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WtiAlltt ft NlsSniss Tharandt, Aossen, Sieöenteßn und die Züngegenden Ro. 124 Dienstag, Sen 2-. Oktober 1963 62. Jahrg. wart des Kaisers und der Kaiserin, sowie der übrigen Mitglieder des Kaiserhauses und des preußischen Königs- Oslitische Rundschau. In Berlin hat am Sonntag an dem 73. Geburtstag Kaiser Friedrichs III. die feierliche Enthüllung der daselbst diesem unvergeßlichen zweiten Kaiser des neuen Reiches und seiner edlen Gemahlin der Kaiserin Friedrich errichteten Statuen in Gegenwart einer distinguierten Festversammlung stattgefunden; der Denkmalsfeier wohnten der Kaiser, die Kaiserin und die gesamte kaiserliche Fa milie bei, die Prinzen und Prinzessinnen des preußischen Königshauses, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland und noch andere Fürstlichkeiten. Ferner waren der Reichskanzler und noch andere Bertreter der Reichsregierung, die preußischen Minister, die Vertreter der Berliner Behörden u. s. w. zugegen. Am Sonnabend vormittag erfolgte in der Pots- Hauses. Der sogenannte Kaiserinsel-Prozeß gegen den gewesenen Redakteur Laib vom „Vorwärts" und dem jetzigen Verantwortlichen Redakteur dieses Blattes, Kaliski, wegen Majestätsbeleidigung und Beleidigung des Hof marschalls des Kronprinzen, Freiherrn von Throta, sowie wegen groben Unfuges wurde am Freitag nach mehr tägiger Unterbrechung vor dem Landgericht I wieder aus genommen und diesmal auch zu Ende geführt. Es handelt sich hierbei um den bekannten Sensationsartikel des „Vor wärts" über die angeblich beschlossene Errichtung eines kaiserlichen Schlosses auf der Havelinsel Pichelswerder, über die behauptete Bildung eines besonderen Reichstags wahlkreises auf Pichelswerder und einigen benachbarten Ortschaften u. s. w. Unter den vernommenen Zeugen be fand sich auch der kronprinzliche Hofmarschall von Throta, der Chef des kaiserlichen Militärkabinetts General Graf Hülsen-Häseler, der Chef des Zivilkabinetts Or. v. Lukanus, Baurat Ebhardt und Geheimrat Hammann. Die Ver handlung hatte die Verurteilung der Angeklagten zur Folge, denn Leid wurde zu neun Monaten und Kaliski zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Die Vertrauensmänner der deutsch-sozialen Re- formpartei traten am Sonntag zu ihrem diesjährigen Parteitage in Berlin zusammen. In einem Willkommens- gruß sagt die „Staatsb.-Ztg.": Die Deutsch-soziale Reform partei ist nicht begründet, um eine Schutztruppe der Re gierung zu sein, sie will die Interessen des deutschen Volkes fördern und bewertet den Dank des Volkes besser, als den der Regierung. Sie wird mit der Regierung gehen, soweit sie sich in politischen und wirtschaftlichen Fragen mit ihr im Einklang befindet; sie wird sie aber furchtlos und treu bekämpfen, wo sie sie auf falschen Pfaden sieht, auch wenn ihr gelegentlich wieder einmal zugerufen werden sollte: Kein Pardon! Sie wird überall so handeln, wie man es von einer Partei, die sich aus rückgratstarken, freiheit lich und vaterländisch gesinnten Männern zusammensetzt, erwarten kann. In Dresden wurde am 16. Oktober eine Sitzung des sächsischen Gesamtministeriums unter Vorsitz des Königs Georg abgehalten; derselben wohnte auch Kron prinz Friedrich August bei. Die Beratung dürfte der sächsischen Wahlreformvorlage gegolten haben, welche der am 26. d. M. in Dresden zusammentretenden „freien Kommission" unterbreitet werden soll. Was übrigens bislang über die Grundzüge dieser geplanten Reform des sächßschen Landtagswahlrechtes verlautet, dies läßt gerade nicht erwarten, daß es sich um ein lebensfähiges Werk handelt. Doch auch die Zusammensetzung der gedachten „freien Kommission" begegnet allenthalben in den politischen Kreisen Sachsens gewichtigen Bedenken. Möglicherweise verzichtet daher die Regierung überhaupt auf die Einbe rufung der genannten Kommission und läßt den Entwurf des Wahlrechtsgesetzes einer durchgreifenden Umarbeitung unterziehen. Am Freitag und Sonnabend waren in Frankfurt am Main Vertreter der Kultusministerien der Einzelstaaten zu einer Konferenz versammelt. Ueber den Gegenstand derselben ist einstweilen noch nichts bestimmtes bekannt. Die ungarischeKabinettskrisis harrt noch immer ihrer Lösung. Auch die in der letzten Hälfte voriger Woche stattgefundenen erneuten Audienzen des bisherigen Minister präsidenten Graf Khuen-Hederwary, des Finanzministers v. Lukacs, sowie der Grafen Andrassy und Tisza beim Kaiser Franz Josef in Wien habn ebensowenig endlich eine E ntscheidung gebracht, wie die nachgefolgten Beratungen der ungarischen Staatsminister untereinander. Der böhmische Landtag laboriert noch immer an der Obstruktion der Deutschen, die durch dieses parlamentarische Gewalt mittel die den nationalen Anmaßungen der Tschechen günstige Vorlage betreffs der Gemeindewahlreform zu Fall Winterfreudeu. Sollte es wirklich schon mit den schönen Tagen und dem längeren Verweilen im Freien für dieses Jahr zu Ende sein? Fast will es so scheinen; die gegenwärtige Äälteperiode hat uns jedenfalls schon einen Vorgeschmack der Winterfreuden, oder richtiger der Winterleioen gegeben. Wie gemütlich war es doch, als die Kinder nach dem ersten Frühstück in den Garten oder auf die Straße hinausge- schickt werden konnten und sich den Tag über, lediglich mit Unterbrechung der Mahlzeiten, im Freien tummelten, um dann reichlich müde zu Bette zu gehen und fast bis zum nächsten Morgen zu schlafen. Für die kleineren Kinder ist der Aufenthalt im Freien bei dem gegenwärtigen Wetter nicht mehr ratsam, sie müssen nun, so gut es geht, im Harste beschäftigt werden. Es geht, aber fragt nur nicht wie? Die lauten Spiele im Freien lasfen sich in den Zimmern nicht fortsetzen, ein ruhigeres und den engeren Räumen entsprechendes Verhalten zu erzielen, ist keine leichte Aufgabe. Vorläufig findet die kleine Welt an ihrem Spielzeug nur gefallen, wenn sie damit durch alle Zimmer sausen und in jedem die heilloseste Unordnung anrichten kann. DaS Aufräumen nimmt daher den ganzen Tag über kein Ende. Man kann es den kleinen Flatter geistern im Grunde nicht recht verdenken, wenn sie in dem ihnen zugewiesenen Zimmer nicht Raum für ihren Taten- drang finden, und wenn die Genehmigung von der Freiheit des Gartens und des Hofes an die Beschränkung des Hauses sich nur unter heftigen Kämpfen vollzieht. Die elterliche Ordnungspartei ^erringt ja schließlich den Sieg Über die revolutionären Freiheitshelden; von heute zu morgen darf man solchen Erfolg aber nicht erzwingen wollen. Haben sich die Kleinen erst einmal an die häuslichen Schranken gewöhnt, dann wird es auch wieder gemütlich. Die Mütter treten wieder in weit engere Berührung zu den Kindern, haben an ihnen mancherlei zu korrigieren, was unter der sommerlichen Freiheit emporgewuchert ist, haben aber gleichzeitig auch wieder ihre herzliche Freude an dem «unteren Spiel, den altklugen Aussprüchen und den naiven Fragen ihrer Lieblinge. Nun ist die Mutter wieder Zeugin jedes Wortes und jeder Tat der herzigen Kleinen, mit denen sie spielt und lernt, singt und betet und die innigste Herzens- und Geistesgemeinschaft unterhält, die es auf Erden gibt. Das näher und näher rückende Weihnachts fest wirkt auf dieses herzliche Gemeinschaftsleben schon jetzt feine verklärenden Strahlen. Soviel Glück und Freude wie in den Wochen bis zum Feste von Kinder- und Mütter herzen empfunden wird, gibts in der ganzen Welt nicht wieder. Es ist die schönste, die seligste Zeit, an die wir noch mit inniger Liebe zurückdenken, wenn die Kindheit schon so weit hinter uns zurückliegt, daß wir jede andere Erinnerung aus ihr verloren haben. Ja, die Winterfreuden im stillen Elternhaus, diese wirkliche Herzenserquickung, sind etwas unvergängliches und ewiges. Möchten sie allen Kindern in der Schönheit zu teil werden, wie sie nur die Mutterliebe zu gewähren vermag. Für Herz und Gemüt der Kleinen sind die Wintertage die Zeit der Fruchtbarkeit und der Ernte und in dieser Beziehung ungleich wertvoller als selbst der schönste Sommertag. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezöge« 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro viergespalteve Korpuszeile. Druck und Bert cm von Martin Berger ür WWdrvft. — Berankworüicb für die Redaktion Martin Berger daieM. Oktober statt. Der König Leopold der Belgier ist am Sonnabend in Wien zu einem Besuche beim Kaiser Franz Josef eingetroffen. Der mehrtägige Besuch des italienischen Königs paares in Paris ist ohne jeden Zwischenfall in eindrucks vollster Weise verlaufen. Der persönliche Verkehr des Präsidenten Loubet und seiner Gemahlin mit den erlauchten Gästen der Republik trug den denkbar herzlichsten Charakter; überall, wo die italienischen Majestäten bei ihrem Pariser Aufenthalt in der Oeffentlichkeit erschienen, wurden sie vom Publikum geradezu begeistert gefeiert. Am Abend des 16. Oktober speisten der König und die Königin von Italien, ferner Präsident Loubet und Gemahlin, weiter der italie nische Botschafter Graf Tornielli, die Präsidenten des Senats und der Deputirtenkammer beim Minister des Aeußeren Delcass^. Ueber die Ergebnisse der wiederholten Besprechungen des italienischen Ministers des Aeußeren Morin, welcher bekanntlich das Königspaar nach Paris begleitete, mit den maßgebenden französischen Politikern, namentlich mit dem Ministerpräsidenten Combes und mit Herrn Delcassch fehlt es einstweilen noch an informierenden Nachrichten, indessen haben die wiederhergestellten freund, schaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Italien durch den italienischen Königsbesuch in Paris zweifellos eine Vertiefung erfahren. — Präsident Loubet hat auf die ihm beim Besuche des Königs Leopold in Paris gewordene persönliche Einladung des belgischen Monarchen, den Brüs seler Hof zu besuchen, eine zusagende Antwort erteilt. Ein englisches Blaubuch über dieBalkanwirren ist veröffentlicht worden. Dasselbe enthält Noten des englischen Ministers des Aeußeren Lord Lansdowne an den österreichischen Botschafter in London und an den englischen Botschafter in Wien betreffs der mazedonischen Reform. Die Pforte fordert die bulgarische Bevölkerung in Mazedonien durch Ausrufe auf, soweit sich dieselbe der aufständigen Bewegung angeschlossen hat, sich zu unter werfen. Türktscherseits fährt man fort, die Ausschreitungen der eigenen Soldaten in Mazedonien zu leugnen. Die Provinzialbehörden erhielten sogar geheime Anweisungen aus Konstantinopel, vorkommende Ausschreitungen der türkischen Truppen zu vertuschen. Der Sultan empfing am Freitag nach dem Selamlik den deutschen Botschafter Marschall v. Bieberstein und den zur Zeit in Konstantinopel weilenden russischen Gesandten in Athen. Die Banden bewegung in Mazedonien wird nach Konsularberichten von dort allmählich schwächer, doch soll ein gänzliches Auf hören derselben nicht zu erwarten sein. Der „Standard" berichtet aus Tientsin: Wie ein Besucher von Aongampho (Korea) meldet, ist dort ein russisches Fort errichtet worden und ein anderes im Bau. Die Russen dehnen die Grenze des gepachteten Gebietes südlich von Taifan aus. Die militärischen Vorkehrungen in Port Arthur werden eifrig weiter betrieben; es treffen dort große Viehtransporte ein. Die Stärke der bei Port Arthur zusammengezogenen russischen Truppen wird neuer- dings von fachmännischer japanischer Seite aus auf 75000 Mann geschätzt. Aus Wladiwostock ist am 17. Oktober eine Depesche in Petersburg eingegangen, wonach der russische Kreuzer „Gromoboi" sich unversehrt im Hafen von Wladiwostock befindet, also die Nachricht, daß der Kreuzer heimlich von den Japanern in die Luft gesprengt worden sei, auf Er findung beruht. Die russische Regierung scheint aber doch sehr besorgt zu sein, denn sie hat alle japanischen Arbeiter im Hafen von Port Arthur entlassen. Die Nachricht von einem Kriege der zentralamerika- nischen Staaten Nicaragua und Guatemala gegen Honduras und San Salvador soll, soweit es sich um den letzteren Staat handelt, unbegründet sein. Der Pariser Konsul von San Salvador erhielt von der Regierung die telegraphische Mitteilung, daß kein Krieg zwischen San Salvador und den Nachbarländern bevorstehe. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. - r kalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Emham, Blankenstein, Braunsdorf, Burk Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Klemichönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Lim'^ „ Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf. Pohrsdorf, Rohrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn. Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. j damer Fciedenskirche die feierliche Einsegnung der Prinzen! bringen wollen. Auch die am 16. Oktober abgehaltene iAugust Wilhelm und Oskar von Preußen in Gegen-!Sitzung des Landtages verlief infolge der deutschen Ob- wart des Kaisers und der Kaiserin, sowie der übrigen struktion ergebnislos; die nächste Sitzung findet am 20.