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Frankenberger Tageblatt 8» Dienstag de« 21. Z««t ISA nachmittags 8V. Jahrgang 142 Klesse» Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Flöha, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Frankenberg sowie sonstiger Staats- und Gemeindebehörden für den Amtsbezirk Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Emst Rohberg sen. in Frankenberg i. Sa. Druck und Verlag von C. G. Rohberg, Frankenberg L LL Im «e»altlon»trlle die »0 MM »keil, L«Il« » vr. ßür «u» dem »«»«erichUbeilrk Frankenber, detraem die vreil« »» M.. ».«» M. und L4» M. diel« «rueixu Pud »ei «uf,»te »u dejejl«. «llr «achweid und «ermINelunu »0 M. «suder^tli-r. Wie schmier!,« uu» de« Pladdorschrtft« «u sich la«, für Wieder-« lua«i<ch»ruit «rmiijiguu- «ach se-fte-ender Staffel. Anzeiger MrsSaM, jeden werkt-,-do»,. V«I «d-«luu, M de» yrankudrrE «»Ladestellen monatlich L w. «ei Zustellung durch Voten und «ost fiel in, hau» monattich Ü.S0 M., vierlelsSdrllch 10.SO M. «iu^lnummern »0 Vf,., mit»arMer- LS Pfg. vettellitüae» werde« d»n den «otea «ad «u»,adestrllen la Stadt und Land, sowie do« all« Postonstalten angenommen. U«M»«>aovto> Lei»,«, ,«roi. «emeindeairoko«»», »rankmder, st. Uernsprecheri »elearamme - r°,eblatt grankendergsachsal. Nachstehender II. »»ei,««»« rur Wasserwerksorbnung der Stadt Frankenberg wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Stadtrat Frankenberg, am 21. Juni 1S21. II. Nachtrag t«r Wafferwerksordnung d. Stabt Frankenberg I. In z 12 (veröl. I. Nachtrag) tritt an die Stelle der Zahl 25: .50". II. In S 15 wird al» 2. Absatz eingeschoben: .Der Abmieter ist berechtigt, über den Verbrauch de» von ihm bewohnten Grundstücks an Wasser Erkundigung beim Wasserwerk einzuholen." m. Au» Anlaß der mit dem 1. April dieses Jahres in Kraft getretenen Erhöhung des Waffer- vreise» (für Wasser zu haurwirtschastlichen Zwecken von 40 Pfg. auf 80 Pfg. und zu gewerb lichen und industriellen Zwecken von 25 Pfg. aus 50 Pfg. für den Kubikmeter) M der Grund- stückstbesitzer im Falle einer deshalb beabsichtigten Mietzinsstetgerung zu einer solchen Mehrforderung tedlglich im Betrage der wirklich eingetretenen Wasserprei»erhohung berechtigt. «WWMIMWMWMWgUWMMMMMMWgWMMMMMiaiNMtWMNNMUMIweaMeNMMWWWW»»« IV. Der Nachtrag tritt mit dem 1. April dieses Jahres in Kraft. Frankenberg, den 14. Juni 1S21. Der Stadtrat. Die Stadtverordnete. (Sgl.) J.V.: Dr. Wolf. Lehmann. Auf Blatt 30 des Vereinsregisters ist heute der Verein Vwr»v«S«1i» 8»vl»««i»daSgf eingetragen worden. Amtsgericht Frankenberg, den 20. Juni 1921. Gemeinde-Verbands-Sparkaffe Niederwiesa Zweigstelle vrauuSdors geöffnet jeden Mittwoch Nachmittag» von 3—8 Uhr Tageblatt-Bestellungen "LLiSKS.m'Ä'.Ä brr llelcbrlksnrier über mirere rege Reichskanzler Dr. Wirch hielt am Sonntag vormittag in einer Versammlung des deutschen Eewerkschastsbundes in Essen «ine Red«, in welcher er u. a. ausführt«: „Ich w«rd« Ihnen aufrichtig und ehrlich, aber auch mu tigen Herzens unsere derzeitige Lage schildern. Wir wollen ein Ultimatum erfüllen, das Ultimatum von London. Wir wollen niemandem rechten, der Nein gesagt hat. Wir haben bas Ja gesagt. Und was das Ja bedeutet, das aus einanderzusetzen ist meine Pflicht und Schuldigkeit. Ich achte und respektiere die Gefühle der«r, die nicht Ja gesagt haben. Aber, meine Damen und Herren, die Gefühlswelt allein ist nicht das letzte Wort in der Politik. (Sehr richtig!) Die Mehrheit unseres Volkes war für das Ja. Die heute durch mich bei Ihnen vertretene Reichsregierung ist ein« Regierung der Erfüllung. Datz aber die Annahme des Ultimatums ein« harte Entscheidung war, brauche ich Ihnen nicht erst auseinanderzusetzen. > , i ! Was können Mir erfüllen? Di« Abgabe der Waffen, die Auflösung gewisser Wehren, das können wir erfüllen. Es mag schmerzlich sein für den oder jenen Patrioten im Deutschen Reich, für einzelne Land- flachen in Deutschland, denken Sie an Bayern, die Waffen abzuliefern. Ich glaube aber, wir sind soweit, daß wir auch bezüglich Bayerns sagen können, auch diejenigen, denen es im Innern zuwider war, diesen Schritt zu gehen, sind ihn Gott sei Dank schon in weitem Matze gegangen. (Bravo!) Dis Auflösung d«r Wehren ist eine ebenso harte Pflicht. Ich bin ob«r überzeugt, Latz auch diese zweite Forderung in Kürz« erfüllt sein wird. Es ist ein schwerer Gedanke, an der Spitze eines wehrlosen Volkes zu stehen. Gerade hier im Ruhrgebiet, hier im Zentrum der grotzen schaffenden Stätten, gerade hier wiederhole ich es: wir haben das Ja gesprochen, der deutschen Einheit wegen und d«r deutschen Freiheit wegen. (Bravo!) Di« geistige soziale Freiheit haben wir für alle Volksgenossen durch das Jawort ge rettet. (Beifall.) Ich Weitz nicht, ob man heute allerorts einisieht/ , .. ! ! l was «s heitzt, unter Zwang zu arbeiten. Aus den Stimmen, die an mich kommen ersehe ich, wie gewaltig di« Not wächst unter den wirtschaftlichen Sank tionen, sehe ich, welch eine Not erst hätte kommen müssen für das gesamte Ruhrgebiet, Rheinland und Westfalen, wenn Sie an der Arbeitsstätte unter dem Zwange feindlicher Bajonette das Ultimatum hätten erfüllen müssen, das wir jetzt in Freiheit zu erfüllen suchen werden. Als Süddeut scher freue ich mich, hier jn Essen sagen zu können, wir in Süddeutschland denken bei aller Wahrung unserer Eigenart ni« und nimmer daran, uns von unseren norddeutschen Brü dern zu trennen. (Beifall.) Wenn die politischen Würfel fallen, werde ich jederzeit dahin wirken, die deutschen Stämme! und deutschen Lande einander näher zu bringen, sie zu einen Unter voller Wahrung ihrer Eigenart. Wir haben das Ulti matum angenommen um dies köstlichste Gut der Einheit zu retten. Ist uns diese Rettung gelungen? Auch für dies« Frage hat die Annahme des Ultimatums «ine große Und gewaltige Bedeutung. Gjaubt denn jemand unter Ihnen, daß, Wenn die Franzosen das Ruhrgebiet beseht hätten, wenn sie vorgerückt wären bis Hamm, datz gleichzeitig die Polen in Oberschlesien sich begnügt hätten nur mit dem Raum«, welchen sie jetzt zur Stunde noch in Händen haben? OberMsim und dl« Annahme des Ultimatum« haben «inen inneren Zusammenhang insofern, als durch die Annahme des Ultimatums der Weg frei wurde zur nach drücklichen Betonung unseres Rechts, das auf den Bestimmun gen des Friedensoertrages beruht. Will man in Europa eine neu« freiheitliche Entwickelung, will man ernstlich in Deutsch land eine freie Demokratie und «ine demokratische Republik, so mutz di« ganze Welt in Oberschlesien «in ehrliches Und aufrichtiges Spiel mit dem deutschen Volke spielen. (Sehr richtig!) Die Bevölkerung hat abgestimmt. Gsaubt jemand in Deutschland, glaubt jemand in England und Fransteich, -ah einer von d»n alliierten Machthabern am deutschen Ple biszit vorbeigehen darf? Die Wunde würde sich im euro päischen Leben nie schließen, wenn der Gedanke der demo kratischen Freiheit und der Selbstbestimmung verletzt würde. , i Ein Brandherd für «In ganzes Jahrhundert mützte aus Oberschlesien hervorlodern, wenn das Recht der dortigen Deutschen tödlich verletzt würde. Die polnischen Auf ständischen haben nicht nur das Recht Deutschlands angegriffen, sie haben die Alliierten selbst angegriffen. Darum rufen wir es hinaus in alle Welt, es würde für die alliierten Mächte ein verhängnisvolles Zeichen sein, wenn sie den Gedanken des Rechts und Les Friedensvertrages nicht rasch und bald endgültig zum Siege verhelfen. (Beifall.) Je mehr die Diktatur eines Korfanty sich dort auslebt, je schwächer die alliierten Regierungen sich gebärden, um so fester werden wir den Ruf erheben, datz das deutsche Volk ein Recht hat, sofern es in Erfüllung des Ultimatums arbeitet, ehrlich und anständig behandelt zu werden. (Beifall.) Nun zu den Re-, parationen. Wir sollen 2 Milliarden an festen Annuitäten pro Jahr bezahlen, wir sollen 26 Prozent der Ausfuhr be zahlen, und wir sollen drittens die Besatzungskosten tragen. Die letzte Sumnie ist die unproduktivste, sie trägt nicht bei zum Wiederaufbau, sondern schwächt unsere Leistungskraft genau wie die Sanktionen. Der Ruf geht hinaus , an di« Arbeiterschaft aller Länder: Sorgt überall dafür im demokratischen Geiste, datz das, was Deutschland zahlt, nicht zu unnötigen Ausgaben ver wendet wird! Jn diesem Sinne glaube ich auch, datz eine grotze Arbeiterbewegung aller Länder von Segen für alle sein wird. Vom ersten Tag an, wo wir 'die neue Re gierung gebildet haben, war es mein eifrigstes Bestreben, Männer HU finden, die den Gedanken der Solidarität, der gemeinsamen Arbeit auch zu den Alliierten hinübertragen. Ich habe für das Ministerium des Wiederaufbaues einen Mann gesunden,, der im Kriege eine grotze organisatorisch«! Leistung vollbracht hat, Herrn Dr. Rathenau. Alle, die im Kriege in grotzer Organisation gearbeitet haben, alle die brauchen wir wieder, mögen sie eine Parteifarbe haben wie sie wollen. Im neuen Deutschland bedeutet Opposition die Bereitwilligkeit, an dem Tage, wo die Regierung zurücktritt, selbst die Geschäfte zu übernehmen. Wir sind l i auf «in Trümmerfeld berufen worden, Ordnung zu schaffen. Das ist uns teilweise ge glückt. Jn einer freien deutschen Republik wenden wir die feste Hand an, und wir werden von unseren Freunden die allergrößten Opfer verlangen. Es liegt ein neues Deutsch land vor uns. Lassen wir die alten Gewalten, sie sind in ihrem Glanze verblichen. Die Erneuerung unseres deut schen Vaterlandes ruht aus dem freien Willen der ganzen Nätion. Sie fragen mich nun: Werden wir die 2 Mil liarden Gold ausbringen? Ich bin ,in der glücklichen Lage, Ihnen mittellen zu können, datz die Einnahmen des Reich«s bereits im letzten Jahr über 45 Milliarden betragen haben. (Beifall.) Es ist keine Demagogie, wenn ich hier erkläre, datz unter den gewaltigen Auskommen der Reichseinkommen- (tsuer s di« Lohn- und Gehaltsempfänger an erster Stelle der Leistungen für das Reich stehen. Das ist die allergrötzte patriotische Tat, die geschehen ist bei Kriegsende, datz die Lohn- und Gehaltsempfänger einen Teil ihres verdienten Lohnes durch den festen Abzug dem Vaterland« zur Verl fügung gestellt haben. (Beifall.) Keine Tür kann sich ver- schlietzen, vor der grotzen Pflicht des Opfers. Wer sich ihr entzieht, ist ein Verräter an seinem Volke. (Beifall.) Ich bin überzeugt, der innere Etat unseres Vaterlandes wird in den nächsten Jahren mit einem gewissen Plus, mit einem gewissen Ueberschutz abschlietzen können. Wir werden, wenn das Notopfer abgeschlossen ist, von den 45 Milliar den durch die noch folgenden Eingänge zur Einkommen- und zur Umsatzsteuer das, was wir im Jahre 1920 erreichen wollten, ganz grwitz erreichen. Jetzt kommt der zweite Kon flikt, das sind di« ; - ! ! ! B«t riebsverwaltungen. , Mir müssen versuchen, di« grotzen Bftriebe, Post und Eisenbahn rationell auszugestalten, um von den Riesen» felMeträgen herunterzukommen, wobei allerdings «ine Vor-! anssetzung gegeben sein mutz: innerpolitische Unruhen können wir nicht gebrauchen, wenn wir gesunden wollen. (Sehv richtig!) Aber das sage ich: Wer die Gewalt erhebt in der freien Volksrepublik, der soll auch sehen, datz eine staats liche Gewalt da ijt, um den Geist der Unordnung und der Zerstörung aus unserem Vaterland« herauszuwerfen! (Sehr richtig!) Wir kommen zum Haushält der Reparationen. Ich bin der letzte, der den Mut nicht aufbringt, dem Besitz auch die Opfer zuzuweisen, welche er bringen kann und bringen mutz. Ich habe unter schweren Kämpfen erreich^ datz ein Teil des Notopfers alsbald eingezogen wird. Gratz« Vorlagen sind in Vorbereitung, ich erinnere an di« Körper» schaftssteuer. Der Gedanke der Erfassung der Goldwerte muh im Auge behalten werden, das ist für mich «in« politisch» Notwendigkeit. Ich warne davor uns in zwei Lag»r zu spalten, > ! ! ' ! ! ' ! s j s > s " ! hie. PraletMer und hie Besitzer von Goldwerte«. Das wäre eine verhaugisvolle Wahlschlacht «in Un glück für unser Vaterland. Ich bin überzeugt, der deutsch« Arbeiter und der Beamte siegt, datz alle Kreis« unseres Volke» ersatzt werden, dann werden auch Sie zu dem unumgänglich notwendigen Opfer bereit sein. (Sehr richtig!) Es darf keine Reparationsgewinnler geben, wie es Kriegs- und Rei- volutionsgewinnler gab. Die Frage ist für mich, ob will in der Lage sind, die Produktion mit einer Last zu beleg«» und unseren Export lebenskräftig zu erhalten. Wir komme» nicht darum hemm, aus der Kohle mehr herauszüholen. Ich weitz nicht, inwieweit wir das von den Feinden auf gebürdete Ziel erreichen werden, aber datz wir es erreichen, wenn wir es wollen, das ist für mich gewitz. Es ist mein« heilige Pflicht, den Arbeitern die damals in der schwerst«» Not geholfen haben, durch Ueberschichten uns aus -der Not zu retten, meinen Dank auszusprechen. (Bravo.! Der Ueber- gang zur freien Wirtschaft, zur freien Getreidewirtschaft ist unendlich schwer. Ich weitz, das neue grotze Bewegungen kommen können gerade in den Monaten, wo wir neue Steuern aufbringen. Wer dann nicht jeder roten Fahne hinterher laufen! ' > ! Auch Streiks allein schassen uns kein Glück Und keine Wohltat. Demokratische Verständigung, das Ist die Art in welcher wir dem Ziele des Opfers und d«r Freiheit dienen wollen. Unsere Aufgabe Ist riesenhaft. Es kann 20 Jahre dauern, bis die grotze Last abgebürdet ist. Den Alliierten und ehemaligen Feinden sei gesagt: wir wollen leisten und erfüllen, aber Ihr dürft uns nicht die Hoffnung nehmen, datz wir durch Arbeit wieder selbst unser eigenes Glück gewinnen können! Darum geht der Ruf in die ganze Welt hinaus: lebt die Flinte weg! Glaubt dem neuen demokratischen Deutschland! Dient aber selbst, die Ihr in Frankreich und England die Machit in Händen habt, dein Ge danken der Freiheit, indem Ihr in OberWesien und am deutschen Rhein den, deutschen Volke das alte Recht gewährt! Der Wiederaufbau ist das Werk der ganzen gesitteten Welt. Wir vertrauen auf den Glauben, datz die Welt für den Ge danken des Rechts wieder zu gewinnen sein wird. ver beilebtte kesis Völlige Abkehr vom Radikalismus Trotzkis Kopenhagen, 19. 6. Wie die „Stockholm Tidende" au« Helsinasors erfährt, hat Lenin anläßlich einer Zusammenkunft von Bolscheroistensührern gcäntzcrt, das Sowjetsystem sei nicht imstande, die russische Industrie, die sich in völliger Anarchie be- findet, wieder auf die Fiche zu bringen. Die Hilfe der Entente staaten sei daher unentbehrlich. Da die Entente die Einberufung einer konstituierenden Nationalversammlung verlange, sei Rutz- land gezwungen, diesem Wunsche nachzukommen und Wahle» auszuschreiben. Lenins Rede erregte außerordentliche Unruhe und es kain zu Lärmszenen. Nachdem wieder einigermaßen Ruhe eingetreten war, stellte Lenin die Forderung, datz die radikalen Volkskom- missgre, darunter auch Trotzki, bis auf weiteres ihre Macht au» den Händen geben und nach der Krim reisen sollten. Wie ferner aus Helsingfors gemeldet wird, sollen Trotzki und Dzersjiski zurzeit tatsächlich sich jeder Teilnahme an den Regierungsgeschäften enthalten.