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Zweites Blatt. Waranot, Wossen, SieöenLeßn und die Amgegendm. Amtsblatt für die Rgl- Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff» sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. , Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hahndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Losen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmtedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. — Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro vier gespaltene Korpuszeile. No. 123. Sonnabend, den 17. Oktober 1W3. 62. Jahrs» und prangt, aber dann verwelkt, und während du noch meinst, auf dem Höhepunkte deines Lebens zu stehen und dich deiner Gesundheit erfreust, siehe, da treibt schon der nagende Wurm der Vergänglichkeit in dir sein geräuschloses, verborgenes Werk, bis es dir dann früher, als du gedacht, klar wird: „Der Herbst ist gekommen, alles Fleisch ist wie Gras"! „Und alle Herrlichkeit deS Menschen wie des Grases Blumen". Alles, was dir dein Leben schön und herrlich macht, dein Glück, dein frohes Schaffen, die Bande der Liebe und Freundschaft, die dich umweben, die Freude am Leben — es ist doch nur wie des Grases Blume, die eine zeitlang blüht, und dann verwelkt sie. Klagst du, daß es so ist, möchtest du solche Herbst- gedauken fliehen? Nein, sie sind dir heilsam und gut, Gott redet auch in der Zeichensprache des Herbstes zu seinen Menschenkindern und sagt dir durch das verdorrte Gras und die verwelkte Blume: das ist der Mensch und des Menschen Leben, die welkende Blume bist du! Der treue Gott hat auch seine weisen Absichten dabei, er will den an das vergängliche Wesen geketteten Sinn loslösen vom Staub der Erde und hin richten auf das Unvergängliche, er will dich bewegen, deine Hoffnung, deinen Frieden, deine Zuflucht zu suchen in dem, was ewiglich bleibt, das ist Gottes wort, denn „es bleibet in Ewigkeit"; Menschenworte vergehen, sie sind wie ein Hauch, der verweht, wie ein Ton, der verklingt, und ob sie einen Feuerbrand hineingeworfen in ihre Zeit, die Herzen begeistert oder verwirrt haben, die Zeit ist über sie hinweggeschrilten, aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. So viele auch wider dies Wort sich erhoben haben, Juden, denen es ein Aergernis, Heiden, denen es eine Torheit war, Weltweise, die eine Welt ohne Gott, ohne das Kreuz Jesu bauen wollten und sich vermaßen, die göttliche Leuchte auslöschen und an ihre Stelle das Evangelium ihrer Schulweisheit setzen zu können, — wider das Wort des Herrn haben sie nichts vermocht, sie selbst Zum Ssnntage n. Srinitatis. 1. Petri 1, 24. 25: Alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume, das Gras ist verdorrt, und die Blume ab gefallen, aber des Herrn Wort bleibet in Ewigleit. Herbstliche Stimmung weht durch des Apostels Wort; im Anschauen verdorrten Grases, verwelkter Blumen legt sich der Gedanke an des Menschen Vergänglichkeit auf seine Seele, es ist derselbe, dem David im Psalter so ergreifenden Ausdruck gegeben: Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde, wenn der Wind darüber gehet, so ist sie nimmer da und ihre Stätte kennet man nicht mehr, aber ebensowenig wie David, der hinzufügt: aber die Gnade des Herrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit, klagt Petrus in weichlich-wehmütiger Stimmung eines hoffnungslosen Weltschmerzes, sondern als ein Petrus, ein Felsenmunn, der mitten in der Ver gänglichkeit den Fels des Heils in Jesu gefunden hat, triumphiert er: Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. Herbststimmung hält auch unsere Seele gefangen in dieser Zett, da die Herbstfäden mit den Herbstnebeln ihren Trauerschleter weben und die Herrlichkeit, welche der Lenz aufgebaut Hat, dahin welkt; mit ihr sinkt auch manche Hoffnung dahin — der Kranke klagt mit Jeremias: der Sommer ist dahin und mir ist keine Hilfe geworden. Den Kreuztrager, der dem Lenze entgegenharrte in der Hoffnung: Nun muß sich alles, alles wenden! - drückt immer noch die alte Bürde, mit Wehmut schauen sie auf das verdorrte Gras, die verwelkte Blume — ihr eigenes Bild, das Bild ihres Glücks, ihres Lebens! Alles Fleisch ist wie Gras — das ist das leibliche Leben des Menschen mit dem Rot seiner Wangen, mit der Kraft seiner Glieder, mit dem Wunderwerk seiner Sinne, mit seiner Jugendblüte, Lebensfrische! Es ist doch nur wie Gras, das eine Zeit im Sonnenschein grünt Schwer gebüßt. Nach dem Englischen. 83 Roman von Llara Minau. „Fünfhundcrtundzwanzig! Ich wußte, daß es ungefähr so viel sei Dieser Wechsel ist es, der uns den Boden unter den Füßen wegziehcn wird. Wieviel beträgt unser Guthaben «och auf der Bank?" Sie haben das Buch hier, Herr. Ich glaube, es werden kaum mehr als dreißig Pfund dort liegen." Ricktia Dreißig Pfund, um einen Wechsel von über fünfhundert zu zahlen! Und Sie konnten von einem Ueber- Die L-rr-» WE» >mr «o» '-«her«««.- »Sie sind ä mehr Waltber. Ich habe heute morgen K Prw°'i«°L"^ -rh°l» Dich »mi°uimtm Gerüchte sind ihnen rn Obren gekommen, und ich darf mein Guthaben nicht nm Un Pfund überschreiten. Es ist mir in letzter Ze" .ausgefallen, daß sie vorsichtig wurden." HN diesem Augenblick wurden draußen Summen laut, mid Herr Turner versärbte sich. Er glaubte, es sei ein Gläubiger, und seine erschütterten Nerven vermochten keiner Ausregung mehr Stand zu halten. „Wie gerne würde ich si« alle bezahlen, alle — wenn ich es nur könnte!" rief er in klagendem Tone. sieE Jhrx Stelle hier vertreten, Herr", bat Walther. „Sie sind zu unwohl, um mit diesen Leuten zu verhandeln. „Geschieht es heute nicht, so muß es morgen geschehen. Früher oder später — ich allein bin verantwortlich." Durch das laute Sprechen auf dem Korridor klang nun da? Lachen einer weiblichen Stimme. Turner glaubte diese zu kennen, und seine Angst verminderte sich. Es war wirklich eines der Dienstmädchen, welches, ohne zu ahnen, daß sein Herr in der Nähe sei, im Vorübergehen mit einem Arbeiter gescherzt hatte. „Was mag Susanne wollen?" rief Turner, und auf seinen Wink öffnete Walther die Thür. „O, Herr Hill, kann ich ein Wort mit meinem Herrn sprechen?" „Fräulein Ellen schickt mich, Herr", fuhr das Mädchen eintretend fort; „ich sollte Ihnen dieses Billet geben und fragen, ob Sie so gütig sein wollten, nach Hause zu kommen?" Turner erbrach hastig das Siegel und überflog die wenigen Zeilen. Ellen benachrichtigte darin ihren Vater, daß die Dame, die vor Jahren einmal so zudringlich gewesen, wiedergekommen sei. Sie habe im Speisezimmer Platz ge nommen, ihren Hut abgelegt und die Absicht ausgesprochen, hier zu bleiben, bis sie Turner sprechen könne. „Als ob ich nicht auch ohne sie genug hätte!" murmelte der Unglückliche zwischen den Zähnen. „Sagen Sie meiner Tochter, Susanne, daß ich sogleich kommen werde." Noch ein rascher Blick auf die vor ihm liegenden Papiere, einige eilige Anweisungen sür Walther, die augenblicklichen Geschäfte betreffend, und Turner erhob sich, um zu gehen." „Kommen Sie nicht zurück, Herr", bat Walther wiederholt. „Ich kann alles besorgen." Als Turner seine Hausthüre öffnete, kam ihm Ellen, die am Fenster auf ihn gewartet hatte, leise entgegen. „Sie in drinnen, Papa", flüsterte sie, nach dem Eßzimmer deutend. „Was führt sie hierher? Was will sie? Sie sagte mir, sie habe soviel Recht im Hause als ich." „Ha!" rief Turner. „Ist sie unverschämt gewesen?" „Das nicht gerade; ihr Ton war ganz höflich. Ich dachte mir, Du würdest sie nicht gern sprechen, und suchte sie zum Gehen zu veranlassen. Sie entgegnete jedoch, sie würde Dich erwarten; ich solle sie nicht daran hindern. Ist sie bei Ver stand, Papa?" „Geh' hinauf, Ellen, und lege Hut und Mantel an", war seine einzige Antwort. „Beeile Dich." sind vergessen, aber Gottes Wort ist geblieben, denn es ist das Wort der Ewigkeit, es redet vom Gott, der ewig, ewig war, von Jesu, gestern und heute, derselbe auch in Ewigkeit, es redet von den Dingen der zukünftigen Welt, von dem ewigen Leben. An dies Wort sollst du dich halten, es führt dich sicher durch Zeit und Welt hinüber in die Ewigkeit, und aus dem Strome der Vergänglichkeit sollst du dich retten auf diesen Felsen, der nimmermehr kann wanken. Hier bist du verborgen, hier findest du Licht und Wahrheit für den suchenden Geist, Trost und Frieden für dein sehnendes Herz. Der Kurfürst Johann der Beständige ließ Petri Wort: „Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit", auf die Münzen des Landes prägen, du sollst es aber in dein Herz ein prägen, denn wer Gottes Wort im Herzen hat, dem wird es zur Gotteskraft, der schaut dann getrost auf das Verwelken in dieser Welt, auf den Strom der Zeit, in welchem sein eigenes Leben dahinrinnt, er trägt ja ewiges Leben in sich, das ihm kein Herbst, kein Wechsel der Jahre, auch der Tod nicht rauben kann! Als die Vlötter fielen. Novellistische Skizze von Werner v. d. Alm. (Nachdruck verboten.) Der Himmel erstrahlte in jenem Hellen, durchsichtigen Hellblau, wie es nur der Herbst kennt, und die Sonne sendet ihre Strahlen so klar und golden nur im Oktober nieder. Und nun der Wald — der Wald! Etwas ge lichtet zwar ist schon sein Laub, aber dafür erstrahlt es in der wunderbarsten Farbenpracht und so erscheint die Erde einem Könige gleich, der sein Ende nahen fühlt. Noch einmal, ehe man ihm das weiße Totenhemd anzieht, hüllt er sich' in seine kostbarsten Gewänder und bescheidet seine Großen zu den Stufen seines Thrones. Da erscheint in Sie gehorchte und kehrte in einer Sekunde in ihrer tiefen Tranerkleidung zurück. „Nun, meine Liebe, gehe zu Onkel Willis und sage ihin, daß Du den Tag bei ihm verbringen wollest." „Aber Papa —" „Gell', geh', mein Kind! Bleibe dort, bis ich selbst Dich abhole oder nach Dir schicke." Sein Ton, obgleich voller Liebe und Zärtlichkeit, ließ keinen Widerspruch zu. Von einer unbestimmten Aygst ergriffen, machte Ellen sich auf den Weg. Ihr Vater betrat das Eßzimmer. Groß, hager und steif, wie immer, erhob sich Fräulein Gwinn, ihm ihr weißes, leichen'arbiges Gesicht zukehrend. Ohne jede Begrüßung «prach sie so'ort in ihrer gewöhnliche» kurzen Wei-e, ans-ihr Ziel ohne weiteres losstürmeud: „Werden Sie jetzt Gerechtigkeit üben, Gilbert Turner?" „Ich habe das größere Recht, Gerechtigkeit sür mich zu verlangen", verhetzte Turner, trotz seiner Erregung in strengem Tone sprechend. „Sie, die als Herrin in diesem Hause geherrscht, ist tot", rief Fräulein Gwinn. „Sie müssen jetzt sie anerkennen." „Niemals. Thun Sie, was Sie für gut finden. Das Schlimmste, was daraus erfolgen kann, ist, daß meine Tocbhrr. davon Kennlniß erhalten wird." „Ab, das ist's! Ihr soll sogar die Ke/Antniß des Un rechtes eripart bleiben; aber jene andere 'mußte ruhig das Unrecht selbst ertragen." „Wer?" rief Turner, seine Empöru ng kaum mehr be- meisternd, „wer trägt die Schuld dor.-rn.?- Sie oder ich?" Ter Vorwurf saß, wem-M die plötzliche Veränderung in des alten Fräuleins ZügerU richtig zu deuten war. „Was ich sprach, geschah zur SIelbstvertheidchung", sagte sie in fast demüthiger Weise:.,'' „nachdem Sie tue.ne Familie ins Unglück gebracht." , ' .. „Sie sindö es, die all das Unglück später herbeigcsuhrt hat durch d<äs AuSMechen der furchtbaren Lüge, daß sie tot fei.*