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Gau in Brenge (Rügen). Ein Fischerboot mit zwei In sassen war gekentert und der Unerschrockene rettete die beiden, während die Erwachsenen sich vor dem Sturm und dem hohen Seegang zurückhielten. In der spanischen Hafenstadt Bilbao herrscht ein wildes Drunter und Drüber. Der Ausstand ist ein all gemeiner und er soll fortdauern, bis die Forderung der wöchentlichen Zahlung des Lohnes bewilligt worden ist. Die Ernährung der Bevölkerung wird schwierig, weil auch die Schlächter und Bäcker streiken. Die Ruhestörungen nahmen auch nach Verhängung des Belagerungszustandes ihren Fortgang. Bei den Zusammenstößen mit dem Militär wurden sieben Personen getötet, viele verwundet. Seit dem frühen Morgen durchzogen die Streikenden die Straßen, verhöhnten die Polizei und begingen wüste Ausschreitungen, sodaß sämtliche Läden und Schulen geschlossen wurden. Die Markthalle wurde geplündert. Jeder Laden, der nicht sofort schloß, wurde mit einem Steinhagel bedacht Man raubte Brot von den BäA^ügcK, warf oas Holzgebäuoe, worin sich öav Bureau der Schiffsreeder befindet, in den Fluß, verbrannte die gefundenen Papiere, zertrümmerte zahllose Fensterscheiben, griff Hotel- und Postwagen an. Frauen und Kinder sperrten die Bahnlinie mit Balken und Steinblöcken, auch warf man sich haufenweise über den Bahnkörper, um den Zugverkehr zu verhindern. Fremde Schiffe wurden belästigt, so daß die Konsule Schutz forderten. Zahlreiche Straßenlaternen wurden zertrümmert. Im Madrider Senat und in der Abgeordnetenkammer recht fertigte die Negierung die ergriffenen energischen Maß- nahmen. Das Militär ist noch verstärkt worden. Dynamitanschlag auf eineHochzeitsges ellschaft. Wie ein Telegramm berichtet, versuchte in der heutigen Nacht der Grubenhäuer Buchta inLaurahütte(Oberschlesien), eine ganze Hochzeitsgesellschaft mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Der Pferdeknecht Olejok feierte seine Hoch zeit mit der Tochter des Schaffners Goj. Buchta, der sich früher Hoffnung auf die Hand der Goj gemacht hatte, brachte nun, während die Festgesellschaft versammelt war, zwei Dynamitpatronen vor der Gojschen Wohnung zur Explosion. Nur einem Zufall ist es zu verdanken, daß beide Schüsse ihren Zweck verfehlten und nur eine Anzahl Fensterscheiben und ein Teil des Mauerwerks des Hauses demoliert wurden. Der Täter ist verhaftet. Gnadenerlaß. Die gegen den früheren Oberleutnant Rüger vom 17. Infanterie-Regiment in Mörchingen am 30. März 1901 verhängte sechsjährige Zuchthausstrafe ist, wie die Straßburger Post meldet, durch Gnadenerlaß des Kaisers in gleichdauernde Gefängnisstrafe umgewandelt worden. Rüger hatte, wie erinnerlich sein wird, den Haupt mann Adam erschossen, um ein Duell zwischen diesem und seinem Bruder, dem Oberstabsarzt Rüger, zu verhindern. Sechs Mordtaten. Aus Athen wird geschrieben: Der einäugige Dudelsackpfeifer Maris hatte sich mit seinem Bruder aus seinem Dörfchen in das nahe Marathon be geben, um dort nach der Festtagsgewohuheit der meisten griechischen Landleute unablässig dem Bacchus zu opfern. Auf dem Heimweg begegnete er einem Mitbewohner seines Dorfes. Er haßte diesen schon seit langer Zeit und, er regt vom Weingenuß, tötete er ihn nach kurzem Wort wechsel durch zahlreiche Messerstiche. In seinem Dorfe angckommen, brachte der Musikant in Gemeinschaft mit seinem Bruder auch die Frau und den Sohn des eben ermordeten Mannes, sowie dessen Nachbarn ums Leben. An diese Untaten schlossen sich ein fünfter und schließlich ein sechster Mord, welche die blutdürstigen Verbrecher innerhalb einer kurzen Spanne Zeit begingen. Endlich ernüchtert, glaubten die Brüder, der inzwischen aufgebotenen Gendarmerie nicht mehr entrinnen zu können, und eilten nach Athen. In ihren noch blutbefleckten, zerfetzten Fusta- nellen pochten sie, Einlaß begehrend, an das Tor des HauseS, welches der reiche Bankier und frühere Minister Alexander Skonzes bewohnte. Da die beiden bei der Wahl für diesen mächtigen Mann gestimmt hatten, glaubten sie, Herr Skonzes würde ihnen zur Flucht ins Ausland verhelfen. Als sie aber das Gebäude betraten, wurden die wild aussehenden Burschen bald ergriffen und der Polizei übergeben. Bei dem Transport in das Gefängnis drohte das Publikum, die Mörder zu lynchen. Der Arbeiter Pslegiug wurde vom Arbeiter Niemann in Obervellmar gelegentlich einer Streiterei beim Karten spiel mittels einer Wagenrunge totgeschlagen. Eine „Hexe" sollte in Lissabon, der Hauptstadt von Portugal, verbrannt werden. Der Scheiterhaufen war bereits angezündet, als die Polizei erschien und die Unglückliche rettete. Das deutsche Schiff „August", das Petroleum an Port hatte, verbrannte im atlantischen Ozean; die Be satzung ist verschollen. Während einer HochzeitSfeier zu Laurahütte in Oberschlesien feuerte ein Bergarbeiter, der von der jungen Frau verschmäht worden war, Schüsse auf die Wohnung ab. Zum Glück gingen nur einige Fenster scheiben in Trümmer. Der Täter wurde verhaftet. Aus Potsdam verschwand eine Schlächterfrau mit ihrem „Schwiegersohn" unter Mitnahme von einigen Hundert Mark. In Barnstorf (Braunschweig) erhängte sich laut N. A. Z. der in Konkurs geratene Molkereibesitzer Eppers im Gefängnis. Die Verpflichtungen sollen nahezu Vs Mill. Mark betragen. In dem Berlin er Kindesunterschiebungsprozeß wurde am Donnerstag dasZeugenverhör fortgesetzt, nachdem am Mittwoch der mutmaßliche Mujoratserbe Graf Hektor Kwilecki Mitteilungen über die Unterschiebung gemacht hatte. Zeuge v. Moszinski, ein Verwandter der Gräfin, sagte aus, ihm sei, als er den Knaben zum ersten Male sah, sofort eine Familienähnlichkeit aufgefallen. Eine Hebamme die der Gräfin vor langen Jahren Geburtshilfe leistete' erklärte, daß die Gräfin ernstliche Untersuchungen nicht wünschte. Zeugin Frl. v. Wardeska, einst „Stütze" der Gräfin, gab der Hauptbelastungszeugtn Andraszewska ein gutes Leumundszeugnis. Die Gräfin wollte die A. wie einen Hund behandelt wissen. Wiederholt habe die A, deren Gesicht zerkratzt, Haare zerzaust waren, geklagt, sie sei von der Gräfin mißhandelt worden, weil sie gewisse Papiere nicht unterschreiben wolle. Zeugin will gehört haben, wie die Gräfin eines Tages mit einer ihrer Töchter von dem Knaben sprach und sagte, sie müsse ihn doch an erkennen. Nach der Meinung der Zeugin wußte die A. um ein Geheimnis, weigerte sich aber, etwas Unwahres zu unterschreiben. Zeugin Falkowski hielt der Zeugin v. Wardeska, die übrigens jetzt bei dem Vater des Grafen Hektor in Stellung ist, vor, daß sie zu ihrer Schwester geäußert habe, sie werde sich für die schlechte Behandlung seitens der Gräfin rächen. Zeugin v. W. bestreitet das entschieden. Es wurde beschlossen, die Schwester der F. vorzuladen. Untersuchungsrichter Foth gab die Er klärung ab, daß die Mitangeklagten von grenzenloser Unter würfigkeit beseelt waren. Zwei Zeuginnen machten Aus sagen über die Leibwäsche der Gräfin; die eine, Abwäscherin bei der Gräfin, bezweifelt die Richtigkeit der Geburt des Knaben am 27. Januar 1897. Eine andere Zeugin, Arbeiterfrau, will ganz bestimmt wissen, daß die alte Andraszewska am 27. Januar 1896 in Wroblewo (Fa milienbesitz des angeklagten Grafevpaares) war. Eine weitere Zeugin glaubte sich zu erinnern, daß auch die Mit angeklagte Knoska, die den Knaben mit abgeholt haben soll, am 27. Januar in Wroblewo sich aufhielt. Die Arbeiterfrau gab auf Befragen noch zu, daß die A. von den Bediensteten für geistig minderwertig gehalten wurde. Eine frühere Wirtschafterin auf Wroblewo will die Gräfin 1896 im leichten Nachtgewand gesehen und bemerkt haben, daß sie sich in anderen Umständen befand. Zeugin von Poninska sagte aus, sie habe die Gräfin am dritten Tage ganz in dem Zustande einer Wöchnerin vorgefunden. Der Knabe habe unverkennbare Aehnlichkeit mit der Gräfin gehabt und durchaus den Eindruck eines Neugeborenen gemacht. Im übrigen kam es in der Verhandlung infolge gegenseitigenMißverständnisfes zu Zusammenstößen zwischen dem Staatsanwalt und der Verteidigung, sodaß letztere drohte, ihr Amt niederzulegen. Die Streitigkeiten wurden aber beigelegt. Erwähnt sei auch, daß die Zeugin Weichen stellerfrau Meyer, deren Kind der angeblich junge Graf sein soll, in Berlin soeben entbunden wurde. Der Prozeß wird am heutigen Freitag fortgeführt. Fünfundzwanzig Jahre unschuldig im Bagno. Infolge einer überaus leidenschaftlichen Preßkampagne ist dem König von Italien ein Gnadengesuch vorgelegt, durch dessen Gewährung dem vor fünfundzwanzig Jahren in folge eines mangelhaften Indizienbeweises unschuldig zu ewigem Kerker verurteilten Landmann Gianni endlich die Freiheit wiedergegeben wurde. Gianni sollte, während er ruhig inmitten seiner Familie schlief, unweit seiner Be hausung einen Mord verübt haben. Weil er bei der Kon frontation mit der Leiche erbleichte und eine aufgefundcne Fußspur wenigstens in dem Hacken der seinen ähnelte, gelang es einem ungemein beredten Staatsanwalt im Bunde mit dem Untersuchungsrichter, die Geschworenen so weit von der angeblichen Schuld des Unglücklichen zu über zeugen, daß dieser trotz seiner Beteuerungen, trotz des Entlastungseides seiner Frau und seiner Kinder ohne mildernde Umstände zu lebenslänglicher Kettenstrafe ver urteilt wurde. Davon hat er, obwohl von vornherein gewichtige Zweifel an seiner Schuld auftauchten, beinahe fünfundzwanzig Jahre verbüßt. Seine Familie ist in- zwifchen bis auf einen Sohn ausgestorben und völlig rui niert worden. Zum Glück ließen sich verschiedene romag- nolifche Zeitungen durch die Widerlegungsversuche einiger offiziöser Organe nicht beschwichtigen und kamen immer wieder so lange auf das Urteil zurück, bis das Ministerium sich diesem Ansturm nicht mehr länger verschließen konnte und das Wiederaufnahmeverfahren einleitete, das mit einem glänzenden Freispruch endete. Aber was nützt das dem gebrochenen Greife, der, mittellos und seiner Familie beraubt, den Kamps mit dem Dasein noch im hohen Alter aufnehmen soll! Als ihm von dem wohlwollenden Bag- nodirektor seine Begnadigung ohne weitere Vorbereitung mitgeteilt wurde, fiel er in eine schwere Ohnmacht, so daß man zuerst glaubte, die Freude habe ihm das Herz ge brochen. Erst nach längerer ärztlicher Behandlung erholte er sich so weit, daß er den Bagno verlassen konnte Um ihn wenigstens vor der äußersten Not zu schützen, haben einige Abgeordnete beschlossen der Regierung eine Inter pellation auf eine angemessene Entschädigung zu unterbreiten. Ein erschütterndes Drama ereignete sich auf dem St. Pierre-Friedhofe in Marseille. Mehrere Frauen, die sich in dem Viereck 19 befanden, hörten plötzlich eine Detonation. Als sie nach der Stelle eilten, von der diese kam, sahen sie auf einem der Gräber den Körper einer Frau liegen, die in der Hand einen noch rauchenden Re volver hielt. Sie trug unter dem Kinn eine Wunde, aus der Blut hervorströmte. Man holte sofort den Polizei kommissar, dessen Erhebungen ergaben, daß die Selbst mörderin eine Frau Giraud war, die unlängst kurz nach einander zwei Söhne im Alter von 25 und 27 Jahren, die Stützen ihres Lebens, verloren hatte. Von überwind- lichem Schmerz gequält, hatte sich die Verzweifelnde auf dem Grabe ihrer Söhne erschossen. Vaterländisches. (Mitteilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, den 30. Oktober 1903. — Unter 3 zur engeren Wahl gezogenen Bewerbern um das frei gewordene hiesige Schuldirektorat wurde gestern Donnerstag nachmittag nach vorhergegangenen Prüfungen der am 9. Januar 1867 in Radeberg geborene und z.Z. an der 27. Bezirksschule in Leipzig-Kleinzschocher wirkende Herr Lehrer Thomas einstimmig als Schul direktor für unsere hiesige Schulen gewählt. Möge diese Wahl für unsere Schulverhältnisse und namentlich für unsere Kinder von reichem Segen begleitet sein. — Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, denn das Gute und Schöne behält seinen Wert. So kann man in dank barer Erinnerung von dem in voriger Woche abgehaltenen Familienabende des „Gemeinützigen Vereins" sagen. Im trauten angenehmen Kreise lieber Freunde und Vereins ¬ genossen, die ziemlich zahlreich sich eingestellt hatten, er freute man sich der vielen herrlichen Darbietungen musi kalischer, dramatischer wie humoristischer Art. Herr Stadt- wusikdirektor Römisch, der nicht nur als ein Meister mit dem Taktstock die Musik verständnisreich zu tragen versteht, sondern als ein rechter Vater unter seinen „Jün gern " der Kunst die Weihe zu geben weiß, welche den Zu hörern Sinn und Herz erwärmen, hat auch an diesem Abende wiederum durch seine lieblich-kunstvollen Vorfüh rungen Anerkennung und besten Dank sich erworben. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, sei auch besonders noch der beiden dramatisch - humorvollen Darbietungen gedacht, welche, durch je vier junge Damen und einen Herrn aus geführt, den lobens- und dankenswertesten Beifall sanden. Scherzhafte Bilderrätsel brachten schließlich einen nicht ge ringen Lacherfolg. Ein richtiger angenehmer Familienball erfreute die Teilnehmer bis zur frühen Stunde. Den besten Dank allen, welche diesem schönen Familienabende freundlichst gedient haben. — Theater. Wie wir aus dem Bureau des Stadt theaters zu Kamenz erfahren, wird die Eröffnungs- Vorstellung hier im Hotel zum weißen Adler Sonntag, den 8. November, das gehaltvolle Lustspiel „Unsere Frauen" sein. Gustav v. Mosers gediegenstes Opus hat gerade bei der Direktion Zahn großen Erfolg gehabt. Wiederholungen können nicht stattfinden, da die Direktion nach 4 Wochen schon wieder nach Kamenz verpflichtet ist. — Sonntags hat die vams volles gewöhnlich eine Ab neigung gegen den Besuch des Theaters und besucht es nur gern in der Woche. Bei Herrn Dir. Zahn sind die Sperrsitze und ersten Plätze aber ebenso gut besucht, wie in der Woche, da stets auf Ruhe und Anständigkeit im Auditorium geachtet wird. Wir bringen diese Zeilen, um dem p. A. Publikum den Genuß der ersten Vorstellung „UnsereFrauen" schon jetzt warm zu empfehlen. Essind erstklassige Kräfte engagiert und hat die Direktion ein hohes Gagen-Etat. Wir sind aber überzeugt, daß Wils druff und Umgegend ein derartiges Unternehmen auch nach Verdienst unterstützen wird. — Anläßlich der diesen Sonntag, den 1. November, stattfindenden Kirchweihfesten finden in den betreffenden Orten wieder zahlreiche Vergnügen statt und zwar im Kur bad Halha Sonntag, den 1. Novbr., von nachm. 4 Uhr an feine Ballmusik, Montag, den 2. Novbr., großes Militär konzert von der Kopelle des I. Königs-Husaren-Regiments Nr. 18 in Großenhain — im Gasthof Ta ubenheim Sonntag von 4 Uhr an Ballmufik, Montag großes Kirmes- konzert der Stadtkapclle Wilsdruff — im Gasthof H elb igs- dorf Sonntag von 4 Uhr on Ballmufik, Montag großes Kirmeskonzert von der Tharandter Stadtkapelle. — im Gasthof Tanneberg Montag großes Gesangs- und Instrumental-Konzert der Familie Carl Drescher, Leipzig — im Gasthof Blankenstein Sonntag und Montag Ballmusik. — Im Gasthof Klipphausen finden morgen Sonn abend zum Reformationsfeste 2 große Vorstellungen, nachm. Vs4 Uhr und abends 8 Uhr große Abend-Unterhaltung, von Pöttos Zeutral-Varietee-Theater statt, worauf wir hierdurch empfehlend Hinweisen. — Die diesjährigen Herbstkontrollversammlungen für Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve (einschließlich Dispositions-Urlauber, Halbinvaliden, zeitig Ganzinvaltden und der zur Disposition der Ersatz-Behörden entlassenen Mannschaften) der Jahresklassen 1896 bis mit 1093 finden im Landwehrbezirk Meißen in der Zeit vom 4. bis mit 13. November statt. Die näheren Bestimmungen hierüber sind durch Plakate an den Anschlagtafeln bezw. an geeig. neten Orten in der Gemeinde bekannt gegeben. Es werden Gestellungsbefehle nicht ausgegeben und hat jeder zur Kontrolloersammlung Verpflichtete sich wegen Ort und Zeit an den Anschlagtafeln zu orientieren und sich bei eintreteudem Zweifel an das Hauptmeldeamt oder an den Gemeinde- Vorstand zu wenden. Gesuche um Befreiung von der Kontrollversammlung sind schriftlich beim Hauptmeldeamt anzubringen. Militärpässe, Führungszeugnisse, Kriegs beorderungen und Paßnotizen sind zur Kontrollversamm lung mitzubringen. — Tharandt. Ein Studentenulk, der den Be treffenden jedoch sehr teuer zu stehen kommt, beschäftigte den Strafsenat des König!. Oberlandesgerichts in seiner letzten Sitzung. Zwei junge Forstakademiker hatten am 18. Januar d. I. eine flotte Nacht verlebt. In heiterer Stimmung beschlossen sie, den jugendlichen Damen eines Tharandter Mädchenpensionats eine besondere „Freude und Ueberraschung" zu bereiten. Sie wußten, daß im Garten der Gräfin Sumynski in Tharandt als Rasen- Ichmuck zwei blecherne Störche standen. Die Uebermütigen drangen in das Villengrundstück ein, beseitigten die Sträucher und hoben „Gevatter Storch" aus dem Boden. Mit dieser Last bewaffnet, begaben sie sich, den Hut tief in die Stirn gedrückt, nach dem Mädchenpensionat und pflanzten dort die Störche wieder auf. Als am andern Morgen die jungen Mädchen aus süßem Traume erwachten, erblickten sie den „Meister Adebar." Sie eilten nun mit geröteten Gesichtern zur Pensionsmutter und teilten derselben das große Ereignis, daß über Nacht zwei Störche eingekehrt seien, mit. Diese war ob des losen Studentenstreiches sehr empört und brachte die Sache zur Anzeige. Die übermütigen Studios hatten sich alsbald wegen Haus- friedensbruches vor dem Schöffengericht zu Tharandt zu verantworten, das sie zu je 3 Wochen Gefängnis verur teilte. Auf die beim Landgericht Freiberg eingelegte Be rufung wurde die Strafe bestätigt. Auch das Oberlandes gericht zu Dresden als letzte Instanz sah sich nicht ver anlaßt, der von dem Studenten Knarsch erhobenen Re vision stattzugeben. Den Studenten bleibt somit, falls der Landesherr keine Gnade walten lassen wird, nichts anderes übrig, als ihren „Spaß" hinter „schwedischen Gardinen" zu bereuen. — Dresden. In eine nicht geringe Aufregung wurden am Dienstag das gesamte Zugpersonal, sowie die Passagiere des nachm. 3 Uhr 35 Min. von Bischofswerda abfahrenden Personenzuges versetzt. Als der Zug einige Minuten die Station Klotzsche verlassen hatte, wurde die