zu, letzterer jedoch mit der von ihm beantragten Forderung, daß das Handelsprovisorium nur auf ein Jahr mit England ver längert werde. Staatssekretär Graf PosadowZky vertei digte die Handelspolitik der Regierung gegen die Angriffe des Abgeordneten Grafen Roventlow. In der Spezial- beratung gelangte die Vorlage mit einem Anträge des Zentrumsabgeoroneten Herold, die Giltigkeit des Handels provisoriums auf zwei Jahre festzusetzen, zur Annahme. Bei der hierauf wieder aufgenommenen allgemeinen Etats- und Finanzdebaite sprachen der preußische Finanzminister v. Rheinbaben, sowie die Abgeordneten v. Starzynsky (Pole), Schrader (fre. Vereinig.), Payer (südd. Volksp.); alsdann trat Vertagung bis Dienstag ein. Im österreichischen Herrenhause fand am Sonn- abend eine kurze Jnterpellationsdebatte über die Militär frage statt. Dann erklärte Ministerpräsident v. Körber den Reichsrat für vertagt. — Das Wiener Fremdenblatt versichert, es sei eine Verfügung des Reichskricgsministertums, welche den Offizieren der deutschen Regimenter das Er lernen der tschechischen Sprache anbefehle, nicht ergangen. Wohl aber habe es an alle Militärkommandos einen Erlaß gerichtet, welcher die Erlernung einer zweiten Landes sprache für die Offiziere als im Interesse des Dienstes ge boten bezeichne. — In dem vor dem Prager Schwurgericht seit dem 25. November verhandelten Prozesse gegen die Veruntreuung angeklagten früheren Beamten der St. Wenzelsvorschußkasse ist am Sonnabend das Urteil aus gesprochen worden. Pater Johann Drotzd und Direktor Kohart wurden zu je 7 Jahren, der Kaffenverwalter Herrik zu 2 Jahren, der Rechnungsführer Friedrich Peke- länder zu 13 Monaten schweren, verschärften Kerker und Schadenersatz verurteilt. Die Revisoren Bily und Grün wald wurden freigesprochen. In der am Sonnabend abgehaltenen Finanzkommission der französischen Deputiertenkammer legte der Mi nister des Aeußeren Delcass« in großen Zügen seine Po litik dar, deren friedfertigen Charakter betonend. Die offizielle Antwort Rußlands auf die Vorschläge Japans betreffs Koreas ist am Sonnabend in Tokio eingegangen. Ueber ihren Inhalt ist noch nichts Zuver lässiges bekannt. Es wird versichert, die japanische Re gierung sei zuversichtlich und entschlossen, die Verhandlung mit Rußland gemäß dem ursprünglichen Plane fortzuführen. Das Blatt „Nowi Krai" in Port Arthur wider- spricht energisch den Gerüchten überdie kriegerische Stimmung der chinesischen Staatsmänner und weist auf die militärische Unfähigkeit Chinas hin. Aurze Lhrsnik. Die Raubtierplage in Deutsch.Ostafrika ist trotz aller Prämien auf Erlegung der blutgierigen Bestien und trotz der eifrigen Nachstellungen durch die Europäer immer noch sehr groß. So weiß die Deutsch-Ostafrikanische Zeitung aus Dar es Salam wieder von neuen Uebeltaten wilder Tiere zu berichten. Eines Abends holte ein Löwe aus einer gedeckten Hütte am Simbasttal durch die aller- dings offene Tür ein Weib heraus. Mehreren Schwarzen, welche sich mit Vorderladern und Speeren an die Ver folgung des Räubers machten, gelang es, dem Löwen sein Opfer abzuringen; jedoch war die arme Frau ihren Wunden erlegen. — Ferner hatte ein Leopardenpaar schon öfter in nächster Nähe von Dar es Salam einem Geflügel- Hofe Besuche abgestattet. Der Besitzer..trieb infolgedessen sein Federvieh in einen gemauerten Stall und glaubte es dort sicher. Aber an einem Morgen fand er die Tür des Stalles von den Leoparden eingestoßen und das Schloß herausgerissen. Zwei Enten, sowie zehn Hühner waren verschwunden. Und noch an demselben Nachmittag gegen 3 Uhr kam der eine der Leoparden zurück und holte sich Meder eine Ente und ein Huhn. In der nächsten Nacht ereilte dann den „alten Herrn" sein Schicksal. Gegen Abend waren an der Tür des Stalles zwei Fallen auf gestellt worden, und als sich gegen V«2 Uhr nachts das Leoparden-Pärchen wieder zum Fouragieren aus den Weg gemacht hatte, kam der Besitzer der Hühner in Begleitung von zwei Boys mit Feuerbränden und bewaffnet mit einer mit Sauposten geladenen Schrotflinte zum Stalle. Er erschien gerade recht, denn der eine Leopard hatte sich eben in einer der Fallen gefangen und wütete gegen die Stalltür, welche er auch sofort wieder eingestoßen hatte. Ein Doppelschuß aus der Schrotflinte genügte dann aber, um das Tier niederzustrecken. Es war das Männchen, ein Prachtexemplar, welches sich infolge der guten Mahl zeiten der letzten Zett (47 Hühner, 4 Enten und 2 Affen) in trefflicher Kondition befand und von der Schnauze bis zur Schwanzspitze zwei Meter maß. Mord. Vor einigen Tagen verschwand ein in der Nähe von Bad Ems beschäftigter Bergmann namens Moser auf geheimnisvolle Weise. Da er zuletzt in Be- gleitung einiger italienischer Arbeiter gesehen wurde, nahm man an, daß diese den Mann ermordet hätten. Jetzt wurde der Vermißte aus der Lahn gezogen; er ist an scheinend durch mehrere Revolverschüsse getötet wurden, auch weist sein Körper Stichwunden auf. Vier italienische Arbeiter wurden als der Tat verdächtig festgenommen. Ein guter Fang der russischen Polizei. In Moskau nahmen Kriminalbeamte eine aus neun Personen be stehende Bande von Dieben und Brandstiftern fest, die schon seit längerer Zeit die Bewohner der Stadt in Schrecken gesetzt hat. Die Verhafteten räumten ein, in mehr als 60 Fällen Feuer angelegt zu haben, um auf leichte Art Diebstähle ausführen zu können. Bei einem der Brände kamen vier Personen ums Leben, bet einem anderen wurde ein großer Häuscrkomplex eingeäschert. Deutschland bevorzugt! Eine große Lieferung Samen, Knollen und Pflanzen für Washington, di: Ver einigten Staaten, wurde in Deutschland durch den Kaiser lichen Botschafter in Auftrag gegeben. Mit der Lieferung wurden M. Peterseims Blumengärtnereien in Erfurt betraut. Lange Wanderung einer Postkarte. Eine Post karte, die vom 1. Oktober 1897 von Newcastle datiert ist, wurde erst am 20. November dieses Jahres ihrem Adres saten in London zugestellt; sie hat also sechs Jahre ge braucht, um vom Norden Englands bis zum Süden zu gelangen. Die Nachricht wurde durch das Haus Scott eine Buchdruckerei in Newcastle, die die Karte aufgegeben hat, und durch die Weisenbach-Company in London fest gestellt. Die Karte hat überdies den Poststempel von Newcastle on Tyne, 1. Oktober 1897 3 Uhr 15 Min. abends. Die Weinernte in Frankreich. Paris, 10. Dez. Das Finanzministerium schätzt das Erträgnis der dies jährigen Weinernte in Frankreich auf 35'/, Millionen Hek toliter, was gegen die vorjährige Ernte ein Minus von