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schreien. . . . Das Publikum brach in ein schallendes Gelächter aus. Es war zwar eine der ernstesten Situ«, tionen des Stückes; aber ich konnte mir nicht helfen, ich mußte mitlachen, bis mir die Tränen über die Backen liefen. * Der letzte Geschwind iqkeitserfolg des Siemens- Wagens hat in Fachkreisen berechtigtes Aufsehen erregt. Einer Fahrgeschwindigkeit von 207 Kilomete pro Stunde entspricht eine solche von 3,45 Kilometer pro Minute. Es Wird freilich noch einige Zeit dauern, ehe man eine so fabelhafte Geschwindigkeit im Schnellverkehr wird praktisch anwenden dürfen; immerhin ist aber der Beweis erbracht, daß die Elektrizität soweit vorgeschritten ist, um auch den höchsten Anforderungen des Eisenbahnwesens gerecht werden zu können. Die ursprünglich gehegte Befürchtung, daß die Wagen bei einer höheren als „Blitzzugs"- Geschwür- digkeit unruhiger laufen und leichter entgleisen würden, ist durch den Siemenswagen wiederlegt; wie einer, der wiederholt mitgefahren ist, versichert, fährt es sich nicht anders, als in einem modernen V-Zug; von der gesteigerten Geschwindigkeit würde der Reisende garnichts merken, wenn er nicht durch die Seiteufenster hinausblickte. Was die Eutgleisungsgefahr anbetrifft, so ist die Zwangsschiene auf der Versucksstrecke eine Vorsichtsmaßregel, die von vielen Eisenbahntechnikern für überflüssig gehalten wird. Daß die Räder des Schnellbahnwagens die Zwangsschienen gar nicht berühren (der Wagen also keine seitlichen Be wegungen erhält, nicht „schlingert" ec.) wurde zur Evidenz nachgewiesen; man bestrich mehrere Schienenlängen auf den Innenseiten mit Kreide; nachdem der Siemeuswagen vorbeigesaust, ergab sich, daß die Räder nirgends ange- streift und nicht die leiseste Spur markiert hatten. Die Schnellfahrt-Versuche sind nunmehr, wie schon kurz ange deutet, in ein neues Stadium getreten; es gilt nun nicht, immer höhere Kilometer-Rekorde zu erjagen, sondern die bereits erzielten Erfolge praktisch auszunützen. * Von der eigenen Mutter erdrückt. Es ist verschiedentlich darauf hingewiesen worden, daß zahlreiche Kinder auf die Weise zu Grunde gehen, daß sie unabsichtlich von ihrer Mutter erstickt werden. Wenn die Mutter das Kind in ihr eigenes Bett nimmt und im Schlaf jä ihre Körperlage verändert, so kann diese Folge leicht eintreten. Bei uns hört mau glücklicherweise nicht viel von solchen Todesfällen, aber in England, wo freilich auch die Trunk sucht der Frauen eine weit schlimmere Verbreitung hat, sind sie außerordentlich häufig. Eine jüngst veröffentlichte Statistik will festgestellt haben, daß in 10 Jahren 15000 Kinder erstickt wurden, und daß jährlich im Durchschnitt 600 Kinder in London und 150 in Liverpool einen solchen Tod starben. Da die Herabsetzung der Kindersterblichkeit eine der hervorragendsten Aufgaben des modernen Staats sein muß, so ergibt sich die Bedeutung dieser Zahlen von selbst. * Wo wächst der Wein Wilds Das ist eine Frage, die selbst die Botaniker nicht beantworten können. Natürlich denken wir hierbei nicht au den sogenannten wilden Wein, der zum Schmuck an unseren Häusern und Veranden emporraukt, sondern an die echte Weinranke, die sich noch an der Stelle findet, wo sie von der Natur ur sprünglich hingesetzt ist. In Fachkreisen ist man lange der Ansicht gewesen, daß der wildwachsende Wei« in Europa nur in Rumänien und den ungarischen Grenzprovinzen vorkommt. Diese Meinung ist aber irrig. Denn es ist jetzt nachgewiesen worden, daß die Weinranke in verschie- denen Gegenden Frankreichs wild wächst, und dies zwar an Stellen, wo Menschenhände unmöglich gewirkt haben. Dies gilt hauptsächlich von den Wäldern in Bearn, dessen Gebirgszüge eine üppige Vegetation aufweisen, die sich namentlich durch ihren Reichtum an Schlingpflanzen aus zeichnet. Diese hängen in großen Girlanden von den Zweigen der Bäume herab, kriechen an der Erde entlang und versperren dem Wanderer den Weg. Kurz, man sollte glauben, daß man in einen tropischen Urwald versetzt wäre. Außer einer Menge anderer Gewächse verschiedener Art findet man dort auch die wirkliche, ursprüngliche Wein- ranke mit schmalen Blättern und kleinen Trauben, die Goldener Boden. 3 Roman von M. Friedrichstein. Ungleichere Geschwister, als Hermine und Georg, konnte es kaum geben. Man begriff kaum, wie das seingliedrige, an die Gazelle erinnernde junge Mädchen in diese robuste Familie kani; selbst ihr dunkles Haar, ihr südländischer Teint wichen völlig von der Klingerschen blonden Derbheit ab. In dieser Beziehung stimmten Mutter und Sohn merkwürdig überein. Nur hatte der Sohn leider nügt die Arbeitsamkeit seiner Mutter gerebt. Als die Schritte des Enteilenden auf der Treppe verhallt waren, sagte Frau Klinger seufzend: „Schon Georgs wegen wäre mir ein gediegener Schwieger sohn erwünscht. Es kann nicht so sortgehen mit dem Jungen. Nun sucht er wieder fidele Gesellschaft auf und es wird wehr ausgegeben, als gut ist." „Mutter," tröstete Hermine," er wird schon anders werden; « ist ja jung und möchte mit anderen Kameraden zusammen sein-" , Frau Klinger schüttelte bei diesen Worten mit zweifelnder Miene den Kopf und sah sorgenvoll vor sich nieder. In unerquicklicher Stimmung ging den einsamen Frauen der Abend vorüber. -t- 2 -i- Anders bei Poppel. Seine Wirtin, Frau Schmitz, war eine ausnehmend unter haltende Person und mit ihm dahin übereingelommen, daß sie zu gegenseitiger Annehmlichkeit ihre Mahlzeiten gemeinsam nehmen wollten. Poppel mußte über den engen, unsauberen Hof eines großen Gebäudes gehen und die schmale Treppe des drei- seuflrigeu Hinterhauses erklettern. Als er Einlaß begehrend Ranke, von der unser veredelter Weinstock stammt. Es ist dasselbe Gewächs, das in einem passenden Klima und bei guter Pflege die herrlichsten Weine hervorbringt. Diese wilden Ranken, die im dichtesten Gestrüpp wachsen, wo der Friede nur von Wildschweinen und wilden Tauben unterbrochen wird, befinden sich hier meilenweit von aller Kultur und können unmöglich den Menschen ihr Wachs tum verdanken. Höchstens können sie durch Vögel hier ausgesäet und dann in wilden Zustand übergegangen sein, aber auch dies ist sehr unwahrscheinlich. Es darf somit als sicher angenommen werden, daß wir auch im westlichen Europa die wilde Weinranke treffen, aus der unser heutiger Weinstock hervorgegangen ist. * Nelsons Admiralschiff in Gefahr. „Das berühmteste englische Kriegsschiff, die „Mctory", auf der Admiral Nelson am Tage von Trafalgar den Heldentod starb, und die seitdem als historisches Wahrzeichen im Hafen von Portsmouth verankert liegt, hätte, wie schon telegraphisch kurz gemeldet, beinahe einen unrühmlichen Untergang gefunden, und zwar durch Zusammenstoß mit einem jetzt in deutschem Eigentum befindlichen Schiff. Vor kurzem wurde ein altmodisches, ausraugiertes englisches Kriegsschiff, der „Neptun", der schon lange im Hafen von Portsmouth rostet, als altes Eisen meistbietend versteigert und von einer Hamburger Firma für 18 000 Pfd. St., ungefähr den vierzigsten Teil des ursprünglichen Kosten preises, erworben. Zwei kleine Schleppdampfer sollten den über 9000 t fassenden alten Kasten in den Solent Hinaus schleppen, als alle drei von der starken Flutströmung erfaßt wurden und der „Neptun" unwiderstehlich auf die hölzerne „Victory" zutrieb. Diese,die wertvollste historische Reliquie, die England besitzt, und natürlich die größte Sehenswür digkeit seines größten Kriegshafens, ist in Portsmouth begreiflicherweise jedem ans Herz gewachsen. Als die gefahrdrohende Kollision sichtlich unvermeidlich wurde, strömten Tausende auf den Hafenkais zusammen; alt und jung befürchtete pochenden Herzens eine Katastrophe. Die Schlepptaue rissen, der „Neptun" drehte sich wie ein Kreisel um die eigene Achse und bewegte sich schräg auf die „Victory" zu. Zuerst rempelte er die ihm im Wege liegenden Kreuzer „Martin" und „Cäsar" an, ohne ihnen jedoch nennenswerten Schaden zuzufügen. Dann erfolgte der Zusammenstoß mit der ehrwürdigen „Victory". Der „Neptun" rammte sie mit solcher Gewalt unterhalb der Wasserlinie, daß sie wie zu Tode getroffen schwankte und die Zuschauer auf ihr sofortiges Sinken gefaßt waren. In der Tat hatte sie ein Leck von 36 Quadratfuß davon getragen, durch welches das Wasser so schnell eindrang, daß es binnen zehn Minuten 12 Fuß hoch im Schiffsraum stand. Glücklicherweise jedoch befand sich an Bord des Unterrichtszwecken dienenden Heldenschiffes so viel junge Mannschaft, daß es gelang, seinen Leib über Wasser zu halten, bis drei Schlepper die „Victory" in das benachbarte Deep Dock gezogen hatten, wo sie ihrer Reparatur ent gegensieht." Unglücksfall auf einem Neubau. Graudenz, 26. Okt. Die Absteifungshölzer des Deckengewölbes eines Neubaues in der Speicherstraße sind gebrochen. Das Gewölbe ist eingestürzt und hat drei Arbeiter begraben; einer ist tot, zwei sind schwer verletzt. In Wreschen wurde der dortige Geflügelhändler Aron Schmul auf offener Straße überfallen und ermordet. Der mutmaßliche Mörder, ein Knecht, ist nach der Posener Zeitung bereits verhaftet. Markt-Bericht. Produktenmarkt. Dresden, 26. Oktober. Produktenpreise. Preise in Mark. Wetter: Heiter. Stimmung: Fest. Wehen, pro 1000 Kg. netto: Weißer, 166 —16t, brauner 75—78 Kg. 154—161, do. neuer 76—78 Kg. 151—155, do. neuer 74—75 Kg 147—149, russischer rot 169—177, do. weißer 174—181, amerikan. Kaul sas 175—182, do weißer 006—000. Roggen, pro 1000 Kg. netto:! sächsischer, 74—76 Kg.,130-132, do. 72—73 Kg., 126—128, preußischer neuer 136—130, russischer 137—141. Gerste, pro! 1000 Kg. netto: siW. neue 142 -152 Wes. und Posen, do. 150—1S5,' böhm. u. mähr. do. 155—175, Futtergerst- 115—130 Hafers pro 1000 Kg. netto:inl., alt. 136—140, do. neuer 128—133, Wes. 000— OSO, russ. 126—132. Mais, Pro 1000 Kg. netto: Cinquantine, 146—150, rum. 000 -000, russischer 000- 000, La Plata gelb 115—118, amerika nischer mixed 120—125, amerik. mixed, absallende Ware, 105—115. Erbsen, pro 1000 Kg. netto: Saat- u. Futterw. 160—165. Wicken, pro 1000Kg. netto: 140—150. Buchweizen, Pro 1000Kg. netto: inl. n.fremd.140—148. Oelsaaten, pro 1000 Kg. netto: Winterraps, sächs. feucht 000—000, do. trocken 175 bis 188, do. per September 000—000, Winterübsen 168—178. Leinsaat, pro 1000 Kg. netto: feinste, befatzfreie 220 —225, seine 205—220, mittlere 195 bis 205, La Plata 185—195, Bombay205—215, Rüböl.pro lOOKg. netto: (mit Faßt raffin. 51,—. Rapskuchen, Pro V90 Kg: lange 10,50, runde 11,00. Leinkuchen Pro 100 Kg. I. Qualität 15,50,11. Qualität 14,50. Malz, Pro lOO Kg. netto (ohne Sack). 25—29. Weizenmehl, pro 100 Kg. netto, ohne Sack (Dresdner Marken): cxkl. der städtischen Abgabe: Kaiserauszug 28,50—29,00, Grieslerauszng 26,50—27,00, Semmelmehl 25,50-26,00, Bäckermundmehl 24,00—24,50, Grieslermundmehl 19,56—20,00, Pohl mehl 16,00—16,50, Roggenmehl pro 100 Kg. netto ohne Sack (Dresdner Marken), exklusive der städtischen Abgabe: Nr. 0 21,00—21,56 Nr. 0/1 20,00 -20,50, Nr. 1 19,00—19,50, Nr. 2 17,50—18,50, Nr. 3 14,50—15,50, Futtermehl 12,40 bis 12,60. Weizenkleie Pro 100 Kg. netto, ohne Sack, (Dresdner Marken) grobe 9,06—9,20, seine 8,90—9,10. Noggenkleie, pro 100 Kg. netto, ohne Sack (Dresdner Marken); 9,80—10,00. (Feinste Ware über Notiz.l Die für Artikel Pro 100 Kg. notierten Preise verstehen sich sür Geschäfte unter 5000 Kg. Alle anderen Notierungen, einschließlich der Notiz sür Malz, gelten sür Geschäfte mindestens von 10000 Kg. Auf dem Markte: Kartoffeln (50 Kg.): 2,30-2,50. Butter (Kg.) 2,90-3,60. Heu, (50 Kg.) 2,90-3,20. Stroh (Schock) 22—25. Schlachtviehpreise auf Sem Dresdner Viehmarkte am 26. Oktober 1903. Marktpreise für 50 KZ in Mark. Tiergattung und Bezeichnung. Z Gei Schlachi- Ochsen: 1 a. vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes bis zu 6 Jahren b. Ocsterreicher desgleichen 2. junge fleischige, nicht ausgemästete — ältere ausgem. 3. mäßig genährte junge, — gut genährte ältere 4. gering genährte jede« Alters Kalben und Kühe: 1. vollfleischige, ausgemästete Ka-lben höchsten Schlacht wertes 2. vollfleijchiae, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht- wertes bis zu 7 Jahren 3. ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelt- jüngere Kühe und Kalben 4. mäßig genährte Kühe und Kalben 5. gering genährte Kühe und Kalben Bullen: 1. vollfleischige höchsten Schlachtwertes 2. mäßig genährte Mgere und gut genährte ältere 3. gering genährte Kälber: 1. feinste Mast- (Bollmilchmast) und beste Saugkälber 2. mittlere Mast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser^ Schafe 1. Mastlämmer 2. jüngere Masthammel 3. Aeltere Masthammel 4. mäßig genährte Hammel und Schase (Merzschase) Schweine 1. a) vollfleischige der feineren Raffen und deren Kreuz ungen im Alter bis zu 1'/. Jahren 1. b) Fettschweine 2. fleischige 3. gering entwickelte, sowie Saum 4. Ausländische Auftrieb: 616 Rinder (und zwar 260 Ochsen, 182 j 174 Brillen), 244 Kälber, 770 Stück Schasvieh, 1852 Schw 3482 Tiere. Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben und Kühen, und Schweinen mittel, bei Schafen langsam. Bon dem Auftriebe sind 258 Rinder österreichisch-ung Mk. 39-41 40-42 35-37 31-33 26-29 37—39 34 -36 30-32 27-29 38-40 34 -36 29 -32 50- 52 46 -48 43-45 39-40 36-38 34 —35 43-44 45—46 41-42 39-40 'alben ui eine. Zu Bullen, arischer.s Nik. 70-72 71-74 66-68 60-64 53—55 64-67 60-62 56—58 52-54 49 63-68 60 -62 55 -58 74-76 68-72 64-66 75—76 73-74 68—70 57-58 58-59 55—56 52-53 id Kühe, sammen Kälbern pcrlunst. Morgenstunde hat wirklich Gald im Munde, wcnn man regelmäßig Kathreiners Malzkaffee zum Frühstück trinkt, — nämlich das Gold der Gesundheit, Ruhe und Arbeitslust! üllMMMIlMMW» an die Tür klopfte, rief ihm eine scharfe, weibliche Stimme von innen ermunternd zu: „Nur herein, Poppel! Ich warte schon mit dem Essen!" Dem Eintretenden wehte Kohlrübenduft aus einer Schüssel entgegen, vor welcher Frau Schmitz, am Tische sitzend, seiner harrte. „Heran, Poppel," sagte sie und winkte ihm mit dem Löffel. „Ich habe uns die Neste vom Mittag gewärmt und Kaffee dazu gekocht, das tut gut bei dem Herbstnebel." Poppel nickte schweigend, warf die Mütze auf den nächsten Stuhl und machte sich ohne Verzug an die Sättigung seines knurrenden Magens. Mohr saß ihm zur Seite und verfolgte mit Spannung jeden Happen, welchen sein Herr in den Mund schob, denn er harrte des Augenblickes, in welchem der Gebieter ihm den Teller mit feinem Anteil hinschieben würde. Wenn Frau Klingers Gehilfe seine Schönheitsschwärmerei so weit trieb, daß er die hübsche Tochter seiner Prinzipalin wie eine Gottheit verehrte und liebte, so mußte sein Gegeu- über am Tische ihm jedenfalls gelindes Gruseln einflößen, denn etwas Unschöneres als Frau Pauline Schmitz war nicht leicht zu finden. Abgesehen davon, daß ihre dünne Ge stalt und ihre langen, dürren Hände etwas Spinnenartiges hatten, blickte ans der schwarzen Haube, welche sie trug, ein lederfarbenes, faltenreiches Antlitz. Die Natur hatte unbedingt vergessen, darin die Oeffnungen für die Augen genügend groß Zu schaffen, denn aus zwei kleinen Schlitzen drängten sich graue, stechend wirkende Pupillen mühsam hervor und boten, im Verein mit der dünnen, vogelartigen Rase, ein unange nehmes Bild. „Was hat es denn heute bei der Klingern gegegeben, Poppel?" sragte die Wirtin lauernd. „Männeken, ich kenne Ihr Gesicht wie einenroten Heller und Sie sehen aus, als hätten Sie sich geärgert. Naus mit der Sprache!" „NichkS hat es gegeben! Und wenn es was gegeben hätte, würde ich doch 's Maul halten!" erwiderte er grob. „Haha!" lachte sie hohnvoll. „Wie bald wollte ich raus- kriegen, was Ihnen fehlt aber ich will nicht. Mag erst ein gehöriger Packen zusammenkommen damit Ihre Galle über» läuft!" „Wollen Sie denn niemals aufhören, Frau Klinger zu hassen?" Da fuchtelte die Gefragte drohend mit dem Löffel in der Luft herum und rief: „Nie, nie, nie!" Frau Schmitz tat hierauf einen tiefen Atemzug und be gann das von Poppel schon oftmals gehörte Klagelied: „Wenn das Weib nicht gewesen wäre, hätte Klinger mich zur Frau genommen und und ich kam zehn Jahre früher nnter die Haube. Alles war schon bestimmt. Da — kommt dein Schafskopp — Gott hab ihn selig! — diese Louis« Malz in den Weg und aus ist es!" „Na, Sie haben ja doch noch einen andern gekriegt!" Bei dieser Aeußerung Poppels, umspielte ein geringschätziges Lächeln die dünnen, farblosen Lippen der Grollenden, welches ihre erstaunlich schlechten Zähne sichtbar werden ließ, und sie erwiderte: „Als Notbehelf war der gute Schmitz noch annehmbar; aber sonst —" Sie ballte die Faust. „Nur die paar hundert Mark von Louise Malz haben mich aus dem Sattel geworfen, aber warte nur, Du Hoch mütige! Es kommt noch der Tag, wo ich Rache an Dir nehmen kann!" „Ich finde Sie nicht so schlimm hochmütig," warf ihr Zuhörer ein. „Nicht hochmütig?" kreischte Frau Schmitz. „Das ist nicht Ihre ehrliche Meinung!" Dann sprang sie erregt aus, riß sich die Haube von den graumelierten Scheiteln und warf sie aufs Bett.