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«chMt R «!IÄW Tharandt, Aossen, Sieömtehn und die Amgegendm. Amtsblatt Ns. 13». I Dienstag, Sen 3. November ISNS S2. Jahrg. zu sowie In der französischen Deputirtenkainmer ge langten am Freitag die Tumulte vor der Pariser Ar beitsbörse infolge einer Interpellation von nationalistischer Seite aufs Tapet. Nationalisten und Sozialisten griffen hierbei namentlich den Polizeipräfekten Lspine heftig an, der aber vom Ministerpräsidenten Combes kräftig in Schutz genommen wurde. Schließlich ergab die Diskussion einen Sieg der Regierung, denn die Kammer nahm eine bean tragte einfache Tagesordnung, welcher Combes vorher zu gestimmt hatte, mit 375 gegen 210 Stimmen an. Der russische Minister desAeußeren, Graf Lambs dorff, ist am Sonnabend nach mehrtägigem Aufenthalte in Paris wieder zum Zaren nach Darmstadt zurückgereist. Sein Pariser Besuch hat das russisch-französische Bündnis wieder ein bischen aufgefrischt. Die Straßenrevolution in Bilbao ist niederge schlagen. Nach amtlichen Versicherungen aus Madrid herrscht jetzt in Bilbao vollständige Ruhe, auch ist dort der Verkehr allgemein wieder ausgenommen worden. In den Meldungen über den russisch-japanischen Streithandel wiegt erneut die friedlichere Tonart vor. So kündigen neuerdings Mitteilungen von verschiedenen Seiten aus Petersburg eine Verständigung zwischen Ruß land und Japan wegen der Mandschurei und Koreas als bevorstehend an. Auch beim Besuche des Ministers Grafen Lambsdorff in Paris soll die ostasiatische Krists in einem ihrer befriedigenden Lösung günstigen Sinne erörtert worden sein. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist ein allgemeiner Streik der Baueisenarbeiter ausgebrochen, durch welchen die Newyorker Bauunternehmer zur Aner kennung des Arbeiterverbandes gezwungen werden sollen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch andere Gewerbszweige unter dem Streik der Baueisenarbeiter zu leiden haben werden. In San Domingo ist durch den neuen Aufstand große Verwirrung hervorgerufen worden. Die Regierung scheint ohnmächtig gegenüber den Insurgenten zu sein. KsUtischs Rtrn-scham. Der Kaiser und die Kaiserin wohnten am Sonn abend Mittag dem feierlichen Stapellaufe des neuen Linienschiffes in Stettin bei; bei dieser Schiffsfeier waren u. A. auch der Reichskanzler Graf Bülow zugegen. Später kehrten die Majestäten nach dem neuen Palais bei Potsdam zurück. In Wiesbaden findet, wie bekannt, an diesem Mittwoch eine Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem Zaren Nikolaus von Rußland, welcher zur Zeit noch immer am verwandten Hose in Darmstadt weilt, statt. Wenngleich sich in dieser neuesten Begegnung der beiden mächtigen Herrscher Europas in erster Linie die sie verbindende persönliche Freundschaft wiederspiegelt, so be sitzt dies Ereignis doch auch unverkennbar einen markanten politischen Hintergrund, worauf schon die Anwesenheit des Reichskanzlers Grafen Bülow und des russischen Ministers Grafen Lambsdorff bei der Wiesbadener Monarchenentrevue hindeutet. Es darf zwar als sicher gelten, daß jetzt in Wiesbaden keine besonderen politischen Abmachungen zu erwarten sind, dennoch kann die Wiesbadener Kaiser zusammenkunft als ein immerhin bedeutsamer Vorgang begrüßt werden. Er läßt genugsam erkennen, daß in dem bestehenden freundschaftlichen Verhältnisfe zwischen Deutsch land und Rußland keinerlei Veränderungen eingetreten sind und daß nicht die geringsten Reibungen und Differenzen in den Fragen der hohen Politik zwischen den beiden großen Reichen vorhanden sind. Zweifellos wird es in Wiesbaden zu einer eingehenden Aussprache über die noch immer nicht beendigten Balkanwirren kommen und kann man getrost annehmen, daß auch die Besprechungen Kaiser Wilhelms mit den Zaren ebenso den Zweck verfolgen werden, den Völkerfrieden Europas durch die Unruhen auf der Balkanhalbinsel nicht beeinträchtigen zu lassen, wie dem gleichen Bestreben auch schondievorangegangenen Unterredungen Kaiser Wilhelms und des Zaren mit dem Kaiser Franz Joseph von Oesterreich gewidmet waren. — Uebrigens wird, wie man neuerdings aus Berlin im Gegensatz zu bisherigen Mitteilungen hierüber meldet, die Kaiserin Augusta Viktoria der Zusammenkunft der Mo narchen in Wiesbaden nicht beiwohnen, ebenso ist es mindestens noch ungewiß, ob die Zarin ihren Gemahl dorthin begleiten wird. Die angekündigte Militärvorlage wird nun doch dem neugewählten Reichstage bereits in seiner ersten Session zugehen. Die ministeriellen „Berl. Polit. Nachr." versichern dies lautgewordenen bezüglichen Zweifeln in der Tagespresse gegenüber auf das bestimmteste; es wird demnach gleich in der erstmaligen Tagung des neuen Reichsparlamentes einen tüchtigen Redekampf über Militar- fragen geben. Hoffentlich wird auch bald etwas zuver lässiges betreffs des Inhaltes der signalisierten Militär- Vorlage bekannt. — Dem Bundesrat wird nächstens ein Gesetzentwurf über eine Reform des Reichsgerichts zugehen, fo versichert wenigstens die „Neue Pol. Korresp"; mit seiner Ausarbeitung war der deue Reichsgerichtspräsident Dr. Gutbrod in seiner bisherigen Stellung als Direktor des Reichsjustizamtes beschäftigt. Höchstwahrscheinlich ist der genannte Gesetzentwurf bestimmt, der in den letzten Jahren immer mehr fühlbar werdenden Geschäftsüberlastung des obersten deutschen Gerichtshofes abzuhelfen. Die ungarische Kabinettskrisis hat nachwochen langer Dauer mit der erfolgten Bildung des neuen Mini steriums Tisza endlich ihren Abschluß erfahren. Dasselbe ist folgendermaßen zusammengesetzt: Tiszas Präsidium und Inneres, v. Lukacs Finanzen, Hieronimy Handel, Tallian Ackerbau, Berzeviczi Kultus, Generalmajor Nyiry Honvedminister, Plosz Justiz und Cseh Minister für Kro atien. Ob sich das neue Kabinett lange zu halten ver mögen wird, das ist freilich noch sehr die Frage, da die politischen Schwierigkeiten in Ungarn fortdauern, wie u. A. Kurze Lhrsnik. EigentümlicheStörungender funkentelegraphischen Apparate an Bord des deutschen Flottenflaggschiffes „Kaiser Wilhelm II." zeigten sich der Köln. Ztg. zufolge unter dem 61. Grad nördlicher Breite während der Uebungen an der norwegischen Küste. Anscheinend störten die Ge steinsmassen des Felseneilands Hellisö, die stark magnetisch sind, den funkentelegraphischen Verkehr. — Laut einer Pariser Meldung waren die telegraphischen Verbindungen Frankreichs mit dem übrigen Europa und mit Amerika Sonnabend Nachmittag eine zeitlang durchweg gestört, eine Erscheinung, die in dieser Weise seit dem Bestehen tele graphischer Verbindungen noch nie beobachtet worden ist. Bei Sonnenuntergang waren fast alle Leitungen plötzlich wieder betriebsfähig, um ^6 Uhr abends aber trat eine neue Unterbrechung ein. Seitens derTelegraphenverwaltung werden die Störungen auf magnetische Erscheinungen ir dischen Ursprungs zurückgeführt. Von Ueberschwemmungen in Shantung und Kiautschau berichtet derOstasiat. Lloyd. Dicht vor Kiautschau wurde der Eisenbahndamm zerrissen. Unwetter in Südtirol und Oberitalien. In folge heftiger Regengüsse sind in Südtirol alle Flüsse ge stiegen, die Straße in das Eggental wurde unterbrochen. Bei Callianca ist der Eisenbahnkörper zerstört worden. Auch auS Oberitalien treffen Meldungen über Verheerungen durch Unwetter ein. Die Flüsse und Gebirgsbäche traten über ihre Ufer, die Felder wurden überschwemmt. In Motta di Livenza steht ein Teil der Häuser unter Wasser. Der Gemeinderat von Treviso sandte Nahrungsmittel dorthin. Das Hochwasser der Etsch hat bei Verona mehrere Ortschaften überschwemmt. In Sandoni sind drei Menschen entgegen genommen. Hochachtungsvoll Geschäftsstelle des Ämts- und Wochenblattes für Wilsdruff etc. für auswärts bei allen Kaiserlichen Postämtern, Landbriefträgern zu l Nsrk 3 ?kenniZe, WIMM Md DiMderilG Häufiger gehen seit einigen Jahren Mitteilungen durch die Zeitungen, daß von deutschen Regierungen Personen ausgewiesen worden sind, die sich in ihrer Jugend der Ableistung der Dienstpflicht im deutschen Heere durch die Auswanderung entzogen, später aber auf längere oder kürzerer Zeit in die Heimat zurückkehrten. Kommen solche Fälle zur allgemeinen Kenntnis, so wird oft bedauert, daß diesen Leuten selbst ein knapper Besuch in der alten Heimat verwehrt werde, und die Behörden nicht zu bewegen seien, ihre Ausweisungs-Maßnahmen zu ändern. Unter Um ständen kann das selbst hart erscheinen, aber es scheint nur so, denn die Schuld für solche Maßregel trifft, wenn man die Sache ruhig überlegt, nicht die ausweisenden Be hörden, sondern die ausgewiesenen Personen. Man ver gegenwärtige sich nur ruhig die Sachlage! In frohen und frischen JünglingStagen, wenn der Wagemut groß ist, dann erscheint die Wanderung m die weite Ferne als etwas kleines, das daneben noch die Annehmlichkeit bietet, dem deutschen Militärdienst entwischen zu können. Daß der Dienst eine Ehre ist, wird nicht beachtet, es heißt wohl gar noch nn Tone der Ueberlegenheit: „Ich bin schlauer, als tausend Andere, die sich gutwillig in die Kaserne sperren lasten. Und die Eltern meinen schließlich dasselbe und denken: „Aus ernen Rekruten weniger kommt's auch nicht an!" Und wenn die späteren Zukunftsmöglichkeiten gestreift werden, dann tauscht man sich über etwaige Be denken mit der Hoffnung fort, die Behörden würden schon nichts merken. So ist der Gang der Dinge. Gewußt hat man genau, was aus solcher Auswanderung zum Zwecke der Entziehung von der Militärpflicht werden kann, man hat sich aber in falsche Erwartungen gewiegt. —rifft das einst Gefürchtete ein, kann man also nur die eigene Leicht fertigkeit bedauern. Die Behörden können nicht anders, wenn sie nicht das Rechtsgefühl derjenigen erschüttern wollen, die ihrer Soldatenpflicht getreu nachgekommen sind. Wir würden gar bald zu unhaltbaren Zuständen kommen, wenn es einem jeden jungen Mann überlassen bleiben sollte, ob er auswandern oder dienen will. Bei uns fällt nach einem gewissen Zeitraum die Bestrafung wegen ver Dienfi-Ent- ziehung fort, wer von früh Ausgewanderten so lange sich mit der Heimkehr geduldet, könnte also den Behörden ein Schnippchen schlagen und seine Jugend-Kameraden mit Acht auslachen. Das geht in keinem Fall. Deutschland streng dieser Beziehung überhaupt bei Weitem nicht so weaen Frankreich. Dort verjährt die Bestrafung der Militärpflicht durch Auswanderung ist vorgekommen, daß Greise, die in noch eine Strafverfolgung er hielten. Eltern sollten also solchen leichtfertigen Gedanken Für die Monate Isoemöer lind ÄW-ikcr werden Bestellungen auf das WjaMil sm Msdruff elf. für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter Geschäftsstelle 87 ?kenmze. I ihrer Kinder mit Entschiedenheit entgegentreten, die Reue I auch die Niederlegung des Präsidiums des Abgeordneten- i bleibt nicht aus. i Hauses seitens des Grafen Apponyi erkennen läßt. Im Lande der Zitronen ist das neue Ministerium unter Giolitti nun auch glücklich fertig gestellt worden. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk mrdtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde Mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach. Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezöge« IMk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergsspaltene Korpuszeür. Dwck und Beria« vo« Marti» Berger m WWdrnff. — Beralltworüich für dir RedaNo» Martis Berger AaseM.