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Aurze Lhrsnik. Die rote Fahne auf der Schneekoppe. Ein Zeichen für den regen diesjährigen Besuch im Rieseugebirge ist die Tatsache, daß auf der Schncekoppe 50 mal die rote Fahne, das Signal „Alles besetzt", aufgezogen wurde. Noch in keinem Jahre konnte die Fahne so häufig benützt werden. Die Zahl der Selbstmorde ist in Groß-New-Bork laut Bericht der Sanitätsbehörde im Verhältnis zur Ein wohnerzahl im Zunehmen. Im Jahre 1892 begingen von je 100000 Einwohnern 14 Selbstmord, im vorigen Jahre 22. In europäischen Städten sieht es schlimmer aus, so ist in Dresden z. B. der Prozentsatz 51, in Paris 12, in Berlin 36, in Wien 28, in Stockholm 27, in London 23. Die niedrigsten Zahlen weisen Lissabon und Madrid mit je 2 und 3 Selbstmorden auf je 100000 Einwohner auf. Die Statistik aller Länder zeigt eine Zunahme der Selbst morde. An dem China-Festmahl, das Sonnabend Abend unter dem Vorsitz des Feldmarschalls Grafen Waldersee in Berlinstattfand, nahmen über 200 Offiziere teil. Die Speisenfolge lautete nach Berliner Blättern: Waldcrsce- Kraftbrühe; Mocturtle-Suppe ä la Lessel — Gelbe Meer- Steinbutte mit Bendemann-Tunke — Kanton-Hammel rücken mit Schantunger Gemüsen — Gänseleberpastete in der Kruste aus Paotingfu — Mandschurische Fasanen; Salat aus den kaiserlichen Gärten von Peking — Iltis- Bomben, gesammelt in den Takuforts — Käsebrötchen nach Kalganer Art — Sellerie aus Tientsin — China- flüchte. Die Berliner Geschworenen sprachen die Wirt schafterin Gleditsch, die den Major a. D. Reisch tötete, nur des Totschlags schuldig; das Urteil lautete auf 5*/» Jahre Gefängnis. Die Direktoren der Gelsenkirchener Wasserwerke wurden laut N. A. Z. angeklagt, die große Typhusseuche im Jahre 1901 verschuldet zu haben. Das Reichbeten — die neueste Erfindung. Aus Eichstätt wird geschrieben: Zum Gesundbeten hat sich als neueste Errungenschaft das Reichbeten gesellt. Die Schirm- flickerin Reinhardt aus Württemberg kam kürzlich in den Hof der 29jährigen Bauersfrau Psohler in Holzingen unter dem Dorgeben, sie könne dieselbe „reich beten". Bei den, dabei entwickelten Hokuspokus ließ die Schwindlerin 6000 Mark in bar, Schmucksachen und Kleider verschwinden. Die Geprellte lief zum Gendarmen, der die Reichbeterin verhaftete. Ein Prozeß um einen Gletscher. Aus Genf wird uns geschrieben: Die Aiguille du Gouter ist eine 3843 Meter hohe, eisgepanzerte Felspyramide im Mont Blancgebiet. Sie liegt an der Grenze der Gemeindege- biete von Les Gouches und St. Gervais des Bains. Die beiden Gemeinden haben sich aber niemals um den Schnee gipfel gekümmert. Nun will eine Gesellschaft eine Seil bahn hinaufbauen und dadurch gewinnt der Besitz des Berges hohen Wert; die zwei Gemeinden haben sich also beeilt, ihre Ansprüche auf die Aiguille geltend zu machen. Da eine Einigung auf gütlichem Wege nicht erzielt werden konnte, hat die Departementsregierung den Fall dem Ge- richte übergeben. Brudermord. Zabrze(Oberschlesien), 17.Oktober. Hier tötete im Verlaufe eines Streites der Grubenarbeiter Robert Hausotter seinen Bruder durch einen Messerstich in das Herz. Die Cholera. Jerusalem, 17. Oktober. In Bethlehem sind Krankheitsfälle von choleraartigem Char- rakter vorgekommen. Von acht Fällen seit dem 13. Okt. haben fünf einen tödlichen Ausgang genommen. Die Stadt ist von einem militärischen Cordon umgeben. Eine Bluttat ist in der Ortschaft Karthaus bei Trier verübt worden. Dort lockte der Eisenbahnschlosser Steinmetz seine Geliebte, die ihr einjähriges Kind bei sich hatte, in seine Wohnung. Hierauf zog er einen Revolver hervor und feuerte auf Mutter und Kind sechs Schüsse ab. Die erstere wurde von vier, das Kind von zwei Kugeln getroffen; der Zustand beider Verletzten ist sehr gefährlich. Göttingen. Am Neubau des hiesigen physikalischen Instituts wurde ein Arbeiter durch herabstürzendes Bau material erschlagen, zwei Arbeiter erlitte» schwere Ver letzungen. Kiew, 18. Oktober. Hier herrschte» gestern 4 Grad Kälte und starker Schneefall. Durch eigene Unvorsichtigkeit verunglückt sind zwölf Angestellte einer siebenbürgifchen Holzindustrie-Ge sellschaft. Als sie sich zur Arbeit in den Wald begaben, fanden sie auf den Gleisen einer Feldbahn mehrere leere Loren, die sie bestiegen und in Bewegung setzten, um schneller an ihr Ziel zu gelangen. Auf der sehr abschüssigen Strecke sausten die Wagen mit rasender Geschwindigkeit dahin, so daß jede Möglichkeit zu bremsen ausgeschlossen war. Nach kurzer Fahrt sprangen die Loren aus den Schienen und zerschellten an einem Felsen. Von den zwölf Insassen wurde einer getötet, die übrigen trugen fast ausnahmslos schwere Verletzungen davon. Hamburg, 17. Oktober. Ein aus Berlin gebürtiger, 24jähriger Mann, der sich Albert Lüders nannte, ist nach Verübung bedeutender Wechselfälschungen flüchtig geworden. Lüders trat hier als Zivilingenieur auf. Er brachte zu erst zwei falsche Wechsel zu 1300 und 1200 Mark bei einer hiesigen Bank unter. Als er dann einen dritten Wechsel zu 3000 Mark begeben wollte, kam auf Rückfrage beim Akzeptanten die Fälschung heraus. Ehe jedoch die Ver- Haftung erfolgen konnte, war der Fälscher verschwunden. Touristenunglück im Monte Rosa-Gebiet. Man schreibt aus Piemont: Am 11. d. M. begaben sich drei Mailänder Touristen, darunter der Kaufmann Johann Zolanotta, zum Orta-See und in das östlich vom Monte Rosa gelegene Stronatal. Als die Touristen Fornero passiert hatten, wurde es dunkel, doch hofften sie noch Quarna sopra erreichen zu können; allein die Pfade wurden immer schlechter, liefen an schauerlichen Abgründen entlang und endlich mußte man sich entschließen, zurückzugehen. Dabei machte Zolanotta einen Fehltritt und stürzte ab. Seine Freunde liefen, was sie konnten, bis zur nächsten bewohnten Stätte und holten Bauern mit Fackeln und Stricken, aber als man endlich den Verunglückten auf gefunden hatte, zeigte sichs, daß demselben nicht mehr zu helfen war. Er lebte zwar noch, wies aber mehrfache, sehr schwere Verletzungen auf. Mit großer Mühe zog man ihn aus der tiefen Felsklamm bis zum Pfade hinauf und trug ihn dann nach Strona. Er starb noch in derselben Nacht. Seine zwei Begleiter waren von der Aufregung und von den mitgemachten Strapazen aufs äußerste er schöpft. Juwelendiebstahl in London. Im Auktionslokal von Knight-Frank und Rutlcy im vornehmen Westen Londons wurden für etwa 10,000 Pfd. St. (2000,000 M.) Juwelen von Einbrechern geraubt, die sich von einem Glasdach an einem Strick Herabgelaffen und den Geld schrank erbrochen hatten. Ueberfall auf einen Personenzug zwischen Wirb allen und Petersburg. Die amerikanischen Eisen bahnräuber, deren Waghalsigkeit und Unverfrorenheit weit bekannt ist, haben in Rußland Schule gemacht. Und die russischen Räuber beschränken sich jetzt nicht mehr auf ent legene Gegenden des Reiches; mit geradezu fabelhafter Frechheit wählten sie sich einen Personenzug aus, der von der preußischen Grenze nach der Hauptstadt an der Newa fuhr. Hierzu wird aus Petersburg unterm 17. Oktober folgendes gemeldet: In der heutigen Nacht wurde zwischen Dünaburg und Pleskau der Personenzug Wirballeu— Petersburg von Räubern überfallen. Zehn Räuber sprangen während der Fahrt auf den Gepäckwagen, fesselten und verwundeten die beiden Schaffner, plünderten das Gepäck, beraubten die Kasse und flüchteten dann in den Wald. Vaterländisches. (Mitteilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktton stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktton. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, den 19. Oktober 1903. — In kommender Woche und zwar Dienstag, den 27. d. M., beginnen im hiesigen „Gewerbe-Verein" die dieswinterlichen Vereins-Abende. — Von einem unserer langjährigen Abonnenten in Deutsch-Süd-West-Afrika und zwar von einem Wilsdruffer Kind, F. Fiele in Gibeon, ging uns heute eine Ansichts karte mit folgendem poetischen Erguß zu: „Im Sachsen land liegt eine Stadt, — Die den Namen Wilsdruff hat, — Da wird auch eine Zeitung herausgegeben, — Diese enthält viel neues eben. — Die Zeitung kommt bis nach Afrika, — Und wenn sie kommt, ist große Freude da. Gruß! F. Fieke." — „Sprechen Sie noch?" Jeder Fernsprechteil nehmer wird es wohl schon unangenehm empfunden haben, daß während einer telephonischen Unterhaltung das Amt mit der Frage dazwischentrat: „Sprechen Sie noch?" Dehnt sich die Unterhaltung etwas länger aus, so hat man mit Sicherheit die Frage mehrmals zu erwarten. Nun ist es ja lobenswert, wenn das Amt die Verbindung nicht aufhebt, bevor es sich vergewissert hat, daß das Gespräch auch wirklich beendet ist. Aber bedarf es hierzu in jedem Falle der Frage? Ohne Zweifel ist sie gänzlich über flüssig, wenn die Unterhaltung gerade im Gange ist; denn der Beamte hört doch, wenn er sich einschaltet, die Unter haltung und braucht sie sich nicht noch bestätigen zu lassen. Er müßte sich auch sagen, daß er die Sprechenden stört; Rückfragen, Wiederholungen, unter Umständen auch Miß verständnisse sind die Folgen des unnötigen Dazwischen tretens des Amtes. Handelt es sich um Gespräche, die besonders bezahlt werden und die nach drei Minuten be endet sein müssen, so geht ein Teil der Zeit verloren, die Gebühr aber wird voll erhoben. Mit Genugtuung dürfte es daher begrüßt werden, daß die Postverwaltung das zerügte Verfahren als unzulässig anerkannt und eine ent- prechende Verfügung an alle Oberpostdirektionen erlassen jat. Danach darf das Fernsprechamt in eine telephonische Verbindung erst dann mit der Frage, ob noch gesprochen werde, eintreten, wenn es eine Unterhaltung nicht mehr wahrnimmt. Den Fernsprechteilnehmern aber ist anzuraten, auch ihrerseits den Vorschriften nachzukommen, die im In teresse eines prompten Telephonbetriebes gegeben sind. Dazu gehört vor allem die Abgabe des Schlußzeichens nach beendetem Gespräch. Würde gerade diese Bestimmung nicht so häufig außer acht gelaffen, so hätten die Fernsprech ämter nicht nötig, zu kontrollieren, ob in den verbundenen Anschlüssen noch gesprochen wird. — Ein schwerer Verlust hat den Landesausschuß sächsischer Feuerwehren betroffen, indem am vergan genen Donnerstag, den 15. Oktober, zwei seiner Mitglieder verstarben. Während kn den Morgenstunden dieses Tages der erst im vorigen Jahre gewählte Kreisvertreter für die Amtshauptmannschaitcn Borna und Rochlitz, Herr Brand direktor F. Nauck-Siegmar, verschied, verstarb am Nach mittag der langjährige Kreisvertreter für die Amtshaupt. Mannschaften Leipzig, Grimma und Oschatz, Herr Rentner O. Schlimper-Grimma. Beide Heimgegangene hatten jahrzehntelang ihr Wissen und Können in den Dienst der Feuerwehr gestellt, und wird den Verstorbenen ein ehrendes Andenken in Feuerwehrkreisen gesichert bleiben. Die Beer digung der Entschlafenen erfolgte am gestrigen Sonntag nachmittags. — Dresden, 17. Oktober. Das neue sächsische Wahlrecht. Wie soeben verlautet, sollen nach dem neuen Entwürfe der Regierung für das künftige Landtagswahlrecht 96 Abgeordnete gewählt werden, 48 davon nach einem dem Leipziger Stadtverordnetenwahlrecht nachgebildeten Drei klassensystem. Es sollen 16 Wahlkreise gebildet werden. In jedem dieser Wahlkreise soll jede Klasse in direkter und geheimer Wahl ihren Abgeordneten wählen. Die Regierung wünfcht dem bisherigen System den plutokratischen Charakter möglichst zu nehmen. Die übrigen 48 Abgeordneten sollen nach einem Standeswahlrecht gewählt werden: 12 von der GeWerbekammer, 12 von der Handelskammer. Die übrigen 24 sollen der Landwirthschaft überlassen bleiben. Die erste Kammer wird von der Reform unberührt bleiben. — Dresden. Hiesige Abendblätter melden: Es verlautet mit Bestimmtheit, daß der bisherige Präsident des sächsischen Landeskulturrats, Graf v. Könneritz, nicht mehr geneigt sei, den Vorsitz weiterzusühren. An seine Stelle dürfte der Landtagsabgeordnete Geh. Oekonomierat Hähnel gewählt werden, der bisher stellvertretender Vor- sitzender war. An die Stelle Hähnels wird wahrscheinlich der Präsident der 2. Kammer, Geh. Hofrat Dr. Mehnert, einrücken. — Dresden. Ihre Majestät die Königin-Witwe Carola befuchte Freitag vormittag unter Führung des Generalarztes Hofrat vr. Creds die drei vochimJohann- städter Krankenhaus beim Gerüstzusammensturze des städ tischen Volksbadcs verunglückten Arbeiter, die sich sämtlich auf dem Wege der Besserung befinden. Ihre Majestät zeichnete diese wie auch einige andere in diesem Kranken hause liegende schwerverletzte Personen mit freundlicher Ansprache aus. — Dresden, 17. Okt. Die „Deutsche Wacht" meldet: Den kommenden Landtag wird u. a. auch eine Gesetzes vorlage beschäftigen, die in Sachsen das Spielen in außer- sächsischen Lotterien verbietet und unter Strafe stellt. — Dresden, 17. Oktober. Ein auf der Werft der „Kette" erbautes und der Gesellschaft David Fanto k Komp, in Wien gehöriges Petroleumtankschiff erregte heute hier die allgemeine Aufmerksamkeit der Anwohnerschaft des Elbstromes. Die genannte Firma führt Petroleum aus den Balkauländern in Deutschland ein. Die Tankschiffe gleichen den Unterseebooten, da sie wie die letzteren nur mit dem Oberdeck über Wasser ragen. Für die Unter kunft der Bedingungsmannschaft sind auf diesen Schiffen mehrere Hütten errichtet. Den Schiffskörper füllt das Petroleum in losem Zustande völlig aus. Die Umladung des Petroleums von Bahn zu Schiff erfolgt in Pardubitz. Ein solches Fahrzeug birgt 528 Tonnen Petroleum, welches direkt nach Berlin befördert wird. Am Steuer führen die Tankschiffe die österreichisch-ungarische Handels flagge. — Am Donnerstag abend sprang auf der Leipziger straße in Dresden-Neustadt kurz vor einer Haltestelle und trotz der Mahnung des Schaffners, bis dahin zu warten, eine Frau von einem Straßenbahnwagen und fiel dabei auf die Straße, wo sie besinnungslos liegen blieb. Sie hatte eine Kopfverletzung und eine leichte Ge hirnerschütterung erlitten und wurde nach Wiedererlangung des Bewußtseins in ihre Wohnung gebracht. — Sehr klimpflich weggekommen ist der 1872 in Großenhain geborene, seit einigen Jahren in Potschappel amtierende Volksschullehrer Gustav Hermann Scholze, welcher sich wegen Körperverletzung, begangen in Aus- Übung seines Berufes, vor der 6. Strafkammer des König!. Landgerichts zu Dresden zu verantworten hatte. Der Angeklagte mußte schon wiederholt von seiner Vorge setzten Behörde zur Mäßigung ermahnt werden und zuletzt eine Erklärung unterschreiben, Züchtigungen gegen Mädchen überhaupt nicht mehr, gegen Knaben nur in den dringendsten Notfällen anzuwenden. Am 9. Juni hatte sich eine 6jährige Schülerin seiner Klasse verunreinigt und soll sich den An ordnungen des Lehrers widersetzt haben. Scholze gab dem Mädchen mit einem fingerdicken, 75 Zentimeter langen Rohrstocke 10 ziemlich scharfe Schläge. Der Arzt, welcher das Kind untersuchte, stellte auf dem Rücken und Gesäß des Kindes 8 fingerdicke, blutunterlaufene, teilweise auf gesprungene Schwielen fest, welche dem Kinde das Sitzen und Liegen unmöglich machten. Das Gericht nimmt an, daß der Angeklagte Scholze das ihm zustehende Züchtigungs recht nicht vorsätzlich, sondern fahrlässig überschritten habe, und diktiert ihm 30 Mark Geldstrafe oder sechs Tage Gefängnis zu. — Freiberg, 16. Oktober. Herr Stadtrat a. D. Julius Rößler hier beging heute mit seiner Gemahlin die goldene Hochzeitsfeier. Aus diesem Anlaß wurden dem sich noch voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit er freuenden Jubelpaare die Glückwünsche des Rats durch eine Abordnung, die eine kostbare Blumenspende über reichte, überbracht. — In Seerhausen bei Riesa ist, wie dem „R. T." mitgeteilt wird, neuerdings gelegentlich der Einsetzung von Telegraphenstangen goldhaltiger Sand gefunden worden. Die vorgenommene Analyse soll sogar ein erfreuliches Er gebnis gehabt haben. — Sollte uns doch noch ein Klon dyke in Sachsen erstehen. — Einen schrecklich verstümmelten Leichnam fand man Sonnabend früh auf den Schienen der Linie Leipzig- Hof in der Nähe Plauens. Der Leiche war der Kopf vollständig vom Rumpfe getrennt. In dem Toten wurde ein 18jähriger Gärtnergehilfe aus Plauen i.V. rekognosziert, der sich von einem Zuge hatte überfahren lassen. — Wie seinerzeit mitgeteilt, kam es in der Nacht zum 25. August in Gößnitz bei Gelegenheit der Einquartierung zu einem größeren Menschenauflauf, weil ein Unteroffizier einen Soldaten wegen Gehorsamsverweigerung mit dem Seitengewehr über den Kopf geschlagen hatte, so daß eine blutende Wunde entstand. Die dadurch erregte Menge nahm im Verlaufe des Transports des Verletzten, des Kanoniers Zincke, eine drohende Haltung gegen den er- schienenen Hauptmann v. Griesheim em. Dieser Kanonier, der eigentliche Urheber des Vorfalls, wurde jetzt vom Kriegs- gericht zu Halle wegen Urlaubsüberschreitung, unberechtigten Tragens der Kokarde — er ist Soldat zweiter Klasse — Widersetzlichkettund Achtungsverletzung gegen seinen Batterie chef zu insgesamt 1 Jahr 6 Monaten und 6 Tagen Festungs haft verurteilt. — In Annaberg sind in der Nacht zum Sonna bend nicht weniger als 20 Schaufensterscheiben der Buch holzer Straße mittels scharfen Instrumentes ziemlich tief und teils in recht ausgedehnter Weise angeritzt worden. Verschiedene Scheiben haben solche Beschädigungen aufzu- weisen, die auf eine gewisse Routine im Umgang mit Glasschneidern, Diamanten u, s. w. schließen lassen. Der Stadtrat hat für Ermittelung des Täters eine Belohnung von 40 Mark ausgesetzt. Bereits im März und April sind gleiche.Beschädigungen verübt worden. — Der siebente Soldat. Als siebenter von 8 Brü dern trat soeben der Angehörige einer Familie in Anna-