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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 04.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192108043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19210804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19210804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-04
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
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Politische Nachrichten Unterschlagungen kommunistischer „Treuhänder". Wie dem »Vorwärts- mitgeteilt wird, ist die Unterstützungslommission der Berliner Arbeiterichaft, die den Zweck hat, die wegen ihrer politischen Ueberzeugung Verfolgten und Inhaftierten sowie deren Angehörigen zu unterstützen, von den beiden kommuni stischen Treuhändern Paul Eckert und Karl Hagen um 345000 Mark bestohlen worden' Die beiden Treuhänder haben im November v. I. die genannte Summe von dem Bankguthaben der Unterstützungskommission abgehoben und sind damit ver schwunden. Die als Kassierer und Revisoren tätigen Kommu nisten der Kommiffion wußten durch einen lügenhaften Kassen bericht die Veruntreuung bisher zu verbergen. Erst dem zum Vorsitzenden der Unterstützungskommission neuaewählten Mehr- heitssojialiften Emil Barth gelang es, die riesenhafte Unter schlagung zu entdecken. Die Verelendung der Kinder im besetzten Gebiet. Die Franks. Zeitung" beschäftigte sich mit der Verelendung der Kinder im besetzten Gebiet und erwähnt, daß die gegenwärtigen Zustände, insbesondere die Wohnungsnot und die erhöhte Teuerung im besetzten Gebiet, viele Kinder mit körperlichem Siechtum bedrohen. Besonders schwer mache sich die Belegung von Schulen mit Truppen geltend; es würden immer mehr Schulräume für militärische Zwecke requiriert. Typisch für die Zustände, die hierdurch besonders in kleinen Orten geschaffen werden, seien die trostlosen Schulverhältnisse in Homburg und in Friemersheim. Von 39 Klassenräumen der Friemersheimer Gemeindeschule sind 36 mit Truppen belegt, die Lehrpersonen lind seit mehr als 14 Tagen gezwungen, wit den Kindern ins Freie zu wandern und Unterricht im Freien zu halten. Ferner wurden Räumlichkeiten in Wirtschaften ausgesucht, um den Schulunterricht einigermaßen aufrechterhalten zu können. Die »Franks. Zeitung" weist auch auf die vielen körperlichen und sittlichen Gefahren für die Kinder und die Jugendlichen hin, die durch die farbigen Soldaten entstehen. Sollen, so fragt die »Franks. Zeitung", diese Zustände noch lange fortdauern? Die Besetzung der Rheinlands darf nicht zu einem dauernden Schaden für ihre Bewohner werden. , Arbeiterbewegung XX Gewerkvereine und Teuerung. Die andauernde Steigerung der Teuerung auf vielen Gebieten des täglichen s Bedarfs, insbesondere die in Aussicht stehende Verteuerung des ; Brotes, der Kohlen, des Wohnungsbedarfs u. a. m. hat dem ! Zentralrat der Deutschen Gewerkoereine (H. D.) die Pflicht auf- ! erlegt, zu erklären, daß an einen Lohnabbau nicht gedacht werden kann, daß im Gegenteil eine Lohnerhöhung in gesundem Ver hältnis zur Steigerung der Preise notwendig ist. Wenn auch nicht verkannt wurde, daß die fortschreitende Teuerung von der Lage des Weltmarktes abhängig ist, so wurde doch darauf hin- gewiesen, daß es Pflicht der Reichsregierung sei, mit allen ge eigneten Mitteln dafür zu sorgen, daß wucherische Konjunktur- Übergewinne verhindert und dort, wo sie fcstgesteüt sind, zugunsten der Allgemeinheit eingezogen würden. , XX Da» Ergebnis der Metallarbeiterwahlen. Bei den Wahlen zum Berbandstag der Metallarbeiter sind 403 Vertreter für Amsterdam und nur 73 Vrrtreier für Moskau gewählt . worden. Von diesen 403. Vertretern fallen 200 den Mehrheits- sozialtsten, 203 den Unabhängigen zu. Der Ausfall der Wahlen ! bedeutet also eine überwältigende Mehrheit für die Erhaltung der Gewerkschaften und einen erfreulichen Beweis für die Rück kehr der gesunden Einsicht bei den Metallarbeitern. Die kom munistische Fraktion wird demgemäß auf dem Jenaer Verbands lag nur eine bedeutungslose Rolle spielen können und mehr Objekt als Subjekt der Beratungen sein. ! Aus Heimat und Vaterland ' j ! Frankenberg, den 4. August 1921. s vom Schützenfest. Der gestrige Mittwoch brachte die übliche Künigstafel im Tanzsolon. Eine stattliche Anzahl Schützen hatten sich mit ihren Damen zu einem Mahle ein- gefunden, das in allen seinen Teilen einen vorzüglichen Verlauf nahm. In Rede und Gegenrede wurden die verdienstvollsten Persönlichkeiten nochmals gefeiert, Dankesworte der Geehrten wurden mit der Bitte um weitere Treue und Mitarbeit in der Gesellschaft verbunden. Erstmalig sprach auch eine Dame, Frau Maurer, die in äußerst gewandter Rede die Schützen feierte und auf sie ein begeistert aufgenommenes Hoch ausbrachte. Küche und Keller der Herren Alschner und Müller waren wiederum aus der bekannten Höbe und ließen keinen Wunsch offen, da« Stadtorchester lieferte eine stimmungsvolle Tafelmusik und so war es nur die tropische Wärnie, die al« unwillkommene Zunabe mit in Kauf genommen werden mußte. Aber schließlich ist Wärme zum Schützenfest willkommener als kühle» Weller, das jeden Aufenthalt im Freien mit einem Schnupfen quittiert. Eine nach Aushebung der Tafel von den Damen ooigenommene Sammlung für das Preis schießen am kommenden Sonntag ergab über 250 Mark. Der Tafel folgte ein Ball, der noch manchen Schweißtropfen rinnen ließ. Auf dem Feftplah setzte in den Abendstunden wieder Hochbetrieb ein. Heute Donnerstag abend findet im Tanzsalon großes öffentliches Konzert de» Stadtorchesters mit anschließendem Ball statt, Freunde einer guten Konzeltmusik seien daraus noch besonder» aufmerksam gemacht. s 30jährige Jubiläen im Stadtorchester. Gelegentlich der Künigstafel der Schützengesellschast am gestrigen Mittwoch wurde bei der Abstattung des Dankes an das Stadtorchester für feine Leistungen während des Festes bckanntgegeben, daß die Herren Springer, Fleischmann und Preißler dem Orchester über 30 Jahre angehören. Wir nehmen gern Veranlassung, dieses seltenen Jubiläunis auch an dieser Stelle besonder» zu gedenken und den Jubilaren im Namen aller, die sie während dieser langen Zeit mit ihrer Kunst ersreut haben, herzlichst zu gratulieren. Bekanntlich find die Herren Springer, Fleischmann und Preißler ost gehörte und gefeierte Solisten. Aus diesem Grunde ist es doppelt anerkennenswert, daß sie unserer Stadt und ihrem Orchester nun schon drei Jahrzehnte die Treue be wahrt haben. Möge es den drei bewährten Künstlern noch recht viele Jahre vergönnt sein, ihre Mitmenschen durch ihre reife Kunst zu begeistern und zu erbauen! s Witterungsumschwung? In den letzten 38 Stunden batten die M,teorologen allgemein aus einen vorübergehenden Witterungsumschlag aufmerksam gemacht, und zwar aus Grund von Meldungen aus England, die besagten, doh dort regne rische» Wetter seinen Einzug gehalten und daß im gewissen Sinne eine Ausdehnung der Niederschläge auf Mitteleuropa zu erwarten sei. Man konnte also auch für unsere Breiten we- niasten« aus Gewitter rechnen. Für Frankenberg tros diese Prophezeiung diesmal mit crsreulicher Pünktlichkeit ein. In der 7. Stunde des gestrigen Abends regnete e» zunächst nur «in paar Minuten zur Probe. Den wenigen Tropfen folgte aber eine merkltche Abkühlung, die daraut schließen ließ, daß «» anderswo gewittert haben mußte und di« Hoffnung aus mrhr ! Regen auch sür unsere Gegend erwecke. Um Mitternacht setzte ! denn auch ein längerer Regen ein, der dl« ausgetrocknete Erde i wenigsten« ein klein wenig labte. Hoffentlich kommt bald mehr. ! Ais Wohltat und Befreiung wurden aber die ersten Regen tropfen begrübt, und als es schließlich eine Zeitlang richtig und tüchtig zu »eqnen begann, hoff en wohl die meisten aus bester« Aussichten sür die Kartt ffelernte. § f Dürre und Milchvreise. Der Verband der Landwirte j im Erzgebirge schreibt: Infolge der anhaltenden Dürre stehen > der Landwirtschaft die preiswerten natürlichen Futtermittel nur I LvvrvDi-HVvIirv I D rueksrsssUvt D W glavrbsll, mild, '/,-I.-I<Is8obs 6,00 W D Rdabarbvrvvln, suü, ' 4-I.-I^»sLbs 7,50 D W dlaitranlc, «n» L Oasivsi-- '/j-I.-ieinsods 8,00 Z D rroisselbeervvin, 8,50 D W Lrowbeervvein, " 0,00 D ^ottannisdoeivojn, irinscds 9,00 D - kreise verstellen sied exklusive D - Steuer unä klasede. I AaußksusSvkovksn I - s SIIII«I!UIlIIsiIIII»UI!»HIII!IIII!lI!IIlII»I»IIII!UIIINIIIIIIIIIII»»!U!IUUIU!I!!IIU»N»IIIIllIIIIiS noch in äußerst beschränktem Maße zur Verfügung. Sie ist aus den Zukauf teuerer Krastfuttermittel angewiesen. Der der Land wirtschaft seit einem halben Jahre versprochene verbilligte Re gierungsmai» ist erst zum kleinsten Teile geliefert. Auf der anderen Sette find durch neue Lohntarife, durch das starke An ziehen der Steuern und durch die fortgesetzten Preiserhöhungen für alle Betriebsmittel die Unkosten der Viehhaltung stark in die Höhe gegangen. Eine mäßige Erhöhung der Preise für Milch und Milchproduve beim Erzenger wird sich deshalb nicht um gehen lasten. -f Eine Unsitte. An den Haltestellen von Personen- und Lastautos machen sich Kinder gern herbei, um sich bei Fort bewegen von Kraftwagen anzuhängen, damit sie ein Stück mit fahren können. Andere suchen knapp vor fahrenden Autos noch die Straße zu überqueren, dritte rennen dicht neben den Wagen her, wobei ein Fehltritt oder ein Sturz aus den Weg nicht ausgeschlosten ist ulw. Wenn dann mal ein kleinerer Un fall oder ein größeres Unglück passiert dann ist natürlich der Chauffeur daran schuld! Daß eine Warnung an die Juaend, den Automobilen fernzubieiben, nicht überflüssig ist, beweist fol gende Zeitungsnotiz aus Losta (Bez. Halle): „Die leidige Un sitte der Kinder, sich an Wagen oder gar Autos anzuhängen, hat schweres Herzeleid über gie Familie Heyer in Losta gebracht. Beide Töchter dieser Familie hängten sich an die Verbindungs- ftange eines Lastautos mit Anhängewagen, ohne daß es von den Führern bemerkt wurde. Sie stürzten beim Anziehen des Wagens ab und dem einen Mädchen ging das Rad des schweren Anhängewagens über den Körper, sodaß es außer anderen Ver letzungen auch mehrere Knochendrüche davontrug." s An die Industrie! Aus unserem Leserkreis geht uns folgende Zuschrift zu: In dankenswerter Weise ist die hiesige Guieroerwaltung einer Anregung entgegengekommen und ver öffentlicht jetzt versuchsweise unter den, Titel „Für den Güter- verkehr gesperrt!" die gesperrten Linien usw. Dadurch soll ver mieden werden das zeitoergeudende Telefonieren, zweitens wird dadurch vermieden zweckloses Packen von Gütern, die womöglich wegen Sperrung der betreffenden Linie dann nicht abgesandt werden können. Es ist nun dringend eswünscht, daß diese Ver öffentlichungen auch entsprechend benutzt werden. Das unnütze Telefonieren an die Güteroerwaltung muß aufhören. (Natür lich wird es in zweifelhaften Fällen immer noch notwendig sein.) Dafür schneide man diese Veröffentlichungen aus unserem Blatt« aus, um sie zur rechten Zeit zur Hand zu haben. Auch Ange stellte, die mit dem Versand zu tun haben, möchten ein Auge hierauf haben. Mehrere Augen sehen bekanntlich mehr als eins. Dadurch wird Zeit erspart, und Sparen haben wir auch hier recht nötig. Also Aufmerksamkeit für die Güterverkehr-Veröffent lichungen. (Erste Veröffentlichung am 1. August Nr. 177.) f Für dl« Elnheltsstenographie. Die Versammlung der Verbandsvertreter der Gabelsbergerschen Schule faßte, um die Einheitsbewegung vorwärts zu bringen, folgende Entschließung: «Die am 3l. Juli in Kastel versammelten Verbandsoertreter b s Deutschen Stenographenbundes Gabelsberger sind von der Notwendigkeit einer Einhcitsstenographie für das deutsche Sprachgebiet überzeugt und fordern an Stelle aussichtsloser Erpertmente, mit denen nur Zeit verloren wird, die Einbe rufung des Oberausschusses in Uebereinstimmung mit dem preußischen Handelsministerium und den Negierungen von Bayern, Sachsen, Württemberg, Hessen, Thüringen, Oldenburg, Braunschweig". s Für Laienre-en am Grabe ist die Anmeldepflicht auf gehoben. Dabei handelt es sich aber nur um die polizeiliche Anmeldung. Wenn es sich um die Ausübung der Redefreiheit handelt auf sogenannten kirchlichen Friedhöfen, so besteht nach wie vor dre Verpflichtung, die Erlaubnis des Pfarrers oder Kirchenvorstandes einzuholen. Diese Erlaubnis wird aber heute, nachdem die Redefreiheit am Grabe durch die neue Reichsverfassung gewährleistet ist, wohl in keinem Falle mehr versagt werden. Einem Redner in Berlin, der sich in dieser Sache an das Konsistorium wandle, antwortete der Präsident „. . . Ihre Auffassung über die Redefreiheit am Grabe oder in der Begräbniskapelle ist mit Rücksicht auf Art. 123 der Ver fassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1911 insofern zutreffend, als sür Laienreden unter freiem Himmel oder auch kn geschloffenem Raume Anzeige- oder Genehmigungspflicht, soweit Polzeibehörden in Betracht kommen, nicht besteht und ein Verbot oder eine Verhinderung durch die Polizeibehörde nur bei Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit er folgen darf. Gleichwohl bleibt dem Eigentümer des Friedhofes das Recht, in Fricdhofsordnunaen zu verbieten oder von seiner Zustimmung abhängig zu machen, daß und inwieweit Laien- reden am Sarge stattfinden dürfen. Eine Zuwiderhandlung „Dir weiße Lilie vom Gardasee" Nonmn von Erich Friesen. 20 (Nachdruck verboten.) ! Tiefe Nachk. .--7:77- I " Alles schlaft ES schM wcktz'e, langK- streckte Häusermeer der lieblichen KurstaLt Riva. Es , schläft Ser See mit seinen Dampfern nnd Barken. Es schläft -er weite -unkle Park von Schloß Tusculum. . ES schlafe» Kummer und Sorge, Liebe und Haß, Mtmelhochjauchzcnde Freude und tiefstes Herzeleid... - Nur die „weiße Lilie vvm Gardasee" flieht heute ! nacht -er Schlummer. An ihrem weißen NachtgcwanL sitzt sie still, mit gc- ! falteten Händen, am Fenster und blickt mit schwimmen- § -en Augen in die Ferne . . - - Ein seltsames Gefühl durchbevt sie, das sie mit ! Bangen erfüllt . . - Ist das die Liebe, von -er sie so oft gelesen und die sie sich nie recht vorstelleu konnte? . . . Dies Gefühl des Geborgenseius, des Ausruhens in einem andern? Dies grenzenlose Vertrauen, das nichts erschüttern j kapn? ... - - Sie öffnet -aS Neuster. . ' Voll fluten die Mondstrahlcn herein und beleuchten magisch die stille weiße Gestalt mit dem emporge wandten, verklärten Gesicht und den gefalteten Händen. Da fühlt sie mehr, als -aß sie c§ deutlich sieht, wie uyten ein Mann ans und ah geht. . , ' ' " ' i Netzt blickt er herauf. . Ein stummer Gruß ° - 7' ' . Lilia preßt die Hand auf LaS wil-pochende Herz ynd tritt zurück. Langsam schreitet der Mann weiter, i „Erl Erl" frohlockt LiliaS Seele. Dann bricht sie in Tränen aus. ! Törichtes, kleines Herz, warum weinst -u? . - . . > Ahnst du bereits jetzt, daß die Liebe nicht nur höchstes Glück bringt, sondern auch tiefstes Leid? .... Vom sternenübersäten Firmament löst sich ein blin kendes Sterylein und fällt zur KM langsam, ver sprühend. . ' . 8. ---- ...... An der nach Süden zu gelegenen Seite -cs Sees, auf einer sonnenüberglnteten Gartenterrasse, erhebt sich i die schmucke weißlcuchienöe „Villa Eden" mit ihren grünen Fensterläden und weiten Veranden. Ringsum ein Blumeuwunderland. , " . Das glänzt und leuchtet und prangt und blendet in allen Farben, türmt sich zu hohen schwefelgelben Pyra miden, bläht sich zu schillerndblauen Ballen, kriecht wie glühen-rote Schlangen die Baume empor, quillt nnd i vuttet ix bündertkältiaLr Pracht . "Auf einer der win-geschützten Terrassen, »eben einem Blumenrausch von Orchideen, Kamelien und Tu berosen, ruht, langausgestreckt auf einem Korbfofa, eine überschlanke, durchsichtig bleiche Frau in elegantem, spitzssubesetztem Schleppgewarrde. Sie hält ein Ruch in -er Hand; -och scheinen ihre Gedanken nicht bei -er Handlung des französischen No- mans zn sein. Ihr matter Blick irrt umher, als suche er etwas. Langsam entgleitet das Buch den kraftlosen Fingern. Ein Seufzer entringt sich der Brust der Frau. Sie hebt die rechte Hand und blickt mit einem seltsamen Ausdruck in den übergroßen krankhaft glänzenden Augen auf die beiden schmalen Goldreifen, die fast herabgleiten von dem abgemagerten Finger. Ein bitterer Zug entstellt das stolze, kalte Gesicht. Zurück schweifen ihre Gedanken nach der nordischen Heimat . .. Kaleidoskopartig ziehen die verschiedenen Bilder ihres LebeuS an ihrem geistigen Auge vorüber. Sie sieht sich als glänzende Ballschönheit. Ntemand wurde so viel umschwärmt und umworben wie sie, die reiche Komtesse Isolde Gersdorf. Aber ihr Herz blieb starr; alle schickte sie heim, die stürmischen Freier . .. Bis ihr Bruder, Ler elegante Offizier, ihr einmal einen Kameraden vorstellte, der kürzlich von Ler Nordsee- küste nach -er kleinen süddeutschen Stadt versetzt wor- -en war. Beim Anblick des bildhübschen Leutnants fühlte sie zum erstenmal, -aß auch sic, die kalte Schön heit — die „Marmorbraut", wie sie allgemein genannt wurde — etwas wie ein Herz in der Brust hat Ein kaum merklicher Schimmer von Nöte überhaucht bei dieser Erinnerung das schmale Gesicht Ler Frau. Erlebt sie im Geiste noch eiymal Lie Wonne, lener < Jugendzeit? ... ' . Ein an-ereS Bild: - Sie sieht sich als Besiegte — zum erstenmal in ihrem glänzenden Leben — sie, die verwöhnte „Satsonköni- gin". Denn der junge Leutnant Graf Althof war nicht mehr frei. Er hatte eine Braut daheim zurückgelaffen, an -er er mit inniger Liebe hing. Und sie, die stolze Komtesse Isolde Gersdorf, der alle Männer zu Füßen lagen, sollte zurückstehen? . . . Alles in ihr lehnt sich dagegen auf: ihr Stolz, ihr Hochmut, ihre Eitelkeit uno — ihr Herz. Sie will nicht unterliegen --- nein. Um i keinen Preis , i Noch jetzt pressen Lie schmalen Lippen Ler Frau sich zusammen, wenn sie an jene Niederlage Lenkt... , Ein drittes Bild, diesmal voll Glanz und Pracht: ! Sie sieht sich als strahlende Braut am Altar, am Arm des Mannes, -en zu besitzen sie sich geschworen. Es ist ihr gelungen, ihn „jener anderen" zu entreißen — Nlit den niedrigsten Mitteln: durch Koketterie, Lurch Lügen, durch Vcrleumöumr. Aber — sie hat gesiegt! Ein schönes, raffiniertes Weib vermag viel bei einem Lutwüstaeu. aber Willensschwächen Mau» — -r- > Noch jetzt blitzt es triumphierens aus m oen muoen Augen Ser Kranken, La sie jenes Triumphs gedenkt... Ein nächstes Bild, schon weniger farbenprächtig: Sie sieht sich al- Gattin und Mutter in einem großen Lüsteren Hause. Ein blondlockiger Knabe spielt zu ihren Füßen — da- Ebenbild des Vaters. Trotzdem — sie ist nicht zufrieden. Durch Ränke u»L Schliche läßt sich kein Glück erkaufen. Bald nach -er Hochzeit merkte sic, -aß ihr Gatte sie nicht liebte, daß sein Herz noch im mer an Ler einstigen, so fchnöLe verlaßenen Braut hing. UnS als Lie Nachricht eintraf, Lie junge Baronesse Ingeborg von Berkow habe sich von einem italienischen Schulreiter entführen lassen, Lem sie im Ausland an- aetraut wurde — -a zog etwas wie kalter Winterschauer durch Lie Ehe LeS Grafe» Herbert Althof und seiner Gemahlin Jsolöe — ' „ - . , Ein tiefer Seufzer ringt sich au- -er matten Brust Ser grübelnden Frau. Ist es nur verletzter Stolz, der sie quält- Oder rührt sich vielleicht auch in diesem sehr hochmütigen Herzen etwas wie — Gewissen? ... Wieder ein Bild düster, mit schwarzem Trauer flor umhängt: Vor ihr eine Tragbahre, auf Ler langauSgestreckt eine stille Gestalt liegt: ihr Gatte, -er bei einer Reiter- übuna vom Pferd gestürzt. Die Augen sind wie ge- brachen, Ler Atem scheint zu stocken. Aber bei ihrem Anblick bewegt er Lie schmcrzverzogenen Lippen ganz schwach. Und -ie kaum verständlichen Worte hauchen an ihr Ohr: „Ich —. verzeihe Dir, Isolde: aber — ick habe nur — jene andere gesteht «7-^ immer Dann war er tot . Ein Schauer, der sie wie litt Fieber hin und her schüttelt, überfliegt die in sich zusammMgMnkeW Frauengestalt dort auf dem Korbsofa - W?- Rasch ein anderes Bild! Rasch- rasch I! ,, , - . Doch kein freundliches Bild will sich mehr vor ihrem geistigen Auge aufrollen. Von nun ab alles trüb«, grau in grau: Sie sieht ihre ohnehin nie kräftige Ge sundheit schwanken ... sicht sich magerer und magerer, schwächer und schwächer werden. Nicht nur ihr Herz, auch ihr unbeugsamer Stolz hat den Todesstoß erlitten. Nicht mehr vermag sie sich aufzurafsen. Aber einen heißen Hatz nährt sie in ihrem Innern gegen die Frau, die sie glaubte besiegt zu haben, und der doch -aL Herz des Gatten gekörte — btS zum Tode . -. , Gräfin Isolde Althof ringt nach ME Zyr« kranke Lunge schmerzt. Ihr Puls fliegt. Mühsam erhebt sie sich und tritt an die Veranda brüstung/ über den Blumenrausch hinweMähend nach der Straße.- 1 Und ein warmer AuSdruck, der seltsam Mit der swl- zen Kälte des übrigen Gesichts konrrasttert^ tritt in ihre Augen- als sie den Sohn daherkommen flehte- ralcht out kräktstren Sckritteiu wie eL Line Art M LLortfetzung solM . , ,
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